Nachtrag: Überführung Makkum (NL) – Glückstadt (DE) 14-19 Juni 2012

Diesen Artikel schreibe ich mit ein wenig Abstand zum Törn. Die Überführung verlief anders als gedacht…von einer „Planung“ will ich gar nicht erst sprechen.

Am Mittwoch (13/06/2012) die Entscheidung in Makkum: Wir starten am nächsten Morgen (Donnerstag, 14/06/2012) – komme was wolle. Bei Hochwasser durch die Schleuse Kornwerderzand (trennt das Isjleemeer von von der Nordsee) aufs Wattenmeer und mindestens bis Terschelling. Und weil Hochwasser gegen 5:30 Uhr ist müssen wir also um 4:30 Uhr aufstehen (…wach werden), Kaffee kochen, den Dampfer klar machen und ins Abenteuer starten:

Das Fahrwasser auf dem Revier ist zwar breit, aber der Wind steht recht ungünstig. Also Motor. Kleiner Schock: Wir fahren (angeblich) über 0,80 Meter Wasser – das kann ja wohl nur Unterkante Kiel sein…

Terschelling dann planmäßig gegen Mittag:

…und auch die Entscheidung, weiter zu fahren. Vermutlich war der Wunsch endlich das Boot nach Hause zu bringen größer als die Überlegung, wie wir das eigentlich machen wollen. Dank Autopiloten also in Ruhe den Kurs auf Borkum abgesteckt und errechnet, das wir am späten Abend zwischen 21 und 22 Uhr da sein müssten. Nachdem wir das (endlose!) Terschelling Fahrwasser endlich hinter uns haben der Versuch zu segeln.

Zunächst aber leichte Irretation über die (für unsere Verhältnisse) hohe Dünung…na ja, muss wohl die Nordsee sein. Nachdem wir am frühen Nachmittag also endlich alle Segel draußen haben und mit 3-4 kn langsam vor uns hin fahren reift die Erkenntnis, das wir für die noch vor uns liegende Strecke ganz schön trödeln. Als der Wind dann noch mehr abflaut alle Segel weg und Jockel wieder an – Kurs Borkum.

Wie sollte es anders sein – gegen Abend haben wir wieder Wind und natürlich aus NE – ungünstig, ungünstig. Immerhin trocken! Nach passieren des Ems-Fahrwassers  am späten Abend dann fest im Kommunalhafen Borkum:

Merkwürdiger Hafen. Recht industriell…aber der Yachthafen Borkum soll laut Reeds-Almanach trocken fallen. Der Kommunale Hafen war früher ein Marinestützpunkt und man liegt längsseits an riesigen Schwimmpontons.

Später am Abend dann die Planung für den nächsten Schlag. Wir wollen direkt nach Cuxhafen – ganz schöne Strecke. Also wieder Tidenrechnen. Überlegung: Wir müssen so früh wie möglich mit dem ablaufenden Wasser die Ems runter, dann nach Ost-Nord-Ost und abends mit auflaufendem Wasser die Elbe hoch…

…am nächten (frühen! (06:30 Uhr)) Freitagmorgen (15/06/2012) ordentlich Wind im Hafen – irgendwas mit Nord-Ost…mal sehen wir hoch wir an den Wind kommen. Im Hafen das Groß gerfefft, nahezu hervorragend die Ems hinunter gebrettert und dann so früh wie möglich nach Norden über das Borkumriff gesegelt. Östlicher Kurs.

Aber was ist das? Trotz ordentlich Wind kommen wir an den Wind nicht ran und scheinen sowieso auf der Stelle zu stehen. Dazu Welle, Regen, teilweise schlechte Sicht und Schiffsverkehr.OK, die Höhe holen wir uns über den Schwenkkiel. Also raus mit dem Teil und nach Anleitung die manuelle Hydraulikpumpe in der Backskiste betätigen. Bring aber GAR NIX! Das kann doch nicht sein? Ist das Teil überhaupt draußen? Im Salon die Backskisten auseinander gebaut und nachgesehen: Nö – unsere Anleitung ist falsch. Nun also raus mit dem Teil und die Erkenntniss, das wir unseren Kurs unter Segeln nicht laufen können…aber wieso machen wir immer noch so wenig Fahrt?

Wie ein Blitz trifft es mich dann: Wir sind so früh´ raus, das das Wasser aus der Deutschen Bucht ja auch noch ablaufen muss. Wind fast gegenan, Strom noch 4 Stunden gegenan, ein Verkehrestrennungsgebiet das man nicht kreuzen darf und immer noch kalter Nieselregen.

Fünf Minuten überlegen (fluchen?) und dann die Entscheidung, unter Maschine wieder zurück nach Borkum zu gehen. So ein Mist! ;-(

Zum Kommunalhafen Borkum und zum Hafenmeister könnten wir noch eine kleine Geschichte erzählen – das lassen wir aber lieber. Nur so viel: Der Hafenmeister ist sehr, sehr pfiffig und dennoch recht humorvoll. Wir waren recht froh´ darüber! 😉

Der Frust über den Fehlversuch sitzt tief und das Wetter wird nicht besser. Also „Zwangshafentag“ in Borkum am Samstag, den 16/06/2012. Es schüttet wie aus Kübeln als wir mit dem Bus in die Stadt fahren..

Ein Telefonat mit unseren Segelfreunden Luise und Wolfgang bringt den weisen Rat: Nicht die Abfahrtszeit ist im Tidengewässer entscheidend, sondern die Ankunftszeit. Und von da ab dann rückwärts rechnen. Ich bin immer noch so schlecht gelaunt, das ich maximal nach Norderney will.

Zum Ende des ablaufenden Wassers dann am Sonntag (17/06/2012) um 13:00 Uhr los und mit achterlichem Wind die ganze Strecke nach Norderney gesegelt – endlich! – unglaublich! 😉

In Norderney kommen wir am Abend an und brauchen drei Anläufe um unseren Tampen um die mächtigen Holzpfähle zu bekommen. Aber alles gut – nur erschöpft.

Und wieder rechnen. Wenn wir am Montag nach Cuxhaven wollen müssen wir zum Ende des Hochwassers (ca. 13:00 Uhr) dort ankommen…rückwärts rechnen ergibt eine notwendige Abfahrtszeit von 03:00 Uhr am Montag, den 18. Juni 2012. Unsere erste Nachtfahrt, mit neuem Dampfer und Sandbänken vor Norderney. Vor lauter Gedanken eher schlecht geschlafen, um 2:30 Uhr Kaffee gekocht und los!

Spannend, aufregend, toller Sonnenaufgang, viele Fischer, klasse Stimmung!

Unser Radar hätte uns sicher auch die unbeleuchteten Tonnen angezeigt – wenn wir es denn eingeschaltet hätten…an die viele vorhandene Technik muss man sich erst mal gewöhnen 😉

Nur den falschen Wind. Oder sagen wir es mal so: Keine Zeit und Lust für Experimente und die Überzeugung, in Cuxhaven ankommen zu müssen.

Ab Tonne Elbe 1 viel Schiffsverkehr und ein aufziehendes Gewitter. Na prima. Wie schnell sich hier eine unangenehme Dünung aufbaut! Und wieso kommt uns so ein riesiger Saugbagger auf „unserer“ Fahrwasserseite im dichten Regen entgegen? Wir waren aber gewarnt: Dank AIS sahen wir den „Geisterfahrer“ vorher auf dem Plotter. Der verklappt wohl hier seinen Schlamm, den er bei Cuxhaven aus der Elbe holt. Das Gewitter verzieht sich und die letzte Stunde auf der Elbe ist fast gemütlich – nur kalt.

Kurz nachdem wir in Cuxhaven fest sind dreht der Wind auf Nord und das Wasser läuft dagegen. Man beachte freundlich die Bilder des grünen Dampfers der aus Hamburg kommend nach Cuxhaven will:

Am Dienstag (19/06/2012) dann die letzte (kurze) Etappe nach Glückstadt. Wir wollen dort in der Werft im Binnenhafen liegen und noch ein paar Ein- bzw. Umbauten sowie Reparaturen vornehmen lassen.

Geschafft.

Und irgendwie auf dem Boden der Tatsachen. Nix mit mal eben in 2 Tagen den Törn fahren. Nix mit Sommersegeln. Gefühlt war es nur kalt, nass und doof.

Großer Vorsatz: Der letzte echte Termin für unsere Reise ist der Tag des Aufbruchs: 14. Juli 2012 13:00 Uhr ab City Sportboothafen Hamburg. Danach bestimmen nur noch Wetter, Tide und Lust!!!

Peter.