Den späten Nachmittag auf Anker vor dem Hafen von LYÖ nutzten wir für Polierarbeiten. Mal schön in aller Ruhe in der Abendsonne dem kostbaren Edelstahl an Deck was gutes tun, mit Musik, natürlich.
Gute Laune!

Die Nacht wird unruhig. Das war so nicht geplant. Doch der Wind frischt unerwartet auf und in den Böen heult es bedenklich im Mast. Muss der Skipper doch glatt nach Mitternacht für ein paar Stunden Ankerwache gehen? So ein Mist. Meteorologe müsste man sein. Viel Geld, erzählen was man will. Kommt eh anders.
Mit dem ersten Tageslicht beruhigt sich das Wetter und es ergibt sich doch noch ein wenig Schlaf für den Skipper. Die Mannschaft hat nicht viel mit bekommen. Nur schlecht geträumt.
Gegen 0800 dann Anker auf und mit bummelig 10 Knoten Wind aus Südost gen Norden.

Es läuft zwar, aber nicht schnell. Der raume Kurs trägt sicher dazu bei. Ein knallroter Vermesser fährt auf unserer Strecke auf und ab und begegnet uns so glatt drei mal. Muss ja ganz schön langweilig sein, so ein Job?

So richtig mag das Wetter sich nicht entscheiden. Mistigkalt, doch auf der ewigen Suche nach dem positiven: Es ist trocken!
Die Passage der Bägö/Ärö Inseln gelingt dank mitlaufendem Strom so gerade unter Segeln, danach geht endlich die Post ab! Halbwind, Vollzeug und in Böen macht der STORMVOGEL 9,2 Knoten Fahrt. Klasse! Wirklich klasse! So stellt man sich das Segeln auf einer Talsperre vor. Absolut keine Welle, dafür aber maximaler Speed. Ganz so, wie wir es im letzten Jahr auf Südkurs erlebt hatten. Merkwürdig, aber dieser Abschnitt des kleinen Belts scheint in beiden Richtungen eine optimale Rennstrecke zu sein.

In der Abschattung der hohen Bäume rund um das Fahrwasser von MIDDELFART läuft es natürlich nicht mehr ganz so gut, aber erst auf der letzten Meile müssen wir die Maschine starten. Passt ganz gut, schließlich muss der Dampfer ja klar zum Anleger gemacht werden.
Getreu dem Motto, in diesem Jahr öfters mal was neues, wollen wir im Stadthafen (GAMMELHAVN) fest machen. Der ist natürlich immer noch so eng wie der Inspektion im letzten Jahr, doch nun wissen wir ja, worauf wir uns einlassen.
Denken wir jedenfalls.
In Ermangelung eines Liegeplatzes gehen wir bei einem Segelkutter längsseits. Bei allen anderen hängen Schilder wie „bloß nicht fest machen“ oder „verlasse den Hafen um 15:45 Uhr“. An unserem Päckchengeber hängt nix. Und es ist auch keiner zu sehen. Nach einer Stunde immer noch nicht und so verlassen wir das Boot, um dem Grund unserer Ankunft nachzukommen: Einkaufen und Bargeld beschaffen.
Anderthalb Stunden später sind wir zurück und auf dem Kutter sehen wir eine Horde Menschen.
Unser Boot bewegt sich!
Die Kuttermannschaft will den STORMVOGEL gerade fachmännisch vorholen, damit sie ablegen können. Wir entschuldigen uns für die Blockade, die Dänen entschuldigen sich, das sie ablegen wollen und bieten an, uns beim erneuten Festmachen zu helfen. Um 2100 seien sie zurück und müssten dann wieder innen an die Pier. Also nochmal vorholen….
Nix für uns.
Kurzerhand beschließen wir, einen Hafen weiter zu gehen. Zum Glück haben wir noch keinen Landstrom gelegt und auch keine Hafengebühren bezahlt. Maschine an und los.
Die nächste Liegeplatzmöglichkeit ist nur ein paar hundert Meter weiter nördlich. Die Mannschaft wirbelt ordentlich, um das Deck klar zu bekommen, der Skipper kann Fragen bezüglich des Festmachers natürlich wieder nicht beantworten. Hin fahren und nachsehen, wie immer bei neuen Häfen.
Die Boxengasse bei Einlaufen an Steuerbord ist eng und verläuft in einem Bogen. Immerhin Heckpfähle. Aber so eng, das da vier Meter wohl nicht durch passen. Also rückwärts wieder raus, an Wenden ist nicht zu denken.
Wer baut denn so was?
Gleich Backbord neben der Einfahrt gibt es auch freie Plätze, doch das System von Pfählen und Mooringbojen erschließt sich dem Skipper nicht. So gehen wir längsseits in eine offenbar freie Box, vielleicht 16 Meter Länge und ein Stahlband mit fetten Schrauben ca. 50 Zentimeter über der Wasserlinie.
Wer baut denn so was?
Das fragen wir uns dann noch des öfteren in diesem Hafen.
Doch zunächst gibt es Streit. Der Anleger geht schief. Die Mannschaft bekommt zwar die Spring zum Eindampfen rüber, aber die Geschichte mit der Vorleine geht völlig schief. Durch den Wind wird das Boot immer wieder nach Achtern gedrückt und das Stahlband der Hafenmole kommt dem schönen blauen Lack des STORMVOGELS gefährlich nahe. Nur mit Maschine und Spring ist das Boot einigermaßen auf Position zu halten.
Zunächst schreit der Skipper nur, um gegen den Wind gehört zu werden. Dann schreit er, weil er vor Wut fast platzt. Und erreicht damit, wie im übrigen immer, das genaue Gegenteil von dem, was er eigentlich erreichen will.
Statt die Mannschaft zurück ins Cockpit zu rufen und ihr zu erklären, was anliegt und wie wir die Situation in Ruhe zu lösen können, gerät er immer weiter in Rage und macht die Mannschaft völlig konfus. Zeit ist genug, denn mit Maschine und Spring ist das Boot ja auf Position zu halten.
Ganz schlechte Seemannschaft.

Das erkennt der Skipper immerhin noch selbst, bekommt so gerade die Kurve, die Mannschaft bekommt die Vorleine fest und die Stimmung ist erst mal völlig versaut. Wegen Peanuts.
Wie blöd kann Mann sein?

Wie zum Hohn erkennt der Skipper später eine dieser „famosen“ elektronischen Anzeigetafeln auf der geschrieben steht, das der Platz ab Übermorgen reserviert sei. Na toll, immerhin zwei Nächste dürfen wir also bleiben, wenn wir wollen.

Diese NYHAVN 2 genannte Marina ist eigentlich ein Witz. Mit viel Geld für wirklich luxuriöses Material gebaut, aber völlig verplant und auf Gäste eindeutig nicht eingerichtet. Die ganze Anlage ist eher ein Parkplatz für große Motorboote. Mehr nicht. Die Sanitärcontainer auf dem Wohnmobilstellplatz sind immerhin luxuriös groß….

Und wieder:
Auf der Suche nach dem Positiven findet sich ein sehr guter KVICKLY Supermarkt 3 Minuten entfernt. Also ideal zum Bunkern von Bier und sekundären anderen Lebensmitteln. In der darauf folgenden Nacht schütteln uns mehrere Sturmböen gehörig durch. Ganz komfortabel, wenn man gut abgefendert in einer Marina und nicht vor Anker liegt.

Genau wie in Deutschland wird auch in Dänemark gebaut, was das Zeug hält. Direkt am Hafen luxuriöse Penthouse Wohnungen, Einkaufszentren und weiter oben in der Stadt, in der Nähe der alles überragenden NY LILLEBAELTSBRO Brücke auch Einfamilienhäuser. Ganz schön laut, der Straßenverkehr auf der Brücke. Warum bloß baut man sein Heim in der Nähe einer Autobahn?

Warum denn nur?
Ganz schön viele offenen Fragen in einem einzigen Beitrag.
Peter.
