Nach KORFU

Nun also nach KORFU, dem letzten großen Ziel in GRIECHENLAND – über diese sechs Stationen

  • NISIS TRIZONIA (Insel, 26 Seemeilen)
  • MESOLONGI (37 Seemeilen)
  • PALEIROS (58 Seemeilen)
  • PREVEZA (21 Seemeilen)
  • NISOS PAXOI (Insel, 37 Seemeilen)
  • KORFU (Insel, 32 Seemeilen)

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Wir erreichen die kleine Insel NISIS TRIZONIA am Vormittag des 27. Juli 2015, einem Montag. Der Hafen mal wieder eine Bauruine. Gebaut aus sehr groben Beton, der wohl schon seit Jahren vor sich hin bröselt. Kein Hafenmeister, kein Funk, kein Telefon. Derzeit 25% Arbeitslosenquote in GRIECHENLAND. Einfachste Jobs nicht besetzt, einfachste Einnahmequellen nicht erschlossen. Also machen wir kostenlos am äußeren Wellenbrecher mit dem Heck und vor Anker fest. Hübsches Dörfchen.
In Hotel am Hafen finden wir eine Waschmöglichkeit – Heidi hätte so gerne eine Waschmaschine an Bord, wie überraschend viele andere auch. Ich sehe das so, das wir die lokalen Wäschewascher ruhig mit unserer schmutzigen Wäsche unterstützen können. Alleine die Suche nach dem „Laundry Service“ ist oft schon eine eigene Geschichte wert. Hier, in TRIZIONIA ist nur erwähnenswert, das der kleine Berg, auf dem das ebenfalls kleine Hotel ist, dem Skipper jedem Atem raubt. Na also, jedenfalls der Weg da rauf…

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Im Hafen schwimmt allerhand Schrott herum. Ein kleiner Schlepper, ein Riesen Katamaran aus den 60igern und zahlreiche offenbar aufgegebene kleine Yachten. Eine große Ketsch (2 Master) liegt auf Grund, nur die Masten ragen noch heraus.
Dafür ist es friedlich und still. Die Insel liegt nur ein paar hundert Meter vom Festland und es kommen viele Ausflügler zum Essen herüber. Mehr Tavernen auf engem Raum geht wohl nicht, mein Tintenfisch ist super lecker!

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Tags drauf weiter nach MESOLONGI. Wir passieren die RION Brücke – einem Bauwunderwerk der Neuzeit. Der Wetterbericht meint, das Mittags bis zu 25 Knoten auf die Nase drohen wenn wir Kap OKSIA umrunden würden. Daher drehen wir vorher ab und gehen in dieses Lagunendorf – und trennen uns für zwei Nächte von SOUTHERN STAR. Deren Skipper glaubt nicht an den Wind…
…und hat Recht damit wie sich später heraus stellt.

Ist aber auch wurscht, denn wir „entdecken“ in MESOLONGI die erste funktionierende Marina in GRIECHENLAND (betrieben von einem Niederländer) und treffen Karl auf einem Riesen-Katamaran, ebenfalls aus den Niederlanden. Er treibt sich schon seit vielen Jahren im Mittelmeer herum und gibt uns gute Tips für die nächsten Etappen. In einer Art Binnensee vor der Marina kann man hervorragend ankern, das machen auch viele Boote so.
Wir (na ja, Heidi) waschen mal wieder Wäsche im Automaten der Marina. Sogar einen kleinen Supermarkt und Schiffshändler finden wir hier. Offenbar der ideale Platz für Bootsarbeiten…aber nicht für uns.

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Nach dem netten Abend mit Karl verlassen wir MESOLONGI am frühen Morgen des 29. Juli 2015 (Mittwoch). Wir motoren uns seit Tagen einen Wolf. Denn Morgens ist gar kein Wind und am späten Vormittag entwickelt sich dann wundersamer Weise ein leichter Gegenwind. Egal, ob man gerade nach West geht, dann weht das Lüftchen aus West. Geht man nach Nord, weht es aus Nord.
Aber alles nix richtig segelbares. Aber auch nicht unangenehm zu motoren, denn es gibt dabei keine Welle. Als wir nun alleine Kap OKSIA umrunden finden wir Lummerland Wasser und Einsamkeit.
Mit der ist es kurze Zeit später vorbei. Gegen 10 oder 11 Uhr sichten wir immer mehr Boote auf dem Wasser. 10, 20 gar 30! Aha, die Charter-Crews sind aufgewacht und nutzen dieses tolle Revier (Talsperrensegeln!) für ein paar Stunden 😉

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Wir gehen zunächst auf die Insel NISIS MEGANISI in die Bucht ORMOS LIMNI. Ein Tip von Tina und Frank auf der Yacht FRATI. Die beiden haben vor Monaten ODA (Per und Elisabeth) in ATHEN getroffen und so von unserem unsäglichen AUSTRALIEN „Abenteuer“ gehört – unseren Blog gefunden und Kontakt aufgenommen.
Die Bucht ist wirklich sehr schön…nur so voll, das wir wohl eine Nummer ziehen müssten, um hier zu bleiben. Ob der Fülle an Booten fühlen wir uns nicht wohl und gehen nochmal 9 Seemeilen nach PALEIROS – dieser Ort hingegen ist eine Empfehlung unserer Freunde Gabi und Uwe aus Mannheim. Beides keine Segler, aber professionelle Wohnmobilfahrer. Wir gehen nicht in den Hafen, sondern ankern davor. Keine Lust auf dicht gedrängtes Marinaleben. Mit telefonischer Unterstützung auf Mannheim finden wir die tatsächlich Beste Taverna in GRIECHENLAND. Die ist am Ortsausgang Richtung Scheitel der Bucht und wird betrieben von Napoleon und Vlaffi Zounaka. Zwei Brüder in den fünfzigern mit Holzkohlegrill, großer Familie und noch größerem Herz. Das Essen ist so lecker, das ich gleich noch eine Portion bestelle…nach dem langen Fußweg ist das wohl auch OK (?).

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PALEIROS finden wir sehr, sehr reizvoll. Wie hier üblich erweckt die Abenddämmerung das Leben und die Straßen füllen sich mit schwatzenden, lachenden und arbeitenden Menschen.

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Eine Schande, das wir PALEIROS nach nur einer Nacht verlassen…aber es gibt zwei Termine zu halten. Zum einen bekommen wir Besuch in KORFU und zum anderen wollen wir Anfang September für eine Woche nach DEUTSCHLAND fliegen – idealer Weise von ROM aus.

Also weiter nach PREVEZA. Dort liegt FRATI und wir wollen uns nach einigen eMails auch mal persönlich kennen lernen.

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Wir passieren den LEVKAS Kanal und die Pontonbrücke am Donnerstag, den 30. Juli 2015. Diese Pontonbrücke muss noch aus irgendeinem Krieg stammen. Echt der Hit. Sieht aus auf eine Schute mit Rampen an beiden Seiten. Darüber brettern Autos aller Art. Zu jeder vollen Stunde jedoch werden die Rampen aufgezogen und die ganze Schute wird in Längsrichtung zum Kanal gedreht – und so wird der Weg für die wartenden Boote frei gemacht. Und wie üblich vor zu öffnenden Brücken kommt es zu Kuddel-Muddel während des Wartens und während der Passage. Der Hit hier ist allerdings, das die Damen und Herren Chartskipper nach dem vor-drängeln dann die Brücke nur in langsamster Fahrt passieren. Blumen pflücken während der Fahrt verboten!

PREVEZA liegt an der Einfahrt zu einer Art Binnensee (AMBRACIAN GULF). Unser Törnführer kennt nur den Stadthafen, aber es gibt hier auch eine neue Marina mit vielen, vielen Liege- und Landstellplätzen. Aber auf der falschen Seite des Fahrwassers. Außerdem hat uns FRATI in den sehr gut geführten Stadthafen gelotst. Was sind wir erleichtert das es doch funktionierende, gute Häfen und Marinas in GRIECHENLAND gibt.

Kostenlos ist es in PREVEZA nicht, aber sehr, sehr günstig.

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Wir verbringen den Abend in einer sehr kleinen Pizzeria, haben die Beste Pizza seit Jahren und lernen einmal mehr, wie die GRIECHENLAND Krise die Lebenspläne der normalen, arbeitenden Bevölkerung beeinflusst.
Der Pizzabäcker ist Italiener (so muss das auch sein!), seine Frau Griechin und beide haben 17 Jahre in STUTTGART (zur Erinnerung, DEUTSCHLAND) gearbeitet. Die beiden Söhne sprechen eine Sprache mehr als die Eltern. Italienisch,  Griechisch und Deutsch ist die Norm, Englisch die Kür der Kinder.
Aus Deutschland sind sie weg, weil sie sich nicht mehr wohl fühlten und Griechenland die Heimat der Mutter ist. Nun, hier in Griechenland, sehen sie keine Zukunft mehr. Die Krise raubt ihnen die Lebensgrundlage und trotz harter Arbeit kommt man nicht auf einen grünen Zweig. Also zurück nach Deutschland. Das ist der Plan und diesen Plan hat nicht nur diese Familie, vermuten wir mal.

Im Namen Deutschlands heißen wir diese Familie sehr herzlich willkommen!

Wer vier Sprachen spricht, wer super leckere Pizzas backen kann, wer das Herz auf dem Rechten Fleck hat, der wird sein Glück in Deutschland schon machen!

Kein Zweifel daran.

Wir verabschieden uns vom Pizzabäcker, wünschen ihm und seiner Familie vom Herzen alles Gute! Wir verabschieden uns von Tina und Frank, den super netten Experten für das Ionische Meer!

Wir begrüßen Alex.

Alex ist ein kleiner Gecko, den ich morgens beim abbauen der Großpersenninge am Mast finde. Der kleine ist ganz verschreckt und wird sich später wohl auch wundern, wo er wohl hier gelandet ist. Aber zunächst ist er weg. Weil wir nicht wissen, ob ein Gecko überhaupt Männlein oder Weiblein sein kann, einigen wir uns schnell auf den Geschlechtslosen Vornamen Alex.

Wie gesagt, jetzt ist er erst mal weg (hoffentlich nicht untergetaucht), aber mit Sicherheit noch irgendwo an Bord. Nach kurzer Beratschlagung mit den Australiern kommen wir zu dem Schluss: Keine Gefahr. Geckos mögen keine Kabel und Schläuche.

Nun, auf KORFU erwarten wir weiteren Besuch, Tochter Nummer zwei hat sich angesagt. Also weiter nach Norden.

Wir übernachten in NISOS PAXOI, ganz im Norden in der Bucht des Ortes LUKKA. Die Bucht ist längst kein Geheimtip mehr und es ist unglaublich voll. Und unglaublich schön. Wenn man hier nicht wie wir zur Hochsaison ankommt, wird man Tage, wenn nicht gar Wochen bleiben wollen.
Der kleine Ort LUKKA besteht fast nur aus Tavernen, aber auch aus kleinen Läden, Gassen und bildschönen Ecken. Bei unserem abendlichen Landgang können wir nur wenige Eindrücke einsammeln, dafür aber beim vorzüglichen Essen in einer der Tavernen die Grundsatzdiskussion über „Essen gehen“ vs. „Essen an Bord“ los treten. Ja, wir gehen im Moment verdammt viel auswärts essen – und lassen dabei mehr Geld, als wir eigentlich wollen. Aber das Essen ist in der Regel erstklassig, der Preis angemessen und an Bord hat keiner zu recht Lust, zu kochen. Eigentlich alles OK, aber doch haben wir alle ein schlechtes Gewissen ob des ewigen Urlaubs, des ewigen Luxus, den wir (er)leben.

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Ein kleines, sehr kleines schlechtes Gewissen 😉

Gerade als wir aufbrechen wollen, starten drei Gaukler ihre Show und wir bleiben stehen, lachen, applaudieren und freuen uns. Schöne Show in sehr schöner, später Sommernacht. Beinhartes Geschäft. Denn längst nicht jeder wird seine Anerkennung in Form einiger Euros in den Hut werfen.

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Zurück an Bord wird die Nacht etwas rollig, aber akzeptabel. Der Morgensport bei dieser Art des Ankerns (Anker mit langen Heckleinen am Fels) hat es in sich und fordert beim losmachen der Heckleinen die gesamte Kondition des Skippers…aber merkwürdig: Nach Erholung fühlt er sich richtig gut. Also richtig, richtig gut!

Ist Sport doch die Antwort?

If the bottle is no solution, why does it feel so warm? (MARILLION, WHEN I MEET GOD)

Egal. Erst mal egal.

Die folgenden 32 Seemeilen nach KORFU sind langweilig, platte See, kein Wind.

Wir bekommen einen Liegeplatz direkt unterhalb des alten Kastells im CORFU SALING CLUB, einer weiteren Empfehlung von FRATI. Einmalige mini-Marina mit allem, was man braucht.

Tja, und da sind wir nun in KORFU und bereiten die Boote auf die Überquerung der ADRIA und das Verlassen von GRIECHENLAND vor. Motorwartung, kleine Reparaturen und Seele baumeln lassen.

Alles gut, alles schön, alles super.

Ach, könnte man doch bloß solche Momente einfrieren und im Bedarfsfall auftauen!

Peter.

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