Für unsere Reisen planen wir zwar im voraus die Hauptziele, also die Orte und Gegenden, die wir auf jeden Fall besuchen wollen, aber die kann man in der Regel an einer Hand abzählen. Die Entscheidung für die SÜDAMERIKA REISE 2022/2023 fiel aufgrund von vier Eckpunkten: MONTEVIDEO, USHUAIA, Kanäle in CHILE und SANTIAGO. Natürlich beschaffen wir Reiseführer und Landkarten um die dann auf dem Weg im Operationsgebiet zu lesen und so lohnenswerte Ziele entlang des Weges zu finden.
Die mit Abstand wichtigste Informationsquelle sind für uns aber andere reisende die wir unterwegs treffen! Das war beim Segeln eigentlich auch nicht anders.

Nun, RIO TRANQUILO stand entfernungstechnisch sowieso für uns auf dem Übernachtungsplan, die im Reiseführer beschriebenen dortigen Marmorhöhlen jedoch nicht. Um wirklich dort hin zu wollen mussten wir erst junge Leute in O´HIGGENS treffen und deren Fotos bestaunen.
110 Kilometer auf der Piste der CARRETERA AUSTRAL dauern halt so ihre Zeit. Mehr als einmal fragt sich der Fahrer still, ob es wirklich schlau war, so viel Pistenkilometer mit dem einfachen Straßenauto in Kauf zu nehmen? Na ja, der Plan war ja auch ein anderer: Wenn wir genug von der Piste haben gehen wir in PUERTO CHABUCO einfach auf eine Fähre und dampfen rüber zur Insel CHILOE, da gibt es richtige Straßen.
Doch die Erkenntnis, die Piste verlassen zu wollen kommt zu spät und diese Fähre ist auf Wochen hinaus ausgebucht. Erst viel weiter im Norden, ab CHAITEN gibt es wieder Fähren, die man zeitnah buchen kann. Je weiter man nach Norden kommt, um so weniger ist die CARRETERA AUSTRAL eine Piste. Viel Beton, manchmal Asphalt. In der Nähe von PUERTO MONTT gibt es weitere Fähren, die man nehmen muss, weil es keine Straße gibt. Aber auch die sind frühzeitig ausgebucht. Also entscheiden wir uns für seewärtige Abkürzung über die Fährroute CHAITEN -> PUERTO MONTT, buchen und müssen in der Folge sehen, das wir ohne große Reifenpanne rechtzeitig dorthin kommen. Gebucht ist gebucht.

Der kleine Ort RIO TRANQUILO besteht eigentlich nur aus Tourveranstaltern. Gefühlt über 20. Wie sollen wir da bloß die „richtige“ Tour für uns finden? Am Ende ganz einfach: Hinfahren, Auto parken und dann erscheint ein eher schüchterner älterer Herr und fragt, ob wir vielleicht eine Bootstour machen wollen?
Hä?
Marokkanische Verhältnisse?
OK, fragen wir den freundlichen älteren Herren: Wann geht es los? („jetzt“), wie viele Leute im Boot? („das Boot kann 18 Personen, ich habe aber erst 8“) und natürlich wie viel? (25.000 Pesos pro Person für 2,5 Stunden).
Zack, gebongt. Machen wir so.
Zusammen gehen wir rüber in sein Büro, bezahlen, bekommen einfache Rettungswesten und laufen zum Anleger. Da warten die anderen Passagiere. Die Brausefahrt mit einem 150 PS Außenbordmotor über einen völlig ruhigen See ist an sich schon eine Show. Wenn man gerne auf dem Wasser ist, jedenfalls. Der Skipper achtet genau auf die Gewichtsverteilung im Boot und platziert uns Passagiere entsprechend. Das garantiert Maximalgeschwindigkeit!

Junge Leute machen eher die Kajaktour denn die mit den schnellen Motorbooten. Kommen dafür aber nicht richtig auf dem See herum. Wir alten bekommen erst mal ein schickes Wrack zu sehen und vermutlich jede erreichbare Marmorhöhle. Dabei ist die Tour ganz klar so aufgebaut, das die echten Hingucker erst zum Ende kommen. Aber diese Steigerung im sehenswerten macht durchaus Sinn, denn die späte Nachmittagssonne liefert mal wieder exzellentes Licht.
Auch der örtliche Campingplatz liegt sehr schön am See, ist gut belegt und teuer. Je weiter wir nach Norden vordringen, um so teurer wird es. Und obwohl es ein wirklich guter Tag war und der Abend sehr schön hätte werden können gibt es Ärger in der Reisegruppe, wo denn genau das Auto für die Nacht zu parken sei. Wie lächerlich ist denn das?
Manchmal ist es vielleicht einfach auch alles zu viel?
Peter.