Die Formen, Strukturen und Farben, die ein Gletscher aus purem Wasser einfach so im Laufe der Zeit ausbildet sind durchaus sehenswert!
Im Nationalpark LOS GLACIERS im Süden Argentiniens, in der Nähe der Stadt EL CALAFATE kann man den Gletscher PERITO MORENO gleich auf zwei Wegen aus nächster Nähe betrachten. Zum einen zu Fuß, über hochmoderne Laufstege die in den Berg gebaut wurden, um uns Besucher dem Eis so nah´ wie möglich zu bringen. Ganz so, wie bei den Wasserfällen von IGUIZU. Zum anderen kann man dem Eis aber auch per Schiff näher kommen.

Die kurze Fahrt von EL CHALTEN nach EL CALAFATE bringt etwas Abwechselung entlang der Straße. Der riesige, türkisblaue See LAGO ARGENTINO ist zumindest farblich ein echter Hingucker. Doch wer bei türkisblauem Wasser nur an Wärme und Karibik denkt liegt falsch: Hier ist einfach nur alles Arschkalt!
Bereits seit einiger Zeit gibt es in jedem Ort nur noch einen großen Supermarkt der Kette LA ANONIMA. Natürlich gibt es überall noch die kleinen Supermärkte um die Ecke, irritierender Weise AUTOSERVICE genannt. Bestimmt nicht einfach, den dünn besiedelten Süden von ARGENTINIEN mit allen lebensnotwendigen Dingen zu versorgen. Lebensmittel sind das eine, Diesel und Benzin das andere. Wasser wird aus den Seen kommen, eine unterirdisch verlegte Gaspipe zieht sich entlang der Straße. Muss alles für wenige Menschen weit aus dem Norden heran geschafft werden.

In EL CALAFATE angekommen stellen wir schon bei der Suche nach dem zentrumsnahen LA ANONIMA fest, das wir schon wieder in einer Touristenhochburg gelandet sind. Hostels ohne Ende, Touranbieter und viele Menschen mit großen Rucksäcken auf den Straßen. Back Packer City. In der Stadt finden wir aber keinen Parkplatz. Also zur anderen Filiale am Stadtrand auf dem Berg. So groß ist EL CALAFATE. Zwei große Supermärkte! Der Blick vom Parkplatz oberhalb der Innenstadt auf den LAGO ARGENTINA ist so verschwenderisch grandios, das man alleine nur für den Ausblick schon hierher kommen müsste.
Der erste Wahl Campingplatz ist geschlossen, die zweite Wahl hat zwar kein verschlossenes Tor, sieht aber recht verwahrlost aus und niemand ist da. Die Dritte Wahl entpuppt sich als ganz brauchbar, allerdings weiß der Besitzer offenbar, das es keine anderen Plätze in der Stadt gibt und verlangt für seinen durchschnittlichen Platz den bisher absoluten Höchstpreis der Reise! Wie immer: Angebot und Nachfrage regeln den Preis.
Doch hat der Betreiber die Rechnung ohne die Beifahrerin gemacht! MAROKKO erprobt wird der Preis für die weiteren Nächte erfolgreich nachverhandelt. Ätsch!

Gleich am nächsten Morgen machen wir uns auf zu unserer Gleterschertour am PERITO MORENO. Das Wetter ist gut, blauer Himmel, weiße Wolken. Das gibt gute Bilder! Von EL CALAFATE muss man gut 90 Kilometer RIchtung ANDEN fahren. Auf halber Strecke ungefähr beginnt der Nationalpark und dort zahlt man gut 12 € Eintritt pro Person. Die Karte gilt aber offenbar mindestens zwei Tage.
Je weiter es in Richtung Gletscher geht, um so schlechter wird das Wetter! Grau, ein wenig Wasser in der Luft, trübe.
Was soll denn das?
Privatfahrzeuge werden auf einem besonderen Parkplatz, etwa 4 Kilometer vor dem Gletscher geleitet. Von hier aus fährt ein kostenloser Shuttlebus zum Eis, der Parkplatz dort ist viel zu klein als das dort jeder Hans & Franz parken könnte. Als wir ankommen regnet es sogar richtig. Man muss nur lang genug warten.
Hallo, blauer HImmel?

Kann man machen nix. In den wenigen Trockenzeiten zwischen den Schauern laufen wir über die Steganlage und kommen dem PERITO MORENO erstaunlich nahe. Sogar auf Augenhöhe. An der Abbruchkante knackt und knirscht es gut hörbar im Eis und manchmal bricht ein Klumpen davon auch tatsächlich ab. Warum man das im deutschen „Kalben“ nennt bleibt unklar.
Das mitgebrachte Weitwinkelobjektiv macht den Gletscher deutlich kleiner, als er ist. Alles ist immer eine Frage der Perspektive.
Das mit dem schlechten Wetter muss hier so eine Art Mikroklima zwischen den Bergen und über dem Gletscher sein (?). Bei diesen Bedingungen hält sich das Eis jung und frisch. Wenn hier einfach so die Sonne brennen würde, wäre das Eis wohl auch schnell weg geschmolzen.
Mittlerweile kommen auch die großen Touristenbusse mit den Backpackern und Hoteltouristen an und verteilen ihre Ladung in der Landschaft. Während erstere hervorragend ausgerüstet das Wetter meistern, brauchen die anderen billige Regenponchos aus Plastik aus dem kleinen Souveniergeschäft am Restaurant.

Als wir hier genug gesehen haben beschließen wir auch noch eine Bootstour zu machen. Mit dem Auto zum kleinen Hafen am See und eine halbe Stunde später fahren wir zur See. Oder besser: Auf dem See.
Diese Tour ist mal wieder grenzwertig. Obwohl das Boot nur halb mit menschlicher Fracht gefüllt ist kommt es später zu tummultartigen Szenen auf dem viel zu kleinen Oberdeck: Als alle ihr ultimatives Selfie vor den Eismasssen schießen wollen.
Alle?
Nein, natürlich nicht alle.
Alle minus zwei, um genau zu sein.
Peter.