Die drei sind Marstrand, Vrängö und Anholt, letzteres sicher ein kleiner Frevel.
Doch der Reihe nach:
Der Gast steigt planmäßig in Marstrand aus und wird mit dem Bus nach Göteborg, mit der Fähre nach Kiel und mit der Bahn nach Elmshorn reisen. Der Mannschaft ist der Trennungsschmerz anzumerken und auch der Skipper sorgt sich ein wenig, ob der Gast denn wirklich diese komplizierte Reiseroute meistern wird. Doch, wie immer, hilft Rationalität: Der Gast ist nicht nur einfach Kind. Wird er ja auch ewig bleiben. Nein, er ist mittlerweile selbst ein erfahrener Reisender, der hat schon ganz andere Wege in der Welt zurück gelegt.

Abschied, ein wenig Wehmut, doch wir werden uns ja schon bald wieder sehen.
Es ist bereits Nachsaison in Marstrand, doch der Liegeplatz ist super-teuer im Vergleich zu einem Ankerplatz. (Toller Vergleich, oder?) Der Unterschied liegt jedoch nicht nur einfach im Preis. Die Nutzung der Waschmaschinen im Hafenhaus ist mittlerweile im Liegegeld enthalten und so waschen wir tapfer 4 (in Worten VIER) Ladungen und trocknen sie auch gleich. Schon erscheint einem das Liegegeld sehr angemessen, geradezu attraktiv! Doch wir würden nicht soweit gehen, das man nach Marstrand gehen sollte, um seine Wäsche zu waschen.

Eine kurze Abkühlung an der nahe gelegenen Badestelle, eine leckere Pizza am Hafen in neuer alter Zweisamkeit und die Entscheidung, am kommenden Tag nach Vrängö, südlich von Göteborg zu gehen.
Einmal mehr vollständig unter Maschine.
Auf dem Weg dorthin scouten wir zwar noch die eine oder andere alternative Ankerbucht, doch an einem Sommerwochenende in der Nähe von Göteborg braucht man wohl nicht ernsthaft nach Ruhe und Abgeschiedenheit zu suchen. Jeder Schwede hat mindestens ein Boot. Und wenn die Sonne scheint, ist er damit unterwegs. Logisch.

Eigentlich wollen wir in den netten kleinen Hafen von Vrängö, doch gleich gegenüber der Hafeneinfahrt liegen ein paar Boote bei nahezu völlig glattem Wasser auf Anker. Ein Blick in die Seekarte verrät, das man hier ganz gut aufpassen muss: Ein Felsen mit 1 Meter Wasser darüber, ein anderer mit 1,5 Meter. Gut, das sich Felsen in der Regel nicht bewegen und man diese Untiefen mit langsamer Fahrt und Sicherheitsabstand gut umschiffen kann.

Wir ankern etwas zu nah an einem Tagesausflügler auf 6 Meter Wasser (57° 34,8’N 11° 45,4’E) vor den unbewohnten Felseninseln Lockholmen, Mavholmen und Mavholmeskar. Der Tagesausflüger geht am späten Nachmittag Anker auf und so liegen wir ohne eigenes Zutun perfekt.
Keine Quallen in Sicht und der Skipper stürzt sich erst mal tapfer in die Fluten.
Benötigt er doch ein wenig Abkühlung, denn er muss sich endlich mal entscheiden:
Wir wollen stramm nach Süden. Aber hier oben im Kattegatt ist auf Tage hinaus kein Segelwind angesagt. Einfach gar kein Wind. Erst südlich von Anholt wird es wieder wehen. Nun könnte man Stur hier liegen bleiben und warten…oder unter Maschine die 55 Seemeilen nach Anholt abspulen und direkt am folgenden Tag unter Segeln gut nach Samsö kommen.

Keine leichte Kiste. Selbst wenn man die naheliegenden Termine mit einem kurzen Landabstecher per Mietwagen erledigen könnte, Mitte September wäre unsere Segelsaion sowieso vorbei, da die Mannschaft zur Reparatur muss und zwei, drei Wochen ausfällt.
Außer in den Schären sind wir in dieser Saison nicht besonders viel motort und so entscheidet sich der Skipper am späteren Abend für die klassische Form des Niederländischen Segelns: Motorsegeln.

Die Mannschaft ist´s zufrieden. Hauptsache Süd!
Sehr früh los, gegen 6:00 Uhr. Herrlich. Diese Stille! Einmalige Stimmung am frühen Morgen, nur der Wind fehlt. Die letzten Felsen an der schwedischen Südwestküste, dann bis zum Horizont nur noch Wasser. Jede Menge blaues Wasser. Auch mal wieder gut zu sehen.
Wir setzten und trimmen das Groß und machen später dadurch gut 0,5 bis 1,0 Knoten mehr Fahrt. Durch den seit Tagen fehlenden Wind gibt es auch absolut keine Welle. Wie ungewöhnlich auf dem offenen Meer. Die Schifffahrtswege passieren wir ohne Ausweichmanöver.

Irgendwann am Nachmittag kommen wir auf Anholt an. Das Wochenende ist vorbei, die dänischen Ferien auch. Ergebnis: Der Hafen ist nur zu einem drittel belegt und fest in deutscher Hand. Schnell den Dampfer aufgeklart, noch ein paar Sachen einkaufen (…der Laden am Hafen ist noch geöffnet!) und dann geschwind an den einmaligen Strand in das einmalige Wasser! Wenigstens für eine Stunde oder so. Mitnehmen, was geht.
Die Mannschaft bleibt unternehmungslustig und wir pilgern später zum Sundowner in die Orakel Bar am Hafen. Noch einen Sonnenuntergang ansehen. Hatten ja in diesem Jahr erst 1.000 oder so. Der Skipper, experimentierfreudig wie er nun mal ist, möchte standesgemäß einen roten Cocktail im tiefroten Abendrot genießen und beauftragt die Mannschaft, eine Bloody Mary am Tresen zu beschaffen.

Ein Fehler, wie sich kurze Zeit später heraus stellt.
Denn offenbar hat die Mannschaft den Barmixer bestochen und ihn dazu veranlasst, beim Mixen auf jeglichen Wodka zu verzichten und so sitzt der Skipper leicht betrübt im Abendrot mit seinem vereisten Tomatensaft, während die Mannschaft frohlockend an ihrem leckeren kalten Bier nippt.
Es gibt halt wirklich nichts ehrlicheres als ein einfaches, kaltes, frisch gezapftes Bier.
Peter.