Tag 52&53: Lyr

Die Insel Lyr (oder Lyrön) befindet sich gut 20 Seemeilen südlich von uns. Wie schon fast üblich packen wir die Segel gar nicht erst aus, sondern laufen unter Maschine im Schärenfahrwasser vorbei an Felsen, passieren offene Seebereiche und kleine Orte.

Wie wir später auf einer Hinweistafel lernen, liegt Lyr inmitten des Naturschutzgebietes Stigfjorden. Doch die meisten Uferzonen sind vom Naturschutzgebiet ausgenommen. Jetzt kurven wir schon ein paar Tage durch die Felsen und gewöhnen uns an deren Anblick, doch als wir das Nord-Süd laufende Hauptfahrwasser verlassen und nach Osten in den Stigfjord einlaufen, wirken die Felsen noch viel mehr nach Mond. Einige auch nach Mars, denn sie sind rötlich. Viel weniger Bootsverkehr hier.

Dank Seekarte und Plotter die Ankerbucht auf Anhieb gefunden, zwei Eingeborene liegen an Mooringbojen. Wir erkunden in einer kurzen Schleife zunächst die Wassertiefen und ankern dann auf 5 Meter Wasser (58° 04,2’N 11° 32,1′ E) ganz komfortabel zwischen den Felsen. Optisch ist die Bucht nach Osten ganz gut offen, was vielleicht schlecht bei Oststurm wäre. Doch wir haben seit Tagen schönes Wetter mit wenig Wind und auch die Vorhersage sieht perfekt aus.

Die Überragende Nachricht des Tages: Die Gegend ist völlig frei von Quallen. Die Badesaison ist eröffnet!

Ebenso wichtig: Vor Abreise aus Fiskebäckskil waren wir Morgens noch kurz in einem „Tempo“ einkaufen. Spaßig, diese Namensspielchen. Einem Ankerleben in Saus & Braus steht nichts mehr im Wege!

Der Gast an Bord kommt mit dem Außenborder vom Dingi nicht so richtig klar und paddelt lieber. Auch OK, spart schließlich Benzin und schon die Umwelt. Irgendwo muss man ja anfangen. Während die einen schwimmen, die anderen scouten, wo man wohl ein kleines Campfire anzünden könnte, ist der Skipper schwer mit Büroarbeit beschäftigt. Also früher, da lag man irgendwo auf Anker, hatte kein Handy (oder später wenigstens keinen Handyempfang) und war schlicht unerreichbar.

Doch 2020 ist das anders.

Wirklich kein Schnack:
In Dänemark und Schweden haben wir zu jeder Zeit, an jedem Ort vollen 4G Empfang. Seit der EU Roomingverordnung kaufen wir keine lokalen SIM Karten mehr, sondern reisen mit ALDITALK (also EPLUS) und als Rückfallposition mit PENNY MOBIL (also TELEKOM). Doch die braucht man wirklich nicht, denn die EPLUS Roomingpartner sind in beiden Ländern exzellent.
Also keine Ausreden und übernommene Verpflichtungen werden klaglos erfüllt. Auch vom Skipper.

Nun, zurück nach Lyr.

Der Gast verkündet, wann er abreisen möchte (Genug ist Genug!) und der Skipper rechnet und plant. Auch noch Reisebüro! Doch am Ende ist es auch die Mannschaft, die mal genauer wissen möchte, wann & wie wir wieder zurück nach Hause kommen. Wichtige Termine warten. Oder besser: Wir warten seit Monaten auf Termine, die wir auf keinen Fall verschieben wollen. Klar, es geht um Arzttermine. Routine, Routine.

Am Tage streifen wir über die Insel und sind erstaunt, wie erschlossen sie ist. Vom Wasser aus sah´ sie nahezu unbewohnt aus, doch wir finden eine Straße die zu einer mittelgroßen Fähre führt. Daran ab und zu einen Bauernhof und, natürlich, Ferienhäuser. Aber nur wenige Menschen sehen wir. Dabei sind doch in Schweden noch Sommerferien.

Die Fähre ist drahtgebunden und fährt auch bei Bedarf. Dazu muss man nur klingeln 😉

Es ist heiß, an der Fähre gibt es leider kein Bier und zurück sind es bestimmt drei Kilometer. Dann trotten wir mal los…gehen schwimmen, tanken frische Kräfte auf dem Kühlschrank und bereiten uns auf den Abend vor: Grillen & Lagerfeuer auf der kleinen Insel Bockholmama an der Ostseite des Fahrwassers. Während ANICO ein HighSpeed Dingi sein Eigen nennt, tuckern wir mit unserer Schnecke schon mal los. Der Skipper fragt sich, ob denn auch Dingis tiefgangbehindert sein können. Drei Personen, Grillzeug, Drinks und vor allem jede Menge Wasser im Boot. Das läuft ja auch nicht raus, wenn das Schlauchboot so tief im Wasser liegt. Nun, der Strand ist nahe und dort werden wir das Wasser garantiert los.

Irgend jemand hat eine Feuerstelle eingerichtet, ein Messer und, man glaubt es kaum, eine Spiritusflasche zurück gelassen. Wir sammeln Treibholz und drapieren unsere karge Beute in der Feuerstelle. Feuer = Wichtig. Mücken mögen kein Feuer. Oder wenigstens keinen Qualm.

Unser mobiler Grill muss erst mal jede Menge Gemüse über sich ergehen lassen. Vegetarier bestehen auf fleischfreie Zubereitung. Wenn wir auch noch einen Veganer dabei hätten, würde es wirklich schwierig! Erst als die Gemüseberge alle sind kommt das auf den Grill, weswegen Grills überhaupt erfunden wurden: Totes Tier. Jede Menge totes Tier.

Das Feuer entzündet, jetzt doch etwas unsicher, ob wir innerhalb oder außerhalb des Naturschutzgebietes sind. Später stellt sich heraus: Ganz klar außerhalb der Sperrzone. Alles richtig gemacht.

Mit dem letzten Tageslicht zurück zum Boot.

Was für ein besonderer Abend! Sehr schön und irgendwie so eine Art krönender Abschluss.

Morgen den Gast zum Bus in Marstrand bringen, dann weiter nach Vrängö, Anholt und Samsö, durch den kleinen Belt in die Kieler Förde.

Das ist der Plan…

das ist der RÜCKREISEplan.

Schauen wir mal, was das Wetter dazu sagt.

Peter.

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