Oder „KIEL CANAL„, wie alle anderen außerhalb von Deutschland sagen.
Aber das Problem geht ja viel früher los. Ist das Tag 1 oder Tag 2? Tag 1 war ja eigentlich die Geiselhaft des Sperrwerks in Glückstadt. Allerdings ist kein Lösegeld bei der Freilassung geflossen, kann man da also von Geiselhaft sprechen?
Demnach wäre heute Tag 2. Oder ist der erste wirkliche Reisetag auch Tag 1?

Oh man, wie schwierig kann die Welt sein?
Eigentlich ist sie ganz einfach. Im Radio läuft Billie Jean von Michael Jackson. Erstmalig gehört, also ich mit der COLUMBUS AMERICA in NEW YORK war und das WORLD TRADE Center noch stand.
Ach, früher…
Also gehen wir mal von Tag 2 aus. Per Definition.

Super Wetter, um am frühen Morgen die Elbe Nordwärts nach Brunsbüttel zu bereisen. Kaum Wind, leichter Morgennebel, keine Welle.
Ein paar wirklich große Pötte auf der Handzahmen Elbe.
Vor der Schleuse in Brunsbüttel nur eine kurze Wartezeit von vielleicht 20 Minuten, dann alleine in die alte Schleusenkammer und die erste Überraschung des Tages: Das Manöver sitzt sowas von 1A, das der Skipper regelrecht sprachlos ist. Unglaublich guter Anleger.
Jetzt muss man auch schon meckern, weil es nichts mehr zu meckern gibt.

Ab in den Kanal. 7,5 Knoten entsprechen knapp der erlaubten 15 km/h. Es steuert zwar der Autopilot, aber im Prinzip muss der Skipper alle paar Minuten den Kurs korrigieren. Nix mit „laufen lassen“. Wäre ja auch verboten.
Bis Kilometer 60 läuft alles gut, doch dann liegen ein paar wirklich dicke Dampfer voraus und warten in einer Weiche auf einen Entgegenkommer. Vermutlich nicht clever, die einfach irgendwie zu überholen. Also auch warten, so 10 oder 20 Minuten. Dann weiter, in der flachen Hecksee eines großen Containerjägers. Der verwirbelt das Fahrwasser im Kanal mehr, als das unser Autopilot daraus schlau werden würde.

Also nix mit Max-Speed, auch ein Überholmanöver bleibt erfolglos.
Doch schnell reift die Frage: Wenn der Pott in der Schleuse ist, dürfen wir vielleicht hinterher?
Dran bleiben!
Es kommt anders. Der Pott geht in NEUE SÜD, die drei wartenden Sportboote und wir sollen in NEUE NORD. Wunderbar. Ohne Wartezeit in die Schleuse. Und ohne große Pötte, die mit ihrem Schraubenwasser alles nur noch komplizierter machen.

Dafür versauen wir den Anleger. 15 Knoten Wind drücken uns, der Skipper geht mit über 3 Knoten längsseits und die Mannschaft belegt die Spring nicht richtig. Kleine Hektik, aber kein echtes Problem. Nach einer 1+ nun vielleicht eine 4-?
Nach 11 Stunden sind wir platt und gehen an den Anleger direkt an der alten Schleuse von Kiel-Holtenau. Wenig Betrieb, vielleicht 5 Boote oder so. Anlegerbier, Essen kochen und duschen an Bord, denn die Landduschen sind Corona bedingt noch geschlossen.

Klasse Abendstimmung.
Wenn man immer noch meckern wollte, dann wohl über die etwas zu kühle Abendsonne. Aber wer will hier meckern?
Wir jedenfalls nicht!
Peter.

