SA2223: Colonia Carlos Pellegrini

Das Dorf COLONIA CARLOS PELLEGRINI (CCP) will erobert werden!

Denn es liegt mitten im Nationalpark IBERA wie auf einer Insel. Genau genommen ist es sogar eine Halbinsel, denn viel Wasser ist auch umzu. Allerdings rührt das dörfliche Inseldasein vielmehr daher, das man das Dorf nur über die Piste N40 erreicht, die so elend lang, so schlecht, teilweise sogar elend schlecht ist. Sowohl von Süden, als auch von Norden, wie uns andere Reisende berichten.

Auf der N40 auf dem Weg nach COLONIA CARLOS PELLEGRINI

Obwohl:
Nimmt man wie wir den südlichen Weg, sind die ersten 30 Kilometer zum Anködern grandios eben asphaltiert und man schwebt auf diesem Abschnitt gerade zu über der Straße. Doch dann kommen knapp 70 Kilometer Piste, die es in sich haben. Hier und da versucht man die schlimmsten Stellen mit neuer Erde und Schotter zu beseitigen. Doch am Ende wird die Piste nur immer breiter („ausgelatschter“), weil die Autos und LKW´s sich immer weiter am Rand halten. Es ist trocken und wir schaffen manchmal sogar 40 km/h, aber meistens eher 30 oder sogar nur 20 Stundenkilometer. Im Auto scheppert und rappelt es, was das Zeug hält. Aber alles bleibt ganz.

Wenn die Piste richtig nass wäre, hätten wir wohl keine Chance. In dem Lehm würden sich unsere Vorderräder wohl sehr schnell fest fahren. Die PickUp´s brettern zügig an uns vorbei. Aber auch einige normale PKW´s quälen sich wie wir. Offenbar Mietwagen mit Leuten, die in einem der zahlreichen Hotels in CCP übernachten werden.

Eigentlich wollten wir im Ort vorher, in MERCEDES Station machen. Genug Kilometer seit CONCORDIA hatten wir ja schon auf der Uhr. Aber kann es denn so schwierig sein, 100 Kilometer auf einer Piste abzuspulen, am frühen Abend anzukommen und einen ganzen Reisetag zu sparen?

Ja, kann es!

Auf der N40 auf dem Weg nach COLONIA CARLOS PELLEGRINI

In der Abenddämmerung des Samstags erreichen wir den Campingplatz im Dorf. Da ist gerade die Hölle los: 50, 60 oder gar 80 Touristen verteilen sich auf bestimmt 20 Motorboote und gehen auf die abendliche Tour, mit der vom See aus die Natur- und Tierwelt bewundert werden kann. Wir fahren an diesem Abend natürlich nicht mehr mit raus.

Der Blick aufs Handy verrät, das wir hier zwar guten Mobilfunk-Empfang haben (offensichtlich gibt es hier einen Sendemasten), aber kein Internet. Offenbar ist die „Landverbindung“ (vermutlich Richtfunk, denn wer legt hier schon Datenkabel in die Wildnis?) völlig überlastet.

Ein spektakulärer Sonnenuntergang wie zum Gedenken an ein besonders trauriges Ereignis, ein schnelles Essen, Duschen und ins Bett. Morgen, am Sonntag soll der Park erkundet werden!

Gegen fünf Uhr in der früh´ versucht der Fahrer erneut eine Internetverbindung und empfängt die bisher bedeutendste eMail in seinem Leben mit einer traurigen, aber irgendwie auch „demnächst“ erwarteten Nachricht.

Ungefähr zu der Zeit (+/- 1 Stunde) als Dinge passieren, die passieren müssen

OK, hier, in der COLONIA CAROLOS PELLEGRINI können wir auf keinen Fall bleiben. Wir müssen unbedingt „nach Hause telefonieren“. Gegen 0700, gleich beim ersten Tageslicht machen wir uns auf den schnellstmöglichen Rückweg in die Zivilisation, also wieder die Südroute. Tausend Gedanken in den Köpfen lassen kein Gespräch zwischen Fahrer und Beifahrerin zu.
Als wir gegen 1100 wieder halbwegs vernünftiges Netz haben wird ausführlich mit Deutschland telefoniert und eine gar nicht so leichte Entscheidung getroffen.

Zurück nach COLONIA CARLOS PELLEGRINI wollen wir auf keinen Fall. Die Piste wird irgendwann ihren Tribut fordern und wir wollen in den kommenden Tagen unbedingt weiterhin gut erreichbar sein. Also nehmen wir einen gut 100 Kilometer weiten Umweg in Kauf, um unser nächstes Ziel POSADAS zu erreichen. Dort wollen wir, dort müssen wir unbedingt neues Geld tauschen, denn in argentinischen Pesos gerechnet sind wir pleite. Und diesmal soll es ein größerer Betrag werden, denn es nervt wirklich, das man nicht überall Geld tauschen kann und selbst die Touristennester keine Devisen annehmen wollen.

Colonia Carlos Pellegrini

Aber das Ziel erreichen wir an diesem Tag nicht mehr. Statt dessen übernachten wir 70 Kilometer vor POSADAS auf dem Parkplatz eines Motels. Nicht so schlecht, wie es sich anhört. Unterwegs treffen wir zufällig ein junges Paar aus der Schweiz wieder, die wir erstmals in CONCORDIA getroffen hatten. Kurzes gemeinsames Anlegerbier, kochen, essen und dann ins Bett.

Was für ein aufwühlender, nie zu vergessender Tag.

Peter.

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