SA2223: RAPA NUI Inseltouren

RAPA NUI, Teil 1 von 3:

Wie üblich werden hier nicht alle sowieso schon öffentlich verfügbaren Facts & Figures, alle Fakten und Geschichten einer besuchten Örtlichkeit wiedergegeben.

Will man mehr oder gar alles wissen, muss man schon mal den hier gesetzten Links folgen und/oder Herrn GOOGLE zusätzlich bemühen. Oder, Gott behüte, einschlägige Bücher kaufen und, jetzt wird es gar wahnsinnig: Lesen!

OK, für wirklich Faule gibt es auch auch noch den Kinofilm RAPA NUI von KEVIN COSTNER mit seiner Sicht auf die wilde Geschichte dieser einsamen Insel.

Traditionel geschütztes Hochbeet auf RAPA NUI

Wir jedenfalls finden das Gelernte über RAPA NUI so spannend, das wir zu Hause tiefer einsteigen wollen. Passiert uns eher selten. Klassiker: Doof irgendwo hin fahren, vor Ort begeistert werden und im Nachgang tiefer einsteigen. Selektive Wissensvermehrung a la Wiedekamm.

Die ganze Insel außerhalb der einzigen Stadt HANGA ROA gilt als Nationalpark in dem man sich als Tourist mit dem Auto, dem Motorroller oder Fahrrad frei bewegen kann. Zu Fuß eher nicht, weil viel zu groß.
Der Eintrittspreis in den Nationalpark ist mit 80 US$ gewaltig hoch. Pro Person versteht sich. Hört sich viel an, ist auch viel, gilt aber zehn Tage und ist am Ende wohl auch OK. Denn damit wird seit einiger Zeit wirklich lokales Geld gemacht. Seit der Nationalpark von den Einwohnern selbst, den RAPA NUI verwaltet wird.

Innerhalb des Nationalparks gibt es eine ganze Reihe von besonderen Sehenswürdigkeiten, denen man aber nur besonders nahe kommen kann, wenn man an einer geführten Tour teilnimmt. Schon klar: Die Tourguides (Fremdenführer) sollen darauf aufpassen, das die Touristen kein dummes Zeug machen und irgendwo herum klettern, wo nicht herum geklettert werden darf.
Diese besonderen Sehenswürdigkeiten sind alle mehr oder minder gut eingezäunt oder abgegrenzt und verfügen über Parkwächterhäuschen am Eingang, wo ein freundlicher Mensch die Eintrittskarten für den Nationalpark und die Pässe der Besucher prüft (…die Passnummern stehen auf den Eintrittskarten, um einen Schwarzmarkthandel für „gebrauchte“ Eintrittskarten“ zu unterbinden) sowie sicherstellt, das auch wirklich ein zertifizierter Tourguide dabei ist.

Ein nie ausgeliefeter MOAI im ehemaligen Steinbruch von RAP NUI

Wir haben uns für eine private Tour in deutscher Sprache entschieden. Das macht es natürlich noch teurer aber mit Sicherheit auch intensiver. Unser Tourguide kommt aus Bremen und lebt seit zwölf Jahren auf der Insel. Dadurch, das sie mit einem Eingeborenen eine Familie gegründet hat kennt sie aus erster Hand die Geschichten der Eingeborenen und überprüft diese sozusagen zwangsläufig mit deutscher Gründlichkeit auf ihre Wahrscheinlichkeit.

Picken wir uns zunächst mal die weltberühmten riesigen Steinfiguren, die MOAI heraus.

Irgendwann standen überall welche herum, in einem Steinbruch wurde mit großem Aufwand permanent Nachschub produziert und mühsam über die Insel ausgeliefert.
Doch irgendwann sprach jemand einen Fluch aus und alle Figuren stürzten von ihren Sockeln, so die Erzählung. Quasi über Nacht.

Alle!

Klasse Geschichte!

Nur, irgendwie nicht so ganz glaubhaft, gell?

MOAI auf RAPA NUI

Die Figuren wiegen bis zu achtzig Tonnen. Das muss ja echt ein Hammerfluch gewesen sein? Wenn man bloß die Steintafel finden würde, auf der dieser Fluch geschrieben steht. Könnte man doch glatt auf die großen Bekloppten dieser Welt anwenden und wir könnten uns alle den wirklich wichtigen Dingen dieser wunderbaren Welt zuwenden. Wunschdenken.

Viel eher ist es doch ein nicht zu leugnendes Wunder, das die damaligen Menschen ohne moderne Krane und Werkzeuge so eine Figur in einem Stück aus dem Fels hauen konnten, über die ganze Insel transportierten und am Zielort aufstellten?

Klar. Die ganze Sache hat mal wieder was mit Totenkult zu tun. In besondere Kammern im Fundament wurden Gaben und Gebeine von wichtigen Persönlichkeiten hinterlegt, die dann magische Kräfte, transportiert durch die Figuren, ausüben sollten. Üblicherweise beschützten, vermutlich. Ein Gehöft, ein Dorf. Die Nachkommen. Wenn man mal genau hinsieht: Jede Figur hat tatsächlich ein anderes Gesicht. Als ob immer jemand wichtiges noch zu Lebzeiten Modell gestanden hätte.

Und vermutlich gab es einfach irgendwo mal richtig Zoff, ein paar Randalierer hauen eine Figur von den Sockeln, nichts passiert, kein Blitz, kein Donner, keine Krankheit und irgendwann hauen auch andere die Figuren von den Sockeln bis keine mehr steht. Nix mit Zauber und magischen Kräften.
Das bringt natürlich auch die Arbeit im Steinbruch in den Bereich von absoluter Sinnlosigkeit und führt zur schlagartigen Einstellung des Betriebs. Dort, im Steinbruch kann man eine Reihe von halbfertigen Figuren bewundern. Einfach den Hammer fallen gelassen und den Arbeitsplatz auf Nimmerwiedersehen verlassen. Auch die damaligen Spediteure haben von heute auf morgen offensichtlich gekündigt. Und ungefähr dreihundert (!) Figuren über die Insel verstreut einfach liegen gelassen.

Badestrand auf RAP NUI

Wie gut, das so ein Stein nahezu unverwüstlich ist und Jahrtausende (!) übersteht, wenn man ihn pfleglich behandelt. Nun, den Figurstürzern war das ja nicht mehr so wichtig und so verloren viele der bereits aufgestellten Figuren bei der unsanften Demontage ihren Kopf.
Tatsächlich erst vor ein paar Jahrzehnten fing man damit an, die Figuren wieder aufzustellen und herzurichten, sprich die Köpfe wieder anzukleben. Kann man ganz gut erkennen: Wenn die Figuren am Hals so eine weiße Krause haben, dann wurde geflickt.

Nur wusste ja keiner mehr so genau, wie man die Teile von Hand wieder aufstellen könnte. Auch wenn ein gewisser THOR HEYERDAHL hier lange mit Eingeborenen versucht hat, die alten Techniken wieder neu zu erfinden. War uns neu. Wir kannten diesen absoluten Ausnahmemenschen bisher nur von seiner Floßfahrt über den Pazifik, klasse nachgestellt im Film KON TIKI (2012).

Wie auch immer: Ein japanischer Hersteller von großen Autokranen unterstützt RAPA NUI seit dieser Zeit mit seinem schweren Gerät und wenn einer kaputt geht, schicken die Japaner einfach einen neuen. Wenn der gerade keine Figuren aufrichten muss, steht der Kran am Hafen und hilft bei der Inselversorgung. Die richtigen Freunde muss man eben haben!

Grünes RAPA NUI!

Die Beifahrerin, gefangen in ihren wenigen Vorurteilen ging immer davon aus, das die Insel völlig kahl ist. Ist sie nicht! Allerorten wird aufgeforstet und jeder Einwohner, der will, bekommt einmal im Jahr von der CONAF dreißig vor gezüchtete Bäumchen zur weiteren Aufzucht. Tolle Sache das!

Es gibt eigentlich nur zwei große Inselstraßen, beide in einem halbwegs vernünftigen Zustand. Im dunklen würde man allerdings eher nicht hier fahren. Tagsüber ist es, wie immer mit angemessener Geschwindigkeit durchaus OK. Und man muss auch auf diesen Straßen unterwegs sein, denn der einzige Badestrand der Insel, der diesen Namen auch verdient liegt am anderen Ende. Es lohnt sich!

Eine andere kleine Geschichte:
Als CHILE die Insel einfach annektierte und niemand in der Welt ernsthaft widersprach dachten sich offenbar die Verwaltungsbeamten in der fernen Hauptstadt SANTIAGO: So ein Mist, jetzt haben wir auch noch diese herunter gekommene Insel an der Backe. Die kostet doch nur Geld, das wir sowieso nicht haben! Also haben sie mal eben die GANZE INSEL an eine Australische Schafzuchtfirma vermietet. Für sechzig Jahre. Lief ganz gut, für die Schafzüchter und die Beamten, weniger für die Ureinwohner. Also verlängerte man weitere sechzig Jahre. Allerdings fielen in der zweiten Pachtperiode die Weltmarktpreise für Schafe und deren Wolle massiv und die Australier haben holter die polter das Geschäft aufgegeben und sind einfach abgehauen.
Und hinterließen nichts als Mist. Die vielen Steinmauern um die Schafe einzuhegen sprechen Bände, die ruinierten ursprünglichen Dörfer wurden nie wieder aufgebaut.

Die wenigen Häuser und Dörfer der Erstbesiedelung der Insel lassen darauf schließen, das die neuen Bewohner mit Langbooten hier ankamen. Die Häuser sehen wie auf dem Kopf stehende Boote aus, die Hühnerställe ebenso und die Gärten sind im Prinzip als eingemauerte Hochbeete zu verstehen, um die Pflanzen vor der rauen Seeluft zu schützen. Aber auch natürliche Höhlen wurden bewohnt. Unser Tourguide hat das auch mal ausprobiert. Die Felsen regeln die Temperatur, das ist gut, aber dunkel bleibt es immer.

Wenn man sich das mal genau überlegt:
Die Ersten Siedler von RAPA NUI sind vermutlich aus Polynesien in offenen Langbooten mit unbekannten Ziel aufgebrochen und haben tausende von Seemeilen segelnd zurück gelegt. Wenn sie Glück hatten, trafen sie auf Land. Insel oder Festland. Egal. Hauptsache Land!
Wie viele von diesen sehr mutigen Menschen sind wohl jämmerlich auf See umgekommen, weil sie schlicht kein Glück hatten?

Noch eine Geschichte:
Nach dem die Nummer mit den steinernen Figuren glaubenstechnisch also durch war entwickelte sich eine Kultur rund um den Vogelmann. Am Rande eines Vulkankraters entstand hoch oben über der Insel ein ganz neues Dorf. Abenteuerliche Häuser aus Schieferplatten, wie man sie eher in Schottland vermuten würde.
Als wir diesen so völlig anderen Ort besuchen schüttet es auf einmal wie aus Kübeln! Und was soll man sagen? Die Sicht ist schlecht, die Fotos sind scheiße, doch was für eine herrlich frische Abkühlung, was für eine Entspannung!

Tropenregen. Oder hier nur Tropenregenschauer. Kann man für Geld nicht kaufen!

Bewachsener Kratersee auf RAPA NUI

Zum Abschluss noch kurz ein Blick auf die Neuzeit:
Wie überall auf der Welt hat CORONA im Inselleben tiefe Furchen hinterlassen. Von jetzt auf gleich sämtliche Einnahmen aus dem Tourismus futsch. Obwohl: Kurz vor CORONA gab es schon so etwas wie OVER TOURISM auf RAPA NUI. Also zu viel Tourismus. 14.000 Gäste pro Woche. Das verträgt keine Insel der Welt.
Nun denn, auf einmal waren die ja alle weg und das Geld zum Leben fehlte allerorten.

Also fingen die RAPA NUI wieder an, Gärten mit Obst und Gemüse anzulegen und sich davon zu ernähren. Und selbst jetzt, da die Touristen wieder kommen, wird diese häusliche Landwirtschaft weiter betrieben. Denn es ist einfach naheliegend, sich hier selbst zu versorgen.

Kostet Arbeitszeit.

Aber mehr nicht.

Peter.

P.S: Die Bilder von unseren beiden Inseltourtagen habe ich in zwei Teile aufgeteilt, damit die Seite nicht noch langsamer wird, als sie ohnehin schon ist. Weitere Inseltourbilder im Folgebeitrag ohne Text HIER.

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