MAROKKO 2022: MT 42, Campingplatzleben

So richtig war das nicht geplant.

So richtig war das nicht gewollt.

So richtig haben wir das nicht erwartet.

Über 40 Tage Anreise nach MAROKKO. Das ist zu viel! Das war absolut nicht der Plan! 20 Tage oder so wären OK gewesen, aber jetzt hängen wir wirklich ab, und durch, wenn wir ehrlich sind. Doch noch haben wir das Ziel ja unmittelbar vor Augen und hoffen, in spätestens 10 Tagen erstmalig in AFRIKA unterwegs zu sein!

Irgendwann, vielleicht einmal, bekomme ich die Linse auch wirklich sauber!

Allerdings ist das für heute (1. April 2022) geplante Außenministertreffen zwischen SPANIEN und MAROKKO erst mal geplatzt. Der König von MAROKKO möchte lieber den spanischen Ministerpräsidenten persönlich treffen. Überflüssige Eitelkeiten, die unseren Reiseplänen klar im Wege stehen.

Kitesurfer vor großem Containerschiff

Zeit, ein paar gemachte Beobachtungen reich an Worten zum Besten zu geben:

Unernannte Platzwarte:

Ganz besonders spannend wird es auf einem Campingplatz, wenn einige Camper schon sehr lange (z.B. einen Winter lang) auf ein- und demselben Platz verharren. Dann werden sie ohne weiteres zu tun Dritter zum unernannten Platzwart, ganz so wie der ehemalige Skipper sich kurzzeitig mal zum Hilfs-Hafenmeister von ANHOLT berufen fühlte.

Solchen Menschen entgeht einfach nichts!

Sonntags, in der Sonne sitzend.

Es erscheint ein älterer Herr und erzählt, das er gleich abgeholt werde. Mit dem Krankenwagen. Zwecks Krankenrücktransport. Oh Gott! Was ist passiert? Nun, vor sechs Wochen sei er mit dem Motorroller verunglückt, vier Wochen im Krankenhaus gewesen und jetzt aber schon ganz gut wieder dabei. Das Wohnmobil werde in den kommenden Tagen abgeholt und auch nach Hause gebracht. Alles sei gut. Denkt jedenfalls der offenbar von Glücksgefühlen übermannte alte Mann. Ganz klar. Er hat keinen Bock mehr und will nur noch nach Hause.

Kitesurfer vor Tarifa

Kurz darauf wird er abgeholt und lässt sein Wohnmobil allein zurück.

Und einen einfachen kleinen Plastiktritt.

Dieser einfache Plastiktritt ist von blauer Farbe und steht vor der Eingangstür des soeben verlassenen Wohnmobils und soll offenbar im Normalfall den Auf- und Einstieg in eben jenes Wohnmobil erleichtern.

Aber er steht nur noch für kurze Zeit da, wo er zurück gelassen wurde, der kleine blaue einfache Plastiktritt.

Nur wenige Stunden nach der Abreise des alten Mannes steht der einfache kleine blaue Plastiktritt erstaunlicher Weise vor einem benachbartem Wohnmobil! Das Teil hat zwar vier Beine, durchaus als kurz zu bezeichnen, aber selbsttätig laufen kann der einfache blaue Plastiktritt dann wohl doch nicht. 

Kitedrachen im Sonnenuntergang

Diese ungeahnt gespenstische Bewegung haben gleich zwei der niemals ernannten Platzwarte registriert. Und sich zunächst gewundert. Und unmittelbar nach der Verwunderung ihr Urteil gefällt: Der einfache kleine blaue Plastiktritt wurde dreist gestohlen!

Stand er zuvor vor einem Wohnmobil im Werte von vielleicht 150.000,- €, steht er jetzt vor einem, das vermutlich 250.000,- € Wert sein dürfte.

Wie beschämend für den einfachen kleinen blauen Plastiktritt. Seinen monitären Gegenwert mag man optimistisch auf 5 € schätzten.

Die niemals ernannten Platzwarte verbreiten fluxs das Gerücht, das die mit den ganz teuren Wohnmobil schlichte Diebe seien!

Und schreiten zur Tat:
Als die angeblichen Diebe auf Spaziergang gehen, wird der kleine blaue einfache Plastiktritt mit den vier Stummelbeinen im Gegenwert von vielleicht 5 € nochmals bewegt!

Windsurfer auf Foilboard – nennt sich WINGFOILEN, wie unser persönlicher Referent für Wassersportfragen Holger K. aus F. zu verstehen gab…

Oder besser:
Durch die niemals ernannten Platzwarte sicher gestellt! Zur Rede werden anschließend die wiederkommenden Spaziergänger gestellt. Wie denn wohl der kleine blaue einfache Plastiktritt vor ihr Wohnmobil gekommen sei? Gehöre diese kleine Kostbarkeit zu etwa 5 € nicht eher dem verunglückten alten Mann, der gerade abgereist sei?

Wortlos drehen sich die Spaziergänger um, klettern in ihr Wohnmobil und schließen die Tür.

Bis zu diesem Zeitpunkt waren nur der kleine blaue einfache Plastiktritt mit Stummelbeinen im Gegenwert von etwa 5€, die beiden niemals ernannten Platzwarte, der alte Mann und die beiden Spaziergänger im sehr teuren Wohnmobil beteiligt und hätten die Sache irgendwie auch unter sich ausmachen können.

Doch unversehens, ohne all diese bedeutenden Hintergründe zu kennen, gerät die hoch geschätzte Beifahrerin von dem, der den Zündschlüssel bewacht, in den Strudel der Ereignisse. Unterhält sie sich doch völlig ahnungslos aber durchaus freundlich und ohne jeden Argwohn mit den Menschen, die des gemeinen Diebstahls bezichtigt werden. Natürlich bleibt auch diese ganz normal oberflächlich in aller Öffentlichkeit geführte Unterhaltung von den beiden nie ernannten Platzwarten nicht unbemerkt.

Später wird die hoch geschätzte Beifahrerin von den beiden nie ernannten Platzwarten zur Rede gestellt. Ob sie denn wisse, mit was für Leuten sie denn da geredet hätte? Mit solch´ niederträchtigen Dieben solle man besser nicht sprechen! Lager- und Rudelbildung droht! Vorherrschaft der eigenen Meinung ist gefragt!

Der, der den Zündschlüssel bewacht erkennt die verbalen Klauen der beiden nie ernannten Platzwarte, in denen sich seine hoch geschätzte Beifahrerin befindet, stellt sich selbst hinzu, bekommt den vermeintlichen Sachverhalt geschildert und wird gar zu einer Stellungnahme heraus gefordert!

Kite-Duell: Der Drachen oder Ich!

So was macht man doch nicht! Oder?

Nun gibt der, der den Zündschlüssel bewacht, zu bedenken, das die angeblichen Diebe sich den kleinen blauen einfachen Plastiktritt zu 5€ vielleicht einfach nur ausgeliehen haben? Vielleicht sogar mit Wissen des alten verunglückten Mannes? Und verabredet haben, das sie ihn wieder zurück stellen, wenn sie ihn nicht mehr brauchen?

Nein, Nein! So was macht man nicht! Es kann sich nur um gemeinen Diebstahl handeln!

So, oder so ähnlich zugetragen an einem recht windigen Ort, an dem zwei doch recht unterschiedliche Meere durch eine spektakuläre Meerenge miteinander verbunden werden. Unnötig zu erwähnen, das alle Beteiligten der deutsche Sprache mächtig waren. Ausnahmslos alle, bis auf den kleinen blauen einfachen Plastiktritt mit Stummelbeinen zu 5€, der war sprachlos, die ganze Zeit.

Kitesurfer auf dem RIO JARA in der Nähe von TARIFA

Achtes Gebot:
„Das achte der zehn Gebote (2. Buch Moses Kapitel 20) meint sinngemäß, dass die Mitmenschen nicht belogen, verraten, verleumdet oder ihr Ruf verdorben wird, sondern dass gut von ihnen gesprochen und alles zum Besten gekehrt wird.“

Geld für Landschaftsverbrauch durch Wohnmobile

Anders als in GRIECHENLAND (2020 und 2021) stehen wir mit dem Wohnmobil fast ausschließlich auf Campingplätzen. Freie, also kostenlose Stellplätze in der Wildniss, gibt es offiziell weder in PORTUGAL noch in SPANIEN. In GRIECHENLAND zwar auch nicht, aber das ist viel dünner besiedelt und es stört sich wirklich niemand daran. Jetzt, in der Vorsaison auf der Iberischen Halbinsel kann man aber durchaus an Parkplätzen am Strand stehen und auch übernachten.

Wenn man will.

Wollen wir nicht.

Mietskasernen am Strand von Tarifa – genial!

Wenn die Nacht auf einem direkt daneben liegenden Campingplatz 15 € mit allem Drum & Dran (heiße Dusche, Müll- und Kloentsorgung, Wasser) kostet, wählen wir lieber den Campingplatz. Das hat auch was mit dem Gedanken zu tun, das man als Camper in einem fremden Land nicht einfach deren Landschaft (be)nutzten kann, ohne was dafür zu geben. Das Geld, das an der Tankstelle oder in den Supermärkten von uns Wohnmobiltouristen gelassen wird, geht wohl eher in die Taschen der großen multinationalen Konzerne.
Bleibt noch Essen gehen, Souvenirs shoppen und das Übernachten auf Campingplätzen als wirklich lokale Einnahmequelle.

Durchaus überschaubar.

Strandbar in TARIFA

In PARK4NIGHT beschweren sich „Freisteher“ aller Nationen allen Ernstes, wenn sie auf Campingplätzen für die Ver- und Entsorgung 3 € bis 6 € bezahlen sollen. Die fahren also die Campingplätze nur an, um ihre Scheiße los zu werden und um Frischwasser abzustauben. Und erwarten, das sie das umsonst oder wenigstens fast umsonst bekommen. Ganz schön dreist, könnte man meinen! Sollen sie doch einfach mal eine Nacht auf dem Campingplatz stehen, 15 € oder auch 20 € bezahlen, ihre Geschäfte verrichten und gut ist.

Altes kölsches Sprichwort:
Man muss auch jönne könne!

Eigentlich müssten die von Wohnmobilen überrannten Landstriche Europas so eine Art „Cruising Permitt“ erteilen. Das kennen wir vom Segeln. Will man ein bestimmtes Gebiet bereisen, muss man die Erlaubnis dafür zuvor käuflich erwerben. Dieser auf den ersten Blick Camperfeindliche Gedanke entwickelte sich schon 2020 auf dem PELOPONNES:

Jedes Wohnmobil, das per Fähre oder Brücke die Insel erreicht, muss 100 € (oder so) an die Regionalkasse entrichten. Einfach mal so. Natürlich soll das Geld nicht in dunklen Kanälen verschwinden! Doch damit könnte man schon mal so eine Art Rangertruppe bezahlen, die nach dem Rechten sieht. Also echte Arbeitsplätze, die direkt am Wohnmobiltourismus hängen. Und mittelfristig (kostenpflichtige) Ver- und Entsorungsstationen an strategisch sinnvollen Orten errichten. Im Reiseland, bei der lokalen Bevölkerung, bei den Eingeborenen, muss einfach mehr hängen bleiben!

Freiheit der Wohnmobile

Die Stellplätze auf den Campingplätzen in PORTUGAL und SPANIEN sind in der Regel nicht besonders groß. Oft haben wir schon mit unserem relativ kleinen Lieferwagen Probleme um die Ecken zu kommen und Bäumen aus dem Weg zu gehen.
Um so bewundernswerter sind die Fahrer von riesigen Wohnmobilen, die trotz der Größe ihrer Fahrzeuge unbedingt in erster Reihe mit Meerblick parken wollen. Schon irre, wie die ihre LKW´s zwischen die Bäume, Sträucher und anderen Wohnmobile zirklen und dabei jeden Ansatz von Rasen oder Bewuchs gnadenlos mit ihren Doppelachsen und Doppelreifen unterpflügen.
Ganz abgedrehte machen dann direkt nach Ankunft mal eben schnell einfach die Heckklappe auf und lassen einen kompletten SMART aus der im (!) Wohnmobil verbauten „Garage“ rollen. Man will ja mobil bleiben!

Nix Wüste in MAROKKO, Strand in TARIFA!

Ehrlich:
Jeder so wie er will, doch kommt man vom spazieren wieder und steht auf ein mal umringt von solchen Möbelwagen sieht man sehr unfreiwillig keine Sonne mehr.

Alte Benimmregel:
Die Freiheit des Einzelnen hört da auf, wo sie die Freiheit des anderen behindert.

Bei solchen Wohnmobilen mit zusätzlichem PKW (ob nun in der Garage oder auf Anhänger) fragt man sich ja sowieso, warum diese Leute nicht einfach mit dem Wohnwagen reisen? Aber Fahrzeugpragmatismus ist des LKW Campers Sache offenbar nicht.

Scheißhäuser

Manchmal fragen wir uns, wie es bei einigen Leuten zu Hause auf den Toiletten wohl aussehen mag. Soweit wir das sehen, geben sich die Campingplatzbetreiber wirklich größte Mühe, die Sanitärräume sauber zu halten (Ausnahmen mögen diese Regel bestätigen). Und doch gibt es Toiletten, die kann man einfach nicht benutzen. Was sind das wohl für Menschen, die einen Ort so hinterlassen?

Gastanker vor TARIFA, waiting for order…

Immer in Bewegung bleiben

Während die einen relativ Bewegungsarm an ein und dem selben Stellplatz verharren und den Campingplatz höchstens mal zu Fuß oder, falls mit geführt, mit dem Fahrrad verlassen, packen andere jeden Morgen ihre Sachen, verschwinden mit dem Wohnmobil an ein unbekanntes Ziel und kommen erst spät am Abend wieder, um in aller Eile ein Abendessen einzunehmen, zu Bett zu gehen und gleich am nächsten Morgen wieder aufzubrechen.

Ein Rätsel. Ein wahres Rätsel!

Betrachten wir zunächst die Indizien:
Mächtige Mountainbikes, natürlich elektrisch unterstützt, werden ebenso mit geführt wie Surfbretter auf dem Dach. Da die Surfbretter in bunten Ganzkörperkondomen stecken, könnte es sich natürlich auch um Kiteboards handeln, wer weiß das schon? Ein Hund befindet sich ebenfalls an Bord, wie in fast jedem Wohnmobil heutzutage. 

Natürlich wäre es zu einfach, seine eigene Neugier beherzt durch eine einfache Frage an die täglich mit unbekanntem Ziel verschwindenden zu stillen. Gelegenheit dazu gäbe es ja durchaus. Aber nein, das wäre dann doch zu einfach!

Viel schöner ist es doch, im ungewissen zu bleiben und einfach von Adrenalinjunkies auszugehen, die sich irgendwo und irgendwie ihren täglichen Kick holen.

Alte Weisheit:
Vorurteile entstehen ausschließlich durch Ahnungslosigkeit.


Nun, fürs erste reicht es mit diesem Beitrag wohl vermutlich?

Schauen wir mal, was die kommenden Tage bringen. Irgendwas ist ja immer. Irgendwas.

Peter.


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