Zwischentage

Oh Mann bin ich froh, das wir jetzt endlich wieder „Zwischen den Tagen sind“.

In dieser merkwürdigen Zeit im Jahr, in der das Leben schon seit jeher besonders langsam wird. In diesem Jahr sogar super-langsam. Den Weihnachtstrubel achteraus, den Jahreswechsel stramm voraus. Das sind die „Tage zwischen den Jahren“. Oder kurz: Zwischentage.

In den letzten Tagen stand Corona permanent vor unserer Tür und drohte herein zu kommen. Es wurde sogar richtig eng vor der Tür: Dieses doofe unsichtbare Coronavirus, der Typ mit dem rotem Ganzkörperanzug, der am Straßenende erscheinende Jahreswechsel und in unmittelbarer Nähe der Tür auch noch richtige uns bekannte Menschen. Das gab dann das zu vermeidende Gedränge vor dem immer gewarnt wird, das verlangte nach Ordnung!

Und so wachte ich die vergangenen drei Tage unermüdlich als Coronapolizist über diese unsere Tür zur Außenwelt. Corona habe ich selbstverständlich nicht herein gelassen, den Jahreswechsel auch (noch) nicht. Alles hat seine Zeit. Mir bekannte Menschen habe ich aber doch rein gelassen. Entweder mit Nachweis eines negativen Testergebnisses aus einem der wenigen Labore, die freiwillige Tests zu horrenden Gebühren anbieten, oder durch glaubhaftes Versichern einer strengen Selbstquarantäne im Vorfeld des Besuches. Dem Typen im roten Overall mit dem weißen Bart von dem Lieferdienst mit dem Schlittensymbol habe ich gesagt, er soll seine Pakete in der Garage abstellen, endlich von der Tür verschwinden und bloß nicht das Haus betreten.

Mein Einsatz als Türsteher scheint soweit erfolgreich gewesen zu sein, falls man das jetzt schon sagen kann. Jedoch niese ich selbst jetzt auffällig mehr als vorher. Offensichtlich ist so eine Tür in Norddeutschland am Jahresende eine zugige Ecke. Kälte und Nieselschmuddel von vorne, angenehm heiße Ofenluft und köstlicher Bratenduft von hinten, die beide unaufhaltsam ihren Weg nach draußen suchen, sobald die Tür auch nur einen Spalt geöffnet wird. Wären Baumärkte geöffnet, könnte man aus einfachem Holzständerwerk und Gipsplatten mal eben eine Schleuse bauen. Und dazu vielleicht ein klitzekleines Wärterhäuschen für mich? Mit Fußbodenheizung und Warmluftgebläse? Mit virendendichter Schutzverglasung und autarker Luftversorgung? Hm, wird wohl doch ein größeres Projekt, wenn ich so darüber nachdenke. Wie gut, das die Baumärkte geschlossen sind.

Zumal und das ist wohl eher Entscheidend: Das Gedränge vor der Tür hat schon wieder nachgelassen. Corona und der immer näher kommende Jahreswechsel lungern da zwar noch rum, aber der merkwürdig angezogene Typ vom Lieferservice mit dem Schlittensymbol und die meisten Menschen sind schon wieder weg.
Hinterlassen haben sie jede Menge Altglas und zerknülltes Papier aber vor allem viele schöne gemeinsam verbrachte Stunden. Und wir können sogar endlich die Garage wieder nutzen, die ganzen bunt verpacken Kartons sind verschwunden!

Das ist doch irgendwie beruhigend.

Alles klärt sich auf.

Alles löst sich.

Alles wird gut.

Peter.

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