02. bis 23. Juli 2011 Sommertörn Laboe-Stockholm-Nyköping
Sonntag, den 24. Juli 2011
Erstmals in der Vereinsgeschichte ist es gelungen, zwei Urlaubstörns im direkten Anschluss zu organisieren. So konnten die Törns endlich mal in ferne Lande führen: Schwedische Ostküste mit Stockholm als nördlichsten Punkt. Hier der Reisebericht von Heidi und Peter – dem ersten Törn:
Samstag 02.07.2011 Laboe Burgtiefe
Gegen 11:00 Uhr in Laboe eingetroffen. Sauwetter, NW6-7. Angesagt sind Sturmböen. Na ja, wird wohl nicht so schlimm…denkt man dann ja immer. Kam aber schlimmer. Kurz vor Fehmarn konnten wir mit den gerefften Groß nur noch Aufschießer fahren und das bei achterlicher See mit 2 Meter Welle. Dafür waren wir aber dann auch um 18:30 Uhr in Burgtiefe. Was für ein 40sm Ritt!
Sonntag 03.07.2011 Burgtiefe Gedser
Um 10:00 Uhr war die Sicht dann so, das man wieder von Sicht sprechen konnte. Wenigstens ein paar 100 Meter. Wir wollen die Hauptverkehrsrouten kreuzen…da bietet sich Sichtkontakt durchaus an. Die 31 Seemeilen sind aber deutlich geruhsamer als der Vortag. Über NW5 dann alles bis zum Abend NW3. Gedsder immer noch tot…
Montag 04.07.2011 Gedser Klintholm
Erst um 12:00 Uhr los – der Wind Anfangs noch NW5 aber sehr schlechte Sicht, über den Nachmittag verteilt dann NW2 bis gar nichts mehr. Also Motor für 2,5 Stunden.Treffen in Klintholm die Manschaft einer Niederländischen ATLANTIC Alu Yacht – die kennen wir schon aus Laboe. Netter Abend nach 37 Seemeilen!
Dienstag 05.07.2011 Klintholm Smygehamm
Kurz vor 10:00 Uhr Start zum Sprung nach Südschweden. Den Morgen erstmals leicht verschlafen. Smygehamm liegt etwas östlich von Trelleborg, 41 Seemeilen. Wind mittlerweile auf NE4, am Abend dann NE2. Zunächst unter der Ecke von Mön heraus kreuzen, dann gottlob direkter Kurs. Auf die großen Fähren passen wir gut auf und kommen erst im 18:30 Uhr an.Der Hafen ist echt schräg. Angeblich wurde der irgendwie in den Felsen gesprengt und das Seewasser erzeugt in Verbindung mit dem Gestein irgendwelche Gase…jedenfalls stinkt es etwas. Der Duschcontainter ist nicht der Auslöser!
Mittwoch 06.07.2011 Smygehamm Ystad
Los um 09:30 Uhr bei sehr, sehr wenig Wind…dann aber immer mehr auf SE5 und wir hängen hart am Wind mit Welle gegen an…also mal wieder reffen und die Küste bei ordentlich Welle aus der Nähe betrachten. In Ystad bunkern wir 29 Liter Diesel (=voll). Haben ja in Deutschland nicht getankt. Nur 18 Seemeilen heute, aber bei dem Wind und der Welle gegen an haben wir auch mal keine Lust mehr.
Donnerstag 07.07.2011 Ystad Skillinge
Wieder um 09:00 Uhr los, wettertechnisch gleiches Programm, diesmal aber eher Süd. Zunächst kaum Wind, dann S5. Skillinge gefällt uns ganz gut. Lag eigentlich gar nicht im Plan, aber ein Hafen weiter hätte uns für den Sprung über die Hanö-Bucht auch nichts gebracht. Also mit 23 Seemeilen wieder ein kurzer Tag.
Freitag 08.07.2011 Skillinge Utklippan
Für die knapp 60 Seemeilen stehen wir auch mal früh auf – um 08:00 Uhr geht es los. Mit E4-5 über den Tag verteilt können wir es fast gar nicht besser treffen. Laufen unter Vollzeug mit Groß und Genua gut am Wind, wenig Welle, aber eingeschränkte Sicht. Um 18:30 Uhr sind wir im 2er Päckchen fest. Utklippan ist ein echter Hammer! Ein extrem einsamer schwedischer Vorposten in der Ostsee. Mit kleinen Ruderbooten kann man vom Hafen zur Leuchtturm-Insel übersetzten und kaltes Bier und Eis erstehen. Durch die diesige Wetterlage haben wir sofort 1.000 Ideen für einen kleinen Utklippan-Thriller. Basis ist das Hostel und natürlich ein toter Tourist.
Samstag 09.07.2011 Utklippan Grönhögen
Obwohl wir kurz mit einem Hafentag geliebäugelt haben brechen wir um 08:30 Uhr richtung Öland auf. Aber eigentlich dumm, da kein Wind. Nach 2 Stunden Motor kommt NOMI Wind – und wir brausen mit 5 Knoten zur Südspitze von Öland. Im Hafen sind wir fast alleine, nur 3 weitere Boote – schon alleine desshalb empfehlenswert. Allerdings liegt man längsseits der Pier und kämpft mit eckligen Gummireifen und viel zu kleinen Fenderbrettern. Die 32 Seemeilen haben wir bis 17:00 Uhr abgesegelt.
Sonntag 10.07.2011 Grönhögen Borgholmen
Start wieder im 09:30 Uhr bei SW4, später SW5. Zunächst segeln wir wieder NOMI, packen sie dann aber wg. auffrischendem Wind sicherheitshalber wieder ein. Kurze Überlegung ob wir in Kalmar Station machen sollen, aber es läuft gut und das Ziel ist noch weit. Nach 42 Seemeilen sind wir um 19:00 Uhr an Heckbojen im Außenhafen fest.
Montag 11.07.2011 Borgholmen Kiddenholmen
Zunächst bestehen 50% der Manschaft auf einen halben Hafentag. Also erkunden wir Vormittags Borgholmen und die örtliche Einkaufsstrassse und brechen dann um 13:00 Uhr wieder auf. Zunächst bei regnerischem Wetter umlaufende Winde, später dann erstmal Windpause. Also viel motoren. Erst am Abend kommt wieder Wind. Und der spannende Moment des Einlaufens in eine kleine Ankerbucht nach 26 Seemeilen. Hochspannung pur und das Navigationsnotebook als Plotter auf den Knien…nur um ja nicht an die Unterwassefelsen zu geraten. Aber die Bucht lohnt solche Mühen. Der Anker hält sofort. Nur der Schwoikreis der HANSE macht stutzig. Wie ein Gummiball hin und her…ob das normal ist? Dennoch: Unglaublich schöner Platz!
Dienstag 12.07.2011 Kiddenholmen Västervik
Bei W4, später W5. Eigentlich haben wir die ganzen Tage schon gedacht: Wo wohl die ganzen Schweden sind? An diesem Tag haben wir sie gefunden! Auf dem Fairway durch die Schären – nicht auf hoher See, sondern durch die verschlungenen, aber sehr gut betonnten Pfade fahren die ganzen Schweden zur See! Wir laufen bei Kräkelsund in die Schären ein…und gehen durch nach Västervik. Die Navigation ist sicherlich anspruchsvoller als auf hoher See, aber es ist super reizvoll auf vielen wechselnden Kursen unter Segeln dem Fahrwasser zu folgen. Västervik macht beim Einlaufen den Eindruck einer dreckigen Industriestadt – der Eindruck ist aber völlig falsch. Schöne, sehr lebendige Stadt! Nach 39 aufregenden Seemeilen sind wir schon um 16:45 Uhr fest. Das Hafenhandbuch spricht von einem dreckigen Gästehafen – ist er aber nicht. Mit 320 Kronen nur sehr teuer – ob der kostenlose Pool das dann auffängt? Endlich bekommen wir einen Bojenhaken damit die Bojen-Anleger besser klappen.
Mittwoch 13.07.2011 Västervik Trässö
Das Ziel ist wieder eine Ankerbucht und mit 20 Seemeilen auch mal eine kurze Etappe. Um 14:30 fällt der Anker und hält sofort. Dann per TELIA UMTS Prepaid Internet die Wettervorhersage: NE7-8. Na ja, laut Buch soll die Bucht guten Schutz bieten. Über Nacht kommt denn auch der Wind…
Donnerstag 14.07.2011 Trässö Trässö
…kein Gedanke an Weiterfahrt. Sehr ungemütlich und wir wissen nicht, wie der Wind (Welle) sich in den Schären auswirkt. Tagsüber vorholen wir noch 2 mal weil wir befürchten das der Anker im Schlick slippt. Am Abend dann noch mehr Wind und die Entscheidung einen zweiten Anker auszubringen. Das war zumindest gut für die Nerven. Bis 02:00 Uhr dann auch noch Ankerwache – dann ist der Sturm überstanden!
Freitag 15.07.2011 Trässö Oxelösund
Mit NW4-5, am Nachmittag NW6 immer noch ordentlich Wind. Wir starten sehr früh um 07:00 Uhr, sammeln die Anker ein und auf gehts. Anfangs läuft es sehr gut, aber die offene See und der viele, lang anhaltende Wind bei der Ansteuerung von Oxelösund liefert eine mächtige Welle. Die wird zur kleinen Katastrophe – jedenfalls sind wir nicht da lang gefahren, wo wir wollten. Der Ärger darüber ist kaum verdaut, geht auch noch der Anleger richtig schief. Um 17:30 Uhr dann fest…und fertig. Es war mit Sichtheit sehr unklug nach der Sturmnacht vor Anker einen langen Schlag von 49 Seemeilen einzulegen.
Die Stadt selbst ist eine reine Industriestadt und man liegt recht unruhig. Aber na denn…
Samstag 16.7.2011 Oxelösund Södertälje
Los um 09:30 Uhr. Der Wind ist auf WNW3-4 runter und man kann unter Vollzeug durch die Schären bretten. Am späten Nachmittag ein kleines Rennen mit einer anderen HANSE 342, aber wir müssen passen und reffen. Södertälje selbst wird dann fast schon kanalartig unter Motor angesteuert. Anleger gegen 18:30 Uhr nach 46 Seemeilen wieder nicht gut. Irgendwie ist der Wurm drin.
Sonntag 17.07.2011 Södertälje Stockholm
Schneller Aufbruch um 09:30 Uhr da viele andere Boote vor der Schleuse warten und wir mit kommen wollen. Die Schleuse hebt mal gerade um 50 cm…dann weiter zur ersten Klappbrücke Mälabron. Die hat geschlossen 15 Meter, wir haben 16 Meter. Also warten und nach 15 Minuten gehts weiter. Wir laufen mit der Genua Ostwärts im Fahrwasser nach Stockholm und passieren die geöffnete Klappbrücke Lilijeholmshammen, die Schleuse Hammarby und schließlich die letzte Klappbrücke Danviksbörn. Dann raus auf das Stockholmfahrwasser – und rein in den sehr unruhigen Vasahammen direkt am Vasa Museum. Wir erreichen Stockholm um 15:00 Uhr nach 26 Seemeilen und bekommen zwar einen Boxenplatz, aber eher draußen wo der Schwell der vorbei fahrenden Fähren und Motorboote den Dampfer heftig durchschüttelt. In der Summe sind wir seit Laboe nun 16 Tage unterwegs und haben 527 Seemeilen zurück gelegt.
Montag 18.07.2011 Stockholm Stockholm
Hafentag und Füße platt laufen – schlau wie wir sind machen wir mit einem Ausflugsdampfer eine Brückentour.
Dienstag 19.07.2011 Stockholm Skansholmen
Um 09:00 Uhr Start zum Rückmarsch, wieder durch die Södertälje. Auf den Mälaren eher Motor denn Segel, später können wir gut gegen einen SW4 ankreuzen. Alle Klappbrücken und Schleusen wie gewohnt – offenbar mit Glück. Wir treffen ein anderes Seglerpaar die seit 2 Stunden vor der Mälabron Brücke warteten…und entsprechend sauer waren. Wir erreichen Skansholmen (Südlich von Södertälje) 40 Seemeilen später um 18:30 Uhr und sind froh über diesen schmucken, kleinen Hafen inmitten der Natur. Und über den sehr leckeren Imbiss auf dem Berg.
Mittwoch 20.07.2011 Skansholmen Marsholmen
Zum Abschluss wollen wir noch mal ankern – in einer super geschützten Bucht in der Nähe von Nyköping namens Marsholmen. Also los um 10:15 Uhr und astreines gegenan kreuzen bei S5 in der nun schon breiten Södertälje. Dadurch, das wir das Fahrwasser verlassen, müssen wir genau auf die vorhandenen Untiefen aufpassen…aber alles ist gut. Wir erreichen die Bucht wie geplant gegen 17:30 Uhr nach 28 Seemeilen und liegen auf 4 Meter Wasser mit 20 Meter Leine vor Anker. Zusammen mit ca. 20 anderen Booten – die Bucht scheint doch recht beliebt. Aber es ist so weitläufig das man sich fast alleine fühlt.
Donnerstag 21.07.20111 Marsholmen Nyköping
Letzte, kürzeste Etappe vollständig im Regen. Los um 09:30 und im Schären-Fahrwasser nach Nyköping. Mit dem Nordwind um 4 können wir fast durchgängig segeln…nur für einige Passagen brauchen wir den Motor. Nach 15 Seemeilen sind wir um 13:30 Uhr da, bunkern noch mal 40 Liter Diesel und legen uns in den Gästehafen.
Freitag 22.07.2011 Nyköping Nyköping
Großes Aufräumen, Ausmisten und Saubermachen angesagt: Klarschiff für die Ablösecrew die am Abend eintreffen soll. Wir reisen am Samstag mit RYNAIR via Skavsta und Lübeck zurück.
Fazit:
Insgesamt 606 Seemeilen in 20 See- und 18 Segeltagen. Obwohl wir gefühlt fast nur gesegelt sind hat der Motor 39 Betriebsstunden mehr auf der Uhr. Das Wetter war insofern gut als das es jeden Tag eigentlich anders war, die Windrichtung nicht tagelang konstant fest lag und es vor allem meistens auch hübsch dosiert blies.
Als Literatur können wir folgende (in Summe sehr teure!) Unterlagen empfehlen:
a) Die vier schwedischen Sportbootkartensätze Sjöfartsverket Bätsportkort Hanöbukten, Kalmarsund, Ostkusten und Mälaren. Im Mälaren Kartensatz ist auch die Södertäjle vollständig enthalten – auch wenn man das so nicht direkt erkennt.
b) Das Ganze dann noch als elektronische Seekarten auf CD für das Notebook. Das war insbesondere für das Anlaufen von sehr engen Stellen hilfreich – aber nicht wirklich zwingend notwendig.
c) Unbeding empfehlenswert sind die englisch sprachigen Bücher Landsort-Skanör (Gelbes Buch) und Arholma-Landsort (Rotes Buch) vom Nautiska Förlaget. Die kann man als universelle Reiseführer mit Landgangtips und Luftbildern der Gästehäfen nutzen und haben vor allem sehr genaue Detailkarten aller Naturhäfen (=Ankerplätze). Ferner finden wir das deutsche Buch Schweden 2 Südküste, Ostküste, Öland und Gotland von Gerti und Harm Claußen sehr gut. (Delius Klasing Verlag).
Hier ein paar ausgewählte Bilder von dem Törn: