Sommertörn 2010: Göteborg / Marstrand

Hier der Törnbericht von unserem Sommerurlaub 2010 mit der “novomind”. Als Ziel hatten wir uns diesmal Göteborg (West-Schweden) vorgenommen, eine wichtige Zwischenetappe sollte die Insel Anholt im Kattegatt sein.


Start am 29. Juli 2010 in Laboe, in einer Flauten-Motor-Tour nach Marstal und Tags darauf nach Nyborg. Die Etappe Nyborg-Sejerö hatte zwei Highlights für uns auf Lager: Für die Brückenpassage der Storebæltsbroen benötigten wir zwei Anläufe – laut Karte hat die kleine Brückenpassage eine Höhe von 14 Metern. Die Masthöhe der “novomind” liegt bei 12 Metern. Sollte also passen…sah´ uns im ersten Anlauf aber so knapp aus, das wir abgebrochen haben und unter Motor hübsch langsam einen zweiten Anlauf nahmen…und es klappte!  Später am Tag wechelste das Wetter auf Starkwind und wir mussten Rösnaes Puller gerefft und kreuzend mit großer Welle passieren. So erreichten wir erst später am Abend Sejerö. Kaum (im Päckchen) fest, kam noch eine ordentliche Gewitterfront vorbei. Ein echter all-inclusive-Tag!

Am folgenden Tag von Sejerö nach Grenaa und die Feststellung, das wir gar keine Seekarten für Göteborg an Bord haben. Aber im Yachthafen von Grenaa gibt es einen gut sortierten Händler. Die kurze Etappe von Greenaa nach Anholt mit Halbwindkurs war eine “Max-Speed” Strecke: Im Durchschnitt mehr als 7 Knoten (!) mit Vollzeug. Laut Hafenhandbuch benötigen wir in Anholt einen Heckanker. Also unterwegs bereits alles klar gemacht und die Anklerleine (noch nie gebraucht!) alle 2 Meter markiert. Wir haben Glück – wir entdecken einen freien Platz und laufen mittig in der “Boxengasse” um uns vom Ankergeschirr der anderen frei zu halten) darauf zu. Dann rechtwinklig in die Lücke. 2 Bootslängen vor dem Steg den Heckanker raus und dann “wie üblich einparken”. Sensationell: Gleich im ersten Anlauf hat alles geklappt. In keinem Ankergeschirr hängen geblieben und der eigener Anker hält auf Anhieb! Doch 20 Minuten später versucht eine nagelneue 42″ Yacht mit “Gewalt” in eine Nachbarlücke zu stoßen und reißt 5 (!) Anker heraus – auch unseren. Das ist also das große Anholter-Hafen-Kino, von dem alle sprechen. Dank unserem Stegnachbarn und dessen Schlauchboot können wir den Anker neu ausbringen.  Unsere Nachbarn sind eine echte schwedische Familie, wie man sie sich vorstellt (u.a. 3 super-freundliche Kinder). Im Gespräch raten sie uns zwar tatsächlich nach Göteborg zu gehen, aber unbedingt auch 25 sm weiter nördlich nach Marstrand. Also müssen wir einen Tag einsparen und nach dem Hafentag (Strand, Fahrradtour etc.) auf Anholt geht es in einem Rutsch nach Göteborg.

Die Ansteuerung von Göterborg legen wir auf die kürzeste Stecke, also durch die dort beginnenden Schären. Trotzdem 65 sm an diesem Tag.  Aufregung pur – bloß keinen Felsen übersehen! (in der Karte und in der Realität!).  In Göteborg natürlich in den Stadthafen. Dort liegt man an fester Heckleine – wieder was neues. Der Hafen ist so voll und so eng, das wir die Hilfe von anderen Booten benötigen, um in die hinterste freie Lücke zu kommen. Hafentag inklusive Shopping obligatorisch…

Dann also (ungeplant) von Göteborg nach Marstrand. Die Fahrt durch die Schären ist anspruchsvoll, aber unglaublich schön. Die kurze Fahrt durch den Albrektssunds-Kanal ist sicherlich das Highlight des ganzen Törns. Marstrand selbst ist zwar ein echte Touri-Nest, aber ein ganz tolles! Muss man wirklich mal gesehen haben. Also an dieser Stelle: For the crew of SEAESCAPE2: Thank you very much for the Marstrand hint. It was great!

Nun aber müssen wir uns auf den Heimweg machen: Von Marstrand nach Lerkil mit viel Wind, Welle und einem echten Fels-Aufreger. Die Etappe Lerkil-Glommen ist dann schon eher Ereignislos. Lerkil und Glommen sind zwar große Häfen, Gäste scheinen aber kaum vorbei zu kommen. Nur so ist es wohl erklärbar, das Lerkil genau ein Klo, aber dafür keine Dusche hat. Von Glommen nach Helsingör – wir wollen unbedingt Freunde in Kopenhagen treffen. Die sind mit dem Auto auf der Rückreise von Bornholm. Also Freitags Mittags fest in Kopenhagen, Christianshavn. Dritter im 4er Päckchen. Den eigentlich geplanten Hafentag lassen wir aus, die Zeit wird knapp. Also von Kopenhagen direkt nach Rödvig. Das Wetter wird zunehmend schlechter und das Segeln wird anspruchsvoller.

Die Etappe Rödvig – Hesnaes wird “hammer-hart”: Bereits auf dem ersten Teilstück bis Mön reffen wir, bis wir das Großsegel ganz einpacken. Nachdem wir Klintholm noch gut passiert haben braut sich leider noch mehr Wind zusammen und wir haben NNW 7 und eine unglaubliche Welle gegen an. Nachdem wir in Böen (8?) echte Sorgen um das Rigg haben reffen wir auch noch die kleine Fock. Aber die Hoffnung auf Landabdeckung von Falster hält uns von einem Abbruch (=Rückkehr nach Klintholm) ab. Bei einem solchen Wetter und Kurs rächt sich das moderne Yachtdesign der “novomind”: Sie knallt wie ein Plattbodenschiff auf jede Welle. Das macht keinen Spaß! Völlig erschöpft erreichen wir den wunderschönen und nicht überfüllten Hafen von Hesnaes.

Aber weiter: Am nächsten Tag nach Kühlungsborn. Nach dem Sturm wieder Anfangs bestes Segelwetter, später teilweise Flaute (Höhe Gedser), Abends wieder Wind. Kühlungsborn  rappel voll – liegen zu dritt in einer 2er Box. Aber ein Hafentag ist nun (endlich) mal drin. Nur noch eine Etappe nach Travemünde…

Die letzte Etappe beginnt mit großen Flautenlöchern und endet (wie sollte es anders sein) mit schweren Schauerböen aus SW. Wieder Welle, wieder gegenan. Aber so ist das wohl in der “Linienschiffahrt”.

In Travemünde übergeben wir Donnerstags die “novomind” an die Regatta-Crew, die die Mittelstreckenregatta Travemünde – Boltenhagen – Travemünde 2010 mit fahren will und noch einen Trainingstörn benötigt.

So endet also unser Urlaub. Viel gesegelt, viel gesehen und erlebt. Hier noch ein paar Bilder sowie der GPS Track dazu.

Heidi und Peter.