Der Weg nach Saladi Beach (auch Salanti Beach genannt / geschrieben) führt uns über Nafplio.
Die Wettervorhersage für diesen Mittwoch behält leider Recht. Während wir seit Tagen blauen Himmel, ein paar Wolken und sehr angenehme Temperaturen von gut über 20°C genießen durften, fängt der neue Tag schon regnerisch und trübe an. Schlimmer noch: Für den Mittag ist Starkregen angesagt. Also ein guter Tag, um weiter zu reisen, einen Ort anzusehen und sich auf den Donnerstag zu freuen – denn da soll wieder perfekter Spätsommer sein.

Kaum haben wir den Strand von Kazarma verlassen, wird ist die Landschaft deutlich bebauter und ist städtischer geprägt. Luftlinie nach Athen so bummelig 250 Kilometer. Bereits gegen 09:00 Uhr fällt auf, hier stimmt was nicht! So vollkommen ruhig haben wir Griechenland um diese Uhrzeit noch nicht erlebt? In der Nähe von Nafplio frühstücken wir im strömenden Regen in den Autos auf einem verlassenen Parkplatz vor der Stadt. Kurze Zeit später parken wir auf dem Hafenparkplatz von Nafplio. Der ist als Kontrast gerammelt voll. Sehr merkwürdig.

Beim Stadtrundgang wird klar das dieser regnerische Mittwoch ein Feiertag sein muss. Nur welcher?

Während die, die seit Jahren versuchen die Landessprache zu lernen, nicht so richtig weiter kommen, klärt die Beifahrerin mal eben auf Englisch diese schwerwiegende Feiertagsfrage. Einmal mehr stellen wir erfreut fest, das man mit Englisch wirklich sehr gut durchkommt. Bei den jungen Leuten sowieso, doch auch viele Griechen in unserem Alter sprechen diese Fremdsprache. Mindestens so gut / schlecht wie wir.

Der 28. Oktober ist traditionell der „Ochi-Tag“ in Griechenland. Immerhin der zweit wichtigste weltliche Feiertag. „Ochi“ bedeutet „Nein“ und die Griechen sind stolz darauf, zu Beginn des zweiten Weltkrieges an der richtigen Stelle „Nein“ gesagt zu haben. Kleines Beispiel dafür, das die Lenker anderer Länder sich bewusst anders entschieden haben.

Beim kleinen Stadtrundgang haben wir Glück mit dem Wetter, es bleibt für knapp zwei Stunden trocken. Doch dann geht es wieder los und wir fahren weiter.


Einmal mehr müssen wir hohe Berge erklimmen, wollen wir den nächsten Strand erreichen. Die Straßen sind recht glatt, besser schmierig aufgrund der langen Trockenheit und der aktuellen Feuchte. Gerade bei den Aufwärtsserpentinen drehen die Vorderräder gerne mal durch. Aber alles im Rahmen, kein wirkliches Problem.


Der Blick auf die Bucht von Saladi ist zu Beginn der Zielabfahrt auf den Strand geradezu spektakulär! Auf die markante Hotelruine inmitten der Bucht waren wir vorbereitet und betrachten sie einfach als Teil des Ganzen. Am super breiten Strand gibt es genügend Stellplätze für die paar Autos die zu dieser Jahreszeit noch unterwegs sind. Wir richten uns ein und stellen durchaus fest, der der Untergrund bei weitem nicht so fest ist, wie er erscheint.

Schließlich beginnt es zu tröpfeln und weil mal wieder Grillen angesagt ist, muss die Markise ausgefahren werden. Aus dem Tröpfeln wird sehr schnell Regen und aus dem Regen wird noch schneller Starkregen. Da ist er also, der angekündigte Starkregen hat Verspätung!
Die Markise steht gut und die Beifahrerin kommt kurz darauf auf die Grandiose Idee, das viele Regenwasser aufzufangen. In weniger als 10 Minuten sammeln wir 10 Liter bestes Regenwasser, dann sind unsere frei verfügbaren Speicherkapazitäten leider erschöpft. Zum ersten Mal seit wir in Griechenland sind, müssen wir im Auto bei geöffneter Schiebetür zu Abend essen.

Wir überlegen kurz, ob der viele Regen über Nacht zum Problem werden kann? Kommen aber zu dem Schluss, das wohl keine Gefahr droht. Die Wettervorhersage ist sicher, das es in der Nacht aufhört zu regnen und selbst wenn das Regenwasser nicht abläuft oder versickert, stehen wir höchstens ein wenig im Wasser.

Der nächste Tag bringt die versprochene Sonne zurück und wir begreifen, an was für einen phantastischen Ort wir gelandet sind. Ein wirklich riesiger Strand, fast menschenleer. OK, durch den Regen hier und da ein wenig matschig, doch am Wasser sind wieder jede Menge Kieselsteine, völlig frei von Matsch.

Am ersten Tag treibt ein Ziegenhirte seine Herde mit schätzungsweise 100 Tieren über den Strand. Die großen Böcke fressen mit Vorliebe das Grün der wenigen Bäume an und scheuen dafür auch keine artistischen Kunsttücke, um an die unteren grünen Zweige zu kommen. Am zweiten Tag erscheint zunächst eine etwas kleinere Schafsherde, eine Stunde später kommen die bereits bekannten Ziegen wieder. Spät am Nachmittag geht es dann für beide Herden wieder nach Hause, wo immer das genau sein mag.

Ein ungelöstes Rätsel werden die 30-Tonner bleiben, die aus einer offenkundigen Sackgasse, ca. 10 Kilometer entfernt weit am Strand vorbei brettern und sich den Berg empor schrauben. Was könnten diese Monstertrucks wohl in diesem abgelegenen Winkel des Peloponnes transportieren? Und so viel davon? Ein ungelöstes Rätsel halt. Jeder Ort braucht seine Geheimnisse.

Gegen Mittag klappert ein kleiner Jeep mit einem älteren Herrn am Steuer alle Wohnmobile am Strand ab und offeriert frisches Brot, Gebäck, Wein und Konservendosen. Wir kaufen schon aus Höflichkeit immer etwas, sehr zur Freude des Mannes.

So kommt es, das wir drei Nächte an diesem Ort bleiben. Die Hotelruine ist als „Lost Places“ eine kleine Berühmtheit, sogar im Fernsehen wurde darüber berichtet. Währen die Strandgerüchte zunächst von Wasserknappheit als Grund für die Schließung sprachen, beansprucht der kleine Beitrag von PRO7 Galileo wohl die ganze Wahrheit für sich. Doch kann das wirklich so gewesen sein? Zeitzeugen, die wir befragen könnten, treffen wir jedenfalls nicht.
In der täglichen Standroutine fällt nicht weiter auf, das wir eigentlich schon wieder beim Essen kochen improvisieren müssten. Kann ja keiner ahnen, das wir hier so lange bleiben werden. Da der Wunsch nach dem Besuch einer Taverne bisher nicht erfüllt wurde, kommen unglaubliche Strapazen auf den Fahrer zu, ohne das er diese zunächst bemerkt.

Die Idee der Mitreisenden: Wir gehen zu Fuß in eine Taverne im nächstgelegen Ort mit Namen Didima. Der liegt in den Bergen, nur 7 Kilometer entfernt. Nun, 7 Kilometer sollten drin sein, doch nach kurzer Überlegung fällt auf: Es gibt ja noch so was wie einen Rückweg. 14 Kilometer auf der Straße durch die Berge? Kann das gut gehen?
An dieser Stelle muss nun eingeschoben werden, das das mitreisende Wohnmobil einen Motorroller mit sich führt. EINEN, nicht zwei. Die am Knie operierte Beifahrerin könnte die Strecke also fahrender Weise absolvieren. Wir Gesunden müssen laufen. Und so machen wir uns am späten Nachmittag auf und laufen die ganze Serpentinenstraße bergauf um nach 1,5 Stunden, es ist mittlerweile 19:00 Uhr und dunkel, am Marktplatz von Didima auf einen Stuhl der Taverne Ταβέρνα Ψησταριά Μαρία erschöpft zu sinken und nach einem Mythos zu verlangen. Was für eine ungewohnte Anstrengung. Aber gut. Wirklich gut!
Noch besser ist das Essen. Griechischer Salat, Tzatziki, Lamm vom Grill mit selbst gemachten Kartoffelscheiben. Gekocht und serviert von Maria. In Wuppertal geboren, in Deutschland und Griechenland aufgewachsen, insgesamt 12 Jahre in Deutschland verbracht und sich doch für Griechenland entschieden. Nicht, das wir es darauf anlegen würden, in diesem Land in unserer Sprache sprechen zu wollen, doch eine gemeinsame Sprache erleichtert die Erklärung der Lebensumstände im Dorf, der Coronasituation und natürlich der Speisekarte ungemein. Einmal mehr: Sprache ist der Schlüssel.
Der Mann, der die Wohnmobile am Strand mit dem nötigsten versorgt, begrüßt uns. Es stellt sich raus, das seine Familie den Supermarkt und eine Bäckerei im Ort betreibt. Er kümmert sich nur noch um den selbst gemachten Honig – und um die Wintertouristen am Strand.
Der Rückweg ist hart. Der letzte Kilometer besonders.
Nun könnte man ja denken, des Nachts in den Bergen herrscht totenstille. Tut es nicht. Irgendwo bellt immer ein Hund, der hoffentlich angeleint ist. Und auf der Bergstraße bretten auch um 23:00 Uhr aus unerfindlichen Gründen die bereits erwähnten 30 Tonner durch die Serpentinen. Man tut gut daran, nicht auf der Straße zu stehen, wenn einer vorbei kommt.
Toller Ausflug, doch am nächsten Tag erstrecken sich die zurück gelegten Wege ausschließlich auf die kurze Distanz vom Auto zum Meer und wieder zurück. Doch wie immer im Leben. Wenn was richtig gut war möchte man es wiederholen und so gehen wir am übernächsten Tag wieder auf den Berg um die Taverne von Maria aufzusuchen, die sich sehr darüber freut. Auch wenn es die Mitreisenden nicht zugeben wollten, auch sie litten ein wenig unter dem ersten Rückweg. Und so kommt es, typisch Deutsch, zu einer ungeahnten Optimierung.

Aus Asien wissen alle Reisenden, das auf einen normalen Motorroller auch mehr als eine Person sitzen kann. Also zwei. Oder drei? Vier wohl eher nicht, weil einer der vier ja eigentlich für zwei zählt womit es dann fünf auf dem einem Gefährt wären.
Und so trennt sich die Reisegruppe für den nun anstehenden Rückweg am Ortsausgang: Drei machen sich mit dem Roller auf den Weg, der eine, der diesbezüglich für zwei zählt erklimmt mit der Taschenlampe und bei Vollmond den Berg und hofft darauf, das die im eigentlichen Leben als Beifahrerin tätige mit dem Roller auch wirklich zurück auf den Berg kommt, um ihn abzuholen. Shuttleservice in der Wildnis. Viel früher als gedacht kommt die Abholerin wieder, die Plätze werden getauscht und es geht in gemäßigter Rauschefahrt den Berg hinunter. Viel Fußfreundlicher als vor zwei Nächten.
Ohne Zweifel.
Saladi Beach ist das bisherige Highlight der Reise.
Schauen wir mal, was die letzte Woche so bringen wird.
Peter.