…und sechs Tagen. Zwischenzeitlich sind wir richtig froh´ die CARETTERA AUSTRAL (N7) ganz im Süden „mit genommen zu haben“.
Denn das, was später auf dieser berühmten Straße nordwärts folgt ist teilweise so unspektakulär wie ELMSHON um 2230.
Egal, wir wollen nach Norden!

Die neunstündige Fährfahrt von CHAITEN nach PUERTO MONTT ist für den fest 25. gebucht. Diese Fähre hat gleich mehrere Gründe. Die restlichen 250 Straßenkilometer ab CHAITEN auf der CARETTERA AUSTRAL hätte man sicher auch noch mit KNAUSi abreißen können, doch darin enthalten sind noch drei kurze Fährpassagen die im voraus fest zu buchen sind und (angeblich) immer ausgebucht daher kommen. Außerdem kann eine der Fähren nur mit einer eingeborenen Kreditkarte bezahlt werden. Was das wohl soll?
Eine andere Variante wäre gewesen, zur großen Insel CHILOE über zu setzten und von dort aus mit dem Auto nach PUERTO MONTT zu fahren. Das ging aber auch wieder nicht, weil wir dabei zu viel Zeit verloren hätten.
Denn am 31. Januar „müssen“ wir in SANTIAGO DE CHILE sein. Erklärung folgt später.

Interessant ist eigentlich, das die regionale Metropole COYHAIQUE regelrecht nach Nord und Süd streut. In ihrer großräumigen Umgebung ist die Straße astrein asphaltiert oder sogar betoniert und die Landschaft vollständig kultiviert. Warum denn bloß?
Hier hat die CARETTERA AUSTRAL überhaupt nichts mehr exotisches, fremdes, ungewöhnliches. Doch noch ist der betonisierte Straßenbau längst noch nicht abgeschlossen und so gibt es auch wieder lange rauhe Pistenabschnitte im Norden, auf unserem langen Weg nach CHAITEN.
Die Strecke PUERTO YUNGAY nach CHAITEN misst knapp 900 Kilometer, höchstens die Hälfte davon ist noch Piste. Aber die ist oft in einem grausamen Zustand, jedenfalls wenn man mit einem schweren Wohnmobil darauf herum kurven will. Der Schüssel zum Erfolg liegt mal wieder in massiv reduzierter Geschwindigkeit.
Die besuchten Orte in der Reihenfolge ihres Auftretens auf dem Weg von Süd nach Nord:
In VILLA CERRO CASTILLO treffen wir zwei junge Niederländer, die ihr Mini-Wohnmobil in COYHAIQUE gemietet haben. Über SANTIAGO DE CHILE eingeflogen, beginnen sie gerade ihre dreimonatige Tour durch CHILE und ARGENTINIEN. Selbstverständlich zwingen wir uns etwas auf und geben gute Ratschläge. Könnten ja mal wieder unsere Kinder sein!
Der Campinplatz am Ort hinterlässt einen faden Beigeschmack. Erstmals auf unserer Reise kommen wir uns echt abgezockt vor. Gut ein Drittel mehr sollen wir bezahlen, als in iOVERLANDER vermerkt und unsere Nachbarn auf Nachfrage bestätigen. Nach einer kurzen Phase des Zögerns beschwert sich die Beifahrerin bei der Platzwirtin und bekommt tatsächlich das Geld zurück. Wir sollen aber nichts sagen. Das einzige ausländische Kennzeichen aller Fahrzeuge am Platz trägt KNAUSi.

PUERTO AYSEN ist eher ein logischer Zwischenstopp. Den ganzen Tag hängen die Wolken tief in den umgebenden Bergen, oft kommt da leider auch Regen heraus. Die Kleinstadt ist zwar sehr geschäftig, aber irgendwie völlig reizlos. Direkt in der Nähe des Campingplatzes werden kleine Fertighäuser / Wochenendhütten in gleich vier Hallen gebaut. Warum ausgerechnet hier, am Ende der Welt?

In RIO GRANDE gibt es ein FARM CAMPING. Das mit dem Bauernhof muss man unbedingt wörtlich nehmen! Eine französische Familie ist mit Fahrrad und Zelt unterwegs. Einen Moment nicht aufgepasst und eines der sechs örtlichen Schweine steht mitten im Zelt und sucht nach Essbarem. Wir anderen finden das natürlich lustig, aber die Franzosen eher nicht.
Die Frau spricht etwas Englisch und ja, sie sind vom Norden aus auf der ganzen CARETTERA AUSTRAL unterwegs und wollen tatsächlich VILLA O´HIGGENS erreichen. Die kleine Tochter, vielleicht neun oder zehn Jahre alt auf ihrem eigenen Fahrrad! Es gebe ein Abschleppseil mit dem der Vater manchmal hilft, aber das wolle die Tochter eigentlich gar nicht. Gelebte Vorbilder, wenn da mal nicht eine TOUR DE FRANCE Siegerin kommender Tage heran wächst?

Das Gelände des Nationalparks PUMALIN wurde ursprünglich vom THE NORTH FACE Gründer gekauft und als Naturpark eingerichtet und mittlerweile an die CONAF, der chilenischen Naturschutzbehörde übergeben. Die CONAF muss ein riesiger Apparat sein, denn alle Nationalparks, alle Wälder, alle Landschaften in diesem ganz schön langen Land werden von ihm betreut.
PUMALIN steht nicht ganz oben auf der Liste der „muss man gesehen haben“ Orte in den einfältigen Reiseführern dieser Welt und daher ist es dort angenehm ruhig. Mit dem Auto darf man auf den mitten im Park gelegenen GRANDE CAMPING Platz fahren, ein kleines kurzes Abenteuer für sich. Auf der Golfrasen gemähten Wiese dürfen Zelte stehen, Autos müssen auf den befestigten Wegen und Parkplätzen bleiben. Das passt uns super, denn direkt hinter des KNAUSi´s Hecktür beginnt der Rasen und wir haben zudem gefühlt den Park für uns.

Wäre da nicht dieser unangenehme Zwang doch noch unbedingt eine echte Wanderung zu machen! Der lässt sich ja nicht einfach frei von Folgen unterdrücken. Und so begeben wir uns am nächsten Tag auf eine Exkursion, in die wir mal wieder so richtig naiv hinein stolpern. Das ist ja auch besonders fies von der CONAF: Keine Tafeln mit der Darstellung des Gesamtweges aufstellen und die Entfernungsangaben immer nur von Punkt zu Punkt machen. Das motiviert! Ach komm, bis hierher sind wir doch schon gekommen, da schaffen wir das letzte Stück auch noch. Nur das das letzte Stück nie das Letzte ist! Irgendwie geht es immer weiter und vor allem auch immer Bergauf. Steil, sehr steil sogar. Die örtliche Schwerkraft fordert des Schreiberlings Übergewicht besonders heraus und so kostet es wirklich viel Kraft, gefühlt 1.000 Höhenmeter in knapp zwei Stunden lebend zu schaffen. Selbstgewählte, in der Konsequenz nie richtig bedachte Lasten, die nach der erfolgreichen Rückkehr mit ein paar gut gekühlten kleinen metallischen Zylindern vorzüglich kompensiert werden. Schon klar, die machen das Grundübel allerdings auch nicht besser.
Da fällt einem doch glatt ein:
„And If The Bottle Is Not The Solution, Why Does It Feal So Warm?“
(MARLLION aus WHEN I MEET GOOD)
Es hat die ganze Nacht durch geregnet und die kleine Reisegruppe fragt sich, ob sie ohne Probleme über die sehr schmale und rutschige Piste durch den Park bis zur asphaltierten Straße zurück kommen wird? Ja, auch das kann KNAUSi unter der fachkundigen Anleitung seines Fahrers. Nicht das die Beifahrerin dieses Lob ausgesprochen oder auch nur gedacht hätte, nein nein, das ist mal ein lupenreiner Fall von Eigenlob.

Wie gewünscht kommen wir einen Tag vor Abfahrt der gebuchten PUERTO MONTT Fähre in CHAITEN an. Das Wetter oder besser die Farben drücken langsam auf die Stimmung des Fahrers. Wieso verdammt noch mal können Wolken tagelang so tief hängen, das sie sich wie gewaltige Bettdecken um die endlos vielen Bergkuppen schmiegen? Der Örtliche Campingplatz hat schlechte Bewertungen und so gehen wir nach einem Einkauf und Café Besuch in das benachbarte SANTA BARBARA an den Strand.

Da erblicken wir doch glatt einen waschechten PITON, wenn es derer hier zwei gibt hat uns vermutlich ein magisches Erdloch nach SAINT LUCIA katapultiert?
Ohne das wir es bemerkt hätten!
Der schwarze Vulkansand stimmt ja auch überein!
Mist, immer diese magischen Erdlöcher, wenn man auch nicht auf alles aufpasst!
Peter.