Kann man die (oder auch „den“) OSTSEE nach vier Jahren Weltumseglung noch gut oder gar schön finden?
Übernachten (kostenlos!) in GIESELAU SCHLEUSE im NORD-OSTSEE-KANAL. Die Sonne geht gerade unter, der Wind rauscht gewaltig in den Bäumen und die Vögel präsentieren ihr atemberaubendes Sonnen-Untergangs-Konzert. Die Dämmerung setzt langsam ein und mit jedem bisschen mehr Dunkelheit, wird das Vogelkonzert leiser. Alle legen sich zur Ruh´, nur der Wind rauscht weiter in den Bäumen.
Stimmung und Kulisse erinnern uns sehr eindringlich an unsere unvergessliche Urwald-Übernachtung auf BORNEO. Zweieinhalb Jahre zuvor.
Die Antwort ist also ja.
Ganz klar ja! NORDDEUTSCHLAND, die OSTSEE und das nahe DÄNEMARK sind sehr reizvoll – an Bord, auf dem Wasser in der reichlich vorhandenen freien Natur zu leben ist einfach schön!
Wir sind gestern kurz nach Hause gekommen, um ein paar Dinge zu organisieren.
Damit haben wir unsere 10-tägige Probefahrt nach dem großen STORMVOGEL Refit beendet. Wir können es noch, das Segeln! In den Häfen gehen uns die zahlreichen Kommentare zum STORMVOGEL wie Öl herunter und des Skippers-Brust schwillt vor lauter Stolz seit Tagen gar nicht mehr ab!
„Ist das Boot neu? Sieht toll aus!“
(nein, 20 Jahre alt)
„Was für ein schönes Boot!“
(oh, ja!)
„Mensch, mit so einem großen Boot müsstet ihr doch auf große Fahrt!“
(äh, ja, äh, wir sind gerade im letzten Jahr zurück gekommen).

Noch viel schöner als die ganzen Kommentare waren die spontanen Treffen mit sehr lieben, lange nicht und sogar auch nie gesehenen Menschen:
Los ging es bereits nach dem NOK, in LABOE. Die wagemutige Crew der NAUSIKAA (unter Segeln = Wahre Sportler!) wollte uns direkt hinter der Schleuse auf der Kieler Förde abfangen…klappte aber nicht, denn des STORMVOGELS Skippers legte den Hebel auf den Tisch um schnellstmöglich in die BALTIC BAY zum Anlegerbier zu kommen. Aber beim Bier, da haben wir uns nach gut vier Jahren wieder getroffen. Herrlich! Einfach nur Herrlich!
In MARSTAL treffen wir die Familien-Crew des Motorkreuzers JULIUS – leider viel zu kurz, aber immerhin: Es gibt jetzt Gesichter zu den Namen!
Später in AEROSKÖPING die bunte Crew der NOVOMIND mit Skipper Knut getroffen und erstmalig so was wie ein Vereinsboot-Treffen arrangiert: Der Verein hat das eigene Boot „novomind“ (eine 34 Fuß HANSE) und wir als Mitglieder im Verein haben unseren STORMVOGEL und tragen seit fünf Jahren das Vereinskürzel „nms“ am Heck. Beachtlich, beachtlich!
Und schließlich auf LYÖ die junge Familie der KAROLINA (ich glaube IV) getroffen, ebenfalls seit Jahre nicht gesehen! Die Fahrrad-Sternfahrt auf der Insel mit ihrem sagenhaften Gletschertal haben alle gut überstanden. Auch der STORMVOGEL Skipper. Wenn ich das richtig sehe, haben wir ca. 7 Kilometer in 5 Stunden zurück gelegt. Gemach, Gemach!
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nah? (sehr frei nach Goehte)
Ein paar Törn-Infos, der Reihe nach:

1) Nord-Ostsee-Kanal
Ein Witz, ein absoluter Witz! Wie kann Deutschland eine bedeutende Bundeswasserstraße so verkommen lassen? Liegt das am Karo-tragenden bayrischen Verkehrsminister oder an sturen Norddeutschen? Von 8 Schleusen sind derzeit nur 3 (in Worten DREI!) funktionsfähig und in Betrieb und diese 3 sind auch noch in einem lausigen Zustand. Wer so was zu verantworten hat, der wird wohl nachts nicht schlafen können. Hoffentlich!
2) LABOE / BALTIC BAY MARINA
Super-Hafenmeister und schöner Liegeplatz…aber neuer Gastro-Pächter mit eher Durchschnitts-Pizza und nix mehr mit Matjes und Bratkartoffel. Ein Highlight an der Förde weniger. Leider.
3) AERÖ / MARSTAL
Wie immer ein Traum – aber auch rappel, pappel, dackel voll. Jedenfalls am Himmelfahrts-Abend. Danach: Leer. War wohl nur der erste große Ansturm der Deutschen Flotte.
4) AERÖ / AEROSKÖPING
In der Stadt wird Fernwärme verlegt und die Straßen gleichen einem großen Sandspielkasten. Essen mit der novomind-Crew königlich zu Abend, einmal auf dem Steg und einmal im Restaurant.
5) LYÖ
Kreuzen wie die Irren gen 20 Knoten Nordwind. Nach der dritten Wende klappt es wie am Schnürchen, allein das mit dem Höhe Gewinnen muss der Skipper noch mal verbessern. Aber herrlich, so hart am Wind bei kleiner Welle zu segeln. Allerdings laufen wir die letzten 6 Seemeilen dann doch unter Motor gegen an – unsere Sportlichkeit hat durchaus ihre Grenzen. Gehen nicht wie geplant auf Anker, sondern in den deutlich vergrößerten Hafen – eng, aber passt!
6) MIDDELFART
Der Wetterbericht verspricht mit SE 15 Knoten besten Segelwind, um nach Norden zu kommen – und so laufen wir statt der geplanten 20 Meilen einfach 40, direkt nach MIDDELFAHRT, wo wir unsere Probefahrt beenden, das Boot liegen lassen und per Zug kurz nach Hause flitzen (…Regionalbahn, max. 60 km/h).
Kommenden Sonntag werden wir Termine aller Art erledigt haben und auch große Teile der Familie gesehen haben…und dann gehts Montag direkt zurück nach MIDDELFART zum STORMVOGEL. Knapp zwei Wochen haben wir dann, um das Boot in den LIMFJORD in den Norden DÄNEMARKS zu bringen.
Eigentlich sollte ich den GPS Tracker besser am Körper tragen – dann wüsste ich durch Blick auf die Karte, wo ich gerade bin… 😉
Peter.