SA2223: Corchane via Caleta Tortel und Reifen

Als wir morgens in PUERTO YUNGAY aufbrechen wissen wir, dass wir noch mal nach CALETA TORTEL wollen. Auch wenn alles dagegen spricht: Wetter nicht besonders, Umweg über Schotterpiste ca. sechzig Kilometer (2 Stunden!) und schließlich waren wir ja mit der Fähre schon mal da.

Durften aber nicht an Land und von Land aus sieht alles anders aus. Das wissen wir auch!

Auf der Carretera Austral (N7) in CHILE, nähe PUERTO YUNGAY

Wir wissen an diesem Morgen auch noch, das wir später dann an CORCHANE vorbei wollen und weiter im Norden einen Platz für die Nacht suchen werden.

Doch erstens kommt es anders als ER zweitens denkt.

Egal, was man meint zu wissen.

Zweihundert Kilometer auf der Schotterpiste der CARRETERA AUSTRAL haben wir schon erfolgreich absolviert, doch irgendwie fühlt sich die Piste ab PUERTO YUNGAY noch holpriger an. Also noch langsamer. Der Abstecher nach CALETA TORTEL ist besonders grausam. Waschbrett oder Wellblechpiste, ganz wie man zu Ripio auf deutsch sagen will, das es nur so kracht.
Die Piste ist hier vermutlich aufgrund der Reisebusse in einem besonders schlechten Zustand. Dabei fahren die großen Busse den Ort doch nur regelmäßig an um die vielen Backpacker (Rucksacktouristen) hier her oder von hier weg zu bringen.

Ein Projekt, ein Projekt, man achte auf den Bootsmotor im Vordergrund

Das Wetter könnte besser sein, aber immerhin bleibt es trocken. Vielleicht wäre bei prallem Sonnenschein der Rundgang durch CALETA TORTEL nicht ganz so trostlos wie an diesem Morgen? Wenig Betrieb auf den „Straßen“, die hier allesamt Holztreppen und Holzstege sind. Am Wasser ist Großbaustelle, mit einer Kettensäge werden neue Stegbretter auf Länge geschnitten und mit dem Hammer und Nagel befestigt. Etwas weiter wird das Fundament für den Spielplatz erneuert. Einfach alles steht hier auf hölzernen Stelzen und alles muss besonders gebaut werden.
Viele streunende Hunde um uns herum, die aus welchem Grund auch immer darauf hoffen, von uns verwöhnt zu werden. Aber nein, keine Chance ihr falschen Freunde!

Zwei Stunden später frühstücken wir mal wieder an einem richtig guten Platz direkt am Fluss. Solche Orte sind selbst hier rar. Und man muss schon recht weit weg von der Straße kommen, damit das Essen und man selbst nicht im dichtesten aller Straßenstaube verschwindet. Unglaublich, diese durch Autos verursachten Staubwolken.

Frühstück am Fluß

Noch etwas später klart das Wetter ordentlich auf.

Wie schön!

Wetter gut, Stimmung gut!

Richtig Höhenmeter machen wir auf dieser Strecke nicht, irgendwas mit knapp über vierhundert Meter. Der kleine Ort CORCHANE, hier weit und breit die größte Ansammlung von Menschen, liegt im Tal und die Schotterpiste dorthin ist in Ortsnähe mit jeder Menge neuem Kies und Schotter belegt.
Offenbar wird hier gebaut, denn große LKW´s bringen Material in den Ort. Baustellenverkehr, Schotter und Bergab fordern die Aufmerksamkeit des Fahrers. Mit einem Male hält er an. Das Fahrzeug fährt zwar wie gewohnt, aber irgendwas hört sich vorne Rechts nicht richtig an.

Ah´, einer der super teuren Formel Eins Reifen ist platt.

Immerhin, der Reifen ist noch in einem Stück auf der Felge! Aber eben platt. Wieso wundert das keinen Teilnehmer der kleinen Reisegruppe wirklich?

Nun denn, Reifenwechsel an ungünstiger Stelle, im größten, immerhin trockenem, Dreck und verhältnismäßig dichten Baustellenverkehr. Der Wagenheber ist natürlich längst wieder da wo er hin gehört und es dauert, bis er wieder das Licht der Welt erblickt. Mit einer gewissen Routine ist das Reserverad in etwa dreißig Minuten fertig und diesmal auch tatsächlich vollständig eigenhändig montiert und das Reiseziel des Tages hat sich kurzfristig verschoben.

CORCHANE also.

Kleiner Wasserfall

Drei Kilometer bis zum Ort, da wird doch tatsächlich die Schotterpiste in eine Kinderpopo glatte Betonstraße verwandelt! Nach drei mal Fragen haben wir die örtliche Reifenwerkstatt gefunden und werden auch sofort bedient.
Der junge Kerl dort trainiert offenbar für die Mitarbeit in einer Formel Eins Boxengasse. Das Loch, besser der Schlitz in der Reifendecke ist schnell gefunden und könnte sogar repariert werden. Aber beim Aufpumpen des Reifens entsteht an einer Stelle an der äußeren Reifenwand eine dicke Beule, die das Todesurteil für dieses Stück Gummi, MADE IN GERMANY, bedeutet.
Hier, in dieser Werkstatt reparieren sie nur Reifen durch vulkanisieren, neue oder gute Gebrauchte Reifen haben sie leider nicht.

Aber wir!

Tief in des KNAUSi´s Kofferraum fahren wir ja seit ESQUEL, mithin etwa 3.500 Kilometer, den zweiten Originalreifen. „Perfecto“, meint der junge Kerl, greift sich das Teil und zehn Minuten später ist die Arbeit erledigt. Ausgewuchtet wird hier nicht.
Umgerechnet fünf Euro will er für seine Arbeit haben, das ist schon eher peinlich wenig und wir regeln das wie üblich über ein üppiges Trinkgeld.

Mittlerweile ist es deutlich nach 1800, an Weiterfahrt ist nicht zu denken und der Fahrer muss sowieso mal in Ruhe nachdenken:

Reifen pflasterten seinen Weg.
ARGENTINIEN 1 : 1 CHILE.
Aller guten Dinge sind drei.
Dreimal ist Bremer Recht.
Wann & Wo passiert Nummer drei?

Die Leute, die auf der YUNGAY Fähre von OMAN geschwärmt haben, sind vor uns, waren bereits in CORCHANE und haben den Campingplatz im TAMANGO Nationalpark wärmstes empfohlen. Wollten wir ja zunächst nicht, jetzt wollen wir um so mehr.

Und was soll man mal wieder zu so einer Fügung sagen/schreiben?

Campingplatz im TAMANGO Nationalpark

Der Platz ist sensationell gut angelegt, Fels zur einen, See zur anderen Seite. Und was für ein See, mit was für Farben! Da kann selbst der Himmel nicht mit halten!

Wenn man irgendwo vorbei fährt weiß man ja nicht, was man verpasst.

Aber wenn man irgendwo vorbei fahren wollte und dann aber dort doch noch landet und dann mit eigenen Augen und Ohren erkennt, was man verpasst hätte, wäre man vorbei gefahren…

…ach je, wo sollen solch komplexen Gedanken denn bloß noch hin führen?

Der Platz ist wirklich super, noch am Abend entscheiden wir uns einen weiteren Tag zu bleiben und die körperliche Ertüchtigung am nächsten Tage auf einen winzigen Spaziergang in der berauschend schönen Umgebung zu beschränkten.

Nicht, das die Schönheit des Ortes durch eventuelle körperliche Schmerzen verblasst.

Peter.

P.S.: Zum Reifen:
Vermutlich hat der Fahrer zu spät reagiert. Wenige Minuten oder wenige Meter früher hätten vielleicht die Reifenwand nicht zerstört und der flinke junge Kerl hätte den Reifen flicken können. Hätte, hätte, Fahrradkette.
Auf asphaltierter Straße hätte selbst dieser Fahrer den Plattfuß früher am Lenkverhalten bemerkt. Aber in dem dichten Schotter der örtlichen Pisten schwimmen die Vorderräder ja sowieso immer ein wenig. Auf der ewigen Suche nach dem Positiven: Immerhin ist diesmal die Felge ganz geblieben!

Loch im Reifen

Wenn Sachen zwei mal passieren, dann passieren sie auch ein drittes mal. Also wird es noch mal eine Reifenpanne geben. Sehr kurzfristig können wir dann wie bisher auch mit dem Bordeigenen Reserverad weiter fahren. Je weiter wir nach Norden kommen, um so größer werden die Städte und um so besser werden wir eine Werkstatt finden können. Doch die Nummer mit der speziellen Angeberreifengröße (255x55R18) hat sich wohl erledigt. Bei der nächsten Reifenpanne könnte man zwei Räder auf „Standard-Stahlfelge“ und „Standrad Reifengröße“ umstellen.

Die Frage ist nur: Was ist „Standard“. Was ist „wo“ Standard?

Gesucht, nicht tot, nur lebendig: Vernünftige Felge mit Reifen!

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