Die kurze Abkürzung ESO steht für „Europäische Organisation für astronomische Forschung in der südlichen Hemisphäre „.
Wie gut, das jemand irgendwann einmal Abkürzungen erfunden hat!
Die ESO betreibt in CHILE derzeit drei Sternwarten, ab 2027 noch eine vierte. Wie wir lernten ist so eine Sternwarte ja nicht nur einfach ein Fernrohr, das auf den Sternenhimmel gerichtet ist. Erstmal ist das „Fernrohr“ ein hoch technisches Spezialgerät und zweites gehört immer ein vollständiges Dorf zu einer Sternwarte, in dem Wissenschaftler, Techniker und Servicemitarbeiter leben.

Ein vollständiges Retortendorf inmitten der Wildnis! Das muss man ja nicht nur bauen, sondern auch noch dauerhaft unterhalten. Menschen, Strom, Wasser, Abwasser, Müll, Sicherheit. Das volle Programm.
Die ESO Sternwarte PARANAL bietet jeden Samstag kostenlose Führungen an. Anmelden muss man sich vorab im Internet. Unangemeldet vor Ort kommt keiner rein.
Der ehemalige Fahrer lernte PARANAL schon vor Jahren kennen. Immerhin besuchte niemand geringerer als STEVE ROTHERY (Gitarrist von MARILLION) diese Anlage, spielte ein kleines Konzert für die Mitarbeiter. Verschiedene Videos existieren davon. Als dann bei der laufenden Reiseplanung das Wort PARANAL auf der Landkarte auftauchte, war ein weiteres Ziel selbstverständlich klar.
Die aktuelle Fahrerin musste nicht sonderlich aufwendig überredet werden. Anders als zu einem regulären MARILLION Konzert. Na ja, also wenn das Konzert in LONDON statt findet und dann vielleicht auch noch in der ROYAL ALBERT HALL, dann sind ebenfalls nur sehr einfache Überredungskünste gefordert.

Die Sicherheitsmitarbeiter am Tor prüfen die Daten aller wartenden Besucher, spanisch und englisch sprechende Besucher werden voneinander getrennt. Unser Führer bringt uns zunächst zu Fuß zum ESO HOTEL, dem Teil der Anlage, in der alle Wissenschaftler wohnen. Sehr futuristisch, zahlreiche Architekturpreise gewonnen und seit Eröffnung immer wieder mal hohen Besuch beehrt: STEVE ROTHERY hatten wir ja schon, BRIAN MAY (QUEEN) oder auch DANIEL CRAIG (James Bond) waren schon da.
Wir dürfen nur das eine Atrium sehen, die gut einhundert Hotelzimmer und ein zweites Atrium sind für Besucher tabu. Unter der Kuppel des Atriums befindet sich ein Riesenvorhang, denn Lichtemissionen sind optisches Gift für die ein paar hundert Meter höher stehenden Teleskope.
Vom Eingang aus betrachtet sieht das ESO HOTEL aus, als wäre es unterirdisch in den Fels gebaut. In Wirklichkeit hat man die Anlage einfach nur zwischen zwei Hügel gesetzt und in der oberen horizontalen begradigt.

Ein klimatisierter Reisebus bringt uns später zu den vier identischen Großanlagen auf dem obersten Berggipfel des CERRO PARANAL. Auch ohne Erklärung begreift man sehr schnell, das diese Teile absolute Hochpräzisionsmaschinen sind. Wir besichtigen einen super sauberen Maschinenraum am Ende der Welt auf 2.600 Höhenmeter.
Unser Führer erläutert durchaus einige technische Einzelheiten, aber sein starker spanische Akzent ist nicht einfach zu verstehen und einige Zusammenhänge bleiben unklar. Ferner hat der ehemalige Fahrer es mit dem Merken ja auch nicht so besonders.
Zum Glück werden solche Sachen ja wie üblich perfekt bei WIKIPEDIA zum jederzeitigen Nachlesen beschrieben.
Das eigentliche Dorf konnten wir nicht besuchen. Dort befinden sich Maschinenhallen für die Wartung der Spiegel, Werkstätten und eine weitere, viel einfachere Wohnanlage. Dort leben die Unterauftragnehmer, die irgendwelche Dienstleistungen (Security, Hotelbetrieb, Techniker) für die Anlage übernehmen. Offenbar hat die ESO alles extern beauftragt, was nicht direkt mit der Wissenschaft zu tun hat.
Selbst die Besuchertour macht eine Drittfirma. Die Führer werden vom Auftragnehmer extra Samstags zur Anlage gebracht, die Busse, die die Besucher über die Anlage fahren kommen auch extra dafür angefahren.

Das erklärt denn wohl auch, warum die Führung zwar OK war, aber nicht wirklich gut. Völlig unverständlich, das man nicht ein einziges Bild der mit der Anlage aufgenommenen Sterne zu sehen bekommen hat. Oder keine Entdeckungen präsentiert wurden, die hier gemacht wurden. Die Führung beschränkte sich tatsächlich auf die Erläuterung des ESO Hotels und der Teleskope. Als ob die Selbstzweck seien.
Nach eigener Recherche betreibt die ESO eine sehr umfangreiche Internetseite. Hier gibt es weitere Fotos der technischen Anlage PARANAL und auf dieser Seite gibt es Original Entdeckerfotos die in von PARANAL gemacht wurden.
In Sichtweite von PARANAL wird drei Berge weiter die neue Anlage ELT gebaut. Als der ehemalige Fahrer sich erdreistet zu fragen, wieso wir immer mehr Teleskope bauen müssen, ist der Führer leicht verdadert. Als ob mit der Frage die Wissenschaft an sich in Frage gestellt werden sollte.

In der Besuchergruppe befanden sich zufällig einige Studenten und junge Doktoren der UNI Hannover. Einer konnte die Frage teilweise beantworten: Es gebe halt viel mehr Forschungsvorhaben als Kapazitäten an den Teleskopen.
Ja, OK. Aber wieso fotografieren wir den Nachthimmel nicht einfach systematisch ab und versenden die Fotos an die, die sie brauchen?
So doof kann man natürlich nur als Laie fragen, eine verständliche Antwort blieb leider aus. Könnte vielleicht sein, das der Sternenhimmel viel zu groß für so eine Systematik ist?

Bei dem betriebenen Aufwand ist schlicht zu unterstellen, das die ESO einen hochprofessionellen Job macht und das die Forschung auch wirklich sehr sinnvoll ist. Dennoch wäre es doch bei dem ausschließlich mit Steuermitteln finanzierten Projekt sehr wünschenswert, wenn einfache besuchende Steuerzahler so mitgenommen würden, das sie einigermaßen verstehen können, was da eigentlich gemacht wird.
Bei aller Begeisterung für die gezeigte Architektur und Technik: Unsere PARANAL Tour verdient allenfalls die Schulnote 3+.
Und das hat nichts damit zu tun, das bei unserem Besuch STEVE ROTHERY nicht da war.
Echt nicht.
Peter.
P.S.: Was man sonst noch so aus den Erläuterungen des Führers mitnehmen konnte:
Öllager:
Der bewegliche Teil eins Teleskop steht auf einem wenige Zentimeter dicken Ölfilm. Der Ölfilm fungiert als Lager: Soll das Teleskop horizontal gedreht werden, drehe Elektromagneten die vierzig (?) Tonnen schwere Anlage absolut ruckelfrei über den Ölfilm.
Chinchi-For-Chinchi:
Dafür, das die ESO das PARANAL Teleskop auf eigene Kosten in den Berg bauen und betreiben durfte, bekommt CHILE zehn Prozent der gesamten Beobachtungszeit am Teleskop. Wenn Beobachtungszeit tatsächlich das knappste aller Güter ist, dann sind zehn Prozent wohl eine ganze Menge. Ferner fallen natürlich ein paar gute lokale Arbeitsplätze und lokale Geschäfte durch den Betriebvon PARANAL an.
Arbeitszeit:
Die Wissenschaftler arbeiten in der Regel nachts und leben im ESO Hotel PARANAL zwischen sieben und zwölf Tagen am Stück, dann gehen sie für die gleiche Zeit zu ihren Familien, die in ANTOFAGASTA oder auch SANTIAGO wohnen und kehren dann zur nächsten Schicht zurück.
ESO Hotel:
Steht nicht der Öffentlichkeit zu Verfügung.
Segel:
Unklar blieb, warum zwei Segelsäcke mit Segeln im Maschinenraum herum standen.
Klasse Bericht