Greece 5&6, Monemvasia

Wer glaubt schon einem Navi, das für 280 Kilometer 7,5 Stunden Fahrzeit mit dem Auto angibt?

Wir nicht.

Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: In den Bergen von Aigeira

Die schnellere Strecke über die Maut-Autobahn auf den Dritten Finger im Südosten des Peloponnes soll 340 Kilometer in 4,5 Stunden sein. Auf Autobahnen im allgemeinen sieht man nichts, wir haben die Anreise hinter uns gebracht, das Wetter ist mit Sonnenschein und 24°C optimal und wir haben ja Zeit.

Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Das Tal von Tripoli

Stellt sich nur die Frage, wieso wir am ersten Tag direkt so weit in den Süden wollen? Das ist einfach zu beantworten: Da sind Freunde von uns. Die gondeln schon seit Wochen in Griechenland herum und wir wollen einige Zeit zusammen verbringen.

Das eingebaute PIONEER NAVGATE EVO Navi an Bord soll die Camperedition sein. Was auch immer dieses Marketingsprech bedeuten mag – wie schon in Schottland im letzen Jahr wählt es Straßen oder besser Wege, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Geschweige denn von einem Wohnmobil befahren wurden. Stimmt im einzelnen natürlich so nicht, kommt uns aber so vor. Als wir schließlich eine Schotterpiste in eine wie eine Sandkuhle anmutende Senke fahren sollen zögert der Fahrer kurz, doch ein Seemann schaut bekanntlich nie zurück, also weiter!

Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Unterwegs

Und so kommt es, das wir tatsächlich über sieben Stunden unterwegs sind. Ein paar Pausen zwar, aber die waren kurz. Das Landesinnere ist eigentlich ein grandiose Gebrigslandschaft und so durchfahren wir auch mal einen Gebirgspass in 1.200 Metern Höhe. Gar nicht mal so schlecht, wenn man bei Abreise aus Deutschland nur Strand, Baden und Sonne im Kopf hatte!

Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Am Strand in der Nähe von Epidavros Limera (Monemvasia)

Später am Nachmittag wird es noch wärmer, wir durchfahren Gebiete mit Orangenbäumen und Olivenplantagen. Die Straßen sind nun wieder breiter und gegen 17:00 Uhr erreichen wir den Strand in der Nähe von Monemvasia, an dem bereits die Freunde stehen. Strand bedeutet hier in der Gegend wie überall auf der Welt zwar auch irgendetwas mit Meer und Sand, letzterer ist allerdings nur sehr spärlich vorhanden. Auf einem Streifen von 10 bis 30 Metern besteht der Strand direkt am Wasser aus Kieselsteinen aller Größen, mehr oder minder steil abfallend in Wasser. Also ist man entweder im früheren Leben Fakir gewesen und kann ohne Schmerzen Barfuß über den Kiesel laufen, oder man zieht sich Gummilatschen an die Füße um ins erfrischende, aber nicht wirklich kalte Wasser zu gelangen. Das ist, im Gegensatz zur Ostsee ,sehr salzig und es ist klug, den Mund zu halten. Einmal mehr.

Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Am Strand in der Nähe von Epidavros Limera (Monemvasia)

Am Strand stehen noch einigermaßen weit verstreut vier andere Wohnmobile. Eigentlich ist Wildcampen („Freistehen“) wie in fast allen anderen Ländern Europas auch in Griechenland verboten, doch genau Griechenland ist dafür bekannt, das es durchaus einige Plätze gibt, in denen das frei stehen geduldet, oder wohl richtiger, ignoriert wird. An vielen solcher Strände gibt es eine Frischwasserdusche und Mülleimer, Toiletten sind hingegen sehr selten. Aber die fährt ja immer mit uns.

Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Am Strand in der Nähe von Epidavros Limera (Monemvasia)

Vermutlich basiert die Ignoranz auf der Menge. Jetzt, im nahenden Winter sind zwar einige Wohnmobile (die meisten im übrigen aus Deutschland!) hier unterwegs, aber im Sommer werden es ungleich mehr sein und Gastfreundschaft und Toleranz werden mancher Orts offenbar über strapaziert. Daher stellen einige Gemeinden nun explizit „Campen Verboten“ Schilder auf. Im Prinzip versuchen wir die zu beachten, wenn aber wirklich nichts (Dörfer, Häuser, Höfe) und niemand (Menschen, Tiere) in der Nähe ist, verstoßen wir gegen diese Gastregel. Nicht schön. Das wissen wir selbst.

Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Am Strand in der Nähe von Epidavros Limera (Monemvasia)

Griechenland hat nur knapp 11 Millionen Einwohner und in manchen Landstrichen ist es sehr, sehr einsam. Zum Vergleich die Einwohner pro Quadratkilometer: Griechenland 83, Deutschland 232. Da stören wir wohl eher nicht, wenn wir uns abseits der bewohnten Gebiete halten.

Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Gasse in der historischen Altstadt von Monemvasia
Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Kirchturm in der historischen Altstadt von Monemvasia
Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Kirchen in der historischen Altstadt von Monemvasia

Am nächsten Tag leihen wir uns den mitgebrachten Motorroller der Freunde und fahren 10 Kilometer in den von außen betrachtet wenig spektakulären Ort Monemvasia. Klar, da liegt ein riesiger Felsen vor dem Ort. Aber solche absurd anmutenden Landschaften gibt es öfters auf der Welt. Über eine kleine Brücke gelangt man zum Felsen und fährt zunächst auf der von unserem Strand aus nicht einsehbaren Seite verwundert eine kleine Küstenstraße längs. Verwundert, weil hier hunderte Autos in Reihe geparkt sind. Wo sind all diese Menschen, die zu diesen Autos gehören?

Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Historischen Altstadt von Monemvasia
Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Historischen Altstadt von Monemvasia
Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Historischen Altstadt von Monemvasia

Die Straße endet an einer kleinen Wendeschleife an deren Kopfseite sich ein kleines Portal aus massiven Steinblöcken befindet. Offenbar was antikes. Gibt es in Griechenland zuhauf. Während sich der Fahrer nun darauf einrichtet, irgend einen Betrag als Eintritt zu berappen nur um dann Ruinen längst vergangener Tage betrachten zu können, trifft ihn fast der Schlag, als er das Portal durchschritten hat:

Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Historischen Altstadt von Monemvasia
Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Oberstadt der historischen Altstadt von Monemvasia
Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Oberstadt der historischen Altstadt von Monemvasia

Aus dem dunklen Gewölbe wieder ins strahlende Sonnenlicht hinaus tretend, erblickt er eine niedliche kleine Gasse mit völlig intakten Häusern, kleinen Läden und Geschäftchen. Die Gasse ist mit groben Felssteinen gepflastert, nur wenige Menschen sind zu sehen. Eine Kasse, an der man einen Eintritt hätte bezahlen müssen, gibt es nicht. Dafür aber eine große Hinweistafel, das es ratsam sei, hier eine Maske wegen COVID-19 zu tragen. Dann mal auf Mund und Nase mit dem Teil, denn bei der engen Gasse ist klar, das man die 1,5 Meter Abstand zum nächsten nicht ernsthaft einhalten wird.

Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Weg in die Oberstadt der historischen Altstadt von Monemvasia

So pilgern wir staunend die leicht ansteigende Gasse entlang und entdecken neben den Geschäftchen auch urige Restaurants und Bars. Und kleine Gebäude, in denen sich offenbar Rezeptionen befinden. Denn da stehen Menschen mit kleinen Rollkoffern vor dem Tresen und melden sich ab oder an. Später stellen wir dann fest, das man in diesem wunderbar wieder aufgebauten historischen Dorf kleine Häuschen mieten kann. Statt langweiliger Hotelzimmer in Bettenburgen urige Steinhäuser in einer antiken Stadt. Gute Idee!

Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Gasse der historischen Altstadt von Monemvasia

Die Gasse führt uns auf einen Marktplatz mit Kirche und eröffnet zur Rechten den Ausblick auf das Meer, zu linken auf den riesigen Felsen, der fast senkrecht die Stadt überragt. Nun, der geneigte Leser ahnt es sicher schon: Es gibt eine Treppe. Eine Treppe zur Oberstadt. Denn wo immer Menschen sich am Fuße eines Berges nieder gelassen haben, gab es auch immer schon Menschen, die den Gipfel dieses Berges erklimmen wollten, um über den anderen zu leben.

Während es die Mitreisende durchaus bestimmt ablehnt, die Treppen empor zu steigen, sieht der Berichterstatter seine persönliche Erstbesteigung dieses Felsbrockens im Meer geradezu als persönliche Pflicht an. So trennt sich die kleine Reisegruppe für eine Weile und verabredet den Marktplatz als Treffpunkt.

Der Aufstieg ist mühsam. Mund-Nasen-Schutz, holprige Treppen aus kleinen Felssteinen und die nachmittagliche Wärme machen neben dem jahrelangen Übergewicht den Aufstieg zur sportlichen Höchstleistung. Doch wie immer, wenn man sich anstrengt: Man wird belohnt. Belohnt mit grandiosen Blicken auf den Ort als ganzes, aber auch auf sehr schön zurecht gemachte einzelne Häuschen. Nachdem die Unterstadt zu Füßen liegt, windet sich in Serpentinen ein Treppenpfad recht schnell in die Höhe. Ein Gewölbe bildet mal wieder den Eingang und dann steht man in der Oberstadt. Jedenfalls in dem, was davon übrig ist. Denn hier sind in der Tat nur Ruinen zu sehen. Nun, was nicht ist, kann ja noch werden.

Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Unterwegs

Der Abstieg ist wie üblich nicht einfacher als der Aufstieg. Auf dem Marktplatz trifft sich die kleine Reisegruppe wie verabredet wieder und beschließt, in diesem kuscheligen Open-Air Ambiente noch einen Drink zu nehmen. Die eine Kaffee, der andere Bier. Mythos heißt das hier, im eiskalten Glas, leicht angefroren serviert. Oh Mann, wie köstlich! Der Kaffee 😉

Mit dem Motorroller am frühen Abend zurück zum Strand.

Was für ein Gefühl von grenzenloser Freiheit!

Peter.

Ein Kommentar

  1. Habt Ihr schon einen Fahnenmast im Garten stehen? Wenn Ihr zurück seid, ist es angebraucht Flagge „Q“ über „L“ bzw. den ersten Hilfsstander zu setzen und in Quarantäne zu gehen. Mit Test kann man die dann wohl verkürzen. Denn in Italien ( und nicht nur da) fahren gerade mit den anschwellenden Zahlen der zweiten Welle die Ängste wieder hoch und die Rollläden runter und ihr würdet schon den bisherigen Risikogebieten nicht ausweichen können. Wahrscheinlich werdet Ihr schon auf Rückreise einiges mitbekommen, wenn auch hoffentlich keine Militärlaster a’la Bergamo. Nachgedanken?…………….

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