SA2223: Esquel

Das eigentliche Ziel nach LOS ALTARES war LAGO VINTTER.

Die völlig unerwartete Reifenpanne führt uns aber nach ESQUEL.

Weit und breit der einzig größere Ort. Doch Größe ist wie immer relativ. Denn den Ort hat man in einer Stunde glatt durchwandert. Direkt nach Ankunft am Freitag Abend haben wir die Geschichte mit dem Reifen geregelt und sind am Abend am Ortsrand auf den einzigen offenen Campingplatz gegangen. Einzigartigkeit bedeutet auch immer Kostbarkeit, Kostbarkeit meint fast immer teuer. 4.000 Pesos die Nacht (knapp 14 €) ist für argentinische Verhältnisse schon teuer. Dafür ist der kleine Platz wenigstens sehr gepflegt und die Duschen sauber.

Campingplatz in SEQUEL

Kurz nach unserer Ankunft kommt ein Kleinbus und entlädt entlädt seine Fracht: Ungefähr 20 Mädchen im Alter von vielleicht 9 bis 12 Jahren. Eine Hockeymanschaft, die hier am Samstag ein Turnier spielen wird. Die Kinder kommen aus TRELEW an der Atlantikküste und saßen den ganzen Tag im Bus. Entsprechend groß ist der Bewegungsdrang und wir haben Beste Unterhaltung!
Nach und nach treffen noch ein paar Begleitfahrzeuge mit Eltern ein. Und einmal mehr ist es sehr schön zu sehen, das sich überall auf der Welt Eltern herzlich, liebevoll und vernünftig um ihre Kinder kümmern!

Wir erkunden Samstags die Stadt. Zunächst führ der Weg durch ein Wohnviertel, mit sagen wir mal, kleinen Einfamilienhäusern und üblen Staubpisten als Straße. Die meisten Häuser haben wohl schon bessere Tage gesehen. Der Stadtbus wirbelt beim stetig starken Wind so viel Staub auf, das man aufpassen muss, ihn nicht in Windrichtung zu passieren.

Historische Eisenbahn LA TROCHITA in ESQUEL

Unser Ziel ist der Bahnhof von ESQUEL. Denn hier fährt eine historische Eisenbahn und deren Schallsignale haben wir schon am frühen Morgen vernommen. Als wir dort eintreffen wird uns aber wortkarg mitgeteilt, das bis Mittwoch keine Bahn mehr fahren würde.
Am Bahnhof gibt es einen kleinen Flohmarkt mit gebrauchter Kleidung, eine große Bühne wird aufgebaut, drei Pick-Ups bringen hunderte von Plastikstühlen. Gibt wohl demnächst hier eine große Party?
Es ist ganz klar den sehr schlechten Sprachkenntnissen der kleinen Reisegruppe geschuldet, das wir im Bahnhof nicht den Grund der Party erfahren. Erst als wir Tags darauf einen deutschen treffen, erfahren wir das die Eisenbahn am Samstag Abend ihr 100 jähriges Bestehen mit einem großen Fest gefeiert hat. Die Beifahrerin wäre gerne dabei gewesen und grummelt ob der Unfähigkeit des Reiseführers ein wenig. Dieser nimmt es gelassener.

Man kann nicht alles haben.

Sonntags legt die Reisegruppe einen echter Ruhetag ein. Keine Erkundung, kein Einkauf, kein Kilometerfressen, keine Reifenpanne. Statt dessen wird in Momenten der Langeweile der Radkasten repariert, groß Staub gewischt und die weitere Reise geplant.

Klasse Auto!

Man kann nicht alles haben.

Kann man in der Tat nicht. Aber in den kommenden Tagen müssen wir ALLES haben. Um genau zu sein ALLE Pesos dieser Welt! Denn die Reifen werden sehr, sehr teuer. Bezahlung per Kreditkarte scheidet ja wegen des grotten schlechten offiziellen Wechselkurses (1:150) aus. Also lassen wir uns aus Deutschland über WESTERN UNION neues Geld schicken. Mittlerweile bekommt man darüber für 1 € satte 340 Pesos. Als wir vor vier Wochen nach ARGENTINIEN eingereist sind waren es noch 280 Pesos.

So, liebe Deutsche, buchstabiert man Inflation.

Nun denn. Der Montag ist überraschender Weise ein Feiertag, doch WESTERN UNION hat ja „Vertriebspartner“ in Form von kleinen Kiosken, die neben Bier, Zigaretten und Süßigkeiten eben auch Geld heraus geben. Das „Spiel“ kennen wir ja schon. Wenn in der Kasse nicht genug Geld ist, bekommt man auch keines. Ist ja keine Bank. Daher sichert frühes Erscheinen eher ein volles Portemonnaie.
Wir wollen mal wieder mehr, als wir bekommen können, lassen uns Nachschlag aus Deutschland schicken und der Kiosk Betreiber sichert uns zu, das wir Abends ab 1700 in seinem anderen Kiosk das Geld bekommen könnten. Also verdödeln wir den ganzen Nachmittag in der vom Feiertag geschlossenen Stadt, denn der Weg zum Campingplatz ist schlicht zu weit um in zwei mal zu machen. Um 1800 brauchen wir einen Beutel, um die ganzen Pesos Bündel zu transportieren.

Noch ein klasse Auto!

Dienstag Morgen als erstes mit dem Auto zur Reifenwerkstatt. Die Felge ist tatsächlich repariert (für sagenhaft günstige 11.000 Pesos, also unter 40 €!) aber die Reifen sind doch noch nicht da. Unnötige Autoausflüge mit dem montierten Ersatzrad verbieten sich von selbst, also fahren wir wieder zurück zum Campingplatz. Am Abend bringt dann ein Anruf der Reifenwerkstatt die „Erlösung“: Sie sind da!

Hurra.

Dienstag Morgen Reifenmontage und aufwendige Geldübergabe. Die Laune des Fahrers ist unterirdisch schlecht.

Ist ja immer so:
Wenn man die Konsequenzen des eigenen Handelns auch noch selbst ausbaden muss. Unverschämtheit!

Und endlich machen wir uns auf den Weg nach LAGO VINTTER. Nur 260 Kilometer, aber die letzten 30 sind Piste.

Sollen die scheiß teuren Reifen doch mal zeigen, was sie drauf haben!

Peter.

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