RAPA NUI Teil 2 von 3:
Es gibt nur eine Stadt auf RAPA NUI. Normalerweise bilden sich Dörfer und Städte an Küsten immer um natürliche Häfen herum. Doch HANGA ROA ist anders. Auf ganz RAPA NUI gibt es keinen Naturhafen, nur mehr oder minder große Buchten. In HANGA ROA hat man über die Jahrhunderte an zwei Stellen die Felsen der Küste so bearbeitet, das man von kleinen, ganz kleinen Häfen sprechen kann. Immerhin können die zahlreichen Langboote der Fischer dort relativ sicher liegen. Einen echten Fischmarkt hingegen haben wir nicht gefunden, viel mehr verkaufen die Fischer ihren Fang auf am Boden liegender Pappe dargeboten direkt an der Hauptstraße.

Die Versorgung der Insel wird mit vier kleinen Frachtschiffen organisiert, die vom Festland kommend weit draußen vor Anker auf Reede liegen. Mit zwei kleinen Schuten werden die Kisten, Kästen und Container zwischen dem Hafen und den Schiffen befördert. Dabei müssen die Schuten in Hafennähe relativ gut auf Kurs bleiben, um den den Pass zwischen den Felsen sauber zu passieren. Spektakulär anzusehen für einen neugierigen Touristen, Routine für die hiesigen Seeleute.
Doch nicht alle kennen sich hier offenbar so aus. Gleich zwei aufgegebene Yachten stehen in Hafennähe an Land. Während die „LA ROSE“ wirklich nur noch Schrott sein wird, könnte „FREE BIRD“ vielleicht sogar wieder in Fahrt kommen? Jedenfalls ist dort noch nicht alles demontiert, wie bei „LA ROSE“. Selbst die Maschine hat man offensichtlich durch ein großes Loch aus dem Rumpf geholt.
Wenn man das sich Video der Strandung von „LA ROSE“ in 2012 ansieht fragt man sich in Unkenntnis der damaligen Situation, was zum Teufel die Mannschaft geritten hat, bei einer solchen Brandung in den sowieso viel zu kleinen Hafen einlaufen zu wollen? So viele Windeln wie nötig gewesen wären hätte es an Bord des STORMVOGELS gar nicht gegeben. Bei deren Versuch brechende Welle im Pass. Verrückt.
Zwei Yachten liegen vor Anker und schaukeln gemütlich in der langen Dünung. Der Weg mit dem Dingi zum kleinen Fischereihafen ist lang und es ist bestimmt klug, irgend jemanden über die Passage zu informieren. Wenn da mal nicht der Außenborder versagt.

An dieser Stelle seien nun endlich mal wieder unsere Segelfreunde Regina und Michael erwähnt, die mit ihrer ANICO 2013 auf RAPA NUI waren. Einen ganz kleinen Teil ihrer Reise haben wir mit völlig anderen Mitteln nun nachgestellt. Und dabei noch mehr Respekt aufgebaut. Klasse Leistung mit einer kleinen HR352. Zum Glück ist ihr Reiseblog noch online und man kann ihr einzigartiges RAPA NUI Abenteuer hier nachlesen. Leider sind offenbar die Bilder abhanden gekommen. Regina?
Schon immer musste alles importiert werden. Erst mal natürlich Menschen. Dann alle Tiere, ob Pferde, Hühner oder Hunde. Oder alle Autos, so schrottreif sie auch aussehen mögen. Auf RAPA NUI gibt es keinen TÜV und keine Autoversicherung. Dafür jede Menge salzige Seeluft, die gnadenlos ehemals stolze Autos zügig in rollende Schrotthaufen verwandelt. Den Stadtverkehr in HANGA ROA kann man zu Stoßzeiten durchaus als dicht bezeichnen, aber einen Stau gibt es hier natürlich nicht. Die beiden wichtigsten Straßen in HANGA ROA laufen parallel. Während die Küstenstraße exakt der Küstenlinie folgt und gut in Schuss ist, verläuft die Hauptstraße fast schnurgerade und ist in einem desaströsen Zustand. Hier Schilder mit „30 km/h“ aufzustellen wäre eine Anleitung zum Selbstmord. 20 km/h sind schon zu viel auf dieser mit Betonsteinen gepflasterten Piste und ihren (gefühlt) Metertiefen Schlaglöchern.

Wer sich für Meeresbrandung interessiert, der ist hier genau richtig. Die über tausende Seemeilen frei laufenden Wellen treffen auf einmal auf ein Hindernis, das sie überraschend brechen lässt. Schaut man weiter raus aufs Meer, erkennt man den Schwell erst gar nicht. Aber dann kurz vor den Felsen baut sich eine gigantische Surfwelle auf, die leider nur niemand vernünftig reiten kann. Dennoch gibt es hier und da ein paar Wellenreiter, die ihr Glück versuchen. Und vermutlich mit ihrem Leben spielen? Egal wann und wohin man an der Küste blickt. Grandiose Brandung überall!

Es gibt zahlreiche Hostels und Hotels auf der Insel. Sogar Campingplätze für Touristen, die mit Zelten anreisen. Und ganze Häuser oder Hütten. Wohnen kann man hier immer! Es gibt wohl nur ein echtes Luxushotel, das verfügt sogar über ein eigenes Generatorhaus. Steht man direkt daneben, hört man nur ein sehr, sehr leises Brummen. Schallschutz in Bestform. Irgendwo muss dann noch das öffentliche Generatorhaus stehen, denn natürlich wird auch hier der Strom für die ganze Stadt mit Diesel produziert. Fangen wir jetzt bloß nicht wieder von Solar und Wind an. Könnte man bestimmt, wenn man wollte.
Zum guten Ton gehört es, das die Touristen von ihren Vermietern am Flughafen abgeholt werden. Das ist nicht nur praktisch, sondern gibt einem auch das Gefühl, wirklich willkommen zu sein.
Die Versorgung mit Lebensmitteln ist natürlich für die knapp 8.000 Einwohner und ihre Touristen gesichert, doch nicht längst jeder kleine Supermarkt hat das, was man sucht. Frischfleisch nur manchmal auf der Hauptstraße. Ansonsten das, was die Tiefkühltruhen so her geben. Frisches Obst und Gemüse sind ebenfalls schwierig. Das was angebaut wird, scheint hauptsächlich für den Eigenbedarf verwendet zu werden. Aber auch hier: Manchmal stehen auf der Hauptstraße Mini-LKW´s und auf der Ladefläche liegen Kartoffeln, Zwiebeln, Mini-Ananas und Tomaten. Wenn man hier länger wohnen würde, wüsste man bestimmt nach einiger Zeit Ort & Tageszeit um an die wirklich leckeren Sachen heran zu kommen.
Gebacken wird dagegen fast überall. Weißbrot, Kuchen, ganze Sahnetorten stehen in den Auslagen.

Wer nicht selber kochen will, geht in eines der vielen Restaurants. Neben dem üblichen Burger- und Pommesfraß gibt es auch richtig gut gekochtes Essen für erstaunlich wenig Geld! Blöd nur, das man die Speisekarte nie richtig versteht und auch die Erklärungen der Serviceleute helfen nur bedingt weiter. Muss man sich halt überraschen lassen. Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt.
Der Friedhof von HANGA ROA macht nicht wirklich einen traurigen Eindruck. Eher lustige Gräber, manche überdacht, manche mit Figuren versehen und einige mehr mit bunten Lampions, die die halbe Nacht über lustig blinken. Dann ist der gespeicherte Solarstrom alle und es wird dunkel. Selbstverständlich gibt es Platzprobleme, denn gestorben wird hier auch. Jung, offenbar. Fünfzig oder sechzig erreichte Lebensjahre lesen wir oft. Bisher scheint sich immer noch ein Plätzchen zu finden. Abgeräumt wird hier nicht (?).

Wenn es Streit unter den Bewohnern gibt, dann ist es in der Regel Streit ums Land. Untereinander, aber auch mit CHILE wird gestritten. So gibt es tatsächlich Ureinwohner, die das Land des Flughafens für sich beanspruchen. Irgendwann vor vielen Jahren wurden die Vorfahren bereits abgefunden, doch das ist den Nachkommen nicht genug. Schwierige Sache das. Auf der einen Seite müssen klare Ungerechtigkeiten auch nach Jahrhunderten mal gerade gezogen werden, aber dann muss eben auch Schluss sein, sonst kommt man ja nie weiter.
Das sich etwas in die richtige Richtung entwickelt machen wir daran fest, das seit einigen Jahren die Sprache RAPA NUI auch in der normalen Schule gelehrt wird. Neben Spanisch, selbstverständlich. Es muss weltweit gelingen, kulturelle Identität zu bewahren und dennoch eine große Gemeinschaft zu werden, die sich verständigen kann.
Klappt schon, da sind wir ganz sicher.
Wenn nicht jetzt, dann später.
Peter.
Bilder sind alle da. Das ist eine Einstellungssache am Browser. LG aus HH