SA2223: Anreise RAPA NUI

Erstaunlich wenige haben sich an unserem kleinem Rätsel beteiligt. Aus Gründen der eigenen Eitelkeit soll nicht näher darauf eingegangen werden und wir werden ganz pragmatisch reagieren. Vielmehr soll zur Ablenkung an dieser Stelle aus der Rückmeldung des selbsternannten Teilzeit Klugscheißers Frank S. aus G. hier zitiert werden:

„…zu Eurer Rätsels Lösung würden wir mal vorschlagen: Bei den Ureinwohnern heißt die Insel Rapa Nui, denn die wussten ja nicht dass Ihre Insel am Ostersonntag vor 301 Jahren zufällig einem Holländer vor seinem Bug kommt, ansonsten hätten die Ihre Insel schon im Vorfeld auf Niederländisch Paasch-Eyland – auf Deutsch Osterinsel genannt, bzw. in Ihrer späteren Landessprache Spanisch: Isla de Pascua – gut: Pascua ist aus dem spanischen mit Ostern zu übersetzen – und was Isla bedeutet, da kann man auch ohne Spanischkenntnisse draufkommen. Klugscheißermodus aus…“

Vollgepackter Inselversorger auf Reede

In der Tat steht in allen offiziellen Reisedokumenten immer nur „ISLA DE PASCUA„. Dabei heißt die Insel ganz klar RAPA NUI, die Landessprache heißt RAPA NUI und die Einwohner nennen sich RAPA NUI. Nur die Typen, die einfach so ohne zu fragen die Insel als die ihre betrachten führten mit spanisch eine andere Landessprache ein und übernahmen den fremden Namen der westlichen „Entdecker“. Den Vorgang des Diebstahls von ganzen Ländern, Landesteilen oder eben Inseln nennt man Annektieren auf neudeutsch. Gab es schon immer und war schon immer eine glatte Schweinerei.

Wir werden fortan also immer von RAPA NUI sprechen und drücken damit unsere Solidarität mit den Einwohnern der Insel aus. Nicht, das eine Unabhängigkeit von CHILE wirklich schlau wäre. So was kann nur schief gehen. Aber eine moderne, weitgehende Teilautonomie wäre nur fair und zum Vorteil beider Seiten.

RAPA NUI also…

Kleine Navigationshilfe

Auf dem Weg von der COPEC Tankstelle zum Flughafenparkplatz von SANTIAGO DE CHILE am frühen Morgen verfahren wir uns trotz Navi gleich zweimal. Ohne Folgen, denn natürlich sind wir mit jeder Menge Zeitreserve unterwegs. Das Auto gut geparkt, drei andere, viel größere Wohnmobile stehen auch schon da. Wie die wohl durch die eng beschrankte Einfahrt gekommen sind? Der Shuttlebus kommt auch sofort und bringt uns zum Terminal 1 des Flughafens. Das ist das Terminal für die zahlreichen Inlandsflüge in CHILE. Vorab gab es keine Bordkarten, die gibt es erst bei der Gepäckaufgabe.

Die Gepäckaufgabe ist eine Show für sich. Denn JEDER Passagier darf 10 kg Handgepäck, ein kleines Handgepäck und zwei mal 23 kg Aufgabegepäck mit nehmen. In der Tat gibt es viele, die noch mehr Aufgabegepäck gekauft haben und mit zwei oder drei vollgepackten Gepäcktrollies am Schalter auftauchen. Die schiere Menge an Gepäck und die chilenische Gelassenheit lassen uns eine Stunde hier verbringen. Als wir statt der vier möglichen nur eine Tasche aufgeben wollen fragt denn auch die junge Frau am Gepäckband verwundert: Wie, nur eine Tasche?

„Unser“ Haus auf RAPA NUI

Für den RAPA NUI Flug gibt es eine angenehm schnelle eigene Security aber zuvor muss man bei der Grenzpolizei vorbei schauen. Denn auf die Insel darf man nur fliegen, wenn man eine Einladung von einem Einwohner hat. Jeder, der als Tourist hierher kommt erhält von seinem Gastgeber/Hotel eine solche Einladung für dreißig Tage mit einer Nummer. Damit registriert man sich auf einer Website der Grenzpolizei die einem im Anschluss eine Bestätigungsemail schickt.
Klarer Fall von Zutrittskontrolle. Man will ziemlich genau wissen, wer auf die Insel reist – und ob man auch wie versprochen wieder abreist.

Unfassbar, das die BOING 787-9 mit drei mal drei Sitzreihen voll ausgebucht ist! Es dauert seine Zeit, bis alle ihren Platz gefunden haben und dann, als scheinbar alles klar ist, wird per Borddurchsage auch noch ein Arzt gesucht: Einem Passagier scheint der ganze Reisestress auf den Kreislauf geschlagen zu sein. Nach zwanzig Minuten geht es aber dann doch noch los, mit dem wie auch immer erkrankten Passagier.

Angenehmer Flug, zwei gute aktuelle Filme im Bordkino gesehen: „Der Vater der Braut“ und „Massive Talent„.

Die Rollbahn des Flughafens von RAPA NUI fängt auf der einen Seite direkt am Meer an, zur linken und rechten größere Hügel und endet an der anderen Seite wieder am Meer. Da aber bloß nicht zu weit ausrollen, denn direkt an der Küste steht auch noch das große Tanklager.

„Unser“ Garten auf RAPA NUI

Sehen tun wir eigentlich nix, denn die Außenscheiben sind beschlagen. Es wird über Treppen, vorne und hinten, direkt auf das Rollfeld ausgestiegen. Das geht natürlich super schnell. Die sehr warme und feucht schwüle Inselluft in die wir nun entlassen werden haut einen fast aus den Schuhen. Kurz vor Dampfsauna. Dann wollen wir mal ohne kühlen Kopf sehen, wie wir an unser Gepäck kommen?
In den Raum, den man auf einem echten Flughafen als Ankunftshalle bezeichnen würde, passen nicht alle angekommen Passagiere des Flugzeugs. Darin gibt es ein winziges Gepäckband, aber das ist leider kaputt.
Also schleppen einige Flughafenmitarbeiter endlos Rollkoffer, Rucksäcke, Kühlboxen, Kartons und Kisten in einen abgesperrten Bereich heran, während andere versuchen deren Besitzer ausfindig zu machen. Die haben sich aber alle mit Gepäcktrollies ausgerüstet, damit sie ihren ganz eigenen Gepäckberg auch abtransportieren können. Und versperren sich somit gegenseitig den Zugang zum abgesperrten Bereich.
Chaos ist das knapp noch nicht. Katastrophal schlecht in der Abwicklung schon eher. Oder vielleicht einfach nur peinlich? Doch einmal mehr: Mit etwas Geduld funktioniert auch dieses „System“ und als endlich einer der mittlerweile schweißüberströmten Gepäckschlepper unsere rote Tasche durch die Tür schleift, schallt es „Hey, Amgio“ durch die Halle, ein durchaus korpulenter Weißer winkt wie wild mit den Armen und so landet unser Gepäck da, wo es landen soll.

„Unser“ Haus auf RAPA NUI

Wir haben ein ganzes Haus gemietet! Auf Hotel hatte keiner Lust. Von unserer Vermieterin werden wir abgeholt und weil sie weder Englisch noch Deutsch spricht hat sie eine Freundin zum Übersetzten mitgebracht. Standesgemäß bekommen wir einen Blumenkranz um den Hals, wuchten unser Gepäck auf die Ladefläche des in die Jahre gekommen PickUps und werden durch die Stadt zu unserem Haus gebracht. Unterwegs Druckbetankung mit allem, was man auf RAPA NUI so wissen muss. 80% des erklärtem geht selbstverständlich sofort wieder verloren, doch erstaunt lernen wir, das am Abend die öffentlichen Tanzproben für das große RAPA NUI Fest TAPATI beginnen werden. Vorzügliche Reiseleitung, wenn das mal kein Timing ist!

Das Haus, das wir nun für eine Woche in Besitz nehmen ist schlicht klasse! Gebaut aus zwei 20 Fuß Containern an den Seiten und einem offenen Mittelteil aus Holz und Glas in Sicht- und Hörweite des endlosen Pazifiks. Südsee, was haben wir Dich vermisst!

Zwei Stunden nach der Landung werden wir nach einer kurzen Hauseinweisung uns selbst überlassen und freuen uns von der ersten Sekunde an, das wir hier sein dürfen!

Ein echtes Geschenk.

Ein echtes Privileg.

Zwar gekauftes, aber dennoch echtes Glück.

Peter.

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