SA2223: Adventszeit?

Der Fahrer mault schon seit einigen Tagen, die Beifahrerin ist eher still.

Anfang Dezember.

In ELMSHORN würde die Vorbereitung auf das Weihnachtsfest schon längst auf Hochtouren laufen. Hier, im Süden von ARGENTINIEN gibt es hier und da zwar Anzeichen auf das bevorstehend große Fest, doch die sind sehr, sehr selten und entsprechend schwer zu erkennen. Wenn überhaupt, dann in Geschäften.

Zutaten für einen Stollen, hier das Hilfsmittel Wasserpumpenzange

Die Stille der Beifahrerin entsteht durch das viele tiefgründige Denken an zu Hause und wie schön das jetzt dort sein könnte. Das Maulen des Fahrers bezieht sich natürlich völlig banal auf das Nichtvorhandensein von seit jeher angestammten Leckerreien die diese Jahreszeit so mit bringt.
Die stille Beifahrerin, nun in ihrer Eigenschaft als oberste Hüterin des Wohlergehens des Fahrers, bemerkt diesen Mangel und fängt heimlich still und leise an, in den Supermärkten entlang des Weges Zutaten für ein ganz besonderes Gebäck einzukaufen.

Einmal gar wird der Fahrer los geschickt, um völlig mysteriös Rum zu besorgen. Außer BARCARDI findet der Wein und Biertrinker nichts passendes und schleppt statt guten MEYERS RUM eine Flasche billigen Argentinischen Whiskys an. Immerhin mit 40 Umdrehungen. Dafür schmeckt er aber dann auch nicht wirklich. Gut so!

Stollen backen: Mandeln vorbereiten

Und dann, an einem eigentlich als Ruhetag deklarierten sonnigen Morgen in EL CHALTEN, beschließt die Beifahrerin, zur Tat zu schreiten und, Achtung, Tusch, Vorhang und Applaus, einen

STOLLEN

zu backen! Donnerknittel.

Nun geht das also hier los mit Weihnachten und so. Endlich!

Backen, in einem Wohnmobil mit ohne Backofen?

Stollen backen: Sieht echt nicht schlecht aus

Der geneigte Leser, die geneigte Leserin wird mit KNAUSi´s Verhältnissen längst vertraut sein: Einen Kühlschrank, ja, für Butter und kleine metallische Zylinder und so. Zwei Gaskochstellen im Auto, fürs Kaffeewasser und so. Zwei Gaskochstellen draußen am Auto, zum Braten oder Grillen von totem Tier und so. Ein Klo, eine Dusche und ein Bett fürs Leben und so. Ja OK, Reifen gibt es auch noch, einen Motor und ein paar Tanks, alles fürs Fahren und so.

Aber eben keinen Backofen!

Die Kinder der kleinen Reisegruppe haben vor Reiseantritt einen kleinen runden Topf mit Deckel und Untertopf beschafft, der auf jeder Gaskochstelle als Backofen funktionieren soll. Jedenfalls behauptet das das beiliegende Rezeptbuch mit vielen farbigen Fotos von allerlei Gebäck.

Aber so ein mächtiges Gebäck wie einen richtigen STOLLEN ist darauf (natürlich) nicht zu sehen.

Nun denn. Ob es bei einem Stapellauf, Jungfernfahrt oder ähnlichem besonders schicklich ist, direkt eines der schwierigsten Gebäcke der Welt (so das völlig unbegründete Vorurteil des Fahrers) in so einem Topfe anzurühren sei dahin gestellt. Der Wille der Beifahrerin ist des Fahrers Befehl. Erst Recht, wenn es was zu Essen gibt.

Nein Hund, in den Stollen kommt keine Wurst

Also packt der nie offiziell ernannte Backgehilfe erst mal den Werkzeugkasten aus. Also den Kasten, dessen Inhalt bei der letzten Reifenaktion so kläglich versagt hat. Wollen doch mal sehen, ob er, der Werkzeugkasten, wenigstens zum Backen eines STOLLEN taugt?
Oder präziser: Ob das „Profiwerkzeug“ aus den Discounter wenigstens zur Vorbereitung der unzähligen Zutaten taugt. Denn nur mit unzähligen Zutaten schmeckt ein STOLLEN auch nach STOLLEN, gell?

Konkret sollen Mandeln geknackt werden. Bereits geriebene, oder wenigstens von der ultraharten Schale befreite Früchte waren nicht aufzutreiben. Sagt die Beifahrerin. Der in ARGENTINIEN gekaufte und (natürlich) aus CHINA stammende Nussknacker beißt sich die Zähne an den unbehandelten Früchten aus und droht kaputt zu gehen.

So muss es denn die Rohrzange richten. Wie so oft. Mit ordentlich Kraft gelingt auch der Schalenbruch ohne die Frucht zu zerstören. Der Werkzeugführende Fahrer muss allerdings höllisch darauf aufpassen, sich bei der Aktion nicht die Finger zu quetschen. Typisch für eine leitende Führungskraft im hauswirtschaftlichen: Immer für alles schmutzige und gefährliche andere Leute einsetzten.

Okay, jetzt kann der Stollen in den Ofen, äh, auf den Herd

Es dauert ein wenig, bis die gewünscht halbe Tasse mit geschälten Mandelfrüchten bereit steht. Das zerkleinern derselben übernimmt die jetzt endgültig zur Backfrau mutierte Beifahrerin lieber selbst. Weiß sie doch um die mäßige Grobmotorik ihres heutigen Backgehilfen.

Rosinen wurden schon vor Tagen heimlich in den billigen Whisky eingelegt und gut im Kühlschrank versteckt. Nicht, das jemand dieses Gemisch für einen frisch angesetzten Rumtopf halten könnte?

Und so wird Zutat um Zutat in die einzige Schüssel an Bord, eine waschechte Salatschüssel natürlich, heute jedoch in ihrer Eigenschaft als Teigschüssel, gegeben und verrührt. Das dauert gefühlt Stunden. Genascht werden darf natürlich nicht. Nichts darf man mehr.

Strikt nach Betriebsanleitung wird der als Topf daherkommende Backofen auf dem Herd im Auto aufgesetzt und alle Außentüren geschlossen. Nicht etwa, um den köstlichen Geruch einer Weihnachtsbackstube für sich zu behalten. Sondern eher um zu verhindern, das die durchaus vorhandene Umgebungskälte dem Topfbackofen unnötig zu schaffen macht und womöglich das kostbare Backwerk ruiniert!

Während die Bäckerin mal kurz in die Stadt entschwindet um für sündhaft viel Geld das andere Ende der Welt erreichende Briefmarken zu ergattern, ist der Backgehilfe mit einem Male so gut wie arbeitslos und soll nur noch mal eben aufpassen, das nichts anbrennt. Wie denn das, bitte schön?

Die Briefmarken beschaffende Bäckerin ist längst wieder zurück, als es dann doch ein wenig angekokelt riecht. Das hat nichts mit himmlischen Düften aus einer Weihnachtsbackstube zu tun. Wirklich gar nichts. Der Gehilfe meint, vielleicht sei einfach zu viel Teig in dem Backofentopf gekommen und die reine Unterhitze dringe einfach nicht durch? Die Bäckerin, wie immer in der Kombüse absolut diktatorisch unterwegs lässt keine Kritik zu und schiebt den leicht verbrannten Unterteil auf „Das Erste Mal“!

Ja, ja. „Das Erste Mal“!

Wer sich da wohl noch daran erinnern kann?

Sieht doch echt nicht schlecht aus!

Nun denn.

Zwei Tage später lernen wir überraschend bei einer gemeinsamen Verkostung von nicht angebrannten STOLLEN Abschnitten von anderen Deutschen Backofentopfanwendern:

Die gemeinsamen Kinder der kleinen Reisegruppe haben den Stollen ruiniert, weil sie schlicht und einfach zu GEIZIG waren!

Denn für diesen als Backofen daherkommenden Topf gibt es als Supersonderzubehör eine Silikoneinlage, mit der das Anbrennen des unteren Gebäckteils verhindert werden kann, soll oder wenigstens müsste.

Also denn, unsere lieben mitlesenden Kinder:

Ganz oben auf dem Wunschzettel eurer Eltern steht diese famose Supersonderzubehör Silikoneinlage.

Dann seht mal hübsch zu, wie ihr die zu HEILIG ABEND nach SÜDAMERIKA organisiert bekommt 😉

Peter.

P.S.: Ach so, das Backofenteil ist übrigens von OMNIA.

Ein Kommentar

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert