SA2223: SALAR DE UYUNI

Wenn man sich mal überlegt, welche Strapazen sich Rucksacktouristen aus SAN PEDRO DE ATACAMA (CHILE) aussetzten, nur um den weltgrößten Salzsee bei UYUNI in BOLIVIEN zu besuchen, dann ist die kleine Reisegruppe im eigenen Wohnmobil mal wieder im absoluten Luxussegment unterwegs.

Die ganze Geschichte um diesen Salzsee muss man mal wieder bei WIKIPEDIA nachlesen. Ist man selbst vor Ort, denkt man Anfangs immer unweigerlich an eine Eisschicht, die brechen könnte. Oder eben Salzschicht. Tatsächlich ist es aber so, das das Salz meterdick bis zum Grund reicht, kein Wasser dazwischen. An der tiefsten Stelle sogar über einhundert Meter. Nur Salz. Solide Sache das.

RALLYE DAKAR „Denkmal“

Einbrechen kann man schon mal nicht. Das ist gut.

Unser Fahrer und Führer für den Tag heißt Richard und ist ein gut aussehender junger Mann von fünfundzwanzig Jahren. Sein passables Englisch hat er von der Musik und aus Fernsehserien. Einmal mehr diese extrem unterschätzte Lernquelle.

Die kleine Reisegruppe darf KNAUSi auf einem abgeschlossenen Parkplatz des Touranbieters für den Tag abstellen, Richard fährt in seinem V8 TOYOTA vorweg und zeigt den Weg. Besseres Gefühl als auf der Straße.
Eigentlich wäre der Eisenbahnfriedhof die erste Station der Tour, aber den kennt man ja schon.
Daher geht es direkt zu einzigen Zufahrt zum SALAR DE UYUNI im Ort COLCHANI. Dort haben viele Händler ihre Souvenirbuden aufgebaut. Alle verkaufen mal wieder das Gleiche, aber keiner der Verkäufer ist aufdringlich. Aus Höflichkeit, aber auch weil uns einige Sachen sehr gefallen kaufen wir etwas.

Danach geht es über eine sehr holprige Piste auf den Salzsee. Des KNAUS´s Fahrerin ist sicher: Diese Piste hätte KNAUSi nicht schaffen können.

Erst einmal auf der absolut flachen Salzkruste ist der Drops auch gelutscht. Hätte man keine Sorge um das böse Salz am und im Auto, könnte man durchaus hier mit dem eigenen Auto herum kurven.
Eine recht unspektakulär daher kommende Quelle inmitten der Salzwüste ist der nächste Stopp. Pflichtprogramm.

Im HOTEL DE SALAR

Danach zum HOTEL DE SALAR, schon recht weit vom Ufer entfernt. Das Hotel hat im Zusammenhang mit CORONA seinen Betrieb eingestellt und dient jetzt nur noch als Picknick Platz für vorbei kommende Touren. CORONA war aber nicht der Hauptgrund für die Schließung des Hotelbetriebs. Wasser, einmal mehr nicht vorhandenes Wasser der Grund. Und Strom gibt es auch nicht.
Die kleine Reisegruppe wird sehr vorzüglich mit einem mitgebrachten Mittagessen versorgt. Das ganze Gebäude besteht aus aus dem Salz gehauenen „Steinen“. Draußen ist es durch den Wind recht kühl, im Salzhotel dagegen mollig warm.
Vor einigen Jahren kam die RALLYE DAKAR hier vorbei und hat entsprechende Spuren hinterlassen. Der kleine Flaggenwald vor dem HOTEL DE SALAR kommt farbenfroh´ daher, doch es fehlt in der Tat eine deutsche Flagge. Leider gerade keine zur Hand um diesem ernsthaften Mangel Abhilfe zu verschaffen.

Gefühlt eine Stunde Hochgeschwindigkeitsfahrt über eine völlig platte Salzschicht bringt die kleine Reisegruppe zur ISLA INCAHUASI, der Kaktusinsel. Der ehemalige Fahrer will von Richard wissen, wie er hier eigentlich den Weg findet. Der schmunzelt und meint, die Berge am weit entfernten Horizont liefern genug Orientierung. Ob es hier wohl Nebeltage gibt, denkt sich der ehemalige Fahrer.

Die Kaktusinsel ist ein echter Hammer!

Kaktusinsel im SALAR DE UYUNI

Die bizarren Felsformationen inmitten des umgebenden strahlenden Weiß, die riesigen Kakteen, die offenbar über ganz verworrene Wege an ihr Wasser kommen, die brütende Hitze, das alles macht den Ort sehr besonders. Die Höhe auch, jeder Schritt ist wirklich anstrengend. Immerhin liegt der ganze Salzsee auf über 3.600 Höhenmetern. Knapp zwei Stunden dauert der Aufenthalt, die Fahrerin macht es sich einfacher als der ehemalige Fahrer, der natürlich wieder mal den Gipfel erklimmen will, besser muss!
Beim Abstieg wird er, der ehemalige Fahrer, doch gleich zweimal von attraktiven polnischen Touristinnen gefragt, ob denn alles OK mit ihm sei?

Ja, ja, danke der Nachfrage.

Wo verdammt steckt eigentlich die Fahrerin?

Die sitzt unten schön im Schatten und hält natürlich einen Schnack. Kluge Frau!

Das schöne an so einer privaten Tour ist natürlich, das man jederzeit selbst die Geschwindigkeit bestimmt. Und als der ehemalige Fahrer eine kleine Bar auf der Kaktusinsel entdeckt, die tatsächlich gut gekühlte kleine metallische Zylinder anbietet, dauert der Aufenthalt auf der Insel einfach mal länger als geplant.

Auto in Salzwüste

Nach Verlassen der absolut betörenden Insel hält Richard irgendwo im nirgendwo und verkündet, das jetzt das obligatorische Fotoshooting angesagt sei. Wie jetzt? Doch noch Selfies? In unserm Alter?
Doch Touristenprofi Richard ist bestimmend höflich und gibt genaue Anweisungen. Das Ergebnis dieser laienhaften Modellarbeit darf man wohlwollend im nächsten Beitrag bewundern. Kommentieren verboten.

Wenn man so zu Fuß über das Salz wandert hat man, obwohl seit Stunden mit dem Auto darauf unterwegs, immer wieder Angst, einfach einzubrechen und unter der Salzschicht zu versinken. Doch es ist eben keine Schicht. Es ist festes Salz, bis zum weit entfernten tief unter einem liegenden Grund. Muss man einfach nur oft genug wiederholen, dann wird es von alleine wahr.

Fahrer in Salzwüste, nein nein, ein anderer: Richard, natürlich!

Während der Fahrt fragen wir Richard, warum in UYUNI so viele Menschen in ihren Trachten unterwegs sind? Morgen gibt es in der Statdt eine Demonstration gegen die Umweltverschmutzung, die durch den Abbau von LITHIUM hier entsteht. Pflanzen und Tiere würden dadurch vergiftet und das wolle man nicht. Über die Bedeutung von LITHIUM Vorkommen in der Welt ist sich Richard durchaus im klaren, doch man spürt deutlich, das er auf Seiten der Demonstrierenden steht. Schließlich lebt er in UYUNI und bezieht sein Einkommen ausschließlich aus dem Tourismus.
Der ehemalige Fahrer fragt sich still, ob denn das neue deutsche Lieferkettengesetz auch hier, n diesem fernen Land und unter diesen Bedingungen greift? Kaufen wir Reichen Rohstoffe wie vor einhundert Jahren ein („möglichst viel für möglichst wenig“) oder übernehmen wir, wie es sich ja wohl gehören würde, Verantwortung für die umweltgerechte Gewinnung? Keine Ahnung und recht unbequem das Ganze.

Der letzte Stopp ist ganz dem Sonnenuntergang und den fantastischen Reflektionen im relativ kleinen Feuchtbereich des SALAR DE UYUNI gewidmet. Es gibt in diesem riesigen Areal tatsächlich eine Stelle, an der noch Wasser steht. Flach, vielleicht nur fünf bis zwanzig Zentimeter tief. Die Jeeps, die uns Touristen hierher bringen bleiben natürlich nur am Rand und fahren sehr langsam, denn Salzwasser, Blech und Mechanik passen auch hier, auf über 3.600 Höhenmetern nicht zusammen.
Gummistiefel werden vom Touroperator gestellt, ansonsten würde man das Auto nicht verlassen können. Das Salz unter Wasser ist hart und scharfkantig, das würde nur Schmerzen und blutige Füße bedeuten.

Fahrerin in Salzwüste, die richtige!

Selbstverständlich sind wir für den Sonnenuntergang viel zu früh´, der Eisenbahnfriedhof fehlt halt im Zeitplan. Doch durch das Warten auf das Fallen der Sonne kommt so was wie innere Ruhe, wie Andacht zu Stande, die dem Ort und der Zeit gerecht wird.

Blickt man um sich herum zählt man vielleicht sechzig oder einhundert Jeeps, die zum Sonnenuntergang mit ihren Gästen hierher kommen. Doch in diesem riesigen Gebiet verliert sich die Masse und jeder Besucher wird seinen ganz persönlichen Moment erleben dürfen.

Die Wette, wann der Sonne vollständig unter dem Horizont verschwunden ist geht unentschieden aus. Der ehemalige Fahrer meint 1844, Richard 1842. Am Ende ist es genau 1843, glaubt man als Schiedsrichterin fungierenden Fahrerin.

Kaum ist die Sonne weg, bitten wir Richard uns zurück nach UYUNI zu KNAUSi zu bringen, schließlich müssen wir noch vierzig Kilometer fahren, um zu unserem Landsitz kommen.
Richard fährt im dunklen wie man es von einem fünfundzwanzig Jahre jungen Mann mit zweihundert PS unter den Füßen überall auf der Welt erwarten würde. Die schnelle Fahrt liegt durchaus im Interesse der kleinen Reisegruppe, aber wohl fühlt sich weder die Fahrerin, noch der ehemalige.

Spiegelung im Salzsee von UYUNI, Bolivien

Gegen 2000 bezieht die kleine Reisegruppe wieder ihren Landsitz in der bolivianischen Einsamkeit und ist sehr froh´, diese Tour tatsächlich gemacht zu haben!

Es ist diese tiefgreifende Zufriedenheit etwas besonderes erlebt zu haben, die einen reisenden an solchen Tagen erfüllt.

Peter.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert