Die Insel RESÖ liegt bummelig 20 Seemeilen (40 Kilometer) südlich von STRÖMSTAD in den schwedischen Westschären. Eigentlich war es mal eine richtige Insel, also per Definition einer Insel vollständig von Wasser umschlossen. Doch irgendwann hat man einen Damm zu der nach GOOGLE MAPS (unglaublich, namenlosen oder? GOOGLE weiß doch nicht alles!) Nachbarinsel und dem Festland gebaut. Dadurch wurde der Autoanschluss an die E6 Schnellstraße zur Minutensache.

Und so kommt es vermutlich das eine eigentlich einsame Insel im großen Nationalpark KOSTERHAVETS geradezu durchsetzt mit schwedischen Ferienhäusern ist. In der Nähe des Damms gibt es tatsächlich richtige Bauernhöfe, ansonsten nur unendlich viele Ferienhäuser. Manche einsam und malerisch in die Landschaft eingebettet, viele andere in regelrechten Siedlungen, die jetzt in den schwedischen Sommerferien auch gut belebt wirken. Jeder so wie er will.

Wir sind nun offiziell südgehend und liegen ein paar Tage auf dem sehr guten Ankerplatz vor LÖNNTÄG im Südosten (Position 58° 47,9’N 11° 11,7’E, 6M) von RESÖ. Vor ein paar Wochen, noch nordgehend hatten wir das Ziel KOSTER INSELN vor Augen und sind nur eine Nacht vor RESÖ ohne Landgang geblieben, jetzt erkunden wir ausführlich mit dem Dingi die Insel. Zunächst zu Fuß über einen gut markierten Wanderweg („grün“) in den kleinen Ort am Westende der Insel. Später fahren wir tatsächlich noch mal mit dem Dingi außen um die Insel herum. Eine Reise von gut 2,5 Seemeilen – one way! Das ist insofern erwähnenswert als das das Vertrauen in den lange meckernden Außenborder wieder hergestellt ist. Ein neuer Vergaser bewirkt wahre Wunder bei so einer kleinen Höllenmaschine.

Der Ort RESÖ bietet einen kleinen Supermarkt, eine Landbäckerei samt Café vom feinsten und einen Hafen, vornehmlich für kleine Motorboote, aber an den Außenstegen liegen auch größere Segelyachten und richtige Motorkreuzer. Drei Fischkutter finden auch ihren Platz. Recht harmonisch in die Landschaft passend.


Direkt bei unserem Ankerplatz bei LÖNNETAG gibt es nur eine kleine Pier für einheimische Motorboote. Hervorragend als Dingipier geeignet. Dort angelandet werden die mitgebrachten Wanderschuhe angezogen und es geht ein kurzes Stück westwärts durch die kleine Ansammlung von Ferienhäusern. Dann verlässt man die autotaugliche Schotterpiste und biegt rechts auf den Wanderweg „grün“ ab, direkt in den dichten Wald. Der Pfad ist nicht zu verfehlen und windet sich munter durch die Bäume und das Gebüsch. Ein verwunschener See entlang des Weges und schon ist man im Außenbezirk des Ortes RESÖ. Logisch: Nur Ferienhäuser, was auch sonst. Hier ist die Straße nun asphaltiert und per GOOGEL MAPS orientieren wir uns dorthin, wo wie einen Supermarkt vermuten.

Zuhause ist Einkaufen oft eher eine Pflicht, auf so einer langen Reise in unbekanntem Revier sind die kleinen Supermärkte entlang des Weges so etwas wie eine Mission. Hier gibt es immer wieder was zu entdecken, in der Regel die ein oder andere Leckerei, natürlich. Berge von Lebensmittel kann man so nicht einkaufen, der Rückweg wäre viel zu lang. Einen soliden Grundstock an Lebensmitteln haben wir ja sowieso immer an Bord. Aber das I-Tüpfelchens darf durchaus so gesucht werden.


Direkt neben dem kleinen Supermarkt ist die Bäckerei PANGET. Durch eine offene Tür können wir eine Palette mit 25 Kilo Mehlsäcken in der Backstube sehen, hier wird tatsächlich selbst gebacken! Die Erkenntnis alleine ist schon Grund genug, sich hier nieder zu lassen, einen Kaffee zu schlürfen und eine süßes Gebäck zu vernaschen. Und die vorbei kommenden Leute zu beobachten. Keiner geht hier mit einer kleinen Tüte weg. Manche müssen warten, bis alle Tüten mit gebackenen Köstlichkeiten zusammen gestellt sind. In der Regel blendend aussehende junge Eltern mit ihren noch bezaubernder wirkenden Kinder. Absolute Bullerbü Idylle wohin man blickt. In dieser Massivität fast schon ein wenig bizarr, denn das ist natürlich nicht die Wirklichkeit in der wir in Westeuropa leben.

Coffee-Refil, so wie in Amerika üblich, erleben wir in den schwedischen Cafés auch allerorten. Nix mit der deutschen Frage nach „Kännchen oder Tasse?“. Man bekommt einen frisch gespülten Pott und geht zur Kaffeestation, an der Milch, Zucker und eben der Kaffee steht und bedient sich selbst. Man geht noch mal hin, wenn der Kaffee schmeckt. Und nochmal, wenn man noch bleiben möchte und das Treiben um einen herum weiter beobachten möchte. Und vielleicht nochmal, wenn man immer noch keine Lust auf den Rückweg hat.

An einem anderen Tag spazieren wir ostwärts, landen leider relativ früh´ auf der engen Straße die auf das Festland führt und machen uns wenigstens ein Bild von dem Damm. Die Mannschaft möchte nicht darüber gehen – einen eigenen Fußweg gibt es nicht und trotz Ausweichbuchten ist die Fahrspur so eng, das die Mannschaft um ihre körperliche Unversehrtheit fürchtet. Alleine möchte der Skipper des STORMVOGELS sich auch nicht in unnötige Gefahr begeben, also pilgern wir auf gleichem Wege zurück.


Der Vorteil an so einem einsamen Ankerplatz (wir waren die ganze Zeit alleine) ist, das man schwimmen gehen kann, wenn man will. Jederzeit. Nun, ganz alleine waren wir da draußen dann doch nicht. Denn ab und zu trieb eine der furchterregenden Feuerquallen vorbei und vermieste uns kurzfristig die Aussicht auf eine (erhebliche) Abkühlung. Die Strategie der ansonsten eher furchtlosen (andere sagen naiven) STORMVOGEL Crew ist folgende: Aufmerksamer Rundgang an Deck, das Wasser in der nähren Bootsumgebung fest im Blick. Kein rotes Monster in der Nähe – ab ins Wasser. Das wird wie gewohnt und dem Alter entsprechend über die Badeleiter und die Badeplattform am Heck einigermaßen komfortabel erreicht. Der Skipper, ausgerüstet mit Taucherbrille und Schnorchel, selbstverständlich zuerst. Keine Sorge, davon wird es nie Bilder geben.

Kurzer Rundumblick unter Wasser. Ist kein rotes Monster in Sicht, folgt die Mannschaft. Sind beide im Wasser, wird auf der Sonnenseite zum Bug geschwommen, immerhin satte 14,5 Meter. Der Skipper als Scout voraus, die nähere Unterwasserumgebung fest im Blick. In der Regel kann er die ein, zwei Meter in die Tiefe zeigende Ankerkette erkennen, aber dann verliert sich ihre Spur. Obwohl nur auf fünf bis sieben Meter Wasser liegend, kann man nie den Grund erkennen. Kein Vergleich zu anderen Orten auf der Erde. Auch nicht so wichtig. Irgendwo da unten wird der Anker schon sein. Ein rotes Monster mit seinen elendig langen Tentakeln frühzeitig in der Nähe zu sehen schon eher.
Elegant wird schwimmender Weise die Ankerkette gekreuzt um dann auf der Schattenseite des Bootes die 14,5 Meter zum Heck zurück zu schwimmen. Je nach Lust und Laune wird noch eine zweite Runde gedreht, eher selten eine Dritte. Man bedenke: Das wären ja auch schon knapp 100 Meter und Olympia ist eh´ schon vorbei.

Doch während die Mannschaft einfach nur vergnügt so durch das Wasser planscht, hat der Skipper mit seiner Schnorchelbrille neben der Beobachtung der roten Monster gleich zwei weitere ernsthafte Aufgaben zu erledigen. Als da wäre zum einen: Reinigen des weißen Wasserpasses mit dem Zauberschwamm. Üblicherweise ist dieser nach einem Aufenthalt in einem Hafen nicht mehr weiß. Das geht natürlich gar nicht. Makelloses Auftreten ist des STORMVOGELS erste Pflicht. Zum anderen gilt es, die Funktion der unter Wasser befindlichen Logge wieder herzustellen. Die Logge misst mit einem kleinen Schaufelrad die Geschwindigkeit, die das Boot durch das Wasser macht. Nach ein paar Tagen des Stillstands nisten sich irgendwelche Meeresbewohner in den komfortablen Schaufelrädern ungefragt ein und blockieren dieses mit ihrer bloßen Anwesenheit. Das geht so natürlich nicht! Wenn die Bordelektronik nicht weiß, wie schnell das Boot durch das Wasser fährt, kann sie auch nicht die wahre Windgeschwindigkeit und die wahre Windrichtung errechnen und dem Skipper anzeigen. Also taucht der Skipper kurz ab, dreht die Schaufelräder mit der Hand und schmeißt somit die unliebsamen Passagiere aus ihrem Versteck und fertig ist.

Nun werden die wahren Seeleute unter uns erwidern:
Was braucht ein echter Skipper denn die Navigationselektronik um den wahren Wind zu erkennen?
Tja, an dieser Frage ist leider was dran und ich werde darüber noch eine kleine Weile nachdenken müssen.
Peter.



