SA2223: Wochenende in MONTEVIDEO

Nach dem sehr fordernden Freitag ein sehr entspanntes Wochenende in „monteVIDEO!“.

Das liegt aber nicht nur an uns, sondern auch an den Eingeborenen. Samstags war zwar zunächst in den Straßen noch ein wenig los, aber am frühen Nachmittag wurden überraschend die Bürgersteige hoch geklappt. Da blieben die denn auch den ganzen Sonntag über.

Hochgeklappte Bürgersteige am Wochende in MONTEVIDEO

Mag sein, das es vor der Stadt irgendwelche hektischen Shoppingcenter gibt in denen am Wochenende das Leben tobt, hier in der Altstadt von MONTEVIDEO kehrte am Wochenende schnell so was wie eine absolute Ruhe ein.

Nach einem leckeren Frühstück im Scenecafe „SOMETIMES SUNDAY“ nutzen wir den Samstag für einen langen Spaziergang durch die Altstadt in die Neustadt. Unbeabsichtigt heben wir das Durchschnittsalter aller anwesenden um glatt 30 Jahre. Sorry for that.

Trübes Wetter liefert traurige Bilder.
Überall auf der Welt.

Graues MONTEVIDEO

Eine vierspurige Straße, gesäumt von unzähligen Geschäften, ist großräumig für den Autoverkehr abgesperrt. Vormittags sind die Läden noch geöffnet, doch gegen 13:00 Uhr fallen auch hier die massiven Metallgitter vor die Schaufenster.
Den Grund für die Absperrung finden wir nicht heraus. Eine kleine Band auf einer kleinen Bühne in einem kleinen Park macht Musik. Eine sehr einsame kleine Tanztruppe verliert sich ein wenig auf der riesigen leeren Straße, die wenigen Passanten umzu bleiben immerhin stehen und machen Bilder. Mag ja sein, das später am Tag hier noch was größeres passiert, aber jetzt?

Straßentänzer in MONTEVIDEO

Immerhin kennen wir jetzt unsere Umgebung etwas besser und haben schnell gelernt, das unser Hotel FAUNA in der Altstadt auf einer Art Halbinsel liegt und von drei Seiten von Wasser umgeben wird. Das ist auf allen Seiten klassisch braun, nicht blau und gehört damit unzweifelhaft zum großen RIO DE LA PLATA.

Braunes Wasser des RIO DE LA PLATA

Der Beifahrerin haben wir einen spektakulären Sonntagsausflug zu verdanken.
Der FERIA DE TRISTAN NARVAJA wird als größter (Floh)Markt in URUGUAY angepriesen und findet immer Sonntags von 09:00 bis 15:00 Uhr statt. Doch nicht auf irgendeinem großen Parkplatz vor einem leblosen Stadium, nein, mitten in der Stadt sind ganze Straßenzüge, wohl eher ein ganzes Viertel abgesperrt!
Nach etwa 3,5 Kilometer Fußmarsch erreichen wir das Zielgebiet und tauchen sanft in die Menschenmassen ein, die in Schneckentempo an all den Ständen und Auslagen in sonntäglicher Flanierstimmung ausgelassen vorbei pilgern.

Hier gibt es Käse!

Obst, Gemüse, Kräuter und Eier, immer wieder Eier prägen zunächst das Marktbild. Regelrechte Verstopfungen im ansonsten reibungslosen Menschenfluss entstehen an den wenigen Verkaufswagen, die Käse verkaufen. 20, 30 Menschen stehen davor und warten geduldig darauf, ein Stück gelbes Gold ergattern zu können. Nicht, das der Käse hier besonders günstig wäre. Es scheint eher so zu sein, das er nur hier zu haben ist?

Verlässt man die Hauptmarktstraße und gelangt in eine der vielen Nebenstraßen, bekommt der Markt durchaus echten Flohmarktcharakter. Planen und Decken liegen auf dem Boden, darauf Plunder aller Art. Porzellan, Besteck, Bücher, LP´s, CD, elektronische Geräte die eher auf den Schrott gehören und Klamotten, die mehr oder minder verzweifelt einen neuen Besitzer suchen.
In anderen Straßen wird neues und gebrauchtes Werkzeug feil geboten. Durchaus interessant. Doch wo sollte das alles hin? Oder neue Möbelstücke, deren Rustikalität schon von weitem zu erkennen ist und die glatt aus der groben Hand des designierten Fahrers stammen könnten.

Die Zeit für das Frühstück ist schon längst vorbei, so richtig haben wir kein nettes Café (oder ähnliches) entlang des Weges gefunden. Und so landen wir am sehr frühen Nachmittag in einem Eatingplace für Eingeborene. Zunächst zögern wir. Echt jetzt? Da rein?
Wir tauschen den Markttrubel gegen den eines gut besuchten Mittagslokals. Sitzplätze für vielleicht 60 Personen, anfangs gut zur Hälfte gefüllt, später fast voll. Drei Servierer rotieren, was das Zeug hält. Drei kochen in der offenen Küche, zwei schmeißen die Bar und einer hängt die ganze Zeit am Telefon. Denn einen Lieferservice betreiben die hier auch noch.
Hektisch wird es aber erst dadurch, das sehr viele Marktbesucher auf die Toilette müssen. Anfangs werden offensichtliche Anfragen vom Personal noch abgewiesen, doch später bleibt den Angestellten keine Zeit mehr dafür.
Einfaches Essen zu einfachen Preisen. Faire Sache, das Geschäft hier.

Es dauert so seine Zeit, bis wir uns losreißen können. Viel zu sehen, um nicht das Böse Wort des Beobachten zu verwenden.

Wieder auf den Straßen hat sich die Menschenmasse in anderthalb Stunden offenbar verdoppelt. Super Idee, jetzt auch Käse kaufen zu wollen. Die designierte Beifahrerin unterhält sich blendend mit den anderen wartenden, der designierte Fahrer beobachtet anfangs noch interessiert, schaltet dann kurz ab bis ihm unzweifelhaft der Geruch von auf Holzkohle gegrilltem Fleisch in die Nase steigt.

Verdammt, wo kommt das denn mit einem Male wohl her?

Und überhaupt. Frechheit, jetzt, wo der Bauch unzweifelhaft „SATT“ signalisiert.

Nach gefühlt zwei Stunden ist der Käse und noch einiges mehr im Sack und wir lassen uns vom Menschenstrom weiter treiben. Doch die Füße senden mittlerweile auch klare Signale und der Kopf hat die 3,5 Kilometer Rückmarsch sowieso fest im Blick.

Na ja, also bevor man jetzt den Ort des Geschehens tatsächlich verlässt könnte man ja wenigstens so eine gegrillte Wurst im weichen Brötchen verkosten, oder?

Stadtgrill

OK, nennen wir es ruhig Gier und und nicht Hunger. Aber bitte NEUGier in diesem speziellen Fall, bitte.

Einmal mehr gehen wir am Abend nicht mehr aus. Völlig platt und erschöpft freuen wir uns auf Abhängen in unserem schönen Hotelzimmer.

Ist das wirklich richtig?

Abends in MONTEVIDEO auf dem Zimmer abhängen?

Darf man das?

Besser: Dürfen WIR das?

Äh, ach ja: Wir dürfen alles was wir wollen.

Und das können wir auch! Ganz gut sogar.

Peter.

P.S.:
Dazu passt ein kurzes Gespräch mit unserem Zimmerwirt.
Er meinte, er wundere sich schon manchmal. Da bekomme er Reservierungsanfragen für 1 Nacht in einem Jahr im voraus von Leuten, die am Vormittag mit dem Fahrrad diese oder jene Sehenswürdigkeit besuchen wollten, den Nachmittag im Café XYZ verbringen möchten und am Abend im Restaurant ABC speisen möchten.

Und da fragt sich unser Zimmerwirt dann regelmäßig:
Kann man allen Ernstes einen speziellen Tag im Leben ein Jahr im voraus planen?

Liebe LONELY PLANET Checkbox Generation:
Es ist das Unerwartete, das Reisen so spannend macht!

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