Seit wir KNAUSi unser Eigen nennen, haben wir noch nie ernsthaft was unter der Motorhaube gemacht. Schließlich gibt es für so was Werkstätten und wenn man sich an die langen Wartungsintervalle hält, läuft so ein FIAT DUCATO Motor einfach nur immer weiter.
Im Rahmen der Vorbereitung auf die sechsmonatige Südamerikatour SA2223 reifte die Erkenntnis, das man vielleicht alle Filter (Öl, Diesel, Luft, Pollen) und Bremsbeläge als Ersatzteile mitführen sollte, damit es im Falle eines Falles nicht daran hapert.

Bei der Beschaffung der Teile in DEUTSCHLAND durfte man lernen, das alle diese Verschleißteile in der FIAT Vertragswerkstatt mindestens glatt das doppelte von dem kosten, was man im freien Handel dafür berappen muss. Beim DUCATO macht das dann schon mal einen Preisunterschied von über zweihundert Euro aus. Fair wäre es ja wohl, angemessene Preise für die Verschleißteile aufzurufen und die Arbeitszeit nicht künstlich klein zu rechnen.
Nun denn.
Alle Verschleißteile haben wir aus ihren umfangreichen Umverpackungen befreit und einzeln in Klarsichttaschen eingeschweißt, tief im Auto verstaut und fast vergessen.
Irgendwann, beim fünfundzwanzigtausendstenmal Staubwischen im Auto dann der Geistesblitz:
Wenn der Fahrzeuginnenraum bei jeder Pistenfahrt in Südamerika so viel Staub und feinen Sand anzieht, wie sehen dann wohl eigentlich die Luftfilter im Motorraum aus? Gestartet sind wir mit frischen Filtern, voller außerplanmäßiger Service direkt nach der MAROKKO 2022 Tour.

Und wie immer, wenn man sich nicht freiwillig ausreichend mit den verwendeten Maschinen im Vorfeld einer langen Reise auseinander gesetzt hat, entsteht eine gewisse Unsicherheit durch Unwissenheit.
Den gleichen Fehler hat der ehemalige Fahrer schon damals auf der großen Reise mit dem Segelboot gemacht und erst unterwegs gelernt, wie man an Bord einen Ölwechsel macht, den Keilriemen wechselt oder die Dieselfilter tauscht. Nun passiert in vier Jahren sicherlich viel mehr als in sechs Monaten. Und ein sehr weit verbreitetes Serienauto wie der FIAT DUCATO ist auch viel zuverlässiger als ein Kleinserien Boots- oder Generatordieselmotor.
Nun, der Gedanke an mittlerweile völlig verdreckte Luftfilter war nun einmal in den Kopf mit den vielen Hohlräumen gesetzt und fraß sich dort mühelos weiter fort.

Der Zufall wollte es so, das wir auf dem kleinen Campingplatz in TUPIZA (BOLIVIEN) eine sehr gute Internetverbindung hatten und die YOUTUBE Recherche schnell einfache Anleitungen lieferte. Auch so ein Vorteil, wenn man eine Maschine von der Stange wählt. Man findet immer was.
Das Video vom Luftfilter war dann auch noch unterhaltsam, also ran an den Speck, oder, um im Jargon des Videomachers zu bleiben: Ran an den Kartoffelsalat!
Nur vier Schrauben, die es zu bewegen gilt! Das soll doch wohl klappen? Aber was passiert, wenn eine der Schrauben beim Lösen in den Motorraum fällt? Ah´, das geht ja technisch gar nicht denn die Schrauben bleiben im Deckel hängen. Clever gemacht. Einige verkaufende problematisierer berichten davon, das man auch eine neue Gummidichtung benötige, die bei den meisten neuen Luftfiltern nie dabei liegen würden. Nur bei ihrem Angebot bekäme man wirklich alles, was man braucht.
Na ja, wenn diese Gummidichtung vielleicht zehn Jahre alt wird, dann mag sie zerbröseln und muss ersetzt werden, aber längst nicht bei jedem Luftfilterwechsel.

Ja, OK, der alte Filter mit nun knapp 20.000 Kilometer im Einsatz sieht bereits auf den ersten Blick wirklich nicht mehr frisch aus. Und in den Falten findet sich recht grober Sand und Dreck. In MAROKKO 2022 haben wir mal an einer Tankstelle einen LKW Fahrer beobachtet, der seinen Luftfilter ausgebaut hat und dann mit Pressluft der Tankstelle ausgeblasen hat – da kam eine ordentliche Wolke heraus!
Sicher, auch diesen Luftfilter hier könnte man zur Not ausblasen (hätte man Pressluft zu Hand) oder wenigstens mit dem Pinsel reinigen. Doch wenn man einen nagelneuen Ersatz zur Hand hat, lohnt sich das eher nicht. Schließlich kostet der Luftfilter knapp 14 Euro (im Original allerdings knapp 80!).
Beim Zusammenbau noch etwas mit dem Aufsetzten des Gehäusedeckels gefrickelt, denn leider ist da Luftfiltergehäuse etwas schräg im Motorraum eingesetzt und man muss die Filterführung unten und oben (im Deckel) erwischen. Geht aber doch.
Nach weniger als einer Stunde war die Arbeit getan. Dieses kleine Erfolgserlebnis des ehemalige Fahrers verlangte nach mehr!
Na ja, also man könnte ja noch den Pollenfilter tauschen?

In dem Video dazu ist der Tausch als viel zu einfach darstellt. War dem ehemaligen Fahrer sofort klar. Hat er doch an dieser Stelle im Innenraum bereits einmal geschraubt. Der Einbau des Subwoofers („Bass, Bass, wir brauchen Bass“) ist noch in guter Erinnerung.
Außerdem greift das Video wohl zu kurz, denn im Motorraum gibt es noch so eine Art groben Vorfilter für die Innenraumbelüftung. Den kann man mit zwei Schrauben auch ausbauen und selbst reinigen, ein Ersatzteil dafür hatten wir allerdings nicht an Bord.
Faktisch war der Vorfilter schon recht dicht. Kann man auf den Bildern wohl gut erkennen.
Dann also der Pollenfilter und zwei Stunden zweifelhaft vergnügliches Schrauben in aller Enge. Fast schon wie auf STORMVOGEL!
Diese lange Schraubzeit mag Mitleid erregen, aber der Zusammenbau erfolgte direkt zwei mal. Denn beim DUCATO ist wirklich alles aus Plastik. Damit man Schrauben in Plastik zum halten bekommt, verwendet man im Automobilbau Metallklemmen, die gesteckt werden. Und wenn die beim Zusammenbau wieder heraus fallen, muss man eben alles wieder auseinander bauen um sie erneut einzustecken. Aber das übt ungemein!

Zufrieden mit dem Arbeitsergebnis belohnt sich der ehemalige Fahrer mit dem Inhalt einiger sehr kleiner metallischen Zylinder, die Fahrerin hingegen sieht von einem anerkennenden Schulterklopfen ab, will sie doch die Euphorie des ehemaligen Fahrers nicht noch weiter steigern.
Immer schön am Boden bleiben, gell?
Peter.
P.S.:
Besser wäre es gewesen, auch zwei mal einen Liter Motoröl mit zu nehmen, denn der Stoff in der Spezifikation ist in ARGENTINEN, CHILE, URUGUAY und BOLIVIEN wirklich sehr selten. Und vollwertige Ersatzräder sowieso.