Wie geplant brechen wir Mittwoch (05/09/2012) um 11:00 Uhr in Loctudy auf. Wir, das ist die „Allianz für eine schnelle Biskaya Passage“ nach La Coruna bestehend aus der Maunie of Ardwall (…unbedingt lesenswerter Blog!) und unserem Stormvogel. Die Wettervorhersage hat sich zwar geändert (…es soll leider bis Abends kein Wind wehen…) aber wir müssen hier los, wollen wir wenigstens teilweise auf der Passage segeln – es droht sonst die absolute Biskaya Flaute…
Also los unter Motor…und pünktlich wie ein Uhrwerk setzt der Wind Abends gegen 21 Uhr ein und wir setzten (endlich!) unsere Segel – in die Nacht hinein. Die Dünung ist weit erträglicher als in der Falmouth-Nacht – aber aufregend und vor allem ungewohnt wird die Nacht durchaus!
Wir setzen erstmals unseren „Pole“ – das ist ein weiterer Baum am Mast mit dem man ein Vorsegel ausbaumen kann. Ganz schön viel Arbeit. Nach wenigen Stunden müssen wir ihn aber in Dunkelheit wieder bergen da der Wind zunimmt und ich befürchte, das Boot nicht mehr kontrollieren zu können.
Wir versuchen wieder abwechselnd zu schlafen – die Aufregung, die Geräuschkulisse und Schaukelei ermöglichen allenfalls ein entspannendes „vor-sich-hin-dösen“ – an Tiefschlaf ist nicht zu denken…
…aber an Seefahrerromantik!
So überstehen wir irgendwie unsere zweite Nacht auf See. Das Toplicht der MAUNIE immer in Sichtweite fühlen wir uns gar nicht mal so allein, wie wir eigentlich sind.
Das Frühstück am Donnerstag (06/09/2012) findet im Cockpit statt- Heidi hat irgendwie Kaffee gezaubert und die Nacht ist schnell vergessen. Mittlerweile segeln wir mit richtig Speed – so an die 6,5 Knoten im Durchschnitt. Der Wind kommt weiter aus NE – also raumer Wind und schwieriger Kurs. Es bleibt weiter trocken, aber warm ist es noch nicht.
Wir experimentieren mit der Windfahne (HYDROVANE) – diese Selbststeueranlage braucht keinen Strom sondern funktioniert vollkommen autonom durch den Winddruck. Allerdings eiern wir immer wieder über den Sollkurs herum – und manchmal schießen wir in den Wind – da hilft nur manuelles eingreifen über das Hauptruder. Da müssen wir noch mächtig üben! Der elektrische Autopilot hingegen hält den Kurs sehr exakt, braucht dabei aber unmengen an Strom. Permanent in Bewegung. Alle Bemühungen, ihm etwas mehr Toleranz beizubringen sind bisher gescheitert – obwohl ich das Handbuch schon 4 mal gelesen habe 😉 (stimmt wirklich!)
So oder so, wir verbrauchen viel zu viel Strom. Irgendetwas stimmt nicht, aber ein Kontrollgang durch das Boot ergibt keinen verdächtigen Stromfresser…bis am Abend Heidi zufällig bemerkt, das der Regler vom Tiefkühler (…ja, wir können an Bord einfrieren…man denke an den ganzen Fisch, den wir noch nicht gefangen haben!) aus Versehen eingeschaltet wurde und der die ganze Zeit lief – bei offenem Deckel. Jetzt haben wir mitten auf der Biskaya immerhin gefrorenes Wasser und der der Generator muss neuen Strom produzieren…
Aus den Büchern wissen wir, das zu einem echten Biskaya Törn auch echte Delphine gehören – so also auch bei uns. Wir freuen uns über den Besuch und sind erstaunt, wie schnell die Tiere durch das Wasser gleiten – haben die denn sonst nichts zu tuen?
Der Tag vergeht, die nächste Nacht bricht an. Der Wind ist fast auf Ost herum und wir brettern mit 7 Knoten in die Dämmerung. Alle Versuche, zur MAUNIE aufzuschließen bleiben erfolglos. Das Teil segelt wie verrückt – und der Skipper segelt wohl auch nicht zum ersten Mal (um genau zu sein segelt er seit seinem 6. Lebensjahr).
Wir segeln mit Vollzeug (Groß, Fock und Yankee) – obwohl ich noch ans Reffen denke bevor Heidi mich in die Koje schickt.
Gegen Mitternacht schießt unser Dampfer dann erstmals in den Wind – der elektrische Autopilot kann den Winddruck und die Welle nicht mehr bezwingen. Also in T-Shirt und Unterhose an Deck und beide Vorsegel erstmal weg nehmen – und Ruhe und Besonnenheit einkehren lassen. Dann das Yankee wieder ein Stück raus und den Anschluss zur MAUNIE halten.
Mittlerweile laufen wir eher 7-8 Knoten. Durch die Dunkelheit wirkt das Wasser und die Wellen viel intensiver. Ich sitze im Cockpit hinter dem Ruder, kontrolliere die Instrumente und werde Bestandteil dieses Meeres – bei Brausefahrt!
Der Freitag-Morgen (07/08/2012) bricht an und wir stehen bereits vor der spanischen Küste. Völlig überraschend queren wir offenbar eine Schifffahrtsroute – riesige Pötte bahnen ihren Weg durch den Wolkenverhangenen Morgen. Und jede Menge Fischer bevölkern das Meer…der Wind hat weiter zugelegt, wir schätzen 6 Bft. Das Groß steht immer noch voll, die Fock ist verschwunden und das Yankee stark gerefft. Auf der einen Seite wissen wir, das wir immer noch zu viel Zeug gesetzt haben, auf der anderen Seite rennen wir mit Max-Speed auf La Coruna zu und wollen ankommen!
BTW: Die MAUNIE brettert natürlich unter Vollzeug weiter – ist aber auch nicht schneller…
Kurz vor der Küste wird es noch mal richtig hart – der Wind hat mindestes 7 Bft, die Fischer meinen, sie könnten auf unserem Kurs Fische fangen und die Welle macht es uns richtig schwer – und dann, nur eine knappe Stunde später: Nix mehr, gar nix mehr. Die Landabdeckung hat die Welle gekillt, der durch den Kap-Effekt hervorgerufene strake Wind ist weg und wir dümpeln mit 3-4 Knoten so vor uns hin. Ein Versuch mit den Leichtwindsegeln wird zur Photosession, aber am Ende steht der Motor.So laufen wir nach 325 Seemeilen gegen 14:30 Uhr in La Coruna ein. In etwas mehr als zwei Tagen! Ich denke, das ist excellent – eine schnelle Reise (…würde Kapitän Onedin sagen).
Heidi verweigert am Abend das Kochen, also ins Restaurant. Hundemüde speisen wir fürstlich und fallen dann völlig erschöpft in die Koje.
Am heutige Samstag (08/09/2012) haben wir zu Fuß die Stadt erkundet. Wie es sich für echte Segler gehört! Und was sollen wir sagen – die Stadt ist toll! Zwei super-saubere Strände, jede Menge Cafe´s und Restaurants, Einkaufsstraßen, Plätze und entspannte Menschen.
Tja, wir sind wohl im Süden angekommen!
Hier die Bilder der letzten Etappen:
Peter, mit Freigabe durch den Kommunikationsoffizier Heidi.