Spricht man TUPIZA laut aus, könnte man glatt auf den Gedanken kommen, das man auf englisch zwei Pizzen bestellen möchte. Die gibt es im Ort zwar auch an jeder Straßenecke, aber es wäre doch recht bescheuert, in BOLIVIEN eine Pizza zu bestellen?
Station machen wir eigentlich nur, weil es auf dem Weg liegt und es eine Art von Campingplatz geben soll. Die Geschichte des Platzes kann man gut bei iOVERLANDER nachlesen. Doch so schlecht, wie er dort bewertet wird, ist er wahrlich nicht! Es ist einfach nicht an uns Gästen in einem fremden Land, über die Gewohnheiten der Eingeborenen zu urteilen.

TUPIZA hat es nicht so mit Touristen. Einfach eine Kleinstadt im Süden BOLOVIEN´s, die ihren eigenen Geschäften nachgeht. Hauptverkehrsmittel sind TukTuk´s, also dreirädrige Motorräder mit Fahrgastkabine. Aber es gibt auch Überlandbusse und privat PKW´s, natürlich.
Der Ort ist zweigeteilt. Ein riesiges Flussbett, aus den Bergen kommend, teilt die Stadt in zwei Hälften, nur eine Brücke führt über den derzeit fast ausgetrockneten Strom. Auch hier ist es sehr, sehr staubig, der Nasenmundschutz, der hier getragen wird, hat mit Sicherheit nicht viel mit CORONA zu tun. Obwohl die Seuche hier durchaus noch ein Thema ist. Denn man hat in BOLIVIEN nicht den guten Impfstoff aus EUROPA bekommen, sondern nur die zweifelhafte Pansche aus CHINA. Dabei wäre es doch JETZT recht einfach, sich Freunde in der demokratischen Welt zu machen?
Einige wenige Häuser sehen richtig schickt zurechtgemacht aus. Farbenfroh´ leuchtend. Viele haben ihren eigenen kleinen Wassertank auf dem Dach. Wasser! Der Campingplatz hat eine eigene Quelle und pumpt das Wasser in einem im Berg gelegenen Speicher, um einfach Wasserdruck zu erzeugen.

Der Fußweg vom Campingplatz in den Ort ist in knapp fünfzehn Minuten erledigt. Erreicht man die Hauptstraße, wird man sofort gefangen genommen. Von dem Trubel, dem Wirbel, der Geschäftigkeit von Straßenhändlern, Imbissbuden und dem Straßenverkehr.
Herrlich!
Nur wenn man ganz aufmerksam ist, entdeckt man einen riesigen überdachten Markt entlang der Hauptstraße. Schlendert man auf dem Bürgersteig nur vorbei, denkt man, das seien nur eine Reihe von kleinen Läden. Geht man dort hinein, landet man in einem Basar von 1001 Nacht. Hier gibt es einfach alles, Schweißgeräte, Nudeln, Nagelfeilen, Notenhefte, Deodorant und tote Hühner.
Das tolle daran: Man kann dort völlig unbehelligt entlang strolchen, niemand will einem aufdringlich etwas verkaufen. Klar, da ist auch viel Chinascheiß dazwischen, aber seinen Wocheneinkauf könnte man hier durchaus mal erledigen.
Am nächsten Tag finden wir noch einen Wochenmarkt unter freiem Himmel – das ist dann schon ein echtes Überangebot. Aber vermutlich ist TUPIZA ein regionales Verteilzentrum und die Menschen aus den Bergen kommen hierher, um sich zu versorgen?
Es gibt viele Essensplätze und Imbisse in der Stadt. Aber nur ein Restaurant, das es voll auf Touristen abgesehen hat. Das ALAMO ist auf der Hauptstraße nicht zu übersehen und bietet eine ganz besondere Kulisse.

Der ehemalige Fahrer ist fast sicher, das das unter der Decke hängende BONANZA Fahrrad das seine ist!
Beim Abendessen im ALAMO trifft die kleine Reisegruppe auf ein in etwas gleichaltriges Paar aus MEXIKO. Der Mann spricht gutes Englisch und erkennt auf den allerersten Blick, das die Reisegruppe aus Deutschland stammen muss. Wie das?
Nun, vor dem ehemaligen Fahrer stand ein großer Krug, vielleicht sogar ein sehr großer Krug Bier auf dem Tisch. Und weil der Herr aus MEXIKO schon mal in MÜNCHEN auf dem OKTOBERFEST war, hat er messerscharf die Herkunft des Gegenübers kombiniert.
Seit einem Monat ist er in Rente und nun auf Reisen mit seiner Freundin. Als BADPACKER. BADPACKER, so lernen wir, sind ältere BACKPACKER, die Abends noch lange das Gewicht des Rucksacks auf dem Rücken in eben jenem spüren. Die beiden sind in Überlandbussen unterwegs, gönnen sich aber Abends echte Hotels statt einem Bett in einem 10 Mann Schlafsaals eines billigen Hostels.
Der Mann aus MEXIKO ist so überschwänglich und aufgedreht, voller Energie, so erinnert uns doch glatt an unseren Freund aus AUSTRALIEN, der gerade zu einer langen USA Tour gestartet ist. Und selbstverständlich an unsere lieben Freunde aus dem Süden der deutschen Republik, die letzte Woche mit dem Rucksack auf dem Rücken nach NEPAL und INDIEN aufgebrochen sind.

Wie man reist ist eigentlich scheißegal. Hauptsache man reist. Mit viel Geld, mit wenig Geld. Mit Luxus, normal oder eben spartanisch wie BAD- oder BACKPACKPER. Hauptsache man reist. Wenigstens eine Zeitlang. Immer mal wieder. Nur so entstehen neue Gedanken, neue Geschichten, neue Freunde!
TUPIZA gefällt der kleinen Reisegruppe wirklich gut und wir bleiben gleich drei Nächte auf dem am Rande der Stadt gelegen Campingplatz.
Viel zu entdecken, viel zu erledigen.
Wie immer.
Peter.