Auch wenn dieser Beitrag vornehmlich von den beiden Verbraucherbatterien in unserem Wohnmobil handelt trifft er im wesentlichen auch auf die handelsüblichen Batterien in Yachten und Segelbooten zu.
Und nur weil es da bei mir eine über Jahre aufgebaute Lernkurve gibt die sich durch unsere Erfahrungen an Bord unserer Segelyacht STORMVOGEL ergeben hat, maße ich mir an, hier darüber zu schreiben.
Unser Wohnmobil KNAUSi haben wir nagelneu vom Fachhändler gekauft. An Bord zwei 120 Ah AGM Batterien der Firma BANNER und ein Ladegerät der Firma CBE CB516-3. Keine Ahnung, ob die Batterien durch den Händler oder durch den Hersteller KNAUS eingebaut worden.

Direkt auf der ersten Tour in Schottland fingen auf einem Campingplatz unsere neuen AGM Batterien beinahe Feuer, als sie über Landstrom geladen wurden. Die waren also sehr schnell im Eimer und vor Ort konnten wir die nur durch wartungsfreie Bleibatterien ersetzten.
Zeit , sich mal mit der verbauten Technik auseinander zu setzten.

Das CBE Ladegerät gibt es schon ewig. Über die Jahre hat der Hersteller aber ab und zu so eine Art Facelift durchgeführt, damit man auch neuere Batterietypen damit laden kann. Ursprünglich für die alten & einfachen Blei-Säure Batterien (A) entwickelt, kamen später die Blei-Gel Batterien (B) dazu und noch später die AGM Batterien (C).
Dem entsprechend kann man das Wohnmobil-Ladegerät CBE CB516-3 auf eben einen jener drei Batterietypen einstellen. Doch Achtung: Im Handel gibt es wohl immer noch Modelle der zweiten Generation. Kann man nur durch Blick auf das Gehäuse erkennen: Dort sind die drei Schalterstellungen aufgedruckt – oder eben nur zwei.
Als unsere BANNER AGM Batterien kochten, stand das Ladegerät auf (B), also Blei-Gel.

Wir hatten natürlich versucht, die kaputten Batterien auf Garantie ersetzt zu bekommen und daher mit unserem Wohnmobilhändler jenseits der ELBE gesprochen. Der war fest davon überzeugt, das die Stellung (B) richtig sei und auch von KNAUS so empfohlen sei. Über die Garantie würde KNAUS entscheiden.
Weil für uns der KNAUS Händler in HEIDE besser erreichbar ist, haben wir dort den Garantieantrag gestellt und die Batterien auch ersetzt bekommen. Jetzt fahren wir zwei schicke VARTA Silver Dynamic G14 AGM mit je 95 Ah.
Der Techniker in HEIDE bestand jedoch darauf, das Ladegerät auf Stellung „A“, also Blei-Säure zu stellen. Sicherheitshalber, damit nichts überhitzt.

So ein Mist, dachte ich mir. Kann doch nicht richtig sein? Jetzt muss ich mich also da auch noch komplett einlesen.
Und siehe da:
Das CBE CB516-3 Ladegerät verlangt einen Temperatursensor im Batterieraum, wenn es auf Stellung „C“ (also AGM) betrieben werden soll. Grund ist das andere, nennen wir es mal aggressivere Ladeverhalten im AGM Betrieb.
Das CB510/516 Handbuch ist schon gut gemacht – sehr gut sogar. Dort kann man die Ladezyklen und das unterschiedliche Ladeverhalten gerne mal nachlesen.


Dieser Temperaturfühler ist eigentlich nur ein schwarzes Kabel von 2 Meter Länge für knapp 10 €, das auf der einen Seite im Ladegerät angeschlossen wird und dessen anderes Ende im Batterieraum in unmittelbarer Nähe der Batterien angebracht werden soll.
10 € mehr um zwei mal 150 € länger haltbar zu machen.
Denn, so meine absolute Überzeugung: Werden die AGM Batterien dauerhaft falsch geladen, altern sie schneller und gehen schneller kaputt. Die halten keine drei Jahre.
Und hier schließt sich der Kreis zum STORMVOGEL und der anfangs erwähnten Lernkurve:
Die dortigen VICTRON Ladegeräte kann man nicht mal im Ansatz mit dem CB516 vergleichen. Zwei große Teile von 1995, jedes liefert max. 60 Ah Ladestrom, das CB516 gerade mal 16 Ah. Aber: Die VICTRONS lassen sich nicht auf andere Batterietypen umstellen. Dennoch haben wir damals „auf Rat von Fachleuten“ die alten Blei-Säure Batterien durch AGM´s ersetzt. Und nach drei Jahren nochmal, weil die Batterien schnell (24h) kraftlos wurden. Jedes mal drei riesige 220 Ah Batterien zu je mindestens 300 €.
Nach dem sich in des Skippers Kopf die Überzeugung fest gesetzt hatte, das wir selbst mit den sehr soliden aber alten Ladegeräten die neuen Batterien über die Zeit mutwillig zerstören, haben wir das einzig richtige gemacht: Wir haben wieder ganz normale Blei-Säure Batterien an Bord eingebaut und sind bisher glücklich damit.

Nun, für KNAUSi haben wir also den Temperatursensor beschafft (war gar nicht so einfach das Teil zu bekommen) und eingebaut. War auch nicht so einfach wie gedacht, weil es unmöglich war, entlang der vorhandenen Kabel ein weiteres zu verlegen. Am Ende werden Wohnmobile genau so zusammen gezimmert wie moderne Serienyachten. Also flink selbst zwei Löcher gebohrt und gut ist.

Außerdem haben wir in diesem Zusammenhang noch einen weiteren Schwachpunkt der Ladetechnik in unserem Wohnmobil beseitigt:
Das CB516 Ladegrät ist sehr kompakt und wird im Ladebetrieb recht schnell warm. So warm, das es sogar einen temperatur-gesteuerten Lüfter verbaut hat. Das Problem ist nur: Das Staufach, in dem KNAUS die ganze Bordelektrik verbaut hat, hat so gut wie keine Lüftung. Warme Luft steigt nach oben, da gibt es aber nur ein winziges Loch damit man den Wartungsdeckel anheben kann. Also großes Loch ausgesägt und ein lackiertes Lüftungsblech drauf geschraubt. Nun kann die warme Abluft wenigstens entweichen – und heizt vermutlich die darüber liegende Matratze – meine Seite 😉

Wie immer verbergen sich hinter den ganzen Links in diesem Beitrag weiterführende und vertiefende Informationen aus anderen Quellen.
In den kommenden Jahren schauen wir denn mal, ob das Vertrauen in die eigene Lernkurve gerechtfertigt war…
Peter.
P.S.:
Mittlerweile hängt das Auto nur noch recht selten am Landstrom, da wir seit einem Jahr zwei 100 Watt Solarpaneele auf dem Dach fahren. Muss doch bei Gelegenheit glatt mal überprüfen, wie wohl der Laderegler eingestellt ist 😉
P.S.2:
Wie äußert sich eigentlich das „kaputt“ gehen?
Na ja: Obwohl einmal voll aufgeladen, verlieren die Batterien recht schnell die Spannung und müssen bald wieder geladen werden. Kann man beobachten, wenn die Spannung schnell von 13,irgendwas Volt auf 12,5 Volt und dann darunter absackt.
In meiner Welt reime ich mir das so zusammen: Erst wenn die AGM Batterien mit ihrer besonders hohen Ladeschlussspannung (14,7 Volt) versorgt werden, setzen sie intern so eine Art chemische Reinigung in Gang und frischen ihre Zellen wieder auf. Bekommen sie beim Laden diesen letzten Kick nicht, „verkleistern“ sie immer weiter und verlieren ihre Kapazität. Oder so ;-.)

Du liegst da völlig richtig. AGMs sind eine Top Technologie im Blei-Säure Bereich, verlangen aber eine angepasste und vor allem temperaturgeregelte Ladung mit den korrekten Spannungen.
Diese Spannungen sind höher als bei „einfachen“ Nassbatterien. Lädt das Ladegerät nur mit diesen niedrigen Spannungen, wird die AGM niemals wirklich voll. Ich bin aus dem Stehgreif nicht sicher, was genau in der Chemie passiert, aber es passiert etwas Nachteiliges, was im zeitlichen Verlauf dann zum Batterietod führt.
Übrigens dürfen AGMs auch nicht direkt mit einer Lichtmaschine, die nur eine primitive W-Kennlinie hat, geladen werden.
Genaueres dazu steht bei Michael Herrmann, d.h. „Elektrik auf Yachten“ 🙂
Super, endlich mal eine Abhandlung und Beschreibung zur Sache mit dem mann was Anfangen kann. wir mussten übrigen unsere Banner Batterie auch in Irland wechseln, Batterie war heiss, Ratschlag vom Vertragshändler, weiterfahren, beobachten, da ich jedoch nicht gerne auf einer heissen Batterie Sitze, habe ich an der nächsten Tankstelle nach Batterien gefragt, die haben direkt einer Fiat Professional & Wohnmobil Werkstatt angerufen, mich angemeldet, bin da am Samstag um 12:00 Mittags eingetroffen und um 13:45 mit neuer Batterie und getestetem Ladesystem weiter gefahren (wäre wohl auf dem Kontinent am Samstag kaum möglich).
Seit dieser Erfahrung habe ich mir angewöhnt die Batterie Temperatur regelmässig zu prüfen, habe nun nach etwas über 4 Jahren wieder mal den Lüfter gehört und bei der Kontrolle war die Batterie warm, war jedoch ab dem nächsten Tag wieder ok, das gleiche beim letzten Ladevorgang 3 Wochen später, erste Lade Phase leicht erwärmt, dann zurück auf Umgebung Temperatur, jetzt mal sehen wie sich die Batterie Spannung verhält.
Übrigens, ich stelle fest das viele das Ladegerät CB-516 mit dem Ladegerät CB-516-3 tauschen, wenn ich jedoch die technischen Daten vergleiche sind das die Gleichen inklusive Wählschalter „A“ / „B“ / „C“.
Moin,
ja, komisch, dass die Hersteller Komponenten verbauen, die so nicht zusammen passen. Verstehe ich absolut nicht. Dumm sind die ja nicht. Vielleicht findet sich ja in Zukunft mal einer, der uns aufklärt, warum das so gemacht wird 😉
vg. Peter.
Guter Artikel,
ich wundere mich bloss wieviele noch mit diesem Problem unterwegs sind und sich mit warmen, und frühzeitigem Austausch von Batterien betroffen sind weil ein nicht AGM taugliches Ladegerät installiert ist.
Bei mir hat sich die Batterie in Irland so stark erhitzt das ich sie austauschen musste, an einem Samstag Mittag, in der Werkstatt super Service.
Nun nach 4 Jahren habe ich wieder eine erhöhte Temperatur festgestellt und mich entschieden die Batterie zu ersetzten, diesmal selber da ich zugleich die Installation und das Ladegerät prüfen wollte, wie so viele hätte ich das sicher schon länger getan, da es jedoch den Ausbau des Sitzes und der Drehplatte erfordert macht man das eben nicht mal einfach so (und so geht die Zeit dahin).
Und siehe da, auch ich bin einer der nicht AGM kompatiblen Knaus Fahrer, installiert ist ein CB CBE 216, mit 2 Auswahl Positionen, bei mir ist „GEL“ gewählt.
Im weiteren kommt mit dazu das, das gleiche Gerät auch die Starter Batterie, auch eine AGM, auflädt, frage mich jedoch ob auch in dieser Situation die AGM Ladecyclen funktionieren.
Ich habe nun ein CB CBE 516-3 bestellt, Grund, erfüllt die Funktion „AGM“, und da dieses Baugleich ist lässt sich leicht austauschen (Kabel, Stecker).
Mal sehen wie das in Zukunft funktioniert.
Vielen Dank für die tolle Beschreibung.
Auch ich habe den Knaus 640 Boxstar mit 2 x AGM Banner. Nach 6 Monaten waren die Batterien defekt. Keine Garantie.
Das tolle Ladegerät CBE 516 brummt und nervt.
Also neues Setting:
2 x 95 AH Varta zu je 110€
1 x Victron Ladegerät 30 AH für den Winter und wenn ich am Strom stehe.
1 x Wechselrichter Victron 1300 Watt, 1600 VA, Nespresso muss schon sein…. sonst kommt meine Frau nicht mit.
1 x Solarregler Victron mit 200 Watt Solar
1 x GX
2 x Temperaturfühler
Alles mit 70 mm^2 verdrahtet und über das iPhone perfekt steuerbar.
Jetzt nur noch der Ladebooster 30 AH und Victron Batterien 200 AH und dann bin ich fertig. (muss noch sparen)
Ich habe mehrfach mit Knaus über deren Installationskünste gesprochen. „Wohnmobilindustrie kann mit dem Automobilbau nicht verglichen werden“, ha ha, sagten sie.
Fazit:
Baut Victron ein und habt Ruhe. Alles einfach zu parametrieren und gute Anleitungen im Netz verfügbar.
Ahoi Thomas, vielen Dank für die Beschreibung eines Alternativsetups. Werde ich mir mal genauer ansehen, wenn wir wieder zu Hause sind. Obwohl wir seit dem Batterietausch und der Änderung der Einstellung am Ladegerät keine Probleme mehr haben. Hängen aber auch so gut wie nie am Landstrom. Die beiden Solarpanele auf dem Dach und das Weiterfahren reichen völlig, um die Baterien immer gut geladen zu halten. Allerdings haben wir auch keine stromhungrige Kaffeemaschine an Bord…Frenchpress Kaffee reicht uns (noch) völllig! lg Peter.
Danke Peter für dein Bericht. Ich habe einen neuen Boxdrive BJ2022 Modell 2023 und hab gleich mal nachgeschaut, wie es bei mir aussieht, da ich auch eine 2. AGM einbauen möchte. Zuerst eine Frage: Wie kommst du darauf, dass beim CB516 mit Schalterstellung C für AGM ein Temperatursensor notwendig ist? In der Anleitung steht davon kein Wort.
Und ….jetzt die Überraschung….bei meinem Knaus mit Banner AGM (Serie) steht der Schalter ab Werk auf C, so wie es auch laut Anleitung von CBE der Fall sein sollte. Und…es ist kein Temperatursensor angeschlossen. Also ganz anders wie bei dir war und auch anders wie von deinen Händlern empfohlen.
Hallo Ben,
wg. Sensor: Ganz einfach: Weil das in „meiner“ CB510/516 Anleitung so steht. Liegen ja ein paar Modelljahre dazwischen, vielleicht haben sie da ja was geändert und der wird nicht mehr gebraucht?
In jedem Fall gut zu sehen, das der Schalter jetzt auf „C“ steht, alles andere wäre ja auch traurig…