Segeln, im Allgemeinen

Da sitzen wir neulich im Auto und fahren über Land zu Segelfreunden. Etwas weiter entfernt, im ehemaligen Zonenrandgebiet.

Im Radio läuft die Sendung Marktplatz vom Sender Deutschlandfunk. Wenn wir nicht ordnungsgemäß im Auto angeschnallt wären, würden wir glatt vom Stuhl fallen, denn das heutige Thema des Marktplatzes ist der neue Freizeittrend:

SEGELN (!)

Ja, Segeln ist schön! Oder doch nicht (immer)?

Neben zwei bekannten üblichen Verdächtigen (Yacht Redakteur Andreas Fritsch und Hinnerk Weiler (segelradio.de)) auch (zumindest uns) zwei unbekanntere Experten (Christian Zaloudek (Sarres Schockemöhle Yachting) und Marie Schneider (marietim.ch)) nehmen an dem ungewöhnlichen Radiogespräch teil.

Durchaus unterhaltsam!

Doch man wäre ja nicht ein jederzeit selbstbestimmter Seglender, würde man die dort geäußerten Expertenmeinungen einfach so teilen. Die wahren Highlights der Sendung sind aber nicht die in der Regel völlig emotionslosen Antworten der Experten, sondern die vielen Zuhörerfragen.

Ja, segeln ist schön! Aber segeln wir schon oder treiben wir noch?

Herr Zaloudek beantwortet alle Fragen zur Ausbildung und eventuell notwendigen Qualifikationen sehr ruhig und sachlich. Der Redakteur der Sendung, Herr Philip Banse ist bemüht, den möglichen Einstieg in diese im allgemeinen eher unbekannte Wasserwelt zu erläutern. Und so reitet die Runde zu Anfang munter auf allen möglichen Segelscheinen herum. Vermutlich, weil es es so schön einfach, weil formal ist? Das lieben wir in Deutschland.

Doch in Wahrheit spielen die ganzen Scheine und Prüfungen in der Praxis wohl eher eine deutlich nach gelagerte Rolle.

Meine ich. Oder auch wir.

Ja, segeln ist schön! Aber erst mal muss man aus dem Hafen heraus kommen.

Ob man als Einzelperson, als Paar oder gar als Familie wirklich zur See fahren möchte, findet man wohl am Besten heraus, wenn man mal mitsegelt. Und zwar nicht nur bei Schönwetter. Der unterschwellige Vergleich zu Wohnmobilreisen allerdings ist fast schon fatal.

Mit dem WoMo fährt man rechts raus, schalte die Warnblinkanlage ein und bleibt einfach stehen. Keinem passiert was.

Der Dampfer, auf See jedenfalls, fährt einfach immer weiter.

In diesem Jahr fielen auf dem Ostsee viele Boote ins Auge, deren Deck zugestellt war mit Fahrrädern, Stand-Up-Paddeling Boards und Krimskrams aller Art. Und natürlich Seehunde, ohne Ende. Nicht nur kleine, nein, auch riesige Tiere werden da zur See gefahren. Vermutlich gegen ihren Willen. Haben Hunde einen Willen? Auf jeden Fall gegen ihre Natur.

Frau Schneider spielt die feminine Karte und verallgemeinert unzulässig, das die Männer an Bord ihre besseren Hälften dominieren wollen. Das glaube wir im Leben nicht. Wenn in einer Beziehung die Frau wirklich das Ruder übernehmen will, dann macht sie das in der Regel auch. Da kann Mann machen nix. An Land und auf See.

Eher schon die Überlegung, das viele Seefrauen gar nicht wirklich zur See fahren wollen und dem Mann einen Wunsch erfüllen. Jedenfalls so lange es noch irgendwo Schmetterlinge gibt. Haben die sich verflogen, landet Mann schnell beim Einhandsegeln. Oder gibt auf.

Ja, segeln ist schön! Aber nicht für alle. Einer segelt, einer dampft.

Einzig schade, das die gesendete extreme Sachlichkeit nicht mal im Ansatz versuchte, den Reiz des Segelns zu ergründen. Dieses unvermittelt aus dem Alltag heraus gerissen werden und etwas völlig anderes, etwas völlig ungewohntes vollbringen zu wollen. Als Paar. Als Familie mit Kindern ganz besonders.
Das diese Sendung ganz offenbar nicht abschrecken sollte, geschenkt. Bei den zu erwartenden Kosten haben die Experten offenbar ein falsches Jahrzehnt erwischt. Auch geschenkt. Denn was ist schon umsonst?

Nun denn, dieser schön kurzweilige Beitrag ist wohl noch bis 2038 (steht da wirklich) online verfügbar. Aber aus irgendeinem Grund nicht in der ARD AUDIOTHEK, sondern nur hier direkt beim DLF. Muss man bestimmt nicht verstehen.
Geübte Surfer schaffen es bestimmt, die MP3-Datei herunter zu laden und standesgemäß auf See zu hören.

Peter.





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