Nein, nein!
Der Fluß GÖTA ÄLV, der in GÖTEBORG an der WEST-Küste SCHWEDENS endet, ist natürlich länger als 19 Meter. Kannst Du lesen hier.
Seit Tagen schon quält den Skipper die Frage, welche Durchfahrtshöhe die GÖTAÄLVBRON, die Auto-, Straßenbahn-, Fahrrad- und Fußgängerbrücke in GÖTEBORG wohl wirklich haben wird? Viele Höhenangaben stehen im Raum. Irgendwas zwischen 17,50 und 18,50 Meter werden es wohl sein. Wir rechneten bisher mit 19 Meter. Da muss es ja wohl stille Reserven geben?
Wir werden so oder dort erst nachmittags ankommen und von 15-18 Uhr wird die Brücke wegen des Berufsverkehrs auf keinen Fall geöffnet. Also müssten wir warten. Still stehen.
Stillstand ist der Tot. (wie bereits bekannt)

Doch der Reihe nach: Der Fluß GÖTA ÄLV ist Anfangs recht idyllisch, Natur pur. Sehr schön sogar. Wenn man so durch die Wälder kurvt, denkt man unvermittelt an KANADA. Das ändert sich, natürlich, je näher man GÖTEBORG kommt. Straßen, Eisenbahnlinien, Industriekomplexe. Muss wohl so ein.
Nach zwei, drei Stunden wird uns die Fahrt auf dem Fluß langweilig. Es gibt zwar noch eine Schleuse, aber auch die ist langweilig. Logisch: Über 60 (in Worten SECHSZIG) Schleusen in den vergangenen 8 Tagen. Routine, Routine.
Nützt aber alles nix, weiter fahren.
Wenn man nur wüsste, wie hoch der Mast wirklich ist?
Damals, in VILA REAL DE SANTO ANTONIO haben wir das ja alles schon mal für die Brücke PUENTE INTERNACIONAL DE GUADIANA über den Grenzfluss RIO GUDADIANA nachgemessen. 19 Meter kamen damals raus. Aber ob das wirklich stimmt?
Werkzeugkiste raus, daraus das 5 Meter Maßband. Erstmal während der Fahrt Rumpf und Aufbau messen. Dann eine Schot (Leine) über das Spi-Fall in den Masttop ziehen und dessen Länge ausmessen. Vier mal – denn vier mal kam was anders raus. Immer so 10,15,20 Zentimeter Unterschied. Dabei kommt es doch auf jeden Zentimeter an!

Heraus kommt irgendwas zwischen 18,40 und 16,60 Meter inklusive der festen Aufbauten auf dem Mast, dazu dann noch vielleicht 50 Zentimeter für die flexible UKW Antenne. Die ist eigentlich nur ein dicker, wackliger Draht der in die Höhe ragt. Also lag die damalige Messung gar nicht so falsch. 19 Meter Durchfahrtshöhe müssen reichen.
Die Brücke kommt näher, der Skipper hievt die GOPRO zur Kontrolle in den Mast, allerdings verdreht die sich ungewollt und schaut nicht voraus, sondern Steuerbord-Voraus.

An der Brücke steht, klar durch das Fernglas erkennbar: 18,30 Meter. Witzig. Schon wieder eine andere Zahl.

Anruf bei der Brücke über UKW Sprechfunk. Brauchen wir bei 19 Metern eine Brückenöffnung oder nicht?
Wenn ihr GENAU 19 Meter habt, könnt ihr so durch fahren – so die lupenreine Ansage. Also nix Stillstand. Nix tot.
Der Skipper versucht mit langsamster Fahrt sich der Brücke zu nähern. Die Mannschaft, und das ist keine Geschichte, verkriecht sich in der Achterkajüte, weil sie davon ausgeht, das er eventuell herabstürzende Mast das massive Cockpit nicht zertrümmern wird.
Langsamste Fahrt kann man getrost vergessen. Die Strömung drückt ganz gut und wenn die Maschine zum aufstoppen rückwärts liefe, würde der Kurs „Exakt Mitte Brücke“ nicht zu halten sein. Also mit 2,5 bis 3 Knoten – es gibt kein Zurück! („There is no way back“ – Textzeile aus P-MACHINERY von PROPAGANDA).

Der Skipper hört deutlich, wie die UKW Antenne an der Unterseite der Brücke kitzelt. Metall auf Metall. Ist auch später gut auf derm GOPRO Video zu hören. Aber nichts fällt auf Deck, kein Ruck geht durch das Boot.
Und dann: Durch, einfach Durch!
Was für eine Erleichterung. Was für eine Freude. Das es knapp werden würde war ja klar, aber so knapp?
Jetzt sind die 19 Meter also amtlich, erprobt an der GÖTAÄLVBRON zu GÖTEBORG am 28. August im Jahre des Herren 2018.
Die Brücke muss, im übrigen, und das soll hier unbedingt noch erwähnt werden, 2022 außer Dienst gestellt werden muss, weil sie dann wegen Altersschwäche einstürzen könnte. Daher baut die Stadt gerade eine neue Brücke. Also eigentlich ist das eine riesige Skulptur und keine Brücke. Aus irgendeinem Sience-Fiction Film abgekupfert oder so. Sieht bestimmt toll aus, wenn sie fertig ist und die alte Brücke abgerissen ist.
Doch die neue Brücke wird nur 11 Meter hoch. Und genau wie diese verrückte Eisenbahnbrücke im TROLLHÄTTA Kanal wird das eine Fahrstuhlbrücke, die an allen vier Ecken hoch gezogen wird.
Bei der ganzen Recherche über Brückenhöhe und Öffnungszeiten überkam den Skipper das starke Gefühl von Ärger. Ärger zwischen der Stadt GÖTEBORG und der Seefahrtsbehörde, die für die Seewasserstraßen in SCHWEDEN zuständig ist.
Die Stadt existiert nun mal an beiden Seiten des Ufers und braucht eine leistungsfähige Brücke als Lebensader. Doch wenn man die so hoch bauen würde, das Schiffe, oder auch Boote wie der STORMVOGEL, darunter her passen würden, dann bräuchte man auf beiden Seiten der GÖTA ÄLV sehr große Flächen für die Auf- bzw. Abfahrten. Diese Flächen gibt es aber gar nicht. Alles bebaut.
Und wenn man eine Brücke baut, die geöffnet werden kann, dann steht der Verkehr für 15-20 Minuten komplett Still. Hatten wir schon: Stillstand ist der Tot. Offiziell soll die alte, aber auch die neue Brücke mindestens einmal je Stunde geöffnet werden. Aber die große Ausnahme 6 bis 9 und 15-18 gibt es schon.
Nun baut GÖTEBORG also die Quadratur des Kreises: Eine komplett neue Brücke inklusive Zufahrten neben der alten. Ich würde mal sagen, wenn die das wirklich bis 2021 hin bekommen, dann sollten wir in Deutschland in Zukunft Schweden mit Großprojekten betrauen. Vielleicht können die ja wirklich Großprojekte.
Nun denn, noch Geschwind in LILLA BROMMEN fest gemacht und die 19 Meter gefeiert!
Peter.