SA2223: In den Anden

Wenn man es genau nimmt, waren wir ja schon in den Anden. Der unrühmliche LAGUNA VERDE Ausflug wäre da zu vorderst zu nennen.

Doch alles bisher gewesene wird durch das neue Ziel BOLIVIEN getoppt. Von SAN PEDRO DE ATACAMA gibt verschiedene Wege nach UYUNI (Bolivien). Wir wählen den, der offiziell als der Einfachste gilt und sind am Ende sehr froh´ diesen „einfachen“ Weg ohne Schäden am Auto überstanden zu haben.

Frühstücksplatz entlang der RUTA 21 (Chile) auf dem Weg nach OLLAGÜE

Von SAN PEDRO DE ATACAMA geht es zunächst zurück nach CALAMA. Wir brauchen unbedingt mal wieder einen Liter passendes Motoröl. Des KNAUSi´s Motor verlangt nach 0W-30 und das ist in Südamerika nicht weit verbreitet. Lebensmittelergänzung aus dem sehr guten LIDER der Hinfahrt wäre auch ganz passend.
Die Fahrerin folgt ausnahmsweise den Anweisungen des ehemaligen Fahrers und nach knapp zwei Stunden in der Großstadt macht sich die kleine Reisegruppe auf den Weg in die einsamen Berge.

Um CHILE, unserem gastfreundlichen Heimatland seit Monaten, endgültig zu verlassen.

Der zu nehmende Pass trägt den schwedisch klingenden Namen OLLAGÜE und liegt auf ca. 3.800 Höhenmeter. Die Straße dorthin ist durchgängig asphaltiert, allerdings manchmal durchaus reparaturbedürftig.

Wer würde denken, das Berge eine solche Farbenpracht liefern können?

Damit wir die Grenze, über die sich insbesondere auf der bolivianischen Seite wüste Beschreibungen häufen, am Vormittag passieren können, übernachten wir an einem ganz besonderen Ort in der Wildniss. An einem großen trockenen Salzsee gibt es tatsächlich eine Süßwasserquelle und irgend jemand offizielles hat einen kleinen Pool und einen Picknick Platz an dieser Stelle, weit weg von allem, bauen lassen. Ab und zu stehen dort auch Camper über Nacht.
Die elf Pistenkilometer von der Hauptstraße nerven dann am Ende des Tages dann doch ein wenig. Die Fahrerin ist nicht aus der Ruhe zu bringen und hält stur die angemessen niedrige Geschwindigkeit.

Der Platz ist eine kleine Sensation, wenn auch der ehemalige Fahrer vor endgültigem Parken den Boden von alten rostigen Nägeln säubern muss, denn eine Reifenpanne will natürlich keiner riskieren.
Gegenüber qualmt es gemütlich aus einen Berg. Offenbar ein Vulkan, der noch nicht ganz eingeschlafen ist.

Die Höhe, aber auch diese nie gehörte absolute Stille drücken auf die Ohren.

Während das Abendessen zubereitet wird, kommt mit einem Male ein PickUp und bringt Feuerholz. Oh je, es ist ja wieder Samstag! Schon wieder eine unerwartete OpenAir Disko?
Nein, dafür sind die beiden Männer und die eine Frau aus dem Auto wohl viel zu alt. Nach dem das Holz abgeladen ist schnacken sie noch eine Weile, ignorieren die kleine Reisegruppe die ob der Höhenkälte längst in ihrem Auto sitzt und brausen mit einem Male wieder davon.

Was das wohl sollte?

Schlafplatz auf ungefähr 3.700 Höhenmetern

Es bleibt die ganze Nacht absolut ruhig. Bis gegen 0630. Die Dämmerung bricht gerade an und der PickUp vom Vorabend ist wieder da. Die Leute vom Vorabend haben nun ein riesiges Feuer entzündet und unterhalten sich angeregt. Wir drehen uns noch mal um.
Später kommt noch ein Auto und bringt noch mehr Leute, die alle schnattern, was das Zeug hält.

OK, Zeit aufzustehen ist sowieso.

Wie sich heraus stellt ist das eine Wandergruppe, die pünktlich am Sonntag Morgen um 0900 zu einer Bergwanderung aufbricht. Die Autos haben die Gruppe nur zum Treffpunkt gebracht und für gute Stimmung gesorgt. Auf was für Ideen die Leute hier kommen?

Nach dem Kaffee geht es wie üblich los, die gut zwanzig Kilometer zur Grenze laufen ganz gut.

Aus CHILE sind wir sehr schnell raus. Hier, an dieser entlegenen Stelle in den Anden wäre für die Busgesellschaft in SANTIAGO DE CHILE ja wohl die letzte Gelegenheit gewesen, den Unfallverursacher zur Rechenschaft zu ziehen. Nichts. Kein Eintrag im Fahndungscomputer, kein Steckbrief. Ausreisestempel in die Reisepässe, Abgabe der Zollerklärung für das Auto und das war es mit CHILE.

Bolivien!

Zwei Kilometer weiter erfolgt die Einreise nach BOLIVIEN. Die wildesten Dinge darüber haben wir gelesen, nichts davon passiert der kleinen Reisegruppe. Im Gegenteil: Als der Grenzpolizist mit bekommt, das da zwei Deutsche in der Schlange stehen, werden eben diese besonders eingewiesen. Eine Schlange gibt es nur, wenn ein Reisebus die Grenze überquert. Kann man machen nix.
Einreisestempel, zack zack und weiter zum Zoll. Denn auch in diesem Land muss das Auto offiziell einreisen. Etwas nervös ist die Reisegruppe an dieser Stelle dann doch. All die schönen Sachen aus dem LIDER könnten, würde es mit rechten Dingen zugehen, wohl eingezogen werden. Obst, Gemüse, Wein, Bier.

Doch den Zollbeamten interessiert nur die Fahrgestellnummer und das Nummernschild, damit er die temporäre Einreise des Autos beurkunden kann. An der offenen Schiebetür wirft er noch kurz einen Blick in den Innenraum und schon dürfen wir los fahren!

Doch, wohin denn bloß?

Kein Schild. Keine Straße erkennbar.

Hallo?

Kleiner Stau in den Anden, wg. Bauarbeiten

An einem Schlagbaum steht ein Soldat und meint, hier kommen wir nicht weiter. Ja, aber wo geht es denn bitte nach UYUNI? Na, da hinten, ist doch klar! Ein paar LKW´s ziehen dort bereits ihre Staubwolke. Ja, dann fahren wir da wohl auch mal lang.

Die ab der Grenze in den Karten eingezeichnete RUTA 5 gibt es gar nicht. GOOGLE MAPS, falsch. TOMTOM, falsch. Tatsächlich kommt man von OLLAGÜE aus nur über die RUTA 701 Richtung UYUNI, erst viel später wird die 701 zur RUTA 5. Kann man sich hier mal auf dem GPS Track ansehen.

Es folgt die schlimmste Piste, die die kleine Reisegruppe in nun fünf Monaten Südamerika je befahren hat. Sand ohne Ende, in dem Staub macht es keinen Sinn, hinter einem anderen Auto her zu fahren: Man sieht einfach nichts. Wellblech und Schlaglöcher kommen noch dazu. Oh je, wenn das bis UYUNI wohl so geht brauchen wir wohl ein neues Auto?

Wie immer wenn man denkt, es kann nicht schlimmer kommen wird es unerwartet besser. Denn die RUTA 701 wird tatsächlich zu einer geteerten Straße ausgebaut. Vielleicht fünfzig Prozent sind schon fertig, in drei, vier oder fünf Jahren könnte diese schlimme Straße wohl der Vergangenheit angehören?

Unterwegs passieren wir zahlreiche Bahnübergänge, sehr langsame Passage erforderlich, das sehr rumpelig. Tatsächlich sehen wir einen Güterzug, der mit gleich drei großen Dieselloks mühsam den Berg hinauf kriecht. Als der Lokomotivführer sieht, das sein Zug fotografiert wird hupt er laut und deutlich wie zur Begrüßung.

Eisenbahn in den Anden

Für die zweihundertdreißig Kilometer brauchen wir gut sechs Stunden, dann erreichen wir UYUNI. Angeblich soll man ganz gut auf dem großen Eisenbahnfriedhof übernachten können.
Bereits bei Ortseinfahrt überfällt einen das kalte Grausen. Wenn man nicht schon ein wenig Reiseerfahrung hätte würde man sich unverzüglich in eine bessere Gegend beamen lassen.
Die geteerte Straße endet exakt am Ortseingang. Sandpiste, Dreck, umher fliegender Müll, kreuz und quer fahrende Autos, Menschen und Tiere auf den Straßen. Die Fahrt durch die Stadt zum Eisenbahnfriedhof gelingt zwar ohne Unfall, aber die Nerven liegen blank. Bei beiden. Zweihundertdreißig Kilometer in den Anden hinterlassen halt ihre Spuren.

Der Eisenbahnfriedhof ist nach kurzer Erkundung ja ganz nett, aber auf keinen Fall ein Platz für die Nacht. Früher konnte man wohl sein Auto direkt an den rostenden Schrotthaufen parken, geschützt von den Blicken anderer. Doch mittlerweile sind rundum tiefe Gräben gezogen, so das man entweder auf einem nahe gelegenen Parkplatz in unmittelbarer Nähe der Stadt stehen könnte, oder auf der anderen Seite in freier Wildbahn.

So ein Mist!

Parkplatz am Eisenbahnfriedhof von UYUNI

Alle anderen Plätze in UYUNI lesen sich in iOVERLANDER auch nicht besser. Erst vierzig Kilometer weiter im Norden gibt es einen Aussichtspunkt, der von den Eingeborenen nicht genutzt wird. Tatsächlich wird dieser entlegene Platz unsere Heimat für die Zeit in UYUNI.

Doch das ist eine andere Geschichte.

Peter.

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