VANUATU: ANATOM und MYSTERY ISLAND

Dienstag, 20. Mai 2014

Seit schon vier Tagen liegen wir im Paradies vor Anker – back in the
tropics again.

Die Erinnerung an die Überfahrt ist schon fast vollständig verblasst.
Das ist gut.

Montag waren wir das erste Mal an Land. Erst mal zum Dorf-Polizisten
sich anmelden. Richtig einklarieren geht hier nicht, aber immerhin kann
man offiziell die Einreise in den selbstständigen Staat VANUATU erklären.

Das Dorf in der Bucht ist eine kleine Ansammlung von Wellblechhütten mit gepflegten Gemüsegärten, Trampelpfaden (keine Autos = keine Straßen) und nur sehr wenigen Steinhäusern. Das Polizeihaus ist eines davon. Wir füllen endlose Formulare aus, fast schon wie in NEUSEELAND. Muss wohl alles überall auf der Welt seine Ordnung haben.
Wir bezahlen 3.000 VATU für die Quarantäne-Bescheinigung und nochmal 3.000 für die Crusing-Permitt – die Erlaubnis, hier zu segeln. In Summe ca. 20 €. Nach Geldschneiderei sieht das nicht aus.

Keith, der lokale Touristenführer, hatte eigentlich für die NZ2OZ Rally
ein kleines Fest geplant. Keine Rally, kein Fest?

Nicht doch!

Über UKW Funk kommen 15 Personen von den vor Anker liegenden Yachten zusammen und so bekommen wir unsere kleine, ganz persönliche Show. Mir gefällt am Besten die Tanzeinlage, hat ein bisschen was von pougen (richtig geschrieben? Gemeint ist die Tanzart der Punks ;-)).
Das Essen ist sehr, sehr einfach und zwischen den unterschiedlichen
Kartoffelsorten findet man auch mal ein Stück Huhn.

Willkommen in der Realität der Einfacheit!

Heidi findet einen kleinen Laden, aber den muss man sich eher als
Wohnzimmer in einer Wellblechhütte mit Regalen und einigen
Konservendosen vorstellen. Alles im Halbdunkel liegend – nicht, um den Zustand der Waren zu verschleiern – es gibt schlicht kleinen Strom.
Jedenfalls tagsüber nicht. Abends gibt es wohl hier und da einen
kleinen Generator, aber wohl nur, wenn Gäste da sind 😉

Wir warten am Strand und sehen den Kindern und Jugendlichen beim
Fussball spielen zu. Der Fussballplatz hat richtig satt grünen Rasen und
liegt direkt am Strand. Dahinter die Schule. Alles nett und adrett.

Der Abend ist sehr schön, ich spreche kurz mit dem Bruder von Keith, der als Fischer seinen Lebensunterhalt verdient. Im offenen Motorboot (ein Aussenborder) geht er alleine bis zu 8 Seemeilen vor die Küste. Kein Funk, nur ein Hand-GPS ohne Kartendarstellung um den Rückweg zumindest im Prinzip zu finden.
Gefährlicher Job – so alleine auf offener See. Aber er liebt ihn, ganz
offensichtlich…ist das nicht toll?

Die Verständigung ist kein Problem. Jeder, wirklich jeder spricht gutes
Englisch, obwohl sie natürlich auch ihre eigene Sprache haben. Keith
bedauert ein wenig, das ANATOM viel seiner Traditionen verloren habe und man sei nun sehr bemüht, diese wieder zum Leben zu erwecken. Die Inseln weiter im Norden wären besser mit dieser wertvollen Vergangenheit umgegangen. ANATOM als südlichste Insel habe viel unter den Einfluss der Westler – insbesondere, wie der sagt, der Europäer gelitten – äh, ja, äh, stutz…wir sind ja auch als erstes hierher gekommen?

In absoluter Finsternis, mit Kopflampe bewaffnet zum Boot zurück – und da wartet dann wieder der in der Takelage heulende Wind auf uns. An Land voll vergessen!

Am heutigen Dienstag dann zusammen mit Per und Elisabeth von ODA mit dem Dingi nach MYSTERY ISLAND über gesetzt. Sehr feuchte Angelegenheit! Viel  Wasser im Boot, der Wind ist immer noch bei 25 Knoten.

In der Nähe taucht ein riesiger Kreuzfahrtdampfer auf – war angekündigt und ist wohl die Haupteinnahme-Quelle der ANATOM Bewohner:
Tagestouristen von Kreuzfahrern auf MYSTERY ISLAND bespassen. Der dreht zwei mal einen Vollkreis und dreht dann ganz ab…wohl zu windig und eine, für die Passagiere unangenehme Welle beim Ausschiffen?
Die Enttäuschung der Einheimischen ist zu spüren. Auf MYSTERY ISLAND wohnt niemand. Sie alle sind vom Mainland, wie sie ANATOM nennen, herüber gekommen um zu arbeiten…und Geld zu verdienen.

Keine Touristen, keine Arbeit, kein Geld.

MYSTERY ISLAND ist echt der Vollhammer!

Nach Osten hin eine unglaubliche Bucht mit allen Farbschattierungen von Türkis im Wasser, perfekt durch ein weit entfernt liegendes Riff
abgeschirmt. Jetzt können wir völlig nachvollziehen, wieso so ein
Kreuzfahrer diesen winzigen Punkt im Ozean anläuft um die Passagiere füreinen Tag an Land zu lassen…
…diese Kulisse bekommt an sonst wohl nirgends?

Wir machen uns schon wieder Gedanken über das weiter fahren – nächste Insel ist TANNA mit einem famosen, aktiven Vulkan. Gutes Timing ist aber wichtig für einen vollen Ausflugs-Erfolg: Ideal wäre ein Wolkenfreier Himmel, auch am Abend und vielleicht so 10 Knoten Wind aus Süden, damit man dort auch gut ankern kann.

Beides ist im Moment nicht in Sicht und so sind wir unentschlossen. Für
das Wochenende ist massiver Regen angesagt. Tropen im Mai…

Derweil bringen wir nebenbei mit kleinen täglichen Bootjobs den Dampfer auf wider auf Vordermann. Gestern wollten wir unsere neue
Wassermacher-Tankeinspeisungs-Anlage (WTA) ausprobieren. Funktioniert aber leider GAR NICHT. Und weil wir bei der Fehlersuche mal wieder alles
auseinander bauen mussten, haben wir bei der Gelegenheit feststellen
müssen, das der Wassermacher an den Membranen leckt. Ein kleines
bisschen, reicht aber um die Backskiste mit Seewasser einzusauen.
Also geschwind eine eMail an den Hersteller, der direkt antwortet und
wissen will, wohin er die Ersatzteile schicken soll…da sind wir doch
mal gespannt, ob die „demnächst“ tatsächlich in PORT VILA auf EFATE
ankommen. Denn vor dem AUSTRALIEN Schlag wollen wir das Problem gelöst haben.

Warum die WTA nicht funktioniert ist mir schleierhaft. Das müssen wir
jetzt irgendwie mit dem Elektriker in NEUSSELAND per eMail
ausdiskutieren. Hätte man sicher vor Ort testen müssen, aber dafür hätte man vor Ort den Wassermacher laufen lassen müssen und das war bei der Brühe, die die NEUSEELÄNDER „Wasser“ nennen, nicht möglich. Außerdem: Hätte, Hätte, Fahradkette.

Richtiges Internet haben wir noch nicht, daher nur ein Bild über die
immer noch sehr teure Satelliten-Verbindung…

…und die hat mich heute schon richtig genervt: Bestimmt 100 € mit
irgend so einem doofen Auto-Update, das ich nicht will, verbraten. Ich
setzte zwar den NETLIMITER ein, um ungewollte Verbindungen zu
unterdrücken, aber diesen „Verdeckten“ Updater kenne ich nicht. Baut
gnadenlos und ungefragt Verbindungen zu 95.101.0.* auf…dahinter
stecken wohl Server von AKAMAI. Alle installierten Programme sind auf „Auto-Update=aus“. Nur GOOGLE Chrome kennt dieses Feature nicht und einige behaupten, man müsse nur einen Schlüssel in der Registry anlegen…natürlich alles gemacht, aber ich befürchte mal, das GOOGLE den auch einfach mal ändert um zu erzwingen, das Updates immer herunter geladen und aktiviert werden. Schließlich gäbe es da ja einen Ruf zu verlieren…
…zurück zum Thema: Jetzt muss ich mich also mit NETLIMITER intensiver beschäftigen und die Spieß umdrehen: Alles verbieten und nur eMail und Wetterkommunikation erlauben.

Dabei wollte ich doch nur segeln ;-(

Peter.

 

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