In der vagen Hoffnung das dieser Beitrag via GOOGLE Verbreitung findet:
Unser technisch derzeit einziges Problemkind ist unser Bootsmotor. Eigentlich braucht man den ja nur zum Ein- bzw. Auslaufen in/aus dem Hafen, auf besonderen Revierfahrten und vielleicht auch mal, wenn die Flaute gar zu lange dauert. Aber in Wirklichkeit gibt es viel mehr Situationen als man auf einem Segelboot so denkt – ich denke da an „Fahren nach Fahrplan…“ („…am soundsovielten müssen da und da sein…“)
In Bezug auf den Antrieb ist der Motor (6-Zylinder NANNIDIESEL H6.280 mit 56 PS, max. Drehzahl unter Last 2.600 upm) das einzige Originalteil. Die Welle wurde in 2005 durch ein VOLVO AQUADRIVE (wassergeschmierte Welle mit diesen Manschetten, die kein Wasser in die Bilge lassen) ersetzt. Und jetzt in 2012 wurde der alte Festpropeller durch einen MAXPROP ersetzt.
Bereits auf der ausgedehnten Testfahrt Makkum – Hamburg – Makkum hatten wir ja festgestellt, das mit unserer Hauptmaschine irgendetwas nicht stimmen kann. Nachdem der Motortechniker in Cuxhaven mir schlicht nicht glaubte, haben wir auf der Elbe ein Video gedreht und es hier bei YOUTUBE veröffentlicht.
(BTW: Wahnsinn – wenn man „nanni diesel youtube“ bei GOOGLE eingibt ist das direkt der zweite Treffer – toll!)
Mittlerweile ist klar: Die Ursache ist eine zu hohe Motortemperatur. Für diese Dieselmaschinen gelten 85°C als optimale Betriebstemperatur – alles in Richtung 100°C ist schlecht und schadet dem Motor.
Zurück in Makkum sollte also die Ursache für diese Überhitzung gefunden werden – denn eigentlich läuft die Maschine ja super: Springt sehr gut an, keine auffälligen Laufgeräusche, kein Qualm aus dem Auspuff. Solange wir unter 2.000 Umdrehungen in der Minute bleiben ist alles gut – damit kommen wir bei ruhiger See gut auf 6 Knoten – bei Wind und Welle gegenan ist das aber keine echte Option.
In Summe haben nun fünf Mechaniker folgende Arbeiten durchgeführt – aber die Ursache nicht gefunden. (Einige schienen uns auch echt traurig darüber zu sein):
1) Impellerpumpe:
In Makkum haben wir Routinemäßig „nur“ den Impeller erneuert. Der alte sah´ zwar noch gut aus, aber keiner wusste, wie alt der ist. Sicher ist sicher.
Auf der (langen Motor-) Tour von Amsterdam nach Scheveningen haben wir dann etwas Öl in der Bilge gehabt. Das stammte von der Impellerpumpe. Die ist direkt auf den Motor montiert und wird nicht wie sonst üblich über einen Keilriemen angetrieben, sondern über eine Welle, die direkt in den Motorblock geht.
Der Mechaniker in Scheveningen meinte, die Welle sei angefressen und die beiden Spezialdichtungen seien beim letzten mal falsch eingebaut worden: Defintiv sei die Pumpe schon mal raus gewesen.
Er hat die Welle und die Dichtungen erneuert, meinte aber, ich soll mit eine neue Pumpe an Bord legen. (Ist in Arbeit: NANNI hat das Teil gar nicht mehr und JABSCO braucht 5 Wochen….).
2) Seewasserkreitslauf
Alle Schläuche und Ventile auf Durchgängigkeit bzw. Verstopfung mit Spiralkabel untersucht – kein Befund.
3) Kühlmittelkreislauf
Zunächst wurde der innere Kreislauf mehrfach gespült – mit so einem Spezialzeug. Als dann noch keine Besserung zu verzeichnen war, haben wir den Wärmetauscher gezogen. Der war in der Tat nicht so, wie er sein sollte. Die vielen kleinen Rohre, durch die das Kühlmittel des inneren Kreislaufs gepumpt wird, werden durch eine Metallhülse ummantelt damit außen herum das Seewasser des äußeren Kreislaufs besser vorbei strömen kann. Diese Hülse war locker und zu einer Seite hin verschoben. Dadurch konnte das Seewasser nicht mehr so zirkulieren, wie es sollte.

Also wurde das Teil gelötet und wieder eingebaut. Aber leider keine Verbesserung (…obgleich der betreffende Mechaniker vor dem Test schon eine Flasche Champagner öffnen wollte…)
Die Pumpe für den inneren Kreislauf wurde bisher nicht demontiert. Alle meinen, die kann nicht kaputt sein. Diese Teile würden auch im Automobilbau eingesetzt und seien sehr robust. Googelt man allerdings danach findest man durchaus Hinweise darauf, das diese Pumpen manchmal nur scheinbar funktionieren, bei höherer Drehzahl aber nicht mehr genug Kühlflüssigkeit umwälzen und es so zur Überhitzung kommt. An der Drehzahl alleine kann es aber bei uns nicht liegen: Wenn wir ohne Last (ausgekuppelte Welle/Propeller) den Motor stressen wollen, bleibt er schön brav bei 80°C bis 85°C.
4) Propeller
Die Steigung vom MAXPROP wurde deutlich zurück genommen. Dadurch erreichen wir jetzt bei „Flaute“ zwar die Maximaldrehzahl (das war vorher nicht der Fall), aber der Motor überhitzt dann auch.
5) Thermostat
Das Thermostat ist rein mechanisch und öffnet den Zulauf zum Wärmetauscher, wenn die Flüssigkeit im inneren Kühlkreislauf eine bestimmte Temperatur erreicht. So kommt der Motor schnell auf Betriebstemperatur: Nur der innere Kreislauf kühlt und wenn dessen Kühlung nicht mehr ausreicht wird der äußere (Seewasser-)Kreislauf mit dem Wärmetauscher über das Thermostat aktiviert. So kühlt dann (indirekt) das Seewasser das Kühlmittel.
Leider war kein neuer Thermostat lieferbar – aber wir haben den alten ausgebaut (sah gut aus – nicht verrottet oder gammlig…) und ihn im Wassertopf erhitzt. Er öffnet – allerdings ist unsicher, wann genau. Gemessen haben wir 95° im Wasser, aber das kann eigentlich nicht sein.
Testweise haben wir den Motor ohne Thermostat betrieben. Gleicher Effekt – Motor wird unter Last zu heiß, er braucht nur etwas länger dafür.
6) Temperaturmessung
Um einen Instrumentenfehler auszuschließen wurde mit einem Laser-Messgerät die tatsächliche Temparatur an den verschiedenen Motorteilen gemessen. Wir hatten nur 2-3C° Differenz – also misst das Gerät richtig.
Um das „Warten auf das Wetterfenster“ hier in Falmouth optimal zu nutzten haben wir uns mit der Yachtwerft in der Nachbarschaft in Verbindung gesetzt. Die bauen hier doch tatsächlich NEUE Blauwasseryachten und haben gut zu tun – als Motorbasis verwenden sie seit sieben Jahren NANNI und schwören darauf. Zufälle gibt es…
Meine Aufgabenstellung war: Wenn keiner einen Fehler finden kann, dann ist der Motor vielleicht TipTop in Ordnung und er wird einfach nur durch die Schiffsgröße überlastet. Schließlich sind 56 PS für 19 Tonnen ja nicht üppig. 100 PS wären wohl besser. In welcher Zeit würde man also einen (welchen) neuen Motor einbauen können?
Der Werftmanager war sehr zuvorkommend – im Grundsatz: Das kann gar nicht sein. Den Fehler muss man finden können. Er rief direkt NANNI UK an und schilderte den Fall – auch von dort die Meinung: Wenn ein Motor überhitzt hat das nur mit dem Kühlmittelfluss zu tuen – und muss abgestellt werden können.
Da hier am Montag ein Feiertag ist erwarten wir nun also am Dienstag den 6. Mechaniker vom fünften Betrieb, der sich unseren Motor ansieht. Er soll sehr erfahren sein…
Neben den sehr hohen Kosten einer neuen Maschine ist der Zeitbedarf hoch: NANNI hat in der Regel (mindestens!) 14 Tage Lieferzeit – den eigentlichen Umbau würde man in einer Woche schaffen – na ja, gehen wir in Summe mal von vier Wochen aus. Dann hätten wir Anfang Oktober und könnten die weitere Reise wohl eher vergessen. Aber es ist immer gut, seine Optionen zu kennen!
Schauen wir mal, was der Dienstag bringt.
Peter.