Ostsee 2020

Bis zuletzt war unklar, ob wir den Sommer auf unserem Boot STORMVOGEL auf der Ostsee verbringen werden. Das Coronavirus machte jede Planung unmöglich. Für uns stand fest: Wenn wir nicht wenigstens nach Dänemark einreisen dürfen, dann lassen wir STORMVOGEL in der Halle und bringen ihn gar nicht erst zu Wasser.

Route Ostsee 2020 – darauf klicken um auf die interaktive Karte zu kommen

Doch Mitte Juni entspannte sich die Cornalage in Europa und Dänemark erlaubte zunächst die Einreise für Deutsche aus Schleswig-Holstein, später dann für alle Deutsche. Einen konkreten Törnplan hatten wir aufgrund der Dynamik der Pandemie nicht erstellt, standen aber in regelmäßigen Kontakt zu Segelfreunden aus Deutschland und Norwegen. Der grobe Plan war, uns irgendwo in der westlichen Ostsee, Kattegatt oder Skagerak mit den Booten zu treffen.

Stormvogel vor Anker auf Lyö (Dänemark)

Immer wenn wir vom Haus auf das Boot ziehen dauert es ein paar Tage, bis wir uns an Bord eingelebt haben. Das hängt wohl auch mit der Verwandlung von „wir“ zu „Skipper“ und Mannschaft“ zusammen. Nicht zu erwähnen sind, wie in jedem Jahr, die ersten Hafen- und Schleusenmanöver zu Beginn der Segelsaison. Aber nach ein paar Tagen läuft es wie am Schnürchen und wir leben auf dem Wasser.

Im Nachhinein betrachtet lässt sich unsere gut zweimonatige Sommereise in fünf Reiseabschnitte unterteilen. In dieser Zeit hat der Skipper einen Reiseblog geführt und tägliche Eindrücke, Erlebnisse und Reisefotos darin festgehalten. Durch Klicken auf die jeweiligen Links (grüne Schrift) kommt man ganz einfach zum jeweiligen Beitrag mit Fotos.

Nach der Passage des Nord-Ostsee-Kanals trieben wir uns in den ersten beiden Wochen in der Dänischen Südsee herum: Einleben an Bord im Hafen von Marstal, Segelfreunde vor Anker auf Lyö (Lyø) treffen, eine Kühlschrankreparatur in Sonderburg (Sønderborg) und unerwartet tolle Livemusik ganz im Norden vor Langeland, in Lohals.

Rödvig / Stevens (Dänemark)

Danach wollten wir uns mit Enkeln, Neffen und einem Bruder auf Rügen treffen. Also auf nach Stralsund in zwei Etappen! Zunächst durch das wunderbare Smaland Fahrwasser im rauhen Wind (Smålandsfarvandet) nach Osten, durch den Grönsund (Grønsund) in Windstille nach Süden und endlich mal wieder im Besten Hafen der westlichen Ostsee übernachtet: Haesnes (Hesnæs). Leider im Regen, leider nur für eine Nacht. Der Wind steht gut. Daher am nächsten Tag direkt weiter in den Stadthafen von Stralsund. Zeitweise haben wir dort acht Gäste an Bord. Unter Deck, es regnet! Doch im Prinzip haben wir Glück mit dem Wetter und verbringen eine gute Zeit auf dem Greifswalder Bodden und den Häfen von Hiddensee und Ralswiek.

Hiddensee / Hafen Langer Ort (Vitte)

Mit Blick auf den Kalender wird klar, das wir uns mal langsam nach Norden aufmachen müssten, wollen wir noch tatsächlich unsere Segelfreunde aus Norwegen irgendwo treffen. Die Route führt uns in einem wunderbaren Übernachter über Rödvig (Rødvig) in den Öresund (Øresund) und zunächst nach Helsingör (Helsingør). Dort bleiben wir ein paar Tage: Die Suche nach einem kleinem Leck kostet uns einen ganzen langen Tag, das unpassende Wetter für den nächsten Schlag nach Anholt trägt auch nicht zu einer schnellen Weiterreise bei. Das ist aber alles weiter nicht schlimm, denn so erkunden wir in aller Ruhe die Stadt und lassen uns es gut gehen.

Nach vier Tagen geht es endlich weiter nach Anholt. Kaum sind wir dort fest kommt eine große Halberg Rassy aus Norwegen und führt das ganz große Hafenkino auf. Unsere Segelfreunde aus Norwegen sind es zum Glück nicht, die liegen derweil auf der Lauer am südlichen Ausgang des Oslofjords und warten auf ein Wetterfenster für den Schlag nach Süden. Das wird aber erst mal nichts, denn es herrschen nur für uns günstige südwestliche Winde, die uns perfekt nach Laesö (Læsø) wehen. Dort bleiben wir eine ganze Weile, oder besser der Skipper bleibt dort lange. Denn seine Mannschaft hat sich schon seit Monaten für einen Familientermin in Berlin verabredet. Selbst an Bord des STORMVOGELS unter dem Kommando seines selbstsüchtigen Skippers kann und darf seine Mannschaft ihre eigenen Prioritäten setzten. Unglaublich, aber wahr.

Strand auf Anholt

Mittlerweile sind die Freunde in Skagen eingetroffen, wir liegen 30 Seemeilen weiter südlich auf Laesö. Wie erwartet, wie erhofft kommt die Mannschaft planmäßig zurück und bringt sogar noch einen Sohn als Gast für die kommenden zwei Wochen mit. So verlassen wir tags darauf Laesö und gehen auch nach Skagen. Da waren wir noch nie. Endlich mal wieder Neuland, auch wenn sich die kleine Stadt so ganz anders als die ländliche Idylle von Laesö (Læsø) anfühlt. Man könnte auch sagen, dieser riesige Fischereihafen ist aufregend anders und das lag sicher nicht nur an der großen Aquavitverkostung in Skagen!

Stormvogel im Fischereihafen von Skagen (Dänemark)

Die Coronasituation ändert sich täglich und die Norweger befürchten, nach Rückkehr aus Dänemark in Quarantäne zu müssen. So trennen wir uns nach drei Tagen wieder. Die einen gehen zurück in den Oslofjord, wir andere in die Schären der Westküste von Schweden, nördlich von Marstrand. Unsere Freunde kennen das Revier recht gut und haben uns ein paar gute Ankerplätze in die Seekarte gesetzt. Die ersten beiden Tage vertrödeln wir vor Anker auf Danholmen. Mit dem Bade im Meere will es aber zunächst nicht richtig klappen. Ausnahmsweise liegt es nicht an den Temperaturen, sondern an den vielen roten Feuerquallen im Wasser. Im folgenden Bienenstock von Gullholmen geben wir uns nur eine Nacht – viel zu viel Menschen auf Booten in Partylaune. Doch die sehr eng mit süßen kleinen Häuschen bebaute Insel war die Nacht auf jeden Fall wert. In Fiskebäckskil treffen wir deutsche Segelfreunde, die wir erstmals vor vielen Jahren im Pazifik, auf Niue kennen gelernt haben. Zusammen verziehen wir auf Anker vor der Insel Lyr und verbringen dort zwei perfekte Sommertage. Inklusive Baden, Campfire und BBQ am Strand. Die Tage waren ein echtes Highlight der Reise.

Lagerfeuer vor Lyr (Schweden)

So langsam wird es Zeit an die Rückreise zu denken. Mitte September hat die Mannschaft einen weiteren wichtigen Termin und wir wollen dann zu Hause sein. Dem Gast sind die Tage mit den Eltern genug und er mustert via Fähren und Bus bereits in Marstrand ab. Wieder alleine machen wir uns also auf den Rückweg und verbringen eine letzte Nacht in Schweden vor Anker auf Vrängö (Vrångö). Tags darauf direkt nach Anholt, unter Maschine. Große Flaute für die kommenden Tage im Norden, südlich von Anholt guter Segelwind für den weiteren Südkurs. Nur eine Nacht in Anholt, aber diesmal mit Sundowner in der Orakelbar.

Abendstimmung auf Samsö

Wetter und Mannschaften anderer Boote machen uns auf Samsö (Samsø) ein wenig zu schaffen. Aber auch die Digitalisierung von Yachthäfen steigert die schlechte Laune des Skippers. Doch im Grunde liegt die schlechte Laune nur an der Rückreise. Rückreisen sind immer doof und der Skipper möchte das Ende dieser schönen Reise eigentlich immer weiter heraus zögern. Doch Middelfart und erneut Lyö (Lyø) bringen uns unweigerlich näher nach Hause. Nach 65 Tagen an Bord machen wir in Wendtorf fest. Zum Glück bei schlechtem Wetter!

Das war er also. Unser Sommertörn 2020 auf der Ostsee.

Stillstand ist der Tot.

Runter vom Sofa, raus in die Welt.

Peter.

P.S: Etwas Statistik

Anhand des wie immer geführten Logbuchs ergibt der Übertrag in EXCEL (12/10/2020) folgende Kennzahlen:

  • 987 Seemeilen
  • 65 Reisetage
  • 35 Segeltage
  • 30 Hafentage
  • 10 Ankertage
  • 1 Übernachter
  • 70 Motorstunden

Wenn wir die Rückreise von Wendtorf nach Glückstadt mit einbziehen, kommen wir auf gut 1.000 Seemeilen – fühlte sich nicht so an!

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