Sommertörn 2008: Rund Rügen und Seeland

Reisebericht Segelurlaub vom 19. Juli bis bis 8. August 2008
Crew Heidi und Peter, zeitweise Ole. Am Ende des Artikels viele, viele Urlaubsbilder.

Route 2008

19. Juli 2008
43 Seemeilen
Dieses Jahr ist das Ziel Bornholm – erstmals in unserem Seglerleben! Also Generalkurs Osten! Am Vorabend nach Laboe angereist, geht es um 9:00 Uhr bei SW5 (später SSW(6-7) nach Burgstaaken auf Fehmarn. Auf dem analogen Log erreichen wir mit dem Vereinsboot von novomind-sports e.V. 9,1 Knoten. Selbst nach dem zweiten Reff gegen Mittag. Liegen in Burgtiefe im Werfthafen auf 2,20 Meter Wasser (bei 1,80 Meter Tiefgang) für 13,50 € plus 1,50 € Strom, Duschen frei. Das ist OK.

20. Juli 2008
Genau wie in 2007: Am zweiten Urlaubstag ein Hafentag wegen Sturm. Angesagt mit schwere Gewitterböen mit Bft. 8, blöd ist, das unser Heck genau in Windrichtung liegt und wir so jede Regenschauer im Boot haben, wenn wir nicht aufpassen.

21. Juli 2008
Weiterer Hafentag wegen Sturm. Die Nacht war sehr unruhig, aber sicher. DP07 meldet zwar keine Wind- oder Sturmwarnung, aber uns pustet das noch zu doll. Also zu Fuß nach Burg.

22. Juli 2008
31 Seemeilen – Burgstaaken nach Gedser
Staren mit Nord 4 unter Motor und „fliegen“ nach Osten bei ordentlicher Welle. Im Flachwassergebiet vor Gedser baut die sich noch mal etwas mehr auf und trotz der frühen Stunde hat keiner Lust weiter zu fahren. Also festmachen im langweiligsten Hafen Dänemarks.

23. Juli 2008
52 Seemeilen Gedser nach Vitte / Hiddensee
Wie üblich nach ein paar Starkwindtagen schläft der Wind immer wieder ein. Mit W, später SW2-3 kommt der Genacker (NOMI genannt) zum Zuge, aber es ist eine Qual. Trotz Start gegen 9:00 Uhr erreichen wir Vitte erst kurz vor 21:00 Uhr. Das Einlaufen bei der im Westen untergehenden Sonne ist gar nicht so einfach. Der Yachthafen Lager Ort ist wie üblich überfüllt und um die Uhrzeit bleibt nur ein 2er Päckchen neben einer großen Alu-Yacht, die auch schon quer an den Pfählen liegt. Den Hafenmeister haben wir nicht gesehen…

24. Juli 2008
35 Seemeilen Vitte nach Glowe
Wir vermuten, das Lohme wg. Erdrutsch immer noch gesperrt ist und kreuzen gegen OST 5 gen Glowe auf Rügen. Dabei stehen wir immer kurz vorm Reffen, weil der Wind uns schon ordentlich auf die Seite packt. Den Hafen kennen wir noch nicht – wenn man genug Vorräte an Bord hat ist er sehr empfehlenswert. Glowe hat zwar viele Touristen, aber keine Einkaufsmöglichkeiten. Für 12 € plus 1 € Strom pro Nacht mit freiem Duschen ein echtes Schnäppchen!

25. Juli 2008
Hafentag Glowe
Die Wettervorhersage für die Woche vermeldet ordentlich Wind (5-6) aber aus den falschen Richtungen: Nordost bis Ost. Da Ole uns nur eine Woche begleiten wollte, erkundigen wir uns per Bus in Sassnitz schon mal nach einer Rückfahrgelegenheit.

26. Juli 2008
Hafentag Glowe
Wind Ost 5. Also immer noch nichts. Ole fährt mit Bus und Bahn nach Hause und wir suchen uns ein neues Urlaubsziel. Die Stegnachbarn wollen am nächsten Tag (Sonntag) nach Klintholm, na ja, das könnten wir bei dem Wind ja auch machen!

27. Juli 2008
Glowe nach Klintholm
Bei NE5 geht’s los, die vielen Tage Ostwind haben eine gute Welle aufgebaut und erstmals zu zweit haben wir Anfangs unsere kleinen Probleme zu meistern – und meistern sie auch!
Wir entüddeln das Großfall bei Wind&Wellen, wir setzten später NOMI und haben dann noch einen guten Segeltag.
Der Hafen von Klintholm kommt immer mehr runter. Die Stege sind wackelig, die Duschen eine Katastrophe – aber immerhin ist es teuer: 22 € pro Nacht und 5 DKK für die Duschen, die kein (auch kein kaltes!) Wasser geben!
Liegen im 2er Päckchen (Hafen um 16:00 Uhr bereits überfüllt) neben einer Comfortina aus Bremen und verbringen einen echt netten Abend bei Wein mit deren Crew!

28. Juli 2008
55 Seemeilen Klintholm nach Kopenhagen
Die Bremer kommen gerade aus Kopenhagen und wir waren da ja schon mal, aber nach einer kurzen Diskussion entscheiden wir uns als Alternative zu Bornholm zu einem Trip Rund Seeland und als nächstes Ziel erstmal die Richtung Kopenhagen. Unterwegs kann man ja oft Pause machen.
Mit einem Super-Halbwindkurs und kaum Welle fliegen wir nur so gen Norden und bis zum Abend (kurz vor Dragör) macht das Segeln so richtig Spaß – dann schläft der Wind ein und wir hängen wie ein Schluck Wasser in der Kurve im Fahrwasser. Also motoren für eine Stunde, dann kommt der Abendwind und wir gen nach Christianshavn – aber auf die (einlaufend) Backbordseite in ein 3er Päckchen. Große Überraschung: Da ist ein anderer Hafenmeister zuständig und vor allem, ein anderer Duschcontainer. Der trennt zwar nicht nach Geschlecht ist aber abschließbar, ordentlich und sauber! All inclusive für 150 DKK die Nacht – Astrein!

29. Juli 2008
Hafentag in Kopenhagen
Laufen bei brütender Hitze alle Einkaufsstraßen nach schwarzem Stickgarn ab – erfolglos. Handarbeit ist wohl auch in Dänemark nicht mehr angesagt. Verbringen die Mittagszeit im Botantischen Garten – kann man wirklich nur empfehlen! Am Abend gehen wir ausnahmsweise mal Essen…

30. Juli 2008
55 Seemeilen Kopenhagen nach Hundested
Starten früh´ mal wieder ohne festes Ziel – mal sehen, wie weit wir kommen. Passieren „aufgeregt“ Helsingborg / Helsingör (-> Mann, sind die Fähren schnell!) und setzten auf NW Kurs mal wieder NOMI. Gegen 15:00 erreichen wir Gillelje und entscheiden uns aber doch, weiter zu laufen. Das war richtig: Mit dem Abendwind, Sonnenuntergang und fast alleine im südlichen Kategatt wird es sehr schön – vor lauter Glück fahren wir ein Stück an Hundested vorbei. Der (Fischer-) Hafen ist wie die anderen dänischen Häfen auch randvoll und wir liegen im 2er Päckchen. Der Hafenmeister ist per Automat und EC Karte automatisiert…

31. Juli 2008
39 Seemeilen Hundested nach Sejerö
Wetter beständig gut, aber der Wind verlässt uns gegen Mittag. Also ein Stück motoren. Die Untiefe vom Själlands Ref ist mit zwei Tonnen wirklich lausig betonnt, aber bei der ruhigen See kein Problem.
Der Hafen der Insel Sejerö ist sehr schön, eine alte Frau spielt Akkordeon, wir liegen mal wieder im 2er Päckchen (Hafen voll) und das Wetter lädt zu einem abendlichen Bad in der Ostsee ein.

1. August 2008
47 Seemeilen Sejerö nach Korsör
Anfangs läuft alles gut, aber ab Rösnäs Puller wird es ungemütlich. Hart am Wind, gegenläufige Welle und Strom (1 kn) sowie auffrischendem Wind (SE 6-7, Vorhersage war 4!) machen das Segeln zu einem Bullenritt. Sehr anstrengend für Mensch und Material!
Sehr frustrierend ist die Große-Belt-Brücke. Man sieht sie ab ca. 20 sm…und kommt ihr kaum näher!
Dafür ist der Hafen groß und bietet viele freie Boxen – auch mal wieder ganz nett! 110 DKK plus 10 DKK Strom, Duschen frei und alles ordentlich und sauber.

2. August 2008
Hafentag Korsör
Nach dem Vortag haben wir erst mal keine Lust zum weiter fahren und verbringen einen ruhigen Samstag – bis zum Abend:
Da kommt ein Segelkollege vorbei und meint, mit unserem Rigg stimmt was nicht. Die Backbord Oberwant sei am Mast falsch/fehlerhaft und so sollten wir nicht weiter fahren. Wovon redet der Mann bloß?
Mit Fernglas und Begutachtung aus allen Winkeln: Stimmt, da ist was kaputt! So ein Mist. Aber an dem Abend können wir auch nichts mehr machen…

3. August 2008
29 Seemeilen Korsör nach Femö
…also am Sontag früh aufstehen, den Hafenmeister nach Hilfe fragen (der kennt aber niemanden), die HANSEYACHT AfterSales Hotline bemühen (die können auch nur jemanden aus Deutschland in Bewegung setzten) und dann auf den Gedanken kommen, das man so ein Problem als echter Segler auch selbst lösen können müsste. Also an den Mastkran vorholen und über dessen Leiter sich dem Problem auf Augenhöhe nähern. Das sieht aus, als ob die Befestigung herausgerissen ist – zum Glück sieht uns der Segelkollege, der, wie sich dann herausstellt, Werkstattleiter bei HANSEYACHT ist und wohl deshalb unser Rigg so genau begutachtet hatte. Der schlägt vor, die Want komplett zu lösen und mich in den Mast zu ziehen, da das Teil oben nur eingehakt sei und durch die Wantenspannung fixiert wird. Nun denn, also ab in den Mast – unter massiven körperlichen Einsatz des Helfers.
Tatsächlich: „nur“ ausgehakt, in 1 Minute ist das Problem gefixt und die Wanten werden alle neu (diesmal viel straffer) neu gespannt.

Das muss mal gesagt werden: Wer als Yachtwerft solche kompetenten, freundlichen und vor allem motivierte Mitarbeiter hat, der braucht sich um seinen Ruf keine Sorgen zu machen!
Wir möchten gar nicht daran denken, was uns hätte alles passieren können…

Mittags sind wir also segelklar und wollen den starken Restwind ausnutzen, um zur Insel Femö zu kommen. Die knapp 30 Seemeilen laufen wir in knapp 5 Stunden. Der Hafen in Femö ist klein, rappelvoll, weil die da gerade ein Jazzfest hatten (letzter Tag) und wir liegen in der Konsequenz recht unruhig im 4er Päckchen mitten im Hafenbecken. Nun kommt der Wind erst mal richtig in Wallung und wir bringen lange Landleinen und zusätzliche Fender aus.

4. August 2008
Hafentag wegen Sturm
Angesagt sind in Böen 10 und am Nachmittag kommen die dann auch – unvorstellbare Energie! So einen Sturm mitten im Sommer finden wir dann doch ungewöhnlich. Aber so lernt man die Dänen und dessen Bier eben besser kennen…

5. August 2008
33 Seemeilen Femö nach Haesnes
Die Sturmwarnung ist zwar aufgehoben, die Starkwindwarnung steht aber noch. Warten also bis Mittags und gehen dann auf der Süd-Passage um Femö herum in Richtung Falster. Anspruchsvoll in jeder Beziehung (Navigation, Wind und Welle!)
Der Hafen von Haesnes ist fast leer, die Boote liegen in den Boxen an der Kaimauer – als Schutz vor dem Sturm. Beim einlaufen in eine Box den auflandigen Wind unterschätzt und eine neue Schramme in den Steven der novomind gefahren – MIST!

Mist ist auch, das der kleine Kaufmann aufgegeben hat und es im Ort keine Versorgung mehr gibt. Der Hafenmeister berichtet, das man händeringend jemanden suchen würde…

6. August 2008
49 Seemeilen Haesnes nach Warnemünde
Als Tagesziel wegen Südwind steht eigentlich nur Gedser auf dem Programm. Also kreuzen wir munter los, aber so richtig Lust nach Gedser haben wir nicht. An der Südspitze von Falster geht der Wind auch eher auf Süd-Ost, also laufen wir weiter. Die Fähren sollte man wirklich gut im Auge behalten und auch den übrigen Schiffsverkehr. Obwohl um 9:00 Uhr gestartet, erreichen wir Warnemünde erst gegen 20:00 Uhr – und das auch nur, weil wir unterwegs mal für ein Stunde das Kreuzen aufgegeben haben und direkt gegen mit Motor gelaufen sind. Es ist so kalt, das wir unter dem Ölzeug Pullover tragen und erstmals im Urlaub Socken an haben!
Die Hansesail steckt in der Vorbereitung, es gibt viel zu sehen…

7. August 2008
Hafentag
Ausflug nach Warnemünde mit der Hotelbarkasse…
Wichtig: Am Steg „D“ gibt es einen neuen „Saniärcontainer“ – dort gibt es Bäder für die Segler, die denen in einem 5-Sterne Hotel gleich kommen. Unglaublich toll!

8. August 2008
Abmustern
Letzter Urlaubstag. Also Boot aufräumen, innen und außen komplett schrubben und einpacken. Die große Tochter holt uns mit dem Auto ab und am Abend übernimmt eine andere Crew den Dampfer für die Hansesail.
Nach 517 Seemeilen mit nur 11 Motorstunden (!) und vielen, vielen tollen Eindrücken und Erlebnissen geht der Urlaub leider zu Ende.
Im Vergleich zum Vorjahr hatten wir zwar genau solche Extreme (sehr viel Wind, kein Wind), aber nur fünf Tage, die wir im Ölzeug verbringen müssen.