Die Rückkehr zu KNAUSi´s Parkplatz mitten in der Nacht in PUNTA AREANS hat viel besser geklappt, als der Fahrer es sich jemals ausmalen konnte. Wie immer in Fällen in denen zwischenmenschlicher Kontakt erforderlich ist ist die Beifahrerin der Schlüssel zum Erfolg: Bittet sie doch einfach den Kantinenwirt der Fähre um die Organisation eines Taxis. Der meint aber nur lässig, wir könnten bei ihm mit fahren…
…und so verlassen wir mit ihm als erste die Fähre, springen mit ihm in ein schon lange bestelltes Privattaxi und sind zwanzig Minuten später in der Straße, in der der Parkplatz unseres Wohnmobils liegt. Doch statt in der Dunkelheit und Kälte umständlich nach dem Sender für das Rolltor suchen zu müssen, laufen wir einfach einem Auto hinterher, das gerade auf „unseren“ Parkplatz fährt.

Leider verursachen wir durch unsere ungestüme Lauferei einen kleinen Herzinfarkt bei der Fahrerin des Autos. Einen kurzen Moment befürchtet sie tatsächlich überfallen zu werden. Klar, kreuzt da doch so ein großer Kerl mitten in der Nacht hinter ihrem Auto auf. Zum Glück können wir das schnell aufklären und gut ist.
Am Folgetag schlafen wir lange und verbringen den Rest mit Reiselogistik (Wäsche waschen (lassen), Einkaufen) und einfachen Platzwarttätigkeiten. Denn am späten Nachmittag kommt noch ein umgebauter Bus aus ARGENTINIEN. Der an Bord befindliche Sohn spricht zum Glück Englisch und wir können eine Formale Übergabe des wertvollen Türöffners machen.
Dienstagmorgen müssen wir ganz früh´ raus, damit wir um 0730 am gleichen Fähranleger TRES PUENTES wie Montagnacht sein können. Doch es geht nicht nochmal nach PUERTO WILLIAMS. Diesmal geht es nach PORVENIR. Eine Seereise von nur 2,5 Stunden über die MAGELLAN STRASSE mit einer recht großen knallgelben Fähre. Als Deutsche sind wir natürlich überpünktlich und können uns nicht vorstellen, dass der Dampfer auch nur ansatzweise voll wird. Doch pünktlich um 0905 legt die Fähre in PUNTA AREANS ab und ist proppevoll. Genial, dass so ein Bording auch gelassen von Statten gehen kann.

Die Überfahrt vor dem sehr starken Wind (~ 30kn) ist wenig spektakulär. Der mit bis zum letzten Moment Full-Speed gefahrene Anleger dagegen schon. Schon klasse, wenn Steuerleute ihre Dampfer so im Griff haben.
Wie zuvor schon bei der Routenplanung befürchtet führt unser Weg zur Grenze auf der Y71 CHILE / ARGENTINIEN über gut 100 Kilometer Piste. Die ist zwar gut zu fahren, aber „wir“ sind jetzt „vorsichtig“ auf Schotter unterwegs. Und sehen dadurch mehr von der grandiosen Landschaft!
Entlang der Straße stehen immer wieder kleine schwarze Hütten. Das sind REFUGIOS. Schutzhütten für Wanderer, Fahrradfahrer und alle entlang des Weges gestrandeten. Denn es kann dauern, bis hier mal einer zur Hilfe vorbeikommt. Wind und Kälte können wohl tödlich sein. Zu freundlich von CHILE, so was aufzubauen, oder?

Die Ausreise aus CHILE und die vier Kilometer später erfolgte Einreise nach ARGENTINIEN bei SAN SEBASTIAN ist schon Routine. Herauszuheben ist aber die Ernsthaftigkeit der Beamten in CHILE und die Coolness ihrer Kollegen in ARGENTINIEN. Viele haben dort Blauweiß gestreifte T-Shirts an. Heute spielt ARGENTINIEN gegen KROATIEN um den Einzug ins WM Finale. Ein Vorgang von nationaler Bedeutung. Aber erst um 1600.
Viele Kilometer liegen noch vor uns und wir sputen uns. Als das Fußballspiel anfängt, haben wir kurz mal guten UKW Radioempfang und lauschen gespannt dem spanischen (in unseren Ohren) Gebrabbel und verstehen nur MESSI, MESSI. Doch der Sender verstummt alsbald und wir versuchen unser Glück auf Mittelwelle. Astreiner Empfang! Die ersten beide Tore bekommen wir ganz klar durch das Ausflippen des Kommentators mit. Die Straße ist eigentlich völlig leer. Als der Fahrer einem entgegen kommenden LKW mit zwei Fingern die zwei Tore signalisiert, hupt dieser ausgiebig und wedelt mit seiner Argentinienflagge.

Ist das nicht völlig Irre?
Mitten im tiefsten Süden von ARGENTINIEN: Nutzloses HighTec Handy, weil kein Handynetz. Kein Internet. Kein UKW Radio, schon gar kein DAB+ Radio. Auf allen „modernen“ Kommunikationskanälen absolute Funkstille.
Aber die steinzeitliche Mittelwelle, die funktioniert einfach so. Seit Jahrzehnten. Oder ist es schon ein Jahrhundert?
Es lebe der technische Fortschritt!
So lange er, der in der Regel überheblich daher kommende „Fortschritt“ bewährtes nicht ersetzt, bevor er es auch wirklich kann.

Der Campingplatz von TOLHUIN liegt direkt am LAGO FAGNANO und ist eine Empfehlung von anderen deutschen Overlandern, die wir schon zweimal treffen durften und mit denen wir wirklich gute Abende verbracht haben.
In der Tat ist CAMPING HAIN die absolute Show! Hier hat sich einer jahrzehntelang in seiner Kreativität ausgetobt. Bis er, Roberto mit Namen, vor zwei Jahren mitten in der PANDEMIE an Krebs gestorben ist. Nun führen den Platz seine beiden Söhne und die Frau. Die drei geben sicher ihr Bestes, aber wir verspüren nicht den konstruktiven Wahnsinn, den es braucht, um so einen verrückt schönen Campingplatz anzulegen und zu betreiben. Drücken wir mal die Daumen!
Flaschenbäume, selbst gebauter Hubschrauber, bei denen das FLIWATÜT Pate gestanden haben könnte und eine Gemeinschaftshütte mit tausenden von selbst gemachten Namensschildern von den zahlreichen Besuchern der vergangenen Jahrzehnte. Nach einer halben Stunde gibt die Reisegruppe das Lesen auf. Man könnte noch stundenlang so weiterlesen, ohne zu einem Ende zu kommen.
Vermutlich aus Sicherheitsgründen gibt es nur einen geschlossenen Ofen und keine offene Feuerstelle, um den Raum zu heizen. Dadurch verliert die Hütte ein wenig an Charme, weckt aber doch wohlige Erinnerungen an die BLACK HILL Hütte in TASMANIEN. Long Ago and far away.

Eigentlich könnte man hier noch einen Tag länger bleiben, doch bereits am nächsten Morgen brechen wir mit Ziel USHUAIA auf, denn wir haben großes vor.
Wir wollen „Last Minute“ in die ANTARKTIS!
Peter.