Wer früh´ zu Bett geht, wird auch früh wieder wach!
(So Gott, oder wer auch immer, will!)
Das macht am zweiten Reisetag auch wirklich Sinn, denn wir wollen 650 Kilometer schaffen. Die zu erreichende Fähre nach Griechenland startet am Dienstagnachmittag ab Ancona, das liegt in Nordost Italien. Also besteht der heutige Montagsplan darin, so nah wie möglich an den Fährhafen zu kommen um am Folgetag so stressfrei wie möglich das Schiff zu erreichen.

Gegen 06:30 Uhr geht es los, nach 30 Minuten sind wir schon wieder auf der Autobahn Richtung Brenner. Die in Österreich notwendigen Vignetten und Streckenmaut haben wir vorab im Internet gekauft. Nur wenn man sich als Geschäftsmann ausgibt, kann man die elektronische Variante auch noch einen Tag vor der Reise buchen. Das ist mal wieder so ein Verbraucherschutznonsens: Wer als Privatmensch einen Vertrag über das Internet abschließt, hat ein 14-tägiges Widerspruchsrecht. Im Geschäftsleben gilt das nicht. Bedeutet: Man könnte sich eine elektronische Vignette kaufen, damit die Straße in Österreich befahren und dann, innerhalb von 14 Tagen nach Kauf, von eben jenem Kauf zurück treten und sein Geld zurück verlangen. Der Gedanke ist offenbar so verlockend, das vermeintlich clevere Zeitgenossen so was wohl auch glatt versuchen würden. Um jeder Diskussion aus dem Weg zu gehen wird der kurzfristige Vignettenkauf für Privatkunden also einfach vom Betreiber verhindert und man wird ordentlicher Mensch gezwungen, etwas nicht ganz sauberes zu machen, weil nicht ganz saubere Trickser tricksen. Irre!

Die elektronische Vignette und die elektronische Streckenmaut funktioniert anhand des Nummernschilds. Also beim Buchen sicher sein, was da wirklich am Auto dran hängt! Für das Befahren der Brennerautobahn und des Brennertunnels muss man neben der normalen Vignette noch eine so genannte Streckenmaut berappen. Geld, immer kostet alles Geld! Könnte man denken. Doch wenn man die Strecke mal gefahren ist, wird man anerkennen müssen, das solche Bauwerke wohl auch enorm teuer sind.

In der Morgendämmerung erheben sich die mächtigen Berge der Alpen entlang der Autobahn. Der Verkehr läuft, aber die Fahrspuren sind so eng, das der Fahrer wohl doch besser immer auf die Straße und nicht auf das grandiose Bergpanorama schaut! So befindet jedenfalls die stets aufmerksame Beifahrerin. Der Brennertunnel hoch oben ist mit ein paar hundert Metern so, das er eigentlich gar keine Show ist. Danach, nun auf der Italienischen Seite, geht es gefühlt endlos bergab.
Aber irgendetwas ist auch anders. Das Verkehrsaufkommen ist eigentlich gleich geblieben, doch wieso sieht sich der Fahrer mit einem Male Streß ausgesetzt?

Nach kurzer, wie immer präziser Analyse:
In Österreich darf man 100, manchmal 110 km/h fahren. Die LKW´s wie bei uns 80 km/h. In Italien dürfen die PKW´s 130 Kilometer pro Stunde zurücklegen – und darauf achten die auch genau. Ferner ist die Nutzung des Blinkers offenbar kostenpflichtig und am Jahresende erhält derjenige Fahrer, der die kürzesten Abstände zum Vordermann ohne technische Hilfsmittel einhalten konnte, die Ehrenmitgliedschaft auf Lebenszeit im Italienischen Automobilclub.
Versucht nun der gemeine Deutsche, mit seinem Bus mit ca. 100 km/h die gleiche Straße wie die Eingeborenen zu befahren, kommt es zu einer Alternativlosen Konfliktsituation. Oder besser: Es könnte dazu kommen, wenn man als gemeiner Deutscher auf sein Europäisches Koexistenzrecht bestehen würde.

Die Autobahnmaut in Italien ist klassisch über Mautstationen geregelt: Man zieht ein Ticket und wenn man von der Autobahn abfährt, errechnet ein Blechaffe die zu bezahlende Gebühr. Kann auch mal mehr werden!
Das Tanken ist in Italien zu vermeiden – deutlich teurer als in Österreich oder, in unserem Fall, Griechenland. Wie schön das unser Bus 120 Liter Kraftstoff aufnehmen kann!
Über PARK4NIGHT haben wir uns den Ort Offagna, ca. 20 Kilometer von Ancona entfernt, als Übernachtungsplatz ausgesucht. Historische Altstadt auf einem Berg (andere würden Hügel dazu sagen), offizieller Wohnmobilstellplatz mit allen Versorgungsmöglichkeiten für 5 Euro die Nacht. Prima!
15 Kilometer vor dem Ziel verlassen wir endlich die Autobahn, die Beifahrerin schluckt kurz an der Mautstelle ob der knapp 50 Euro mit denen wir den Straßenbau in Italien zwischen dem Brenner und Ancona finanzieren sollen. Deren Land, deren Regeln. Deren Straßen, unser Geld.
Das Navi führt uns über eine Nebenstrecke auf den Berg, kein Gegenverkehr, kein Problem.
Der Stellplatz ist super gelegen, bietet Platz für 8 Autos, zwei Eingeborene sind schon da. Es ist früher Nachmittag, grandioser blauer Himmel, Sonnenschein und gute Laune! Also Latschen aus, Wanderschuhe an und den Ort erkunden!

Wir sehen kaum andere Menschen, aber die, die wir sehen, tragen alle ihren allseits bekannten Mund-Nase-Schutz. Auch im freien. Auch, wenn sie vollkommen alleine sind. Also Herrn GOOGLE konsultiert und fest gestellt, das hier tatsächlich auch im freien eine Maske getragen werden soll. Also Maske an, fühlt sich nun reichlich bescheuert an, und weiter.
Alle Restaurants sind geschlossen. Das hat aber wohl nichts mit Corona zu tun, sondern mit der Uhrzeit. Siesta gibt es nicht nur in Spanien. Wir scouten die Pizzeria Sotto la Rocca bei der man auch draußen sitzen kann und die schon ab 18:00 Uhr öffnet. Das wird dann wohl die unsere sein!

Eine echte Pizza in Italien muss ja wohl drin sein.
Natürlich sind wir zu früh´ und stellen verwundert fest, das gleich neben an ein Schlachter sein Geschäft hat. Gegen erbitterten Widerstand der Mitreisenden werden überschaubare Portionen von Mortadella, Salami und Schinken gekauft. Made in Italy. So, für unterwegs. Statt Obst.
Die Pizza ist klasse. Das liegt auch am Konzept, das sich der Koch überlegt hat. Eine normale Pizza kostet je Person so zwischen 6 und 8 Euro. Er hat sich aber eine Pizza für zwei Personen ausgedacht, die man mit (anteilig) mit vier verschiedenen Belägen bestücken kann. Die wählt man einfach aus den normal zur Verfügung stehenden Pizzen aus. Die zwei Personen Pizza kostet dann 19 Euro – und ist jeden Cent Wert. Gute Idee, mehr Umsatz, zufriedene Gäste.
Weniger gut war die Idee des berichtenden, so viel davon zu essen und auch noch den örtlichen Wein, Grappa und Nachtisch zu sich zu nehmen. Aber das wäre eine andere Geschichte, wollte man darüber wirklich schreiben.
Die Nacht verbringen wir ruhig und zufrieden im geheizten Auto.
Peter.
