In OUZOUD soll es einen tollen Wasserfall geben. Jedenfalls, wenn Wasser da ist.
Und in deren Nähe gibt es einen Stellplatz für Wohnmobile im Berg, der den Namen „TRAUMSCHIFF WALHALLA“ trägt. Die Beschreibung des Platzes liest sich (sagen wir mal) interessant, doch es ist die Ausdrückliche Empfehlung von Frank S. aus der Nähe von B., die uns hierher treibt.
Zuvor muss in BENI MELLAL noch ein CARREFOUR Supermarkt geentert werden, denn dort gibt es kleine metallische Zylinder. GOOGLE weiß einfach alles. Gibt es dort tatsächlich, aber erst ab 1000 in einem Nebenraum. So warten wir geduldig gegen 0945 zusammen mit einigen Eingeborenen vor der verschlossen grauen Stahltür. Da kommt einem doch glatt die unschöne Erinnerung an die ABORIGINES in AUSTRALIEN in den Kopf, die im Landesinneren erwartungsvoll vor den verschlossenen Toren der Alkoholgeschäfte gelangweilt herumlungerten.
Tolle Wurst!
Herzlichen Glückwunsch!
Da biste ja ganz schön weit gekommen!
Hängst jetzt selbst mit anderen Kerlen vor so einem Laden herum und wartest gelangweilt darauf, dass der endlich aufmacht.
Nur um an den Stoff zu kommen.
Und dann öffnet sich die Stahltür, die auch der Eingang zu einem Waffendepot sein könnte. Die Männer strömen herein, zwei, drei Flaschen Bier. Ein billiger Whisky hier, ein Rotwein in Plastikflasche da. Kleinstmengen. Nach einem nicht nachvollziehbaren Muster landet das alles auf dem Laufband der Kassiererin. Neben der Beifahrerin, die sich mehr oder weniger gegen ihren Willen in dem Laden befindet, ist sie die einzige Frau hier.
Hinter der Kasse bildet sich eine Menschen, ach nein, eine Männertraube. Ein großer, bullig wirkender Kerl steht am Laufband und gibt der Kassiererin die Mengen der zu buchenden Einzelflaschen auf. Manchmal kommt es zu einer Diskussion mit einem der Männer aus der Männertraube. Waren es nun zwei oder drei Flaschen? Völliges Chaos.
Irgendwie.
Der bullige ist offenbar so was wie Security, obwohl als solcher nicht zu erkennen. Keine Uniform. Normale Straßenklamotten. Wir sind die einzigen mit einem Einkaufswagen. Schon klar, es geht in diesem Fall ja auch nicht um Einzelflaschen. Der bullige erkennt zusammengehörige Produkte und stellt je eins von einer Sorte auf das Laufband und lässt den Rest im Einkaufswagen.
Dann gibt er die Mengen der Kassiererin an und diese bongt das entsprechend in die elektronische Kasse.
Man ahnt, was passiert: Statt der Menge 24 werden nur 4 kleine metallische Zylinder eingebucht, denn es handelt sich eigentlich um vier 6er Packs. Wir sagen nix. Jedenfalls noch nicht. Auf einmal ist ein bisher nicht aufgefallener schmächtiger Weißer in der Nähe der Kasse, blickt in den Einkaufswagen und weist den bulligen und die Kassiererin darauf hin, das das soeben eingebongte ja wohl Bockmist sei.
Zu allem Überfluss will dann aus welchem Grund auch immer die Kassiererin einen der kleinen metallischen Zylinder behalten und stellt ihn hinter die Kasse. Obwohl jetzt korrekt 24 gebongt wurden. Auch das klärt sich auf.
Und wir fragen uns, wieso der Alkoholkauf um diese Uhrzeit, an diesem Wochentag und an diesem Ort so chaotisch abläuft? Das marokkanische Kassiererinnen durchaus eine elektronische Kasse professionell bedienen können, konnten wir 30 Minuten zuvor im normalen Supermarkt im gleichen Gebäude erleben.
Feuerwasser vernebelt Männerhirne.
Noch ein wenig Gemüse auf dem Markt in der Nähe, noch etwas totes Tier auf dem Weg aufgabeln, denn wir wollen gleich drei Nächste im TRAUMSCHIFF WALHALLA verbringen und müssen entsprechend verproviantiert sein.
Die letzten Meter sind steil und die Piste ist staubtrocken. Mit Anlauf bekommen wir KNAUSi auf den Berg und treffen auf eine Housesitterin, die hier mutterseelenallein die Stellung hält. Denn die Betreiber sind in Deutschland. Und haben vor Abreise eigentlich auch alle Angebote aus den Onlineportalen genommen? Aber offenbar nicht das Stellplatzangebot bei PARK4NIGHT.
Was tun?
Bleiben! Wenn ihr schon mal da seid.
Der spärlich bewachsene Boden ist so staubtrocken und so rot, wie er sonst wohl nur auf dem Mars sein wird. Erste Aktion: In Rekordzeit die Sonnenmarkise ausfahren und mit ordentlichen Benzeln gegen den böigen Wind sichern.
Die Sonne am frühen Nachmittag brennt einfach alles weg und wer zu lange in der Sonne steht, ist in wenigen Minuten nur noch ein Häufchen Asche. Gefühlt jedenfalls.
Ein Reisetag wie jeder andere: Ankommen, Organisieren, Einleben, Platz erkunden, Kochen.
Die Housesitterin freut sich über Besuch, endlich mal wieder Menschen, mit denen man reden kann! Stimmt. Geht uns auch so. Passt doch. Wie schön.
Erst gegen 2000 sinken die Temperaturen in einen Bereich, der als sehr angenehm beschrieben werden kann. Absolute Stille, denn das TRAUMSCHIFF WALHALLA befindet sich zwar auf einem Berg (850 Meter oder so) aber es gibt keine Lärmquellen um zu. Und auch keine Lichtquellen, was einen grandiosen Blick in das dunkle Weltall ermöglicht, wenn man den Kopf mal scharf zur Entspannung in den Nacken legt.

Tags darauf ist Wandern angesagt. Mindestens die Quellen von OUZOUD, vielleicht auch noch zusätzlich die Wasserfälle von OUZOUD. Den zurück zu legendem Fußweg stelle man sich wie ein „T“ vor: An der Senkrechten geht man über einen sehr lebendigen Eselspfad vom Berg hinunter ins Tal, in dem der Fluss (QUED) TISSAKHT fließt. Der rechte horizontale Teil von unserem „T“ führt zu Quelle, der linke zum Wasserfall.
Die Quelle soll etwas näher sein und somit führt uns unser Weg zunächst Flussaufwärts. Im großen Olivenbaumwald verlaufen wir uns kurz mal, doch einer der zahlreichen zahnlosen alten Gärtner weist uns wieder auf den rechten Weg. Ohne was verkaufen zu wollen.
Das ganze Gebiet um die Quelle des QUED TISSAKHT ist ein Ausflugsort für Eingeborene Touristen. Überall kleine Kaffee´s, Buden mit Essbaren und vielen bunten Stühlen und Sonnenschirmen. Sehr familiär, sehr ruhig, entspannt und völlig normal!

So lange man dem Trampelpfad im Schatten der großen Olivenbäume folgt, ist die Sonne kein echtes Problem. Es ist zwar sehr warm aber nicht brennend heiß. Nach einer Stärkung an einer Bude (denn Wasser wollten wir nicht tragen müssen) machen wir uns auf den Rückweg, doch die, die normalerweise als Beifahrerin unterwegs ist, besteht auf der anderen Hälfte des „T“´s und meint, wir seien doch noch gut dabei.
Na ja, stimmt schon, doch der Rückweg wird viel länger, es wird später am Nachmittag und der schattenlose Weg zurück den Berg wird dann glühend heiß sein.
Aber OK, gehen wir ruhig mal in den Ortskern von OUZOUD, denn da sind die CASCADES D´OUZOUD, die berühmten Wasserfälle von OUZOUD. Der Weg ist länger, aber besser zu finden.
Was für ein Unterschied zur Quelle:
Highperformance Tourismus in Reinform, viele weiße Gesichter, oder besser eher rote, von der Hitze. Oder vom Betrachten von leicht beschürzten weißen Frauen. Eine läuft sogar im Bikinioberteil über den Platz. Was sie den Moslems in diesem schönen Land wohl damit wohl sagen will? Will sie überhaupt etwas ausdrücken?
Der Fluss hat zwar mehr Wasser als erwartet, aber natürlich viel zu wenig. Und so sind die Wasserfälle von OUZOUD zwar durchaus Eindrucksvoll ob der Fallhöhe und den umgebenen Felsen, aber es sind wohl eher Rinnsale die hier in die Tiefe stürzen.
Die Schlucht, der Canyon ist durchaus spektakulär. Das haben andere vor vielen Jahren auch so gesehen und im Tal jeden Quadratzentimeter mit Bars, Café und Restaurants zugepflastert. In den kleinen Tümpeln kann man sich auf Flößen umher schippern lassen. Große Fahrt ist das wahrlich nicht!
Auch hier erfolgt eine Stärkung der keinen Reisegruppe, diesmal sogar mit etwas Essbaren. Doch wie weltweit an Touristenhotspots: War nicht gut. Aber wenigstens auch nicht teuer.
Der Rückweg wird betont langsam angegangen. Bevor wir den Flusslauf verlassen werden Beine und Füße im Wasser gut gekühlt. Das machen die vielen Eingeboren auch so. Die Jungs schwimmen darin und haben erkennbar ihren Spaß, die Mädchen waschen zusammen mit den Müttern die Wäsche. Schon verrückt, wie sich auf den wenigen Kilometern Flusslauf von der Quelle bis zum Wasserfall die Wasserqualität von (fast?) Trinkbar zu Brühe verändert. Aber Egal, den Wasserfällen sieht man die Wasserqualität noch nicht an und gut ist.
Als wir den Olivenbaumwald verlassen und den Berg über den Eselspfad hinauf steigen glüht die Erde, die Schuhe qualmen und der Kopf könnte vor Anstrengung in der unbarmherzigen Hitze nicht röter sein. Wir wissen, wir haben es bald geschafft und doch machen wir viele Pausen. Mehr geht gerade nicht. Echt anstrengend, dieser gut fünfstündige Ausflug in OUZOUD und umzu.
Doch es folgt nicht etwa ein Ruhetag, sondern ein Markttag mit Esel!
Auf der anderen Seite des Berges von TRAUMSCHIFF WALHALLA ist auf einer Freifläche am Dienstag immer Markt. Und die Housesitterin lädt uns freundlicher Weise ein, sie zu begleiten. Der Esel JAMAIKA kommt auch mit, denn einer muss die Einkäufe ja schließlich nach Hause tragen. Der Esel gibt das Tempo vor. Und das ist echt langsam! Als der Markt endlich erreicht ist, wird der Esel angepflockt. Wie alle anderen geschätzt 100 Tiere auch. Parkplatz für Esel. Autos sind auch da, aber eindeutig in der Minderheit. Das wäre doch die Alternative für Deutschland!
Der Markt ist schön übersichtlich und völlig frei von Touristenjägern. Wie angenehm! Und nur eine Bestätigung dessen, was wir schon längst in MAROKKO gelernt haben. Auch in MAROKKO leben nur ganz normale Menschen. Nett, hilfsbereit und ehrlich. Nur da, wo die weißen Touristen sich die Füße platt stehen sind die Touristenjäger aktiv, die von einer schnellen Mark träumen.
Als Belohnung für die erneute Strapaze gibt es am Abend die erste selbst zubereitete TAJINE mit Ziegenfleisch. Alle Zutaten frisch auf dem Markt erstanden. OK, die Housesitterin gab Anleitung, aber immerhin: Die TAJINE wird auf des KNAUSi´s Außengrill gekocht.
Wer hätte das gedacht?
Das Teil kann grillen und den Inhalt von Töpfen zum Kochen bringen. Und ab heute auch schwere original marokkanische TAJINEN erhitzen.
Jedenfalls so lange noch spanisches Gas da ist 😉
Peter.