Eigentlich eine reine Kilometerfressetappe.
Von hoch oben in den Bergen nach down to earth.
Von hoch oben über den Wolken nach unter den Wolken.
Von praller Sonne und blauem Himmel nach nix mehr davon.
Eigentlich wollten die kleine Reisegruppe an diesem Tage weiter kommen, doch die Kurverei in den Serpentinen der RUTA 307 kostet extrem viel Zeit, weil es fast immer um 180° herum geht und das Auto bergab dabei fast zum stehen kommt. Dabei war doch bewaffnetes Personal an Bord und dieses hätte im Zweifel den Weg wohl auch frei schießen können?

Uniformiertes, bewaffnetes Personal. Premiere an Bord von KNAUSi.
Das kann ja wohl nur ein waschechter Polizist sein, der da weit vor TAFI DEL VALLE am Straßenrand steht und uns per Handzeichen zu verstehen gibt, wir mögen bitte anhalten. Schnell wird klar, das der offizielle nicht im Dienst ist sondern nur eine Mitfahrgelegenheit in das Tal sucht. Nicht mal im entferntesten der Gedanke an einen überraschenden Teppichkauf, diesmal.
Aus Platzgründen verzichtet die Fahrerin auf ihr Lenkradprivileg, erklärt die weitere Strecke zur Sonderfahrt und nimmt artig auf dem Rücksitz platz. Der Herr Polizist bezieht den frei werdenden Beifahrersitz als der ehemalige Fahrer durchaus erfreut seine Sonderfahrt auf dem Fahrersitz antritt! Zunächst ist der Uniformierte schwerstens mit seinem Telefon beschäftigt, viele Sprachnachrichten unbekannten Inhalts, da Fremdsprache SPANISCH, wechseln die Geräte. Danach versucht er Konversation mit seinen beiden fahrenden Gastgebern, doch schnell gibt er auf. Nix ENGLISCH, Nix SPANISCH.
Als es dann auf der Straße richtig eng wird macht er die Augen zu und schläft einfach mal ein. Das nennt man wohl Vertrauen. Oder Müdigkeit.
Als der Sonderfahrtfahrer einen sehr langsamen LKW mit viel Gasgeben illegal überholt, meint die eigentliche Fahrerin nur trocken: „Na, Du traust Dich ja was mit einem Polizisten im Auto?!“. Ach ja, stimmt, da war doch was?

Die kleine Reisegruppe muss den schläfrigen Polizisten schließlich wecken, als sie zu Recht vermutet, das sich die Wege trennen müssen. Denn auf dem flachen Land angekommen geht es für die kleine Reisegruppe nach Süden, während der schläfrige Polizist noch ein kleines Stück nach Norden in die Provinzhauptstadt SAN MIGUEL DE TUCUMAN muss.
Vermutlich findet der schläfrige Polizist es nicht gut, das er noch mal ein neues Gastfahrzeug finden muss, denn die kurze Verabschiedung läuft eher sehr nüchtern. Vielleicht hat er aber ob der Kurverei auch nur schlecht geschlafen?
Mittlerweile ist es bereits kurz vor 1700 und es ist klar, das jetzt bald mal Station gemacht werden muss. Brav beendet der Sonderfahrtfahrer eben jene und übergibt ohne zu Meckern das Lenkrad an die Fahrerin. Auf der RUTA 9 kommen mittlerweile sehr viele Fahrzeuge, vor allem dicke Motorräder entgegen. Je mehr das werden, um so sicherer wird die Vermutung, das es hier irgendwo eine große Veranstaltung gegeben haben muss. Die ist jetzt offenbar vorbei und die Besucher machen sich im lauwarmen Nieselregen auf den Heimweg.

Der Campingplatz von TERMAS DE RIO HONDO liegt genau an der RUTA 9 und hier, auf der großen Straße steppt der Bär. Polizei überall, Motorräder überall, PickUps mit Motorrädern hinten auf der Ladefläche überall und Pickups mit Wohnwagen, man ahnt es schon, überall.
Der Campingplatz hat bestimmt schon mal bessere Tage gesehen, ist aber wegen der Veranstaltung recht voll. Für eine Nacht wird es für die kleine Reisegruppe reichen.
Jetzt ist es doch wohl mal an der Zeit heraus zu finden, was hier eigentlich los ist!
Ach so, nur so ein Rennwochenende der laufenden Motorradweltmeisterschaft.
TERMAS DE RIO HONDO verfügt über eine echte Rennstrecke und das einzige Rennen in Südamerika dieser Serie findet „ausgerechnet“ hier und heute statt. Donnerknittel. Das die Eingeborenen sich so für Motorradrennen interessieren? Und Geld haben, für eigene Rennmaschinen? Wer hätte das gedacht? Herr GOOGLE erläutert, das dieser Rennzirkus regelrecht um die Welt zieht und alle zwei Wochen so ein Weltmeisterschaftslauf statt findet. Abgerechnet wird am Jahresende. Ganz schön aufwendige Sache das.
Vor lauter Staunen übersieht die kleine Reisegruppe am Abend doch glatt die beiden mit heißen Thermalwasser gefüllten Swimmingpools auf dem Campingplatz.
Obwohl, der leichte Nieselregen, die frühe Abenddämmerung und die Erschöpfung von der Fahrt lassen laut Fahrerin sowieso keine sportlichen Aktivitäten zu.
Mal wieder Glück gehabt, denkt sich der ehemalige Fahrer.
Peter.