MAROKKO 2022 MT47 Der Weg nach TARIFA

Von unserem Campingplatz RIO JARA aus sind es 3,5 Kilometer bis zum Ortsrand von TARIFA, noch mal 3 Kilometer sind es bis zur ISLA DE TARIFA oder auch ISLA DE LAS PALOMAS genannt. Zu Fuß ein ordentliches Stück Arbeit, denn es gibt ja auch noch den berühmten Rückweg. Wenn man nicht kneift und ein Taxi ruft. Soweit sind wir aber hoffentlich noch lange nicht.

Am Strand von TARIFA

Gleich drei Wege führen im wesentlichen parallel laufend in die Stadt.

Schnöde entlang der viel befahrenen Autostraße, ein bis auf eine Ausnahme guter Wanderweg mitten durch das kleine Naturschutzgebiet, das zwischen der Straße und dem Atlantik liegt und schließlich der Weg über den sehr breiten Strand selbst.

Entlang der Straße ist es am schnellsten. Wie immer. Autogrechte Welt. Ein kleiner Trampelpfad entlang der Straße auf der anderen Seite der Leitplanken sorgt zwar für etwas Sicherheit, aber der Lärm der vorbei brausenden Autos schlägt über kurz oder lang aufs Gemüt. Immerhin, am Ortseingang verlässt man die Schnellstraße und sieht „Stadt“. Direkt an zwei großen Supermärkten vorbei, einen Hügel hinauf an vielen Surfshops und Tavernen vorbei erreicht man das Tor zur Altstadt von TARIFA. Erst ab da wird es erstrebenswert schön. Bis dahin ist der Weg Arbeit. Nicht das Ziel. Ausnahmsweise.

Holzbeplankter Wanderweg durch Naturschutzgebiet

Um den Wanderweg zu erreichen, muss man zunächst auch etwa 800 Meter an der Straße entlang gehen. Dann, kurz vor der CEPSA Tankstelle zur linken scharf rechts abbiegen, nach 50 Metern wieder links entlang der Weide für mürrisch dreinblickende behornte Kühe und dann entlang dem holzbeplankten Wanderweg mitten durch das Naturschutzgebiet. Sehr schöner Weg mit guten Aussichten auf das Meer zur Rechten und den kleinen Bergen zur Linken. TARIFA immer klar voraus. Doch es gibt einen echten Fluss zu überwinden.
Der RIO JARA (oder auch RIO DE LA JARA) mündet über viele, weit auseinander liegende Flussläufe in den ATLANTIK. Eigentlich heißen alle Flussläufe zwischen dem Campingplatz RIO JARA und TARIFA RIO DE LA JARA. Schon klar, warum sollte man auch zu viele Namen für ein und dasselbe Wasser verschwenden. Den Mündungslauf direkt beim Campingplatz könnte man als den großen RIO JARA bezeichnen.

Kaputte Holzbrücke über RIO JARA mit mutiger Wandersfrau

Über den kleinen RIO JARA, näher an TARIFA, führt stilecht eine eigentlich robust aussehende Holzbrücke, die aber leider in der Mitte des Flusses auf einer Seite eingebrochen ist. Daher ist die Brücke mit unübersehbaren Hinweistafeln und Holzlatten quer des Weges gesperrt.
Nur wenige halten sich daran und überklettern einfach die Holzlatten. Wir auch. An der Stelle, an der die eine Seite der Brücke wie nach einem Erdbeben abgesackt wilde Verrenkungen macht, geht man rein Instinktiv auf der nicht abgesackten Seite, hält sich am Geländer fest und denkt (hofft!) ganz fest daran, das die Brücke ja wohl nicht gerade jetzt genau völlig zusammen brechen wird. Vermutlich eine Frage des belastenden Gewichts? Doch wie viel Kilo Lebendgewicht trägt das auf dieser Seite noch intakte Fundament?

OK, wir befolgen die Regeln nicht

Eine auf dem Fahrrad des Weges entlang kommende Schweizerin bittet höflich darum, ihr beim Überwinden der mit Holzlatten verrammelten Zugänge zur Brücke mit dem Fahrrad zu helfen. Selbstverständlich! Worauf hin der, der normaler Weise den Zündschlüssel bewacht, direkt zwei mal gelobt wird. Wie STARK er sei, und wie NETT! Das geht natürlich so was von runter wie Öl und der so gelobte bittet daraufhin die Schweizerin an der anderen Seite der Brücke dieses Lob nochmals laut und deutlich zu wiederholen!
Denn da steht wartend die Beifahrerin und wundert sich schon, was da auf dieser kaputten Brücke so alles passiert. Wir lernen noch kurz, das die Brücke jedes Jahr einmal kaputt geht und jedes mal auch repariert wird. Doch eigentlich müsse man die Pfeiler im Flussbett wohl eher in Beton gründen und nicht nur in den Schlamm rammen. Ja ja, diese Schweizer. Brücken und Tunnel, das können sie wohl!

Parkplatz am Ende des Wanderwegs nach TARIF, Feuerwehr zur linken, Fußballstadion rechts

Dieser dann auch weiterhin sehr schöne beplankte Holzweg endet an einem Parkplatz am Ortsrand von TARIFA. Da stehen in der Regel „Freistehende“ Wohnmobile aus aller Herren Länder, deren Bewohner leidenschaftliche Surfer sein werden. Von hier aus zum Strand/Wasser sind es maximal 500 Meter. Das schafft man als an Land schwer bepackter Kitesurfer wohl gerade so.

Strandprommenade von TARIFA, nahe TARIFA

Weiter geht es auf einer recht neu aussehenden Uferpromenade mit mächtigen Palmen. Zur Rechten der breite Strand und ab und zu eine schicke Strandbar, zur Linken (in der Reihenfolge) ein kleines Fußballstadion, drei oder vier gut in die Landschaft passende Ferienapartmentblocks mit Swimmingpools in der Anlage, ein Kinderspielplatz, eine große leere Lagerhalle, eine Schule und zum Ortskern hin eine Reihe von Mietskasernen.

Einen so abwechslungsreichen Weg kann man gut laufen, es wird nicht langweilig und eventuelle Beschwerden der eigenen Füße können leicht durch das, was die ebenfalls eigenen Augen erblicken, zurück gestellt werden.

Gibt es eine Furt? Wenn ja: Wo und wie tief?

Den Dritten Weg, den Weg über den Strand haben wir zwei mal versucht zu beschreiten und zwei mal mussten wir umkehren. Nicht, weil wir uns etwa verlaufen hätten. Das ist unmöglich, denn durch die flache Landschaft verfügt man auch als Ortsunkundiger Laie jederzeit über die notwendige Orientierung. Nein, Wasser, jede Menge unüberwindbares Wasser versperrte uns den Weg.

Abendstimmung in der Nähe von TARIFA, MAROKKO im Hinterrund

Der kleine RIO JARA, also der mit der kaputten Holzbrücke, läuft von weitem betrachtet als Rinnsal über den Strand ins Meer. Doch was aus der Entfernung durchaus überwindbar aussieht, gerät aus der Nähe betrachtet zu einem unbekannten und vermutlich tiefen Gewässer. Bei Niedrigwasser im ATLANTIK scheint eine Passage direkt über die Sandbänke an der Wasserlinie möglich, doch steht man unmittelbar davor fürchtet man nass zu werden. Sehr nass sogar. Im Hochsommer vielleicht willkommen, jetzt, mit Einkäufen und Kamera bepackt doch eher zu vermeiden. Dabei bräuchte es eigentlich nur den Mut eines Einzelnen, um die tatsächlichen Wassertiefen entlang der Furt zu ermitteln.

Abendstimmung in der Nähe von TARIFA, MAROKKO im Hinterrund

Weit und breit kein anderer Mensch zu sehen.

Auch kein Spiegel, in den man schauen könnte um vielleicht doch einen Mutigen zu erkennen.

Da bleibt, wie so oft also nur der Rückzug auf bekannte Wege.

Peter.

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