Tag 4,5,6: Aerö

Da ist es wieder!

Es ist sofort wieder da. Hervorgekrochen aus der untersten Bilge.

Unbemerkt hat es das Kommando an Bord übernommen. Heimlich, still und leise. Beharrlich in der Absicht, unbeschwert in der Ausführung.

STORMVOGEL im Gasthafen von MARSTAL

Das gemeinhin bekannte Bord-Lotterleben hat uns voll vereinnahmt!

So schnell, wenige Tage nur hat es gedauert. Eigentlich sogar noch in Stunden auszudrücken.

Zugegeben. Beim Skipper hatte das Bord-Lotterleben wie üblich ein leichtes Spiel. Einmal in einem Hafen angekommen verliert er nur zu leicht die Kontrolle und diese heimliche Macht aus der Bilge kann ohne große Mühe die Kontrolle über den wichtigsten, weil einzigen Mann an Bord übernehmen. Bei der Mannschaft fällt ihr das schon schwerer. Fängt diese doch in der Regel an, den Dampfer aufzuräumen, gar zu putzen! Doch auch dieses ungebührliche Verhalten von getarnten Landratten schwächt sich zusehends bei der Mannschaft ab. In diese aufklaffende Lücke breitet sich das Bord-Lotterleben somit auch bei jenen aus, die Standhaft bleiben wollen.

Tisch im Garten

Kann Mann machen nix.

Frau im übrigen auch nix.

Die Koje wird je nach Wetterlage am Vormittag verlassen. Regnet es, dauert es länger. Scheint die Sonne, auch mal früher. Nur selten erbarmt sich einer der beiden Reisenden, wenigstens nur kurz die Koje zu verlassen um die Heizung einzuschalten. Denn das ist im Moment allen Tagen, egal ob Regen oder Sonne, gemein: Kalt, kalt, viel zu kalt.
So eine belegte Doppelkoje, zumal eine warme, ist da schon deutlich attraktiver als der kühle Decksalon am Morgen.

Strandhäuser in MARSTAL

Nun, irgendwann ist mal also kurz vorm Wundliegen und steht endlich auf. Eine kocht Kaffee, der andere wartet geduldig auf dessen Fertigstellung, während er durch aufmerksamen Rundumblick die Lage sondiert. Sitzen beide endlich beim Kaffee, werden Vorsätze für den neuen Tag gemacht. Zumeist gilt es, die wichtigste Frage des Tages zu klären: Was gibt es heute Abend zu essen? In der Regel ergibt sich daraus eine kleine Pilgerreise in das Zentrum von MARSTAL.

Hochzeitshaus am Strand von MARSTAL

Nach der zweiten Tasse Kaffee fällt dem Skipper in der Regel endlich auch ein sinnvoller Bootsjob ein, den man mal erledigen könnte. Betonung liegt auf „MAL“. Also nicht jetzt, nicht hier und heute, schon gar nicht unmittelbar. Die Mannschaft in ihrer nahezu unmerklichen Bestimmtheit verfügt dann aber doch ein „Was Du heute kannst besorgen, verschiebe nicht auf Morgen“ und der Skipper überlegt als nächstes, wie er aus der Nummer wieder raus kommen könnte.
Doch vertiefen wir an dieser Stelle diese kleine Schraubereien am Boot nicht weiter, sondern wenden uns wieder dem viel schöneren Bord-Lotterleben zu.

Anker des Küstenmotorschiffes SAMKA in MARSTAL

Verlangt also der abendliche Speiseplan einen Besuch des Supermarktes wird ein Rucksack als Transportbehältnis gewählt, die Wanderschuhe angezogen und mit Chance vor Aufbruch klugerweise sogar ein Einkaufszettel geschrieben.

Navigationshinweis für Leute mit schwachen Navigationskenntnissen

Der Weg vom Gasthafen zu eben jenem begehrenswerten Einkaufstempel namens Burgsen führt an der alten Schiffswerft vorbei in die kleinen Gassen und Straßen von MARSTAL. Die kleinen Häuser mit ihren Sprossenfenstern sind alle bunt zurecht gemacht und strahlen eine große Gemütlichkeit aus.
Erreicht man die kleine Einkaufsstraße hat man es fast geschafft. An deren Ende liegt eigentlich das Ziel. Nur wird es nun zunehmend schwieriger, dieses auch tatsächlich zu erreichen, wird man je nach Tageszeit doch durch allerlei interessantem links und rechts des Weges abgelenkt. Die eine mehr, der andere weniger.

Schutzhütte für Fischer

Endlich dort angekommen, wo es die Dinge zu kaufen gibt, die erst Stunden später gebraucht werden, fällt es schwer standhaft zu bleiben und sich an den Einkaufszettel zu halten. Erdbeertörtchen, Fischfrikadellen und Tuborg Classic in Dosen stehen nicht darauf, verlangen aber dennoch nach Beachtung.

Der Grund für jene unerfindliche Empfänglichkeit für diese geradezu luxuriöse Verführung ist schnell gefunden:

Dieses elendige Bord-Lotterleben!

Endlich eine neue Farbe!

Nun denn, wer schwelgen will muss zuvor leiden. Jedes Erbeertörtchen, jede Fischfrikadelle, ja ein jedes Tuborg Classic will verdient sein! Und damit ist nicht der kurze Weg zwischen Boot und Supermarkt gemeint.
In trauter Zweisamkeit strolchen Skipper und Mannschaft zu Fuß sozusagen in jeder freien Minute (nein, nein, keine Übertreibung) über die Insel. In die Nähe zu den hübschen, bunten Strandhäusern, oder in das ferne Aerösköbing. Immerhin 11 Kilometer. One Way! Aber nur, nach dem die beiden heraus gefunden haben, das der Inselbus auch an Feiertagen verkehrt. Ein Rückmarsch auf eigenen Füßen würde wohl bleibende Schäden verursachen?

Zurück an Bord:

Irgendwo muss doch hier noch ein Stück Schokolade sein?

Ach, dieses herrliche Bord-Lotterleben lässt einen nicht los.

Peter.

Zerbochener Steg
Kleiner Steg

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