SA2223: Torres Del Paine

Der Nationalpark TORRES DEL PAINE liegt nur etwa 100 Kilometer nördlich von PUERTO NATALES. Im Wesentlichen besteht der Park aus einem sehr markanten Gebirge und unzähligen Seen.

Und aus einer ca. 150 Kilometer langen Piste, über die man im Rundkurs alle Besucherstationen komfortabel anfahren kann. Natürlich wurde diese Piste nicht für uns fußfaule Wohnmobilreisende erbaut. Nein, eher für die unzähligen Reisebusse, Minibusse und Mietwagen die darüber die echten, die wahren Bergwanderer her bringen.

Spektakuläre Anfahrt TORRES DEL PAINE

Als wir in ESQUEL wegen der Reifenpanne fest hingen sprachen wir kurz mit niederländischen Wanderern, die im eigenen PKW auf Nord Kurs waren. Beide meinten, wenn man EL CHALTEN und EL CALAFATE gemacht hätte, müsse man nicht mehr unbedingt TORRES DEL PAINE machen. Würde sich am Ende doch alles Wiederholen.

Mit dieser Wochen zurück liegenden Information im Hinterkopf des faulen Fahrers musste die Beifahrerin schon einige Hebel in Bewegung setzten, damit eben dieser faule Fahrer mal endlich Kurs auf TORRES DEL PAINE setzt. Abhängen, so der faule Fahrer, wäre doch auch mal eine echt gute Entspannungsübung? 
Das Blöde an der Situation: Dem faulen Fahrer fehlen einleuchtende Argumente. Wir können gute drei Tage im Nationalpark verbringen und haben dann noch fast einen ganzen Tag Puffer, bis die fest gebuchte TABSA Fähre nach PUERTO YUNGAY ablegt. 100 Kilometer sind eben nur 100 Kilometer. Zu Hause in Deutschland könnte man mal eben einen Stau erfinden, oder zumindest eine Staugefahr. Doch diese vier Buchstaben kennen wir schon lange nicht mehr. Noch nicht mal einen Elbtunnel haben die hier!

Spektakuläre Anfahrt TORRES DEL PAINE

Und so rafft sich selbst der faule Fahrer auf und verkündet das wir unbedingt Proviant, Wasser und Diesel bunkern müssen bevor wir aufbrechen. Es gibt im Nationalpark zwar viele Campingplätze, aber nur zwei sind mit dem Auto zu erreichen und die lesen sich beide nicht besonders. Aber mit einem selbst versorgenden Wohnmobil darf man auf vier Parkplätzen entlang des Rundkurses stehen.
Die Beifahrerin packt derweil mal wieder die Wanderdlust und besteht auf der Anschaffung einer geeigneten Wanderkarte. In einem Buchladen finden wir kurz vor Abfahrt die Karte „TORRES DEL PAINE Espanol / English / Deutsch im Maßstab 1:50.000 bzw. 1:100.000 von 2019 herausgegeben von VIACHILE Editiores mit der ISBN 978-956-8925-23-9“ gedruckt auf diesem wasserfesten und genial unverwüstlichem STONE PAPER. Unsere ARGENTINIEN Karte ist auch auf STONE PAPER gedruckt und nach zwei Monaten intensivster Nutzung zeigt das Teil noch keine Risse, Fransen oder ähnliche Abnutzungserscheinungen. Da denkt man, die Zeit des gedruckten Papiers ist vorbei und dann erfindet einer STONE PAPER. Tolle Wurst!

Markante Gipfel TORRES DEL PAINE

Da es nördlich von PURTO NATALES eigentlich nur ARGENTINIEN gibt ist der Nationalpark nicht zu verfehlen. OK, die vielen Hinweisschilder helfen auch. Weit bevor der eigentliche Park anfängt wechselt die Straße von Beton auf Schotter. Aber schnell fahren (also so um und bei 90 km/h) ist jetzt sowieso nicht mehr angesagt, zu spektakulär sind die sich ständig verändernden Ausblicke auf dieses einzigartige Gebirge inmitten des umgebenden Flachlandes.
Am Eingang zum Nationalpark bekommen wir einen Tadel, weil wir nicht online gebucht haben. Aber beim Anblick der kleinen Beifahrerin erbarmt sich der Ranger und gewährt für uns beiden auch noch den Seniorentarif. So weit, so schnell. Es dauert dann aber noch gut eine halbe Stunde, bis wir die elektronischen Tickets maschinenlesbar auf einem unserer Handys haben. Ach wie schön waren da noch richtige Eintrittskarten? Vielleicht auf STONE PAPER?

Für die drei Tage im Park haben wir uns drei Ziele auf der Wanderkarte ausgesucht: LAGO GREY, SALTO GRANDE (Pudeto) und ASCENCO.

Los geht es mit LAGO GREY. Alles läuft wie am Schnürchen. Anfahrt, Auto parken, durch die vielen vor dem Restaurant herumlungernden Reisegruppen durchwuseln. Bis auf einmal am Strand eine erboste Park Rangerin mit Funkgerät vor uns steht und in gutem Englisch barsch mitteilt, das wir uns hier illegal aufhalten würden!

Hä?

Nur wir, oder alle anderen auch?

TORRES DEL PAINE LAKE GRAY, Sandbank teilweise überflutet: Gesperrt!

Allerdings lässt der Tonfall der zum Glück unbewaffneten Rangerin keine laut gesprochenen Fragen zu. Der Aussichtspunkt sei seit Tagen gesperrt und das wüssten auch alle Hotels, Tour Veranstalter und Taxis. Auf der Stelle umdrehen, sonst gibt es hier und jetzt richtig Ärger!
Ja, also OK jetzt, tut uns auch leid aber wieso stand denn bloß am Parkplatz kein Hinweisschild? Wieso hat uns ein anderer (allerdings sehr junger) Ranger still passieren lassen? Ungestellte Fragen, demütige Rückkehr.

Irgendwie enttäuschend, das Ziel so klar vor Augen nicht erreichen zu können. Aber schon verständlich. Sicherheit zuerst. Die große Sandbank, über die der Weg zum Aussichtspunkt führt ist teilweise überspült. Hochwasser in Verbindung mit starkem Wind. Selbst wenn man auf dem Hinweg Schuhe und Strümpfe ausziehen würde um durch das eiskalte Wasser zu waten wäre ungewiss, ob man so auch zurückkommen könnte.

TORRES DEL PAINE, spektakuläre Ansichten

Der Parkplatz lichtet sich schnell am Abend, nur ein anders Auto übernachtet auch hier. Das Wetter ist einmalig gut und spätestens bei dem wie immer auf der Außenkochstelle zubereitetem Abendessen ist die Welt des faulen Fahrers mal wieder in Ordnung. Mit so einem Ausblick!

Der nächste Morgen wird klassisch verdaddelt („sind ja nur 40 Kilometer“) und erst mittags geht es weiter. Ein Fehler. Denn am Zielort SALTO GRANDE (Pudeto) lässt sich absolut kein Parkplatz für unseren kleinen Bus ergattern. Nicht schon wieder scheitern!

Plan B:
Weiter fahren, eine gute Stelle möglichst weit ab von der staubigen Piste finden, „Frühstücken“ und den Tag einfach weiter verdödeln, bis die Tagestouristen weg sind. Gegen 1600 zurück. Der Parkplatz ist zwar immer noch voll, aber wir finden nun unser Plätzchen und machen einen sehr guten Spaziergang zum Wasserfällchen „SALTO GRANDE“ und später zum Aussichtspunkt CONDOR.
Der Wasserfall ist ein reißender Ablauf aus einem See, der einen darunter liegenden mit neuem Wasser speist. Mit etwas mehr Sonne am späten Nachmittag wären die Farben wohl noch grandioser als sie es ohnehin schon sind?

Später am MIRRADOR CONDOR gibt es erst mal überhaupt keine Fotos. Gar nicht mal so viele Mittouristen versperren die ungetrübte Aussicht auf See und Berg durch ambitionierte Selfie posierungsorgien,natürlich außerhalb der Absperrung. Wie kann es sein, das mit Einzug von fotografierenden Mobiltelefonen die Menschheit zu narzisstischen Selbstdarstellern verkommt? Mein lieber Herr Jobs, haben Sie so ein globales Fehlverhalten kommen sehen?

TORRES DEL PAINE, manchmal muss man warten

Irgendwann sind auch hier die Meisten weg und es kommt noch zu dem gewünschten Bild. Das lange Warten hätte mit dem Inhalt eines kleinen metallischen Zylinders sicher gefühlt verkürzt werden können, aber die Beifahrerin sieht sich noch nicht in einer Rolle als Packesel. Wieso eigentlich nicht?

Auf dem Hinweg war kaum Wind zu spüren und es war schon fast unangenehm heiß, zurück hauen einen fette Böen fast aus den Schuhen. Weil wir hier über Nacht bleiben wollen parken wir das Auto lieber weiter unten am See, kochen, lesen, schreiben und gegen 2000 kehrt auch hier absolute Ruhe ein. Bis am nächsten Morgen um 0800 wieder die ersten Mietwagen auftauchen. Mietwagen sind immer die Ersten!

Hier in PUDETO fährt auch ein kleiner Katamaran ab und bringt Wandersleute zu einem weit entfernt liegenden Startpunkt. Eine Rundfahrt mit ohne Wandern verkneifen wir uns denn es stand zu lesen, das dieser Minidampfer oft auch mal seinen Betrieb wegen Starkwindes einstellen muss. Dann muss man zurück wandern, schwimmen oder einen Platz in einem fremden Zelt finden.

TORRES DEL PAINE: Wasser und Berge, was will man mehr?

Gelernt ist gelernt, wir fahren am nächsten Morgen einfach mal früher los um an unseren Dritten Besuchspunkt direkt im ersten Anlauf einen Parkplatz zu finden. ASCENCO ist eigentlich so was wie das Zentrum von TORRES DEL PAINE. Hier gibt es ein großes Hotel, Miethütten und einen Campingplatz. Denn von hier aus startet der Wanderweg zum TORRES BASE CAMP. Knapp 10 Kilometer One Way.
Haben wir bisher schon viele verwegene junge Menschen gesehen die schwer bepackt wie Maulesel zu Fuß die Gegend erkunden, steppt nun hier vollends der Bär.

KNAUSi kommt neben einem kleinen blauen Bus mit eingeborenem Nummernschild und beschlagenen Fensterscheiben zu stehen. Wir richten uns ein, machen Frühstück, aus dem Nachbarbus ertönt Musik und lautes Gelächter. Was da wohl abgeht? Nichts zu erkennen.
Auf einmal wird eine Schiebetür des blauen Busses aufgerissen und eine riesige (im Besten Fall) Dampfwolke entweicht. Und direkt danach verlassen sechs oder acht durchtrainierte junge Kerle den kleinen blauen Bus. Alle lachen, nehmen sich in die Arme und wünschen sich offenbar alles Gute. Die mitreisende Drogenexpertin ist sich sicher: Die haben was ganz Tolles geraucht.
Glaubt der faule Fahrer ohne jeden Zweifel sofort auch, denn was die Kerle nun im Anschluss an die Umarmungsorgie für riesige Rucksäcke Schultern grenzt an übermenschliche Superheldenkräfte. Ach ja, alles hat seine Zeit.

Wer richtig gut zu Fuß ist kann den TORRES DEL PAINE auf zwei verschiedenen Wegen erwandern: Einmal im Kreis ganz außen herum. Das kann dann auch schon mal zehn Tage dauern. Oder man erwandert das „W“, einem Weg der immer wieder in die grandiosen Täler des TORRES hinein führt und in drei oder vier Tagen zu schaffen ist. Der mittlere Teil des „W“ ist der TORRES BASE CAMP TRAIL an dessen Anfang wir uns jetzt also befinden.

Wie so oft stolpern wir erstmal einfach so los.

Doch statt der erwarteten großen Hinweistafeln über Distanz, Höhenmeter und Schwierigkeitsgrad entdecken wir erst nach ungefähr zwei Kilometern nur einen kleinen Pfosten auf dem zu lesen steht, das der Zeltplatz CAMPING CHILENO in weiteren drei Kilometern zu erreichen wäre und der MIRRADOR BASE DEL LAS TORRES in zusätzlichen vier. OK, das Fernziel scheidet schon mal aus, aber zum Zeltplatz könnte man ja mal vordringen?

TORRES DEL PAINE: Endstation WINDY PASS, lachhaft.

Mittlerweile ist des früher Nachmittag und wir sind nahezu alleine auf weiter Flur. Die wenigen Menschen, denen wir begegnen sind voll ausgerüstet. Rucksack, Wanderstöcke, Sonnenbrille, Hut. Dagegen wirken wir vermutlich eher wie verwirrt verirrte Strandläufer.
Zunächst unmerklich, doch dann unzweifelhaft geht es bergauf. Später sogar steil Bergauf um genau zu sein. Auf Geröll und Schotter, sicherer Stand ist erforderlich. Der faule Fahrer übernimmt wie bergauf üblich die Spitze, die gar nicht mehr so große Sprüche klopfende Beifahrerin die Nachhut. Mensch, entweder liegen hier am Wegesrand bald mal Sauerstoffflaschen oder wir erreichen den Gipfel! Was für eine Anstrengung! Die Nachhut mault und will abbrechen. Die Spitze besteht darauf, wenigstens mal einen Blick in das zu erreichende Tal erhaschen zu können.
Nach etwas über zwei Stunden übelster Anstrengung erreichen wir den höchsten Punkt dieses Abschnitts. Da steht ein kleines Schild „WINDY PASS“, ach was? Hätten wir jetzt gar nicht so gemerkt. Was hier für ein mächtiger Wind steht? Auf den ersten Blick scheint der weitere Weg etwas bergab zu führen und auch leichter zu gehen sein.

Doch selbst verwirrt verirrte Strandläufer denken manchmal an den Rückweg und so kehren wir um.

Der Abstieg ist nicht unbedingt einfacher, denn das Geröll unter den Füßen will nicht immer sicheren Halt garantieren. Die zuvor noch maulende Beifahrerin übernimmt die Spitze und lässt ihren faulen Fahrer halbwegs im Stich. Nun werden wir häufig von echten Wanderern überholt, die talwärts offenbar eilig den Zelt- oder Parkplatz erreichen wollen.
Hinterher liest der faule Fahrer bei iOVERLANDER noch mal nach, was andere über diesen Weg schrieben. Und jetzt dreht sich ein bisher nur mühsamer Spaziergang in eine dramatische Niederlage. Alle, wirklich alle Schreiberlinge prahlen damit, wie einfach der Weg sei, wie toll die Aussicht und wie nervig die unvorbereiteten Anfänger auf dem Weg seien. Tolle Wurst.

Nun, der letzte Abend in TORRES DEL PAINE ist wieder sehr still bei schönstem Wetter und Bestem Ausblick. Warum sich also darüber grämen, was durchtrainierte Jungspunde in einem „sozialen Netz“ schreiben?

Die Rückfahrt nach PUERTO NATALES am nächsten Morgen verläuft eher schweigend, liefert aber noch mal ein paar gute Bilder.

Die Niederländer in ESQUEL lagen völlig falsch. TORRES DEL PAINE ist ein absolutes Muss, wenn man hierherkommt. Da könnte man wohl eher EL CHALTEN und EL CALAFATE auslassen, aber auch nicht wirklich.
Sicher liegt die Begeisterung für TORRES DEL PAINE auch ein wenig am guten Wetter. Wenn es drei Tage geregnet hätte wäre dieser Ausflug wohl nur halb so gut geworden.

TORRES DEL PAINE: Spektakuläre Ansichten

Auf dem Campingplatz in PUERTO NATALES spricht uns ein junger deutscher Wandersmann an, der gerade aus EL CALAFATE mit dem Bus angekommen ist. Seine Gruppe habe sich spontan dazu entschieden, auch noch den TORRES DEL PAINE zu bewandern. Aber jetzt habe man fest gestellt, das der Nationalpark völlig ausgebucht sei und man online keine Tickets mehr erwerben könnte. Entsprechend mies sei die Stimmung.

Tja, was soll man da als alter fauler Fahrer bloß sagen?

Einfach mal hinfahren, anklopfen und auf hilfsbedürftig machen.

Uns alte Leute haben sie ja auch so rein gelassen 😉

Mit ohne Online.

Zum halben (Senioren) Preis.

Peter.

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