Warum nur einen Wasserfall sehen, wenn man auch zwei besuchen kann?
Im Westen von MISIONES liegt der spektakuläre Riesenwasserfall von IGUAZU, im Osten der völlig andere kleinere Bruder MOCONA. Der Kontrast könnte nicht größer sein. In IGUAZU die voll funktionsfähige leicht zu erreichende Touristenmaschine, in MOCONA 70 Kilometer Anreise auf der einsamsten aller Straßen weit und breit.

MOCONA hält den Weltrekord in der Breite des fallenden Wassers (um und bei 2.000 Meter), nicht in der Höhe. Einen super schönen, guten und freundlichen Campingplatz finden wir in der Kleinstadt EL SOBERBIO, mal wieder direkt am Ufer des RIO URUGUAY. Schöner geht es wohl nicht.
Drei andere eingeborene Camper sind auch schon da, alle sprechen echt gutes Englisch. Als erstes lernen wir, das der Nationalpark MOCANA eine Website hat, auf der er tagesaktuell mitteilt, ob er überhaupt geöffnet hat.
Ach, wie jetzt?
Hat er seit ein paar Tage nicht mehr. Hochwasser!
Ach, wie doof.
Aber es ist ja jetzt wieder trocken in der Region und der Wasserstand in den Flüssen wird sicher schnell wieder fallen. So unsere Überlegung. Am nächsten Morgen ist der Park zwar geöffnet, aber die Bootstour ist noch unmöglich. Die ist aber wichtig, weil man nur vom Wasser (vom Fluss) her den Wasserfall überhaupt sehen kann. Aber wieso kann der Park gesperrt sein?
Nö, dann warten wir lieber noch ab.

Und nutzen den Tag zum Einkaufen, Wäsche waschen lassen (zwei Maschinen, mit trocknen und zusammenlegen, zusammen 1.200 Pesos, wir haben 1.500 gegeben, 4 €) und einer kleinen Reparatur am Auto.
Endlich haben wir Brennstoff für unsere Petroleumlampe gefunden! Die hatten wir neu in CONCORDIA beim Gashändler erstanden. Unsere eigene durfte aus Brandschutzgründen ja nicht mit an Bord der GRANDE SIERRA LEONE. Ebensowenig Lampenöl. Alles was brennen kann, eben.
Nun, der Stoff mit dem so eine Lampe gefüttert wird nennt sich hier allen erstens KEROSIN. Dünnflüssig, rötlich, in gebrauchten Plastikwasserflaschen abgefüllt. Muss man auch erst mal darauf kommen. Zur Sicherheit haben wir die Lampe eine halbe Stunde 15 Meter von uns entfernt brennen lassen. Muss hier ein anderes KEROSIN sein, als das was die Flugzeuge tanken.
Die elektrische Trittstufe hakt mal wieder beim Ein- und Ausfahren. Hatten wir im März schon mal in SPANIEN. Grund ist eine Schraube, die sich trotz Federring immer wieder durch Vibration löst. Jetzt mit SIKKAFLEX eingesetzt. Was anderes ist nicht an Bord. Kleben statt Nörglen.
Tags darauf verkündet der MOCONA Nationalpark gegen 0810 das jetzt alles geöffnet sei.
Wie schön, packen und los!

Wir sind alleine auf dem 70 Kilometer Anmarsch auf der N2. Und als wir eine Art Brücke passieren wird klar, warum bei Hochwasser auch der Park geschlossen sein kann. Er wäre gar nicht erreichbar. Diese Brücke ist eher eine Furt und so konstruiert, das sie bei Hochwasser des RIO URUGUAY ohne Probleme von dessen Fluten überspült werden kann. Ganz schön clever! So können keine Bäume, Äste oder sonstiges Treibgut den Abfluss behindern. Die Lösung vieler Probleme liegt in der Einfachheit.
Als wir im Park ankommen sind wir noch alleine und die Bootstour wird erst eine Stunde später angeboten. Also machen wir einen 2 Kilometer Rundgang durch den Urwald. Vor wilden Tieren wird gewarnt, doch außer Schmetterlingen sehen wir kein Getier. Obwohl die Beifahrerin einmal kurz zuckt, als es im Unterholz laut raschelt.
Zurück am Eingang können wir nun die Bootstickets kaufen und mit dem Auto gut 2 Kilometer hinunter zur Anlegestelle rollen.
Dort warten schon andere Touristen, es geht erst los, wenn sechs zusammen sind. Wie gut, was wir zwei sind! Bevor wir von freundlichen Parkmitarbeitern die Rettungswesten angelegt bekommen, müssen wir in einer Art Gästebuch unterschreiben, das wir auf eigenes Risiko in das Boot steigen.

Logisch. Immer eigenes Risiko!
Am Schlauchboot hängen zwei mal 150 PS Außenborder, der Grenzfluss RIO URUGUAY (zu BRASILIEN) tobt regelrecht, die Wellen schlagen hoch. Es geht los und gleich ruppig zur Sache. Donnerknittel, was für ein ungestümer Fluss, was für eine mächtige Strömung, was für wilde Wellen!
Unser Skipper versteht sein Handwerk, doch der erste Eindruck ist, wie soll man sagen, bescheiden? Wie jetzt, das soll der Wasserfall sein? Nur damit das niemand falsch versteht: Die Fahrt mit dem kleinen Schlauchboot auf dem wilden großen RIO URUGUAY ist Spektakulär ohne Ende! Aber das Wasser fällt nur vielleicht ein, zwei Meter in die Tiefe?
Fotos und Videos werden trotz der abrupten Bootsbewegungen gemacht. Schwierig, dabei nicht zum Sitz zu fallen.
Durchaus eine Menge Adrenalin im Spiel.

Als wir zurück sind erfragt sich der ehemalige Skipper folgende Antworten:
Bootsführer wird nur der, der vorher fünf Jahre als Bootsmann mitgefahren ist. Unser Skipper fährt seit 20 Jahren die Tour. Jetzt sei schon eine Ausnahmesituation auf dem Fluss. Gerade so die Grenze zwischen Erlaubt und Geschlossen. Das Wasser würde jetzt nur ca. 1,70 Meter in die Tiefe fallen, normal seien 7 Meter. Aber durch das Hochwasser sei das eben so. Der Fluss sei hier an die 100 Meter tief (kaum zu glauben!) und daher sei die Strömung und der Wellengang im Moment so besonders intensiv. Wie auch immer: Das ist schon ein heißer Ritt gewesen. Wenn da was in die Schrauben gekommen wäre…zurück sind wir praktisch mit dem Bug gegen die Strömung getrieben, damit das Boot mit den starken Motoren überhaupt steuerfähig blieb. Echt beeindruckend!

Nach einem überraschend guten Mittagessen im einzigen Restaurant im Umkreis von 100 Kilometern machen wir uns an die Weiterfahrt. Von hier aus soll es stramm nach Süden, nach BUENOS AIRES gehen.
Wir übernachten in PANAMBI im PUERTO SANCHEZ, einem gar nicht so kleinen privaten Park direkt am jetzt gemächlich dahin fließenden RIO URUGUAY.
Auf der anderen Seite des Ufers ist immer noch BRASILIEN.
Was für riesige Länder.
Peter.
Toll was Ihr so erlebt. Es macht Spaß, das zu lesen. Wir sind in Südspanien und werden in den nächsten Tagen die Fähre nach Marokko nehmen.
Bleibt gesund und Gute Fahrt.
Frank und Pitti
Hallo Frank,
dann mal eine gute Seereise! Falls Du den König triffst, bitte folgenden Vorschlag unterbreiten: Landesweite Einführung von 1 Liter Bierflaschen für 1,5 € das Stück. Vorbild: Argentinen. Begründung: Bier beruhigt.
Wir sind gespannt auf euere Geschichten!
glg Peter.