Tod durch Demenz

Während es tatsächlich nur zwei Möglichkeiten gibt, wie man das Licht der Welt erblickt, sind die Möglichkeiten des eigenen Todes schon verwirrend vielfältig.

Einfach nichts ist bekannt.

Nicht das Datum, nicht die Umstände, nicht das Leid. Das eigene, das der anderen auch nicht.

Einige wenige werden ermordet. Schon mehr sterben im Straßenverkehr, den völlig bescheuerten Unfalltot im Haushalt. Meistens in einem Alter, in dem man eigentlich wohl noch was vor gehabt hätte.
Später, so mit 50, 60 oder 70 Lebensjahren kommen die tödlichen Krankheiten dazu. Extrem vielfältig dieser Mist. Mit einigen kann man versuchen zu kämpfen und ein paar Lebensjahre mehr heraus schinden, mit anderen nicht.

Nun, wenn man echt viel Glück hat wird man halbwegs gesund wirklich alt.

80+ kann man wohl alt nennen.

Doch spätestens dann lauert die gemeine Krankheit Demenz auf einen. Der ganze Körper halbwegs gesund, doch das Hirn zerfällt. Am Ende eine menschliche Hülle, die biologisch funktioniert, doch ohne Geist und vermutlich völlig ohne Verstand. Keine Reaktion. Keine Kommunikation. Kein Anzeichen von bewusstem Leben.

Wer diesen Verfall täglich miterlebt gewöhnt sich vielleicht daran. Oder stumpft ab. Wer nur einmal im Monat zu Besuch kommt fährt schockiert und traurig nach Hause. Traurig, wie ein ehemals lebensfroher Mensch einfach so zu Grunde gehen kann, schockiert, das es womöglich einen selbst auch so treffen könnte.

Einfach nichts ist bekannt.

Den Moment des bewussten gegenseitigem Abschiednehmens verpasst man garantiert. Zu schleichend ist der Verfallsprozess, zu unbekannt die Zukunft. Zu groß die Hoffnung, das es doch noch einmal besser wird. Wird es aber nicht.

Und so sterben Menschen mit schwerer Demenz, lange bevor ihr Herz aufhört zu schlagen.

Wir haben meine Mutter zuletzt Anfang Oktober gesehen. Am vergangenen Samstag ist sie im heimischen Bett, begleitet von ihrem lebenslangen Partner wortlos gestorben.

Das ist traurig.

Es ist das untergründige Bewusstsein um das eigene unausweichliche Lebensende, das uns zu Menschen macht.

Peter.

P.S.:
Gemeinsam mit der Familie haben wir uns entschieden, unsere aktuelle Südamerikareise nicht zu unterbrechen. Das mag ungewöhnlich erscheinen, ist aber bei weitem nicht zu herzlos, wie man denken könnte. Heidi und ich haben grandiose Kinder, die zusammen mit meinen Brüdern dem Vater in diesen schweren Tagen der plötzlichen Leere zur Seite stehen. Wir könnten das nicht besser machen.

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