SA2223: Punta Chorus

Vor vielen Jahren, als der Schreiberling noch einer geregelten Arbeit für Geld nachging, hielt ein wichtiger Mann im Dienste eines seiner wichtigsten Kunden einen Vortrag. Im Prinzip ging es darum, das niemand genau den Weg zum Erfolg kennen könne und darum „stolpere man nur nach oben“. Klar, oben ist da wo der Erfolg ist. Mag sein, das der wichtige Mann statt „stolpere“ in Wirklichkeit das Wort „irre“ verwandte, aber hier passt „stolpere“ recht genau.

Mal wieder ohne konkretes Ziel unterwegs. Generell nach Norden, das ist ja klar.

Kakteen in der Wüste

Wir stolpern also mal wieder so vor uns her, auf dem Weg nach oben. „Oben“ ist „Nord“. Subjektiv ist der Erfolg längst da. Schließlich reisen wir seit über zehn Jahren und machen tatsächlich nur das, was wir möchten.

Und so landen wir im kleinen Küstenort PUNTA CHORUS, gleich gegenüber den Inseln des PINGUINO DE HUMBOLDT NATIONALPARKS von CHILE. Die Fahrerin findet Ort und Landschaft auf Anhieb besonders hübsch, dem ehemaligen Fahrer erschließt sich die Schönheit der rauen Felsen nicht sofort.

Fuchs (in Tarnfarbe) in der Wüste

Die Fahrt von PISCO ELQUI war nahezu ereignislos, sieht man mal von verpassten Tankstellen und einem Fuchs entlang des Weges ab. Viel zu spät erkennt der ehemalige Fahrer, das es nördlich von LA SERENA für über zweihundert Kilometer keine Tankstellen mehr gibt. Das, was noch im Tank ist, könnte reichen. Könnte aber auch nicht reichen. Unangenehme Situation. Klarer Fall von organisierter Unverantwortlichkeit. Mit dem Fahrerwechsel hätte man auch verabreden müssen, das der Fahrer auf den Tank achtet. Und nicht der ehemalige Fahrer.

Bei so vielen Touristen in PUNTA CHORUS muss es doch auch irgendwo hier Diesel geben? Die Campingplatzwirtin schickt uns in den Hafen. Dort finden wir einen LKW Anhänger mit einem Menschen davor und zwei Menschen darin. Der Anhänger ist voll gestellt mit kleinen fünf und zehn Liter Kanistern, die alle nicht dafür gemacht wurden, explosiven Kraftstoff zu beherbergen. An der einen offenen Tür liegt eine Packung Zigaretten.
Diesel? Nein, Diesel haben wir hier nicht, nur Benzin für die Außenbordmotoren der vielen Ausflugsboote. Aber Diesel bekommt ihr im Dorf auf der Hauptstraße bei Pasquale. Könnt ihr nicht verfehlen, da liegt ein großes Boot auf der Straße vor seinem Haus. Trotz dieser ungefähren Hinweise lassen wir uns auf GOOGLE MAPS den Weg zeigen und wackeln los.

Was Du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf Morgen.

„Tankstelle“ mit Boot vor der Tür

Tatsächlich liegt da ein großes Boot mitten auf der Straße. Wie das da wohl hin gekommen sein mag? Keine Anzeichen von Tankstelle im weiteren Sinne. Einfach nur ein typisches Wohnhaus. Ein Mann mittleren Alters ist kurz im Vorgarten zu sehen. Diesel? Ja, nebenan. Moment mal. Kurz darauf kommt ein alter Mann mit sehr wenigen Zähnen heraus. Wie viel Diesel braucht ihr? Na ja, zehn Liter wären super. OK, könnt ihr haben. Prima, wir holen nur schnell das Auto und sind in zehn Minuten wieder hier. OK.

Als kurze Zeit später die Fahrerin KNAUSi elegant vorfährt wartet der alte Mann bereits in seinem kleinen Vorgarten auf uns. Zwei einfache Plastikkanister, in denen vorher wohl mal Fruchtsaft war, ein aus einer Coca Cola Flasche selbst gebauter Trichter und schon geht die Tankerei auf offener Straße los. Der ehemalige Fahrer ist behilflich und achtet darauf, das da wirklich nur sauberer Diesel in des KNAUSi´s Tank fließt.
Hätte man nicht schon diverse obskure Tankaktionen auf seinen Reisen erlebt, wäre man doch sehr irritiert ob der Rustikalität dieses Vorhabens.
Für den Diesel will der alte Mann nur wenig mehr Geld wie an einer offiziellen Tankstelle haben, also lassen wir ihm noch ein ordentliches Trinkgeld da. Er freut sich, wir freuen uns.

Pflicht erledigt, es folgt die Kür.

Zurück zum Hafen um die Möglichkeit einer Bootstour zum PINGUINO DE HUMBOLDT NATIONALPARK auszukundschaften.

Nächsten Morgen, um 0900 kann es los gehen!

Seerobbe. Wer stört?

Müssen wir doch tatsächlich mal den Wecker stellen? Der neue Tag beginnt grau und trübe, kein gutes Wetter für schöne Bilder. Tatsächlich legt unser kleines Boot gegen 0930 ab und ist zum Glück nicht ganz voll. Die Überfahrt dauert ca. zwanzig Minuten und wir genießen unterwegs regelrecht die gemütlich lange Pazifikdünung, die unser Boot gemächlich hebt und dann so weit senkt, das der Horizont kurz verschwindet.

Die Tour findet natürlich in spanisch statt, doch der sehr aufmerksame Skipper zeigt dem Typen mit der großen Kamera immer wieder, was es zu fotografieren gibt. So viele Tiere auf einem Haufen haben wir wohl in freier Natur noch nicht gesehen.
Vögel, unendlich viele Arten. Seerobben und sogar Pinguine. Mal wieder! Der Skipper bringt uns gekonnt sehr nah´ ans Geschehen und damit auch an die sehr scharfkantig aussehenden Felsen. Wird schon wissen, was er da macht.

Auf der Nachbarinsel sind weniger Tiere, dafür eine Felsformation die aussieht wie ein Kamel im Wasser. Und ein toller Strand, an dem man anlanden könnte, wenn das Betreten der Inseln nicht streng verboten wäre.

Die kleine Reisegruppe ist sich einig: Selten so eine tolle Bootstour gemacht. Trotz des trüben Wetters. Echt viel gesehen und für uns selbst entdeckt. Natürlich vergleicht man immer, oft ungewollt. Doch die dreimal teure VALDES Bootstour war ein schlechter Witz dagegen. Wussten wir allerdings auch schon damals.

HUMBOLDT Nationalpark

Offiziell enden die großen Sommerferien zwar erst am 4. März, aber es ist schon deutlich weniger los. Die Campingplätze vielleicht noch zu einem Drittel gefüllt. Demnächst werden die Meisten wohl ganz schließen. Je weiter wir nach Norden kommen, um so weniger Campingplätze gibt es. Dafür werden die dann immer teurer und haben nur noch Duschen mit kaltem Wasser.

Muss wohl alles so sein, wie es nun mal eben so ist.

Und alles ist gut so, wie es ist.

Peter.

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