Wir kurven weiter Richtung Norden.
Die Geschichte mit dem frischen Brot am Morgen besorgen artet ein wenig aus. Die Beschaffer kaufen mittlerweile in den Bäckereien nicht nur einfach Brot, sondern nun auch täglich eine Süßigkeit namens „Bougatsa„. Blätterteig, so knusprig wie man ihn schon lange nicht mehr gesehen hat (vielleicht noch nie?), gefüllt mit einer Puddingähnlichen festen Creme. Delikatessiös. Im höchsten Maße. Zum Glück wird immer nur eines je Tag von dieser lokalen Leckerei gekauft und dann tapfer durch vier geteilt.

Wäre nicht auszudenken, wenn man sich neben all den anderen leckeren Sachen auch noch jeden Morgen so einen, man muss es wohl sagen, Kuchen, verabreichen würde!
Das reguläre Frühstück besteht aus einem Weißbrot, das außen sehr kross gebacken ist und innen weich ist. Etwas gelblich. Lecker! Darauf dann Tomaten, Schafskäse und eine kleine Zwiebel. Nun könnte man einwenden, das so eine deftige Kost eines Frühstücks nicht würdig sei, doch in Anbetracht der Uhrzeit (so gegen 11:30, 12:00 Uhr) ist das dann schon OK. Außerdem kann man ja auch statt Tomate Marmelade verwenden. Zum Abschluss, also fast. Jedenfalls bevor das „Bougatsa“ auf den Tisch kommt.

Nun denn, wir übernachten vor dem Eiland Nisis Soupia. Das liegt zwischen dem Festland des Peloponnes und der großen Insel Hydra (Idra). Scheint ein Schnorchel/Tauchparadis zu sein, denn gleich drei Segelboote ankern hier und schicken ihre Besatzungen unter Wasser.
Der Baum auf diesen Platz ist gigantisch, die Bauruine im Hintergrund gehört halt dazu. Kann es sein, das es in Griechenland mehr unvollendete Rohbauten als Einwohner gibt? Der Eindruck verstärkt sich.

Der nächste Tag bringt mal wieder eine geschlossene Wolkendecke, aber es soll wenigstens trocken bleiben. Das trifft sich gut, wollen wir doch die Insel Poros besuchen und ein wenig erkunden, die jetzt hier gleich um die Ecke liegt. Der Fotograf in der Gruppe meckert ein wenig rum, denn diese herbstlichen Wolkentage versprechen nur blassgraue Farben auf den Bildern. Aber wer hört schon auf einen mitreisenden meckernden Fotografen?

Das Motto dieser Reise lautet „Strandurlaub“.
Sonne = Strand.
Geschlossene Wolkendecke = Herumstrolchen.

Vermutlich gibt es überall auf der Welt diese kleinen Inseln, auf denen die Häuser dicht gepackt nebeneinander in den Berg gebaut wurden. Der diesjährige Vergleich zu Gullholmen drängt sich geradezu auf. Doch natürlich ist es irgendwie anders. Den markanten Turm mit der Uhr verfehlen wir gleich drei mal, finden ihn aber natürlich am Ende doch. Wie will man auch Kurs halten, wenn es auf & ab, links und rechts im Gewirr von Gassen und Treppen geht ohne einen Horizont zu erblicken?

In Griechenland gilt nun auch im öffentlichen Raum die Maskenpflicht. Corona und kein Ende in Sicht. Ist schon mal jemand auf die Problematik gestoßen, das übergewichtige Touristen beim Treppensteigen auf Poros durch die Maske zu wenig Sauerstoff bekommen, stolpern und tief die Treppe hinab stürzen und schnell an Genickbruch sterben? Ist man dann eigentlich „an oder mit Corona“ gestorben?
Doch kein Gejammer an dieser Stelle. Könnten ja auch zu Hause auf dem Sofa sitzen und RTL2 sehen.

An einer Tankstelle fragen wir nach Wasser, denn wir haben schon lange keinen öffentlichen Wasserhahn mehr gesehen und die Tanks in den Autos sind nahezu leer. Überhaupt kein Problem! Sehr gerne! Also tanken wir an einer Tankstelle für Diesel und Benzin bestes Trinkwasser aus dem Stadtwasserhahn mit eigenem Schlauch und stecken der Frau hinter der Kasse, die dafür (natürlich) kein Geld haben will, trotzdem ein kleines Trinkgeld als Dankeschön zu.

Es dauert seine Zeit, bis die Wassertanks beider Autos prall gefüllt sind und so wird in der Zwischenzeit ausprobiert, ob eine griechische Gasflasche in die deutschen Autos passt und ob die Europaadapter für den Gasanschluss auch wirklich passen. Nummer 2 passt perfekt und die Abmessungen der Flaschen sind auch OK. Gut zu wissen.


Der Hunger nach Tarvernen scheint unstillbar. Fisch soll es diesmal sein. Nach Recherche im Buch fahren wir am späten Nachmittag nach Vathy auf der Nachbar-Halbinsel Methana. Dort soll es guten Fisch in der Taverne Paleokastro geben und man kann direkt daneben unter Olivenbäumen übernachten. Hört sich gut an. Für die gut 20 Kilometer brauchen wir mal wieder eine knappe Stunde. Serpentinen, Steigungen, Abfahrten. Das übliche halt.


Das Problem ist nur: Die Taverne ist geschlossen und sie sieht auch nicht so aus, als ob sie so bald wieder öffnen würde. Mit einem etwas unguten Gefühl, einfach so ohne zu fragen (kein Mensch weit und breit) auf seinem Platz zu übernachten, parken wir die Autos dort und gehen zu Fuß in den kleinen, 1,5 Kilometer entfernten Hafen von Vathy. Dort gibt es gleich 5 oder 6 Tavernen, 4 haben auf, in keiner sitzt ein Gast. Was hier wohl in einem „Nicht-Corona-Sommer“ los sein wird? Vermutlich die Hölle.

Wir entscheiden uns für eine Taverne und fragen die Wirtin, ob das wohl mit den Autos neben der anderen Taverne OK sei? Ja, ja, kein Problem. Der Wirt sei ein Freund von ihr und habe sicher nichts dagegen. Serviert wird gegrillter Fisch und Oktopus. Leider beides nahezu kalt. Aber, so befinden wir einstimmig, der kostenlose Nachtisch war super. Und nett war es auch…

…am frühen nächsten Morgen erscheint auf einem Motorroller ein leicht verwahrloster Mann und setzt sich an einen Tisch auf der überdachten Terrasse in „unserer“ geschlossenen Taverne und raucht in aller Ruhe eine Zigarette. Wir entschuldigen uns in Englisch bei ihm, das wir hier einfach so stehen, aber er meint: Überhaupt kein Problem! Alles gut. Sehr gerne! Wir sind beruhigt und erfahren, das die Taverne Coronabedingt geschlossen ist.

Wir alle machen uns keinen Kopf darüber, wie viele Leute das Virus um ihre Existenz bringen wird.
Nach dem Kaffee und dem Frühbade im Meere wird mal wieder eingepackt und der Standort gewechselt.
Peter.
Die vielen Rohbauten auch mitten in der schönsten Landschaft fielen mir bereits auf, als ich vor über 40 Jahren mehrere Monate in Griechenland verbrachte. Manchmal „wohnten“ da bereits Leute in Betonskletten- mit hängenden Planen und alten Teppichen statt Wänden. Zum Einen wurde mir das mit der Weise erklärt, wie Eigenheime von Leuten gebaut wurden, die dafür eigentlich kaum Mittel hatten: Wenn es erst zu einer Bodenplatte und einer Fertigdecke auf Betonpfeiler reichte, wurde angefangen. Alles andere folgte in Eigenhilfe – Stein für Stein und Zementsack für Zementsack je nach persönlicher monatlicher Kassenlage. Baugenehmigungen waren da wohl Nebensache und „Schwarzbauten“ irgendwann die Norm. Um Ordnung in die Sache zu bekommen, soll die Junta während der Militärherrschaft dann eine Stichtag dekretiert haben, zu dem alle zu diesem Tag wenigstens angefangenen Bauten als genehmigt gelten durften. In der Vorlaufzeit hat dann wohl jeder Grieche der das irgendwie hinbekommen konnte, noch einen Bau angefangen – und das waren viele! So sah die Landschaft dann auch aus, und das auf Dauer denn vielen ging auch die Luft aus! Eine schöne Geschichte aus meiner Erinneerung, die ich aber nicht verifizieren kann – habe nichts darüber gefunden. Aber da gibt es ja noch die neuere Erklärung: https://www.wunderlander.eu/de/destinationen/griechenland/die-verlassenen-haeuser-griechenlands-corfu-182/
Wolfgang