SA2223: SALTA

Für eine Großstadt kommt SALTA recht sympathisch um die Ecke.

Die direkte Fahrt vom kleinen PURMAMARCA nach SALTA über die RUTA 9 ist kilometertechnisch zwar voll die Abkürzung, zeitlich dauert diese Route aber über eine Stunde länger. Grund dafür ist ein gut siebzig Kilometer langer Abschnitt, der durch einen kleinen Regenwald und kleine Berge mit entsprechend vielen Serpentinen führt. Die Fahrbahndecke ist hier nur vier Meter breit. Insgesamt. Die vier Augen der kleinen Reisegruppe sind schon fast geblendet vom satten Grün in dieser Gegend, nach so viel Wüste und Geröll der vergangenen Wochen.

Grüne Berge

Doch bei aller Verzückung für diese grüne Welt, die Fahrerin muss höchste Vorsicht auf dieser engen Straße walten lassen. Insbesondere bei den vielen Haarnadelkurven. Es scheint zwar wenig Verkehr zu geben, aber die kleine Reisegruppe passiert dann leider doch eine frische Unfallstelle, bei der zwei entgegenkommende Fahrzeuge heftig miteinander kollidiert sind. Auf dem ersten Blick beidseitiger Totalschaden. Aber nur ein Mann steht da in der Landschaft herum. Der ehemalige Fahrer springt sicherheitshalber kurz aus KNAUSi und fragt, ob man helfen könne?

RUTA 9, kurz vor SALTA

Nein, nein. Alles sei schon organisiert und er passe hier nur noch auf. OK, viel Glück noch!

Mit etwas Abstand: Die Unfallstelle hätte man beidseitig wirklich noch viel besser absichern müssen.

Der Kontrast zu dieser einsamen Strecke folgt dann in SALTA:
Nach dem Schachbrettmuster angelegte Straßen, überall rechts vor links. Nur weiß man gerade nicht, wann bei den vielen Einbahnstraßen tatsächlich jemand von rechts kommen kann. Also muss man eigentlich an jeder der vielen Kreuzungen anhalten und nachsehen. Jetzt wird dieses Anhalten und dann weiter fahren dadurch kompliziert, das sich links andere Autos an einem vorbei quetschen wollen und rechts Mofas und Motorräder vorbei hasten. Mit anderen Worten: Großstadtverkehr für Fortgeschrittene.

Irgendwie schafft es die Fahrerin KNAUSi ohne Schrammen zum südlich in der Stadt gelegenen „Campingplatz“ zu fahren. Dieser städtische Platz besteht eigentlich aus einem Riesengroßen Swimmingpool, umgeben von einem Grünstreifen, hohen, prächtig gewachsenen Bäumen und zahlreichen Grillplätzen. Irgendwann hat die Stadt es wohl erlaubt, das sich an drei Stellen auf der Anlage Wohnmobile zum Übernachten hinstellen dürfen. Das muss man bezahlen, ungefähr fünf Euro pro Nacht. Dafür gibt es den riesigen Pool, Strom, viel heißes Duschwasser und Müllentsorgung. Klasse Sache das!

SALTA: Stellplatz mit Pool, mit riesem Pool

SALTA macht es einem einfach, länger zu bleiben.

Die Bushaltestelle vor der Tür. Alle paar Minuten kommt ein Bus der Marke MERCEDES BENZ, doch man ist auf die Kulanz des Fahrers angewiesen, mitfahren zu dürfen. Denn man kann nicht bezahlen. Alles per Chipkarte bargeldlos. Eine Fahrt kostet 62 Pesos, das kann man kaum noch in Euro ausdrücken, zwanzig Eurocent oder so? Das Problem: In der ganzen Stadt kann man keine Chipkarte kaufen. Kein Laden hat eine, auch nicht die vom Touristenbüro genannten Verkaufsstellen. Das ist natürlich ganz schön doof.
Nun war es aber in der Tat so, das die kleine Reisegruppe fast immer im Bis mitfahren durfte und nie abgewiesen wurde. Nur beim letzten Mal war der Busfahrer leicht angesäuert. Doch ein anderer Fahrgast hat dann für uns mit seiner Chipkarte bezahlt und wir haben ihm das Bargeld gegeben. Irgendwie geht es ja immer.

Alternativ zum Bus gibt natürlich Taxis in SALTA.
Gefahren von ehemaligen Formel 1 Rennfahrern, die ihre Stadt aus dem EffEff kennen. Inklusive aller Löcher, Bodenwellen, Schwellen und Kanalabflüssen. Im Vergleich zum Bus kostet so eine Taxifahrt locker das Zehnfache! Wovon die Taxifahrer in SALTA wohl wirklich leben?

Park in SALTA

Die Erwähnung des örtlichen Personentransports ist deshalb wichtig, weil man ansonsten schon vier, fünf Kilometer in die Stadt laufen müsste. Das wäre zwar noch machbar, zusätzliches herumstrolchen und erst der Rückweg zum Auto würde allerdings jeden Ausflug zur sportlichen Höchstleistung werden lassen. Nach wie vor gilt, so etwas strengstens zu vermeiden.

Ein paar schön angelegte grüne Plätze mit Rasen, großen Bäumen und Palmen, ein paar hübsch angemalte Kirchen, einzelne Gebäude, die auffallen. Wenige hässliche Hochhäuser. Eine Seilbahn auf den am Ortsrand gelegenen SAN BERNARDO. Von da oben hat man einen tollen Blick auf die Stadt, selbst an einem regnerischen Tag. Wäre bei Sonne wohl spektakulär. Doch mittlerweile ist es Ende März und es ist offiziell Regenzeit. Das muss ja auch so sein, ansonsten könnte es hier nicht so verschwenderisch grün sein. Sonntags hört man in der Stadt mehr Vögel zwitschern als Motoren brummen. Regenwald inmitten einer Stadt.

Durchaus einige Touristen sichtbar in der Stadt. Aber keine offizielle Wechselstube. Nur halbseidene Gestalten, die vorzugsweise vor Banken herum lungern und zum Schwarzmarktkurs fast jede ausländische Währung in argentinische Pesos umtauschen wollen. Hauptsache keine argentinischen Pesos! Als wir im Oktober 2022 erstmals nach ARGENTINIEN einreisten, bekamen wir für einen US$ 360 argentinische Pesos. Jetzt sind es 390 A$. Wenn man diese Inflation zu ende denkt, kann man sich nicht darüber freuen.
Das „witzige“ bei diesen Geldwechslern auf der Straße ist eigentlich, das man sich trotz eines objektiv Bombengeschäfts immer noch über den Tisch gezogen fühlt. Die Jungs kennen halt jeden Trick. Mit Sicherheit ist keiner von denen selbstständig im Geschäft, aber dennoch haben sie alle ihren Ermessensspielraum und man kann, ja man muss sogar über den richtigen Wechselkurs mit diesen Menschen feilschen! Hat man schließlich einen Kurs fixiert und blättert seine US Dollar hin, fällt dem Geldwechsler auf, das das ja nicht nur 100 US$ Noten sind, sondern auch 50iger. Also dafür kann er nur einen leicht geringeren Kurs geben. Ach so?

Blick auf SALTA vom SAN BERNARDO

In einer Stadt wie SALTA wird der Unterschied zwischen reichen und armen Menschen in diesem großen und großartigen Land natürlich sichtbar. Aber was die ärmeren argentinischen Menschen so besonders macht ist ihr Umgang mit ihrer Situation. Läuft man durch ärmer scheinenden Straßenzüge in SALTA, wird man nicht angebettelt. Kauft man an den Straßenständen etwas, wird man nicht beschissen. Fragt man nach dem Weg, bekommt man eine Antwort von einem lächelnden Gesicht.
Die den riesigen Swimmingpool umgebenden Grünflächen werden vormittags immer gemäht. Aber nicht hocheffizient mit einem Aufsitzrasenmäher inklusive Fangkorb, sondern einfach mit einer Benzinmotor getriebenen Handsense. Der alte Mann, der das Gerät bedient, hat zwar eine lederne Schutzschürze an, aber keine Sicherheitsbrille und natürlich auch keinen Gehörschutz auf den Ohren.
Sein in etwa gleichaltriger Kumpel fegt mit der Harke das gemähte Gras auf kleine Haufen, die die beiden gegen Mittag, wenn sie Feierabend machen, einsammeln und außerhalb des Geländes im Gebüsch entsorgen. Die beiden kommen jeden Morgen zusammen auf einem kleinen alten klapprigen Mofa, ihre Werkzeuge irgendwie noch zusätzlich darauf geschnallt. So, wie die beiden aussehen bekommen sie für ihre Arbeit keine Reichtümer. Und doch grüßen sie uns Touristen immer freundlich, wenn man an ihnen vorbei geht, sie fragen, ob sie stören und ob sie lieber wo anders mähen sollen?

Freundlichkeit ist keine Frage des Wohlstands.

Freundlichkeit ist eine Grundeinstellung.

Peter.

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